Ein handlicher Ratgeber zum Erkennen von Nazis in Politik und Umwelt

In der heutigen Zeit, in der Nazis in schönem Anzug daherkommen – oder in Badehose, nachdem ihnen ihre anderen Sachen gestohlen worden – ist es manchmal etwas schwierig, zu erkennen, ob ein Politiker oder Mitmensch ein Nazi ist oder nicht. Die Wenigsten stellen sich ja in SS-Uniform hin und heben den rechten Arm. Manche geben auch irgendetwas von sich und halten es für normale Konversation, dabei ist es eigentlich braune Soße, die sich aus ihren Mündern ergießt. Insofern braucht man vielleicht etwas Unterstützung, um zwischen einer normalen Person, normalen Politikern und Nazis zu unterscheiden! Da möchte ich doch ein wenig helfen, vor allem wenn man sich selbst nicht ganz sicher ist, ob es nun schon einen braunen Rand hat oder nicht. Oder wem man bei Wahlen besser sein Kreuz gibt oder nicht. Bedienen sich Menschen bestimmter Phrasen und Wörter, liegt der Verdacht nahe, dass es sich um einen Nazi handeln könnte. Je mehr davon genutzt werden, umso mehr Nazi steckt drin!

  1. Nazis sind nicht gut auf Ausländer zu sprechen. Ja, ich weiß, überraschend! Wobei das im Grunde nur die Ausländer betrifft, die irgendwie anders aus sehen als »wir«. Das »Wir« in diesem Falle ist Otto-Normalarier, wie es der gute Deutsche sein sollte. Also möglichst helle Hautfarbe und hellere Haare als schwarz. Also so mittel- bis nordeuropäisch. Je weiter südlich es geht – da gibt’s ja schon wieder dunklere Haare und einen dunkleren Teint – umso problematischer wird es! Spanier, Italiener und Griechen? Da ist ja schon wieder Faulheit-Gefahr! Und vermeintliche Faulheit, auch wenn sie eingebildet ist, mag der Nazi gar nicht.
    Manche Nazis haben schon dazugelernt und nutzen nicht mehr Wörter wie »Untermensch« oder »Rasse«, aber manchmal rutscht ihnen so etwas noch etwas wie »Kümmelhändler« oder »Kameltreiber« raus. Die anderen üblichen Wörter, wie z.B. das N-Wort, möchte ich nicht zitieren.
    Auch sehr beliebt: Das Zusammenfassen von Gruppen und Rückschlüsse von Einzelnen auf alle anderen machen. Wenn also irgendwo eine ausländische Person straffällig geworden ist, dann sind es gleich »die Syrer« oder »die Iraker«, die besagte Straftat begangen haben, nicht etwa das Individuum. (An dieser Stelle sei gesagt, dass man Leute einer politischen Gesinnung durchaus zusammenfassen kann. Also »die Nazis« oder »die rechten Idioten« wäre eine durchaus adäquate Bezeichnung, »die irakischen Kamelficker« aber nicht! Ja, ich weiß, da muss man sich erst einmal dran gewöhnen!)
    Beliebte Phrasen: »Ich habe nichts gegen Ausländer, aber …«, »die« (wobei »die« für alle »Andersartigen« steht), »Asylantenpack«, »kriminelle Ausländer«, »Multikulti« (oder – in manchen Bundesländern »Mutlikulti«), »Masseneinwanderung«, »Ethnopluralismus«, »Asyltourismus«, »Migrantenmob«
  2. Nazis sprechen gerne vom »Volk«. So wie: »Wir sind das Volk!«. Aber dabei muss man genau aufpassen! Meistens sprechen sie nämlich dabei nicht von der Bevölkerung, sondern von dem, was sie sonst als »Rasse« bezeichnen würden, wobei Otto-Normalarier natürlich die beste »Rasse« wäre. Wenn viele Leute aus anderen Ländern irgendwohin kommen, wird manchmal von »Umvolkung« gesprochen, weil die Nazis so eine Art Verschwörungstheorie im Kopf haben, nach der irgendwer die Bevölkerung durch Leute aus anderen Ländern ersetzt. Vermutlich die Juden. Siehe Punkt 3!
    Wichtige weitere Wörter und Phrasen in dem Zusammenhang: »Volksverdummung«, »Volksgemeinschaft«, »Heimat«, »Armes Deutschland«, »Volksverderber«, »Volksverräter«, »multikulturalisiert«, »Unsere Lebensart«, »Das Land unserer Väter«, »Volkskörper«, »Das ist unsere Stadt!«
  3. Nazis mögen andere Religionen nicht so. Wogegen im Grunde nichts einzuwenden wäre, da alle Religionen eher problematisch sind. Aber Nazis greifen die Personen einer Religionsgruppe an und unterstellen ihnen in der Regel mangelnde Hygiene, böse Absichten, Dummheit und was auch immer man sich noch an negativen Dingen ausdenken kann. Früher waren sie noch hauptsächlich gegen Juden, aber da sie ja dafür gesorgt haben, dass es heute nicht mehr so viele davon gibt, haben sie sich nun andere Leute ausgesucht. Meistens Muslime. Da gibt es auch so schöne Überschneidungen mit den Ausländern, da passt das schon.
    Ein weiterer Hinweis auf einen potentiellen Nazi besteht, wenn die Religion quasi als Schimpfwort benutzt wird. Nazis sind außerdem Heuchler. Sie tun so, als wären sie unglaublich christlich, weigern sich dann aber, nach christlichen Werten zu leben, was sich zum Beispiel darin äußert, dass sie ihren Nächsten – also anderen Menschen – lieber nicht helfen und z.B. fordern, dass Leute lieber im Mittelmeer ersaufen statt gerettet werden sollen.
    Typische Phrasen: »Der Islam gehört nicht zu Deutschland«, »Minirock statt Minarett«, »Maria statt Scharia«, »Islamisierung«
  4. Nazis sind sehr in der Vergangenheit verankert. Sie benutzen Worte und Phrasen von damals. Wenn also irgendwer von der »tausendjährigen Vergangenheit« spricht oder sich auf »tausend Jahre Deutschland« bezieht, stellt er damit einen Zusammenhang zum »tausendjährigen Reich« her, mit dem das Nazi-Reich betitelt wurde.
    Andere Phrasen: »Früher hätte es sowas nicht gegeben«, »Früher war alles besser«, »erfolgreiche deutsche Geschichte«
  5. Nazis finden Frauen und Familien toll. Zumindest solange sie nicht aus dem Ausland und nicht gleichgeschlechtlich sind. Homo-Ehe? Um Himmels Willen! Adoptionsrecht für Homosexuelle? Mein Gott, nachher wird das Kind auch noch schwul! Mitunter mag es den verirrten Schwulen oder die verirrte Lesbe in den Parteien geben, aber die machen dann den Eindruck eher als Alibi zu existieren. Wirklich toll sind nur die »echten« Frauen, die sie am liebsten daheim hinterm Herd sehen würden. Und mit möglichst vielen Kindern. Ohnehin sollte sich die Frau daheim – das klingt ja schon fast wie Heimat – ordentlich entfalten können. Aber selbstbestimmend sollte eine Frau nicht unbedingt sein. Abtreibung? Näh. Arbeiten gehen? Na ja, wenn es sein muss. Insofern möchte der Nazi gerne Frauen schützen. Auch vor deren eigenem Willen. Insofern wird auch schon mal mit Abbau von Sozialleistungen gedroht, wenn Frauen nicht ordentlich schwanger werden.
    Gerne wird auch der »Frauenschutz« vorgeschoben, um gegen Ausländer und andere Religionen zu wettern. Ach ja, und den Kindern muss man natürlich ordentliches Benimm beibringen. Nicht auszudenken, wenn da der Seitenscheitel nicht richtig sitzt.
    Stichworte: »aktivierende Familienpolitik«, »Gleichstellungstotalitarismus«, »Homosexualität ist gegen die Natur«, »In der Bibel steht …«, »Eine Gefahr für die traditionelle Ehe und Familie«, »Kuschelpädagogik«
  6. Nazis wollen Sicherheit. So viel Sicherheit wie es nur geht. Auch wenn dadurch die persönliche Freiheit eingeschränkt wird. Mehr Grenzkontrollen, denn die kriminellen, kranken, faulen, Arbeitsplätze klauenden Ausländer könnten ja kommen. Möglichst überall Kameras, damit auch ja jeder beobachtet werden kann. Man muss das Volk und die Heimat doch beschützen. Auch vor sich selbst. Deswegen sollten gerade Ausländer, Migranten und Asylsuchende auch in Lager. Zur Sicherheit des Volks. Außerdem kann man »die« da viel besser mit Molotow-Cocktails bewerfen, wenn die irgendwo eng zusammengepfercht sind. Da erwischt man dann auch viel mehr.
    Zur Sicherheit wird natürlich auch oft ein Ausbau des Militärs gefordert.
    Andererseits sind ja Polizisten Volksverräter, also kann man denen auch nicht wirklich trauen. Insofern wird auch gerne mal das Gesetz in die eigene Hand genommen. »Die Iraker« oder »die Syrer« haben was angestellt? Na, da wird gerne mal dem ein oder anderen mit bräunlicher Hautfarbe eine übergezogen. Könnte ja sein, dass der sowas auch macht. Und wenn nicht, na ja, dann weiß er jetzt, dass er über so etwas gar nicht nachdenken braucht! Auch wenn es ihm ansonsten nie in den Sinn gekommen wäre. Sicher ist sicher.
    Typische Phrasen: »Grenzen sichern«, »Asyl braucht Grenzen«, »Innere Sicherheit wieder herstellen«, »Wir schützen unser Land«, »Heimatschutz«
  7. Nazis stehen auf Kriegsfuß mit den Medien. Besonders mit Medien, die sich erdreisten, ihnen zu widersprechen. Denn Nazis finden nicht, dass objektiv berichtet werden sollte. Es sollte vielmehr so berichtet werden, dass möglichst ihr Standpunkt vertreten wird, auch wenn der von der Faktenlage her völlig falsch liegt. Das Objektivität der Grundstein des Journalismus ist … na ja, geschenkt. Denn hier wird gerne von den Nazis auf andere geschlossen: Nur weil Nazis sich die Welt so hinreden, wie sie sich sie ausdenken, nehmen sie an, dass es auch alle anderen tun.
    Phrasen und Wörter in dem Zusammenhang: »Fake News«, »Alternative Fakten«, »Lügenpresse«, »Realitätenerzeuger«, »Pressehuren«, »Propagandaministerium«
  8. Nazis finden Arbeitslose doof. Ihrer Meinung nach kann jeder Arbeit finden, egal ob er/sie dazu geeignet ist oder nicht. Insofern wollen sie auch gerne jegliche Hilfen für Arbeitslose kürzen oder abschaffen. Oder, noch besser, sie zur Zwangsarbeit zwingen.
    Beliebte Phrasen und Wörter: »Sozialschmarotzer«, »Bürgerarbeit«
  9. Nazis sehen sich oft als Opfer. Aus diesem Grund schieben sie gerne anderen die Schuld zu. Besonders gern natürlich Leute, die irgendwie den bereits erwähnten »Volksgruppen« angehören. Wenn also Politiker irgendwo stehen und großspurig einem Teil der Bevölkerung, Ausländern oder irgendeiner Verschwörung für irgendwas die Schuld geben, ist das ein guter Hinweis darauf, dass sie auf Nazi-Denke zurückgreifen. Es wird auch gern mal in Talkrunden aufgestanden und weggegangen, weil das so größeren Eindruck macht, als wenn man sitzen geblieben wäre. Natürlich geht das Hand in Hand mit dem Hass auf die Medien.
    Typische Phrasen: »die da oben«, »Weltverschwörung«, »Meinungsdiktatur«, »linksversifft«, »Homolobby«, »Man wird ja wohl noch sagen dürfen …«
  10. Nazis sprechen gerne von Gewalt. Kriminelle Ausländer müssen da schon mal mit Gewalt abgeschoben werden. Oder mit Gewalt daran gehindert werden, die Grenze zu übertreten. Mitunter wird davon gesprochen, dass es gut ist »Gewehre und eine Munitionskiste in der Garage« zu haben. Wenn man so will, kann man auch »entsorgen« dazuzählen, da damit sowohl die Abschiebung eines Asylsuchenden als auch anderweitige Lösungen bezeichnet werden könnten. Generell ist die Sprache mit Wörtern durchsetzt, die Gewalt nahelegen, wie z.B. »dann können wir endlich zuschlagen«, was sich in dem Zusammenhang nicht unbedingt auf eine gewaltsame Handlung beziehen muss, aber rhetorisch die Assoziation hervorruft.
    Beliebte Phrasen: »den Hals umdrehen«, »Schießbefehl«, »zur Rechenschaft ziehen«, »Grube ausheben und rein«, »bis zur letzten Patrone«

Abschließend bleibt zu sagen, dass jemand, der in der Form »Ich bin ja kein Nazi, aber …« argumentieren muss, vermutlich gleich etwas von sich gibt, was ein Nazi sagen würde. Muss nicht unbedingt etwas Nazihaftes sein. Es könnte auch sein, dass der Satz »Ich bin ja kein Nazi, aber grün ist eine schöne Farbe« lautet. Man sollte aber genau hinhören.

Ach ja, falls man ein besorgter Bürger ist, der aus irgendeinem Grund die Vermutung hat, dass die bösen, bösen Ausländer hier alles kaputt machen, weil einem das andere Leute sagen: Wenn die Typen dann den rechten Arm zum Nazi-Gruß erheben … ist das ein guter Hinweis darauf, dass die Typen vielleicht Nazis sind und Scheiße erzählen. Denn das ist so ihr Ding: Nazis erzählen Scheiße. Braune Scheiße. Und wer will die schon in seiner Nähe haben?

Zum Abschluß noch ein paar handliche Regeln, an die man sich vielleicht halten könnte:

  1. Gewalt gegen andere Menschen – egal welche Menschen – ist nicht Ordnung, es sei denn man wird gerade selber physisch angegriffen.
  2. Nachdenken bevor man handelt. Vielleicht gibt es ja Leute, die für bestimmte Dinge besser ausgebildet sind und sich darum kümmern sollten, wie z.B. die Polizei, die besser geeignet ist, einen Mord aufzuklären, als man selbst.
  3. Wenn man wegen irgendwas rumbrüllen muss, dann hoffentlich nur, um jemanden davon abzuhalten sich potentiell schwer zu verletzten. Oder weil man selbst schwer verletzt ist. Physikalisch. Ansonsten kann man sich das vermutlich sparen.
  4. Jemanden oder etwas zu hassen, ist kein natürlicher Zustand. Man muss nicht jeden lieben oder gar mögen, aber Hass kostet einfach nur Energie und macht einen selber fertig. Warum sich also mit so etwas abgeben?
  5. Einfach mal kein Arschloch sein. Kurz darüber nachdenken: »Ist das, was ich tun will, irgendwas, was anderen Leuten psychischen oder physischen Schaden beschert?« Ist die Antwort ja, ist die Chance groß, dass man ein Arschloch ist.

Wähle kein Arschloch. Unterstütze kein Arschloch. Sei kein Arschloch.

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