Für alle, die sich wundern, weshalb sie heute Morgen von ihrem Chef angeschrien wurden oder warum sie einfach nicht in die Gänge kommen: Gestern war Zeitumstellung.
Zeit mal einen Blick auf die Historie zu werfen, um herauszufinden, warum und wieso das eigentlich überhaupt gemacht wird, immerhin scheinen die meisten Leute davon ja genervt zu sein.
1784 schrieb Benjamin Franklin einen Brief an die französische Zeitung Journal de Paris, in dem er sich darüber beschwerte, dass der Kerzenverbrauch während der kalten Jahreszeit zu hoch wäre. Er schlug eine Zeitumstellung vor, damit die Leute mehr Zeit während des Tageslichts verbringen würden. Die Idee nimmt allerdings keiner richtig ernst, weil Franklin irgendwie ein kleiner Schlawiner war, der öfter mal merkwürdige Scherze machte. Er hat es fast mal geschafft, ganz England und Frankreich gegeneinander aufzubringen, nur weil er aus Langeweile ein Gerücht in die Welt gesetzt hatte, aber das gehört nicht hierher. Jedenfalls war es eigentlich ein Wunder, dass er Diplomat war.
1907 hat dann ein britischer Geschäftsmann tatsächlich für eine Einführung der Sommerzeit geworben. Der Grund war simpel: Er hoffte, dass er damit Geld sparen könnte. Auch bei seiner Idee ging es um die Kosten für Beleuchtung. Allerdings hatte er einen komplizierten Plan vorgesehen, bei denen die Uhren nicht eine Stunde, sondern an mehreren aufeinanderfolgenden Sonntagen um jeweils 20 Minuten vorgestellt werden sollten. Man zeigte ihm einen Vogel und hoffte, das wäre es gewesen.
Bis 1893 herrschte in Deutschland absolutes Zeitchaos. Man konnte sich innerhalb des Reiches schon nicht auf eine Zeit einigen. So gab es z.B. Zeitunterscheide zwischen Berlin und München. Aber dann wurde die Mitteleuropäische Zeit eingeführt und alles war gut, bis irgendwer 1916 die Idee aus England aufgriff und dachte: »Ey, Energiesparen ist gerade in Zeiten des Krieges keine so doofe Sache.«
Ob das wirklich Energie gespart hat, sei mal dahingestellt, trotzdem dachten die Kriegsgegner England und Frankreich: »Wat die können, können wir auch!«, und führten ebenfalls die Sommerzeit ein. Während Deutschland aber nach dem Krieg dachte »Boah, wat’n Mist«, hielten England und Frankreich an der Sommerzeit fest.
Im Zweiten Weltkrieg kam irgendwer in Deutschland erneut auf die Idee die Sommerzeit einzuführen. Ebenfalls aus ökonomischen Gründen. Mehr Tageslicht = mehr Zeit, um irgendwelche Waffen herzustellen.
Nach dem Krieg sagten die westlichen Besatzungsmächte: »Leute, ihr habt jetzt Sommerzeit!«, und die Westdeutschen sagten nur »Okay.«
In der sowjetischen Besatzungszone, sprich Ostdeutschland, führte man die Moskauer Zeit ein, d.h. man war dem Westen um zwei Stunden voraus. Und die Ostdeutschen sagten nur: »Alter, wat?«
Aber der Westen konnte natürlich nicht zurückstehen. »Wartet mal, wir setzen noch einen drauf!«, sagten sie zwischen 1947 und 1949 und führten die Hochsommerzeit zwischen Mai und Juni ein, in der die Uhren noch eine Stunde vorgestellt wurden.
Nachdem bis 1949 keiner mehr richtig ein Auge zugetan hatte, sagte man sich schließlich »Boah, dat geht gar nich« und hörte mit der ganzen Zeitumstellerei auf. Außerdem einigte man sich mal auf eine Zeit, die in ganz Deutschland galt. Der Rest von Europa schaute allerdings auf die Deutschen und schüttelte den Kopf: »Wat macht ihr denn? Wir haben alle Sommerzeit.«
»Ach, macht doch wat ihr wollt«, gab Deutschland zurück.
1973 gab es dann die Ölkrise, weswegen über eine Einführung der Sommerzeit wieder gesprochen wurde. Immerhin war der wesentliche Grund für die Zeitumstellerei immer noch der, Energie zu sparen. Aber die Bundesrepublik wollte irgendwie nicht richtig. Auch nachdem die restlichen Staaten in der Europäischen Gemeinschaft eine einheitliche Umstellung einführen wollten, lehnte Westdeutschland ab.
»Nee, ick weiß nicht«, sagte Westdeutschland. »Wenn wa dit machen, teilen wir Deutschland ja nur noch mehr, weißte.«
Was macht also die DDR 1979? Sie kündigt an ab April 1980 die Sommerzeit einzuführen.
Und Westdeutschland plusterte sich auf: »Ihr kleinen $%/«#&%§/! …« Dann wurden wohl Stinkefinger gezeigt und man beschloss dann ebenfalls die Sommerzeit einzuführen. Was die Bundesbahn scheiße fand, denn die hatten schon die entsprechenden Fahrpläne gedruckt.
Ein Jahr später hatte man in der DDR wohl mal nachgerechnet und kam zu dem Schluss, dass die ganze Sache mit der Energiesparerei vorne und hinten nicht hinhaute. Also wollte man die Zeitumstellung wieder abschaffen.
Westdeutschland reagierte ungehalten: »Ihr kleinen $%/«#&%§/! …« Vermutlich wurden ebenfalls Stinkefinger gezeigt. Diesmal wollte man aber nicht beigeben. Aus Trotz sagte man, dass man bei der Sommerzeit bleibe. Und die DDR erwiderte freundlich lächelnd: »Okay, okay, dann machen wir das auch. Außerdem behalten unsere russischen Freunde auch die Sommerzeit, also …«
»Ich will nichts weiter hören«, sagte Westdeutschland und damit war die Sache durch.
Wenn man so will, haben wir also die Sommerzeit, weil die DDR das so wollte und die Bundesrepublik einen Bock hatte. Die Wessis können also den Ossis die Schuld geben und umgekehrt. Deutschland einig Vaterland!
Und ganz generell gesprochen hat überhaupt Deutschland Schuld an der Sommerzeit. Aber das sollten wir vielleicht nicht so laut sagen …