Sebastian Niedlich

Jahresrückblick 2024

Und wieder ist ein Jahr vorbei. Und was für ein Jahr es war! 2024 … da denkt man an Zukunft, fliegende Autos und tolle Technologien … was wir stattdessen bekamen, war … nun ja, dies:

01. Januar – Äthiopien gibt eine Vereinbarung mit Somaliland bekannt, welche es Äthiopien erlaubt, den Hafen von Berbera zu nutzen. Im Gegenzug will man die Eigenständigkeit von Somaliland anerkennen. Was Somalia natürlich absolut tuffig und super findet und was in Zukunft sicher nicht zu irgendwelchen Problemen führen wird.

04. Januar – Im Rahmen der Bauernproteste gegen Subventionsabbau, versammeln sich etwa 100 Bauern und weitere Protestierer im Hafen von Schlüttsiel in Nordfriesland, um den Wirtschaftsminister Robert Habeck samt Ehefrau davon abzuhalten, eine Fähre nach einem privaten Tagesausflug zu verlassen. Die Reisepläne wurden bekannt, nachdem eine AfD-Kandidatin im Gespräch mit Habeck davon erfahren hatte und über ihren Lebensgefährten, der seine Fahrzeuge mit rechtsradikalen Fahnen und Symbolen schmückt, in den sozialen Medien hatte verbreiten lassen. Als auf ein Gesprächsangebot des Bundesministers nicht eingegangen wird, muss die Fähre wieder ablegen und ein wenig Demokratie in Deutschland blieb bei der Aktion auch auf der Strecke.

14. Januar – Königin Margrethe II. von Dänemark sagt zu ihrem Sohn Frederik X. »Nee, mach du die Scheiße mal lieber!« und dankt ab.

16. Januar – Der Iran schießt mit Raketen und Drohnen auf Stellungen in Pakistan. Als Pakistan fragt »Alter, wat?«, sagt der Iran nur: »Wir wollten ja nur ein paar Militante erlegen.«

18. Januar – Pakistan beschießt Stellungen im Iran mit der Luftwaffe. Als Iran sagt »Ey!«, antwortet Pakistan: »Wat’n? Wir können das auch.«

26. Januar – Der Internationale Gerichtshof sagt zu Israel: »Also wäre schon schön, wenn ihr vielleicht irgendwie verhindern könntet, dass da in Gaza ein Genozid passiert. Also, nur wenn es euch passt, natürlich. War ja nur eine Frage…«

14. Februar – Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder wettert beim politischen Aschermittwoch mal wieder gegen die Grünen. Außerdem fordert er die Abschaffung der Bundesländer Saarland und Bremen. Manche Leute fragen sich, ob Söder vielleicht ein Alkoholproblem hat.

16. Februar – Die russische Gefängnisverwaltung meldet den Tod des oppositionellen Alexei Nawalny. Der russische Geheimdienst hatte schon zuvor Giftanschläge auf ihn verübt, aber diesmal hat wirklich gar keiner aus Putins Dunstkreis irgendwas mit dem Tod zu tun. Echt nicht! Wirklich wahr!

28. Februar – Bei einer Podiumsdiskussion auf der Internationalen Handwerksmesse in München treffen Robert Habeck und Markus Söder aufeinander. Der bayerische Ministerpräsident Söder ist offenbar schlecht vorbereitet und erzählt ein paar Unwahrheiten, die Vizekanzler und Wirtschaftsminister Habeck dann richtigstellt. Söder scheint daraufhin etwas düpiert zu sein und verbringt danach offenbar 90% seiner Zeit damit, nur noch gegen die Grünen und speziell Herrn Habeck zu sticheln.

29. Februar – Israelische Truppen ballern munter auf palästinensische Zivilisten. Kann ja mal vorkommen. Muss man nicht so eng sehen.

03. März – Im Zuge der Bauernproteste im Land kippen einige Bauern unangemeldet Gülle und Mist auf die Fahrbahn der B5 bei Wustermark. Da die Stelle nicht gesichert ist, fahren mehrere Fahrzeuge in die Hinterlassenschaften, wobei fünf Personen verletzt werden. Und aus irgendeinem Grund scheint die Allgemeinheit weniger Probleme damit zu haben, als mit den Protesten der letzten Generation, bei denen einfach nur Leute auf der Straße sitzen.

07. März – Schweden tritt als letztes nordisches Land der NATO bei. Soweit zur strategischen Meisterleistung von Putin, zu verhindern, dass weitere Länder der NATO beitreten.

17. März – Nach zwei Tagen Wahlen in Russland wird Vladimir Putin als russischer Präsident wiedergewählt. Kam selbst für ihn total überraschend! Damit hatte selber er nicht gerechnet! Eigentlich wollte er sich ja zur Ruhe setzen und Schnecken züchten, aber was soll er machen. Muss er halt wieder ran…

22. März – Eine japanische Studie wird veröffentlicht, die beweist, dass nicht nur sportliche Tätigkeiten dem Wohlbefinden guttun, sondern auch das Schauen von Sport. Dummerweise bringt das einen gewissen Schriftsteller trotzdem nicht dazu, mehr Sport zu schauen.

26. März – Das Containerschiff »Dali« hat Probleme mit der Stromversorgung, weswegen es vom Kurs abkommt und in Baltimore in die Francis Scott Key Bridge donnert. Die Brücke sagt »Ächz!« und stürzt daraufhin komplett in sich zusammen. Der Hafen von Baltimore, einer der wichtigsten Handelsplätze der USA, ist daraufhin komplett abgeschnitten. Der Schaden an Brücke und Wirtschaft wird auf zwei bis vier Milliarden Dollar geschätzt, was vermutlich dazu führt, dass Mitarbeiter einiger Versicherungen weiße Haare kriegen.

01. April – Israel ballert auf die iranische Botschaft in Damaskus, weil es noch nicht genug Probleme zwischen Iran und Israel gibt. 16 Leute kommen ums Leben, darunter Muhammad Reza Zahedi, ein iranischer General. Israel verstößt mit dem Anschlag natürlich gegen das »Wiener Übereinkommen über diplomatische Beziehungen«, kurz WÜD, welches regelt, dass man so’n Mist nicht mit Auslandsvertretungen macht, aber ist nicht so, als würde sich da alle Unterzeichner immer dran halten.

05. April – Die ecuadorianische Polzei stürmt die mexikanische Botschaft in Quito, um den dorthin geflüchteten Ex-Vize-Präsidenten von Ecuador, Jorge Glas, festzunehmen, dem von Mexiko politisches Asyl gebilligt wurde. Auch diese Aktion verstößt gegen das WÜD, weswegen Mexiko auch etwas ungehalten darüber mit Ecuador ist und die diplomatischen Beziehungen abbricht.

10. April – Der TikTok-Account Screenshot HQ teilt ein Video, in dem Frauen gefragt werden, ob sie im Wald lieber einem Bären oder einem Mann begegnen wollen würden. Die meisten Frauen antworten »Bär«, was bei einigen Männern, die offenbar nicht begriffen haben, warum die Frauen »Bär« wählen, dazu führt, Äußerungen zu machen, die genau der Grund sind, warum Frauen lieber »Bär« wählen.

13. April – Der Iran beschießt Israel mit Raketen, denn natürlich machen die das, denn Israel hatte ja erst ein paar Tage zuvor die iranische Botschaft in Damaskus plattgemacht.

19. April – Israel beschießt den Iran, denn der hatte Israel ja vorher angegriffen, weil Israel den Iran angegriffen hatte. Verrückt, wie die Natur das macht.

30. April – Die G7-Staaten einigen sich darauf, bis 2035 aus der Kohleverstromung auszusteigen. Dann lachen alle mal kurz ganz laut, lösen ihre hinter dem Rücken gekreuzten Finger und gehen im Anschluss lecker Mittagessen.

11. Mai – Der 68. Eurovision Song Contest endet in Malmö und es versteht immer noch keiner, warum es das gibt.

20. Mai – Der Chefankläger des Internationalen Gerichtshofs, Karim Khan, beantragt Haftbefehle gegen Israels Premierminister Benjamin Netanyahu und Yoav Gallant, den damaligen Verteidigungsminister Israels, wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Israel habe der Zivilbevölkerung in allen Teilen des Gazastreifens absichtlich und systematisch die Dinge genommen, die für das Überleben unentbehrlich sind – beispielsweise durch Unterbrechung von Wasser- und Stromleitungen und Behinderung humanitärer Hilfe. Dem Antrag wird später entsprochen und die Haftbefehle erlassen. Nur scheint das Israel nicht zu kümmern, denn die machen weiter wie bisher.

30. Mai – Der ehemalige US-Präsident Donald Trump wird im Strafverfahren wegen des Vorwurfs der Verfälschungen von Geschäftsunterlagen im Zusammenhang mit Schweigegeldzahlungen an die ehemalige Pornodarstellerin Stormy Daniels in New York in 34 Fällen schuldig gesprochen. Eigentlich müsste das zu irgendwelchen Konsequenzen führen, aber vermeintlich reiche, weiße Männer brauchen wohl in den USA nichts zu befürchten, deswegen kann Donald Trump weiterhin bei der Präsidentschaftswahl antreten. Als Vorbestrafter darf er selbst zwar nicht wählen, aber gewählt werden darf er wohl offensichtlich doch. Das Wahlsystem in den USA ist schon knorke.

31. Mai-03. Juni – Nach kräftigen Dauerregen kommt es in weiten Teilen Bayerns und Baden-Württembergs zu Jahrhunderthochwassern, also Hochwassern, wie sie statistisch gesehen nur einmal alle 100 Jahre vorkommen sollten. In Bayern ist die Lage besonders interessant, weil dort eigentlich Flutpolder geschaffen werden sollten, die aber nach der Wahl 2018 als überflüssig gestrichen wurden. Söder sagt, dass damit ja keiner rechnen konnte, obwohl Klimaforscherinnen und -forscher seit Jahren davor warnen. Aber gegen die Grünen und Wirtschaftsminister Habeck poltern kann er da ausnahmsweise nicht, denn er will ja finanzielle Hilfen für sein Land vom Bund haben.

05. Juni – Der erste bemannte Flug des von Boeing gebauten Raumschiffs CST-100 Starliner findet statt. Ursprünglich war der Start für 2017 geplant, aber wegen Problemen wurde er mehrfach verschoben. Das Raumschiff bringt die zwei Astronauten auch zur ISS, allerdings gab es während es Fluges weitere Probleme, welche dazu führen, dass die Astronauten, die ursprünglich nur acht Tage auf der ISS verweilen sollten, nun im Februar oder März 2025 zur Erde zurückkehren sollten. Aus acht Tagen wurden also acht Monate. Das Raumschiff selbst kehrt aus Sicherheitsgründen ohne Crew von alleine am 06. September zur Erde zurück. Da haben sich die Partner der Astronauten das Weihnachten auch anders vorgestellt …

06.-09. Juni – Die Wahlen zum europäischen Parlament finden statt. Völlig unüberraschend haben die rechten Parteien mehr Zugewinne, trotz vieler Skandale, die z.B. gerade AfD-Politiker betreffen, weil diese u.a. Geld von Russland angenommen hatten, um russische Propaganda zu verbreiten, oder deren Mitarbeiter für den chinesischen Geheimdienst arbeiteten. Aber das ist vielen Wählern wurscht, denn »denen da oben« muss ja mal eins ausgewischt werden, auch wenn es für sie selbst dann schlechter wird. Seufz.

14.-19. Juni – Wenigstens 1301 Personen sterben während der Haddsch in und um Mekka, wegen der außergewöhnlichen Hitze von z.T. über 50°C. Viele davon waren über nicht offizielle Wege zur Haddsch gekommen und fanden keine Möglichkeit, in gekühlten Räumen zu pausieren. Augenzeugen berichten, dass die Ambulanzen z.T. nicht wussten, in welche Richtung sie zuerst fahren sollten, weil so viele Leute am Wegesrand zusammengebrochen waren. Saudi-Arabien kommentiert sinngemäß: »Habt euch nicht so, hohe Opferzahlen während einer Haddsch sind doch normal.«

24. Juni – Durch einen Deal mit dem US-Justizministerium bekennt sich Wikileaks-Gründer Julian Assange der Veröffentlichung von Militärgeheimnissen für schuldig und wird wegen bereits verbüßter Haftstrafe sofort freigelassen. Assange hatte seit 2012 politisches Asyl in der ecuadorianischen Botschaft in London ersucht und war zwischen 2019 und 2024 in einem Hochsicherheitsgefängnis in Großbritannien untergebracht, welches wegen der Haftbedingungen dort oftmals als »britische Version von Guantanamo Bay« bezeichnet wird. Zwischendurch musste er sich noch eines erfundenen Vergewaltigungsvorwurfs erwehren und Schmähungen von vielen US-Politikern und Berühmtheiten über sich ergehen lassen, die ihn am liebsten hingerichtet oder mittels Drohne in die Luft gesprengt hätten.
Tja, so ist das halt, wenn man als Journalist Kriegsverbrechen offenlegt.

01. Juli – Hurrikan Beryl wird zum Hurrikan der Kategorie 5 hochgestuft. Er wird damit zum frühesten Kategorie-5-Hurrikan seit Beginn der Aufzeichnungen. Und einige Leute tun so, als wäre das normal. »Gab doch früher auch schon Stürme« … ja, aber nicht so stark und nicht so früh. Mehrere Studien heben die verstärkende Rolle des menschengemachten Klimawandels bei den Wirbelstürmen der Saison 2024 hervor. In Bayern wettert vermutlich Markus Söder gegen Robert Habeck deswegen.

04. Juli – Keir Starmer wird bei den britischen Wahlen zum Premierminister gewählt, obwohl kaum einer der Wähler richtig sagen kann, wofür Starmer eigentlich steht. Vielmehr geht es darum, dass die konservative Partei abgewählt werden soll, weil das Land nach David Cameron, Theresa May, Boris Johnson, Liz Truss und Rishi Sunak genug konservative Trottel ertragen musste.

10. Juli – Im Khao Kheow Open Zoo in Thailand wird das diesjährige virale Zoobaby geboren, ein Zwergflusspferd namens Moo Deng. Das Internet freut sich, dass es endlich mal wieder was Positives in der Welt gibt, und der Zoo freut sich, dass mit dem Merchandise etwas Geld reinkommt.
Übrigens heißt »Moo Deng« übersetzt »hüpfendes Schwein«, was aber im Grunde eine Bezeichnung für Fleischbällchen ist. Moo Deng steht damit in einer guten Tradition von Flusspferdnamen, wie sie z.B. auch in Berlin vergeben wurden. Dort hießen Flusspferde schon »Schrippe« oder »Bulette«.

13. Juli – Während einer Wahlkampfveranstaltung wird auf den US-Präsidentschaftskandidaten Donald Trump geschossen, der dabei leicht verletzt wird. Und die meisten denken, was sich die wenigsten zu sagen trauen: Hätte der verdammte Schütze nicht treffen können?

21. Juli – US-Präsident Joe Biden sagt: »Wisst ihr was? Ich bin zu alt für den Scheiß! Auf noch eine Amtsperiode habe ich keinen Bock. So, da habt ihr’s!« Dann legt er sich fürs Mittagsschläfchen hin.

26. Juli-11. August – Die Olympischen Sommerspiele 2024 in Paris werden ausgetragen und natürlich gibt es jede Menge Kontroversen im Umfeld. Während der Eröffnungszeremonie wird u.a. ein Bild durch Drag Queens nachgestellt, welches konservative Christen weltweit als Verunglimpfung des letzten Abendmahls interpretieren. Abgesehen davon, dass Leonardo Da Vincis Bild schon öfter für Parodien herhalten musste, basiert die Sequenz der Zeremonie gar nicht darauf. Aber erstmal aufregen …
Während des Einlaufs der Nationen wird Südkorea versehentlich mit der offiziellen Länderbezeichnung Nordkoreas präsentiert, was zu amüsanten diplomatischen Verwicklungen führt.
Im Vorfeld der Olympiade wird ein russischer Spion festgenommen, der die Spiele destabilisieren wollte. Vermutlich hat man in Russland noch nicht ganz verwunden, dass man nicht als Land teilnehmen darf, höchstens die Athleten als neutrale Personen.
Nach ihrem Gewinn über die Italienerin Angela Carini, wird der algerischen Boxerin Imane Khelif von ihrer Gegnerin vorgeworfen, eine Transperson zu sein. Ihre nächste Gegnerin, die Ungarin Luca Hámori, beschreibt ihre Teilnahme als unfair. Daraufhin kommt es im Internet zu einer riesigen Welle an Hasskommentaren gegen Khelif, die sich u.a. auf eine Disqualifikation Khelifs durch die IBA (International Boxing Assiciation) stützen, die ein Jahr zuvor unter fadenscheinigen Gründen stattgefunden hatte. Der Putin-nahe IBA-Chef Kremlew hatte einfach behauptet, das Khelif XY-Chromosome hätte, ohne jemals dafür Beweise zu liefern. Vermutlich half es nicht, dass Khelif kurz vor der Aussage die bisher ungeschlagene russische Boxerin Azalia Amineva vermöbelt hatte.
Kommt einem fast so vor, als wollten die Russen da irgendwie schlechte Stimmung machen. Komisch.
Es ist auch das erste Mal, dass Breakdancing olympische Disziplin ist, allerdings wird die Sportart etwas davon überschattet, dass die australische Breakdancerin Rachel Gunn, die unter ihrem Künstlernamen Raygun auftritt, wenig Taktgefühl und merkwürdige Bewegungen zeigt. Aber immerhin wird sie damit quasi über Nacht zum Internetstar und -meme.

30. Juli – Israel führt einen Luftangriff auf ein Mehrfamilienhaus aus, der den Hisbollah-Kommandanten Fuad Schukr, den iranischen Militärberater Milad Bedi und fünf Zivilisten tötet. 80 weitere Personen werden verletzt. Wie das halt so ist, wenn man mitten in ein Wohnhaus ballert. Der Angriff ist eine Reaktion auf den drei Tage zuvor erfolgten Raketeneinschlag Madschdal Schams, auf den von Israel besetzten Golanhöhen, für den sich keiner so richtig verantwortlich sieht, aber wahrscheinlich auf eine falsch abgebogene Rakete der Hisbollah zurückgeht, die eigentlich eine israelische Militärstellung und keinen zivilen Fußballplatz treffen sollte, auf dem dann 12 Kinder und Jugendliche getötet wurden und 30 weitere verletzt wurden.

01. August – Nachdem in der Bundesrepublik seit dem 01. April Cannabis teil-legalisiert wurde, gilt ab diesem Tag in Bayern ein Gesetz, was das Ganze wieder extrem einschränkt. Bayerns Ministerpräsident Söder hatte dies extra eingebracht, damit man sich auf dem Oktoberfest besser darauf konzentrieren kann, sich ordentlich mit Alkohol die Birne wegzuballern. Cannabis ist ja auch eher eine Sache der Grünen, was Söder deswegen ohnehin nicht abkann, weil man da nur in der Ecke sitzt und grinst. Konservative saufen ja lieber, weil sie so alles auf den Alkohol schieben können, wenn sie mal wieder ihre Frauen verdreschen oder faschistische Grütze von sich geben.

06. August – Im Krieg gegen Russland zieht die Ukraine die Uno-Umkehr-Karte und dringt in russisches Gebiet ein. Es ist das erste Mal seit dem zweiten Weltkrieg, dass eine fremde Armee russisches Staatsgebiet besetzt. »Manno«, sagt Putin. Vermutlich.

23. August – In Solingen sticht ein syrischer Immigrant auf mehrere Leute ein, was natürlich gefundenes Fressen für irgendwelche Ausländerhasser ist.

25. August – Israel beballert im Süd-Libanon Stellungen der Hisbollah, denn die wollten ja sicher bald Israel angreifen, als Antwort auf die Tötung von Fuad Schukr. Also nur mal vorsichtshalber mehr Leute umgebracht, weil man mehr Leute umgebracht hatte.

30. August – Brasiliens oberster Gerichtshof sperrt die Socialmedia-Plattform X, formals Twitter, da sich die Firma von Elon Musk nicht an brasilianische Gesetze hält. Vorausgegangen war eine Anordnung, dass bestimmte Inhalte zu sperren seien, weil sie Hassbotschaften und Falschinformationen verbreiteten. Musk hatte dem widersprochen, wollte die entsprechenden Konten wieder freischalten und ließ die Sache so weit eskalieren, dass man den brasilianischen Vertreter von X festnehmen lassen wollte, woraufhin Musik gleich sämtliche Büros der Firma in Brasilien schließen wollte. X kreierte dann auch noch einen Account, der versiegelte Anordnungen des Richters auf X postete, die private Informationen enthielten. Praktisch Doxing, ausgeführt von einer Firma.
Letztlich gibt Musk allerdings im Oktober nach und zahlt rund 4,7 Millionen Euro Geldstrafe. Seitdem ist X in Brasilien wieder nutzbar.
Hat der Musk es mal wieder allen gezeigt … wie bescheuert er ist.

12. September – Im rekordwarmen Mittelmeer entsteht ein Tiefdruckgebiet, welches in den folgenden Tagen zu extremen Regenfällen in Mitteleuropa führt. Diese Niederschläge, die die Ereignisse früherer Jahrzehnte weit übertreffen, führen zu schweren Überflutungen in Österreich, Tschechien und Polen. Wenig überraschend hat es was mit dem menschengemachten Klimawandel zu tun, auch wenn etliche Leute behaupten, dass es früher ja auch schon geregnet hätte. So können sich halt manche über das zweite Jahrhunderthochwasser in wenigen Monaten freuen.

13. September – Die Ig-Nobelpreise werden vergeben. Die Preise für »Forschung, die Menschen zuerst zum Lachen bringt – und dann zum Nachdenken« gehen in den folgenden Kategorien an:

  • Frieden: Für Experimente zur Verwendung lebender Tauben in Raketen, um letztere zu lenken.
  • Botanik: Für den Nachweis, dass manche Pflanzen versuchen, künstliche Pflanzen zu imitieren.
  • Anatomie: Für die Untersuchung, ob Haarwirbel auf der Nordhalbkugel anders gerichtet sind als auf der Südhalbkugel
  • Medizin: Für den Nachweis, dass Placebos mit schmerzhaften Nebenwirkungen effektiver sein können als Placebos ohne diese
  • Physik: Für den Nachweis und die Erklärung der Schwimmfähigkeit toter Forellen
  • Physiologie: Für die Entdeckung, dass viele Säugetiere durch den Anus atmen können
  • Wahrscheinlichkeitslehre: Für den theoretischen und praktischen Nachweis (durch 350.757 Münzwürfe), dass Münzen dazu neigen, auf derselben Seite zu landen, von der sie geworfen wurden
  • Chemie: Für den Einsatz von Chromatographie, um betrunkene von nüchternen Würmern zu trennen
  • Demographie: Für die Arbeit zur Erkennung, dass viele Menschen, die für ihr hohes Alter berühmt sind, in Städten lebten, die eine lausige Geburten- und Sterbeerfassung haben
  • Biologie: Für das Explodierenlassen einer Tüte neben einer Katze, die auf dem Rücken einer Kuh steht, um herauszufinden, wann und wie diese ihre Milch gibt

16. September – Rapper Sean Combs, auch bekannt als »Puff Daddy«, »Puffy«, »Puff, »P. Diddy«, »Diddy«, »PD«, »Love«, »Brother Love« oder »Meine Fresse, nun leg dich doch mal auf einen Namen fest«, wird in New York festgenommen. Ihm wird u.a. sexueller Missbrauch, Vergewaltigung, Erpressung, Sexhandel mit Gewalt und Transports zum Zweck der Prostitution vorgeworfen. Offenbar hat er jahrelang mehrtägige Sexpartys abgehalten, sogenannte »Freak Offs«, an der wahrscheinlich jede Menge bekannte Leute teilgenommen haben, über die wir nie etwas erfahren werden, nachdem sich Sean Combs irgendwann in der Zukunft unter merkwürdigen Umständen selbst umgebracht haben wird.

17.-18. September – In zwei Wellen bringt der israelische Geheimdienst Mossad diverse Pager, Walkie-Talkies, Smartphones, Radio, Autobatterien, Gegensprechanlagen, Fingerabdrucklesegeräte und Solarstromanlagen zur Explosion. Insgesamt werden so 37 Menschen getötet und rund 3000 verletzt. Die Anschläge zielen vor allem auf Mitglieder der Hisbollah, die seit geraumer Zeit größtenteils auf Mobiltelefone verzichten, da diese geortet werden können. Mit einem Schlag hat sich Israel dadurch gleich mehrerer Feinde entledigt und die Kommunikation der Hisbollah praktisch zum Erliegen gebracht. Die Pager, welche größtenteils für die Toten verantwortlich sind, wurden wohl bereits mit Sprengstoff produziert, es ist also eine von langer Hand geplante Geheimdienstaktion, welche laut einiger Stimmen wohl in die Geschichtsbücher eingehen wird. Andere sehen darin freilich eher einen terroristischen Akt und einen Bruch des humanistischen Völkerrechts durch Israel, welches vorsieht, dass keine Sprengfallen in Form scheinbar harmloser, tragbarer Gegenstände benutzt werden. Aber ist ja nicht so, dass sich Israel in letzter Zeit viel um Humanismus gekümmert hätte.

30. September – Nach 142 Jahren nahezu durchgängiger Produktion von Strom durch Kohle, schaltet Großbritannien das letzte Kohlekraftwerk ab. Also das Land, welches mit der Produktion von Strom durch Kohle überhaupt erst angefangen hat. Der überwiegende Teil des Stroms kommt nun aus erneuerbaren Energien. Irgendwo schimpft Markus Söder vermutlich deswegen über die Grünen.

01. Oktober – Israel fällt in den Süd-Libanon ein, denn man hatte ja erst vor Kurzem die Führungsriege der Hisbollah dezimiert und es schien eine gute Gelegenheit zu sein, da weiterzumachen. Daraufhin attackiert der Iran Israel mit Raketen, denn man will ja auch bei der Party dabei sein.

07. Oktober – Hurrikan Milton wird der fünftstärkste Hurrikan im Atlantikbecken und der zweitstärkste Sturm im Golf von Mexiko nach Hurrikan Rita im Jahr 2005. Er hatte sich nur innerhalb eines Tages vom Tropensturm zum Kategorie-5-Hurrikan hochgearbeitet und löst an der Westküste Floridas eine erhebliche Flutwelle aus. Also gerade dort, wo wenige Tage zuvor ein Kategorie-4-Hurrikan bereits gewütet hatte. Über 7,2 Millionen Menschen werden vorher evakuiert. Auf Deutschland bezogen wäre das so, als ob Berlin, Hamburg, München und Köln mal eben komplett leergemacht werden würden, was sicherlich manche Politiker ansprechend fänden. Ein paar Leute bleiben jedoch lieber vor Ort in Florida, denn Präsidentschaftskandidat Donald Trump verbreitet munter Falschinformationen, die für Verwirrung sorgen. Dummerweise verliert er durch die Aktion nicht genug seiner Wähler …

13. Oktober – Die größte und stärkste bisher gebaute Rakete, »Starship« von SpaceX, hebt zum fünften Mal ab. Dieses Mal ist aber etwas anders: Der große Booster ist so konzipiert, dass er vollständig und schnell wiederverwendbar ist. So kehrt er zur Startrampe zurück und hängt sich dort wieder ein. Die technische Meisterleistung revolutioniert so die Raumfahrt und die Zeit, in der Raumschiffe wieder einsatzbereit sind.
SpaceX-Chef Musk hat allerdings noch keine Möglichkeit gefunden, wie er das irgendwie verwenden könnte, um faschistische Kräfte zu unterstützen.

20. Oktober – In der Republik Moldau wird darüber abgestimmt, ob man in der Verfassung das Ziel verankern soll, in der Zukunft der EU beizutreten. Die Abstimmung wird knapp mit »Ja« gewonnen, und dass, obwohl es massive Wahlmanipulationen von Seiten Russlands gegeben hatte. Alleine im September wurden etwa 130.000 Personen Geld zugespielt. Es gab etwa 100 Euro pro Person und bestochen wurden rund 10% der Wahlberechtigten. Diese sollten dafür mit »Nein« stimmen und bei der gleichzeitig stattfindenden Präsidentschaftswahl einen prorussischen Kandidaten wählen. Schien kein besonders gut angelegtes Geld gewesen zu sein.

30. Oktober – In Spanien regnet es in acht Stunden so viel wie sonst in mehreren Monaten zusammengerechnet. Die resultierenden Fluten sind die schwersten in Spanien in über einem halben Jahrhundert.
In Deutschland schimpft Söder über die Grünen.

05. November – Bei den Präsidentschaftswahlen in den USA wird Donald Trump ein zweites Mal gewählt. Er ist damit der erste Kandidat seit 1892, dessen zweite Amtsperiode nicht direkt im Anschluss stattfindet. Abgesehen davon fässt sich die halbe Welt an die Stirn und fragt sich, wie bescheuert eigentlich US-Amerikaner sein müssen.

06. November – Bundeskanzler Olaf Scholz wirft Bundesfinanzminister Christian Lindner aus der Regierung, was dazu führt, dass auch der Rest der FDP – bis auf Volker Wissing – aus der Regierung austritt. Vorausgegangen war dem Ganzen praktisch aktive Oppositionsarbeit der FDP, während sie eigentlich an der Regierung beteiligt war. Im Nachgang wird auch bekannt, dass der gezielte Bruch der Koalition von der FDP lange geplant war und Olaf Scholz dem einfach nur zuvorgekommen war. Aber aus irgendwelchen Gründen bleibt Christian Lindner Chef der FDP und seine Visage ist auf allen Wahlplakaten der Partei zu sehen. Aber vielleicht ist das Ziel auch tatsächlich 1,5% bei den Wahlen zu erreichen …

13. November – Kolumbien schließt eine 137 Jahre alte Gesetzeslücke, die es erlaubte, dass Kinder unter 18 Jahren heiraten durften. Zuvor gab es in dem Land etwa eine Million Mädchen unter dem Alter von 15 Jahren, die verheiratet waren. Pädophile auf der ganzen Welt trauern.

16. November – Im spanischen Granada findet das Finale der 26. Weltmeisterschaft im spanischen Scrabble statt. Gewinner wird Nigel Richards, ein Neuseeländer, der kein Wort Spanisch spricht. Er hatte sich ein Jahr vorbereitet und mehr oder weniger ein Wörterbuch auswendig gelernt. Es ist nicht das erste Mal, dass er eine Scrabble-Weltmeisterschaft gewinnt, auch nicht das erste Mal in einer Sprache, der er nicht mächtig ist. Er ist fünffacher Weltmeister in Englisch und zweifacher Weltmeister in Französisch.

20. November – Das Kunstwerk »Comedian« des italienischen Künstlers Maurizio Cattelan wird bei Sotheby’s für rund 6,2 Millionen Dollar verkauft. Das Besondere: Das Kunstwerk ist eine mit Panzertape an die Wand geheftete Banane. Der Käufer, Cryptowährungsunternehmer Justin Sun, isst die Banane neun Tage später auf. Da war sie wahrscheinlich auch schon ein wenig mulsch.

03. Dezember – Der südkoreanische Präsident Yoon Suk-yeol ruft das Kriegsrecht in Südkorea aus. Als Grund dafür nennt er staatsfeindliche Aktivitäten der Oppositionspartei, die angeblich Sympathien für Nordkorea hege. Das Militär umstellt das Parlamentsgebäude und versucht, Abgeordnete und Demonstrierende davon abzuhalten, ins Parlament zu gelangen. Dennoch schaffen es 190 von 300 Parlamentsangehörigen ins Gebäude und stimmen dort gleich wieder einstimmig für die Aufhebung des Kriegsrechts, darunter auch 18 Abgeordnete der Regierungspartei. Daraufhin hebt der Präsident das Kriegsrecht wieder auf.
Laut Aussage von Hong Jang-won, des stellvertretenden Direktors des Nationalen Geheimdienstes, hatte Yoon zwischenzeitlich versucht mehrere Politker festnehmen zu lassen. Er wollte »diese Gelegenheit nutzen, um sie zu verhaften und auszulöschen«. Allerdings weigerte sich Hong und auch das Militär war wohl bei der Absperrung des Parlaments nur wenig gründlich. Was genau die Gründe von Yoon gewesen sind, wird wohl erst später geklärt werden können. Allerdings könnte man spekulieren, dass er vielleicht von den Untersuchungen gegen seine Frau, Kim Keon-hee, ablenken wollte, der man u.a. Steuerbetrug, Bestechung und Korruption vorwirft. Auf jeden Fall gäbe das eine interessante Netflix-Serie oder so …

06. Dezember – Der älteste, bekannte wildlebende Vogel der Welt, ein Albatross namens »Wisdom«, legt ein Ei. Das Tier, daheim auf dem hawaiianischen Archipel, ist 74 Jahre alt. Experten gehen davon aus, dass es ihr sechzigstes Ei ist.

07. Dezember – Der Staatspräsident Syriens, Baschar al-Assad, flieht mit der Familie vor den Rebellen, die kurz davor sind die syrische Hauptstadt Damaskus einzunehmen. Er kommt in Russland und damit bei dem Partner unter, der ihn jahrelang dabei unterstützt hatte, in seinem Land systematische Entführungen, Morde und Folter durchzuführen. Damit geht in Syrien die mehr als 50 Jahre anhaltende Herrschaft der Familie Assad zu Ende und vermutlich der große Trubel um die weitere Entwicklung Syrien erst los.

08. Dezember – Fay Gable und Robert Wenrich heiraten. Sie ist 89, er 94 Jahre alt. Aber das ist nicht das Besondere daran. Sie hatten schon mal 1951 geheiratet und sich dann 1975 scheiden lassen. Nun, fast 50 Jahre nach der Scheidung, soll es aber endlich dauerhaft klappen.

14. Dezember – In Bend, Oregon, bittet der Gemeinderat die Bürger darum, doch bitte keine Plastik-Kulleraugen mehr auf Statuen zu kleben. Die Kulleraugen waren mittlerweile eine virale Sensation im Internet geworden, allerdings bemängelt man, dass die Entfernung der Kulleraugen über 1500 Dollar kosten würde. Ein Facebook-User meint daraufhin: »Es würde 0 Dollar kosten, sie einfach dran zu lassen.«
Die Logik ist bestechend.

24. Dezember – Als Weihnachtsgruß oder vielmehr -grusel veröffentlicht Bayerns Ministerpräsident Markus Söder, oder wie es ein User ausdrückt »die deutsche Mariah Carey«, auf seinem Instagram-Account eine Aufnahme des von ihm gesungenen »Weißer Winterwald«, in dem er auch schön das »R« rollt, wie es seine rrrechten Wählerrrr gerne haben.

25. Dezember – Azerbaijan-Airlines-Flug 8243 stürzt ab, nachdem das Flugzeug vermutlich von russischer Flugabwehr beschossen wurde und dem Flug eine Notlandung in Russland verweigert wurde. 38 der 67 Insassen werden getötet. Einige Tage später entschuldigt sich Russlands Präsident Putin auch so halb im Fernsehen, ohne wirklich eine Schuld Russlands einzugestehen. Tja, so ist das halt, wenn man irgendwelche Länder überfällt, die dann mit Drohnen in einem Gebiet tätig sind, in dem man mit schlecht ausgebildeten Leuten sitzt, die nicht wissen, wie sie eine Drohne und ein Passagierflugzeug unterscheiden sollen …

31. Dezember – Das Jahr endet und irgendwo zieht Markus Söder vermutlich über die Grünen her.

Lesung am Freitag, 28.06.24, muss leider abgesagt werden

Die Lesung am Freitag muss leider ausfallen, da ich eine Stimme wie Barry White habe und das zwar schön nach Schlafzimmermusik klingt, aber für eine Lesung absolut unpassend ist. Wahrscheinlich wäre ich nach 10 Minuten auch komplett heiser.
Es ist wirklich schade, aber ich hoffe, dass wir das vielleicht nach den Sommerferien noch einmal in Angriff nehmen können.

Lesung am 28.06.24, 19.30 Uhr im Saal der Musikschule Klangkunst, Zeppelinstr. 39, Potsdam

Ich lese am 28.06.24 ab 19.30 Uhr in der Potsdamer Filiale Zeppelinstr. 39 der Musikschule Klangkunst aus „Otto in der Unterwelt“. Mit dabei sind Schülerinnen und Schüler der Musikschule, die zwischendurch immer mal Musikstücke zum Besten geben, die im Buch vorkommen. Die Veranstaltung wird ca. 1 1/2 Stunden gehen.
Das Gute: Das Ganze ist umsonst!
Das Schlechte: Parkplätze gibt es nur, wenn man sie sich selber malt. Also am besten mit den öffentlichen Verkehrsmitteln kommen. Die Schule befindet sich ganz in der Nähe des Bahnhofs Charlottenhof. Die Plätze sind allerdings auch begrenzt und man kann sich nicht vorher anmelden.
Je nach Erfolg wiederholen wir das vielleicht noch mal.

Lesung am 21.04.24 im Quasimodo Berlin

Am 21.04.24 werde ich aus „Otto in der Unterwelt“, den „Tod“-Büchern und vielleicht noch aus anderen Dingen lesen. Das Ganze ist Teil der Veranstaltungsreihe „Quasi-Lesung“ und findet im Quasimodo in Berlin-Charlottenburg statt. Karten kosten im Vorverkauf 5€, an der Abendkasse 8€. Karten bestellen kann man hier.

Ich freue mich sehr ein paar Fans zu treffen und bringe natürlich auch Bücher zum Verkauf mit. Natürlich signiere ich auch gerne eure mitgebrachten Bücher. 🙂

Murmeltiertag

Heute ist Murmeltier-Tag. Ja, das Ding, wo Bill Murray immer wieder den gleichen Tag erlebt. Und auch ihr findet, alles ist immer gleich, denn wenn man um die Jahreszeit aus dem Fenster sieht, dann ist sowieso alles nur grau in grau und ohnehin kommt es einem vor, als ob man im Arbeitstrott in einer Zeitschleife steckt … und dazu muss man nicht mal einen Nager aus seiner Höhle zerren.
Aber woher kommt dieser merkwürdige Brauch in den USA überhaupt?

Dazu muss man wissen, dass im Jahre 1886 ein paar Typen in Punxsutawney, Pennsylvania, sich ordentlich einen angelötet haben und einen Grund für eine Feier mitten im trüben Winter nachdachten, damit sie sich da noch mehr Zeug hinter die Binde kippen konnten. Da stolperten sie über eine alte Bauernregel. Im Englischen lautet die folgendermaßen:

If Candlemas be fair and bright,
Come, Winter, have another flight;
If Candlemas brings clouds and rain,
Go Winter, and come not again.

Nun muss man wissen, dass in Pennsylvania überdurchschnittlich viele deutschstämmige Siedler ihr Zuhause gefunden haben. Und von daher stammt auch die ursprüngliche deutsche Version dieses kleinen Texts:

Ist’s an Lichtmess hell und rein,
wird ein langer Winter sein.
Wenn es aber stürmt und schneit,
ist der Frühling nicht mehr weit.
Ist’s zu Lichtmess klar und hell,
kommt der Frühling nicht so schnell.
Sonnt sich der Dachs in der Lichtmess-Woch’,
kriecht er noch sechs Wochen in sein Loch.

In der vorletzten Zeile wird etwas von einem Dachs erzählt. Die Typen in Pennsylvania kannten wohl eine Version, in der von einem Igel statt einem Dachs erzählt wurde. Und weil es in den USA keine wildlebenden Igel gibt, lief da die Diskussion wohl folgendermaßen ab:

»Ey, wie sollen wir denn wiss’n wann der blöde Igel sich sonnt oder nich? Hier gibt’s keine Igel.«
»Is ja doof jetzt.«
»Gibt’s irg’nd’n andres Tier, was man da nehmen könnte?«
»Kühe?«
»Wa?«
»Na, Kühe…«
»Die halten doch gar keinen Winterschlaf!«
»Ach so?«
»Wie heißt denn das komische Nagetier, dass immer ‚Alan, Alan, Alan!‘ schreit?«
»Wat?«
»Der Witz funktioniert wahrscheinlich nicht bei allen Leuten.«
»Wat?«
»Wie heißt denn dieses … ach, jetzt weiß ich … wir nehmen einfach ein Murmeltier! Und wenn das Ding seinen Schatten sieht, also Sonne da is, dann wird’s noch sechs Wochen kalt.«
»Wat?«
Darauf hat man vermutlich noch ein paar Humpen geleert.

Und so kam es dazu, dass ein Murmeltier am 02. Februar 1887 erstmals aus der Höhle gezerrt wurde und sich fragte »WTF? Lasst mich doch in Ruhe schlafen!« Aber immerhin hatten die Bürger in Punxsutawney dann wieder Gelegenheit zu saufen.

Einige mögen sich jetzt vielleicht fragen, was zum Teufel denn genau mit Lichtmess oder dem englischen Wort Candlemas gemeint ist.
Lichtmess, oder »die Darstellung des Herrn« ist ein Fest, welches am zweiten Februar in der Kirche gefeiert wird. Und zwar steht in der Bibel irgendwas davon, dass 40 Tage nach seiner Geburt Maria und der Typ, der gar nichts weiter mit der Sache zu tun hatte, Jesus in den Tempel geschleppt haben, um allen zu zeigen »Da isser!« und ein bisschen Knete für den Priester dazulassen. Das ist eigentlich eine alte Tradition und eine Mitvah, also Pflicht, im Judentum, aber die Christen dachten sich irgendwann: »Dit machen wir zwar bei unseren Leuten so nicht, aber wenn da irgendwas Wichtiges im Leben von Jesus gewesen ist, dann hätten wir da auch mal wieder einen Grund uns in Schale zu werfen und vom Messwein zu kosten … Zwinker Zwonker!«

Die Typen aus Punxsutawney waren übrigens Protestanten, die nahmen das mit Lichtmess usw. nicht ganz so genau, deswegen brauchen sie einen anderen Grund um zu saufen. Aber das nur am Rande.

Also, um das zusammenzufassen … es gibt einen allseits beliebten Film mit Bill Murray, der auf einem Event in den USA zurückgeht, den sich ein paar Leute im Suff ausgedacht haben, um an einem anderen Tag mehr saufen zu können, wobei dieser Tag auf einem alten Kirchentag basiert, den man mal aufgezogen hat, um ordentlich zu feiern, wobei dieser Tag auf einer jüdischen Sitte basiert, bei der vermutlich auch der ein oder andere Becher gehoben wurde.

Man könnte meinen da einen Trend in der Menschheitsgeschichte zu erkennen.

Frohes neues Jahr 2024 und ein Jahresrückblick

Ich wünsche allen Leserinnen und Lesern ein frohes neues Jahr!

Hoffen wir, dass das Jahr besser als die vergangenen Jahre wird, obwohl mehrere Anzeichen dafür sprechen, dass das nicht der Fall sein wird. Mehrere politische Konflikte stehen in den Startlöchern, andere sehen nicht so aus, als wäre da irgendwann mal demnächst Schluss, etc.

Dennoch kann man ja optimistisch an die Sache rangehen. Zumindest etwas Gutes hat das neue Jahr: Mein neuer Roman „Otto in der Unterwelt“ erscheint bald! Als Buch, E-Book und Hörbuch! Da kann man sich ja schon mal auf was freuen!

Ansonsten habe ich einen Rückblick für das Jahr 2023 geschrieben. Und den findet ihr hier.

Viel Spaß und bis bald,
Sebastian

Jahresrückblick 2023

Man kann schon mit gewisser Entschiedenheit behaupten, dass 2023 ein Jahr war. Was für ein Jahr? Nun, das muss vermutlich jeder selber entscheiden. Schaut man auf die politische Entwicklung in vielen Gebieten, war es kein sonderlich gutes Jahr. Aber wie so oft wechselten sich gute, schlechte und gar lustige Nachrichten ab. Also, was geschah wann im Jahr 2023?

01. Januar – Kroatien tritt der Eurozone bei, d.h. das Land bekommt den Euro und ist jetzt für EU-Bürger auch ohne Pass zu besuchen. Darauf ein Cevapcici!

05. Januar – Papst Benedikt XVI wird im Vatikan beerdigt. Da gibt es eine schöne Messe, ein paar Kekse, ordentlich Wein und eine Gedenkorgie mit kleinen Jungs für die Kardinäle.

05. Januar – Der Möbelrestaurator Ben Bacon aus London veröffentlich zusammen mit ein paar Wissenschaftlern im Cambridge Archeological Journal die Ergebnisse seiner Forschung, die er nebenbei mit besagten Wissenschaftlern betrieben hat. Ihm war gelungen, was anderen Forschern seit Jahrzehnten bzw. Jahrhunderten nicht gelungen war: Zu entziffern, was verschiedene Punkte, Striche oder »Y«-Zeichen auf steinzeitlichen Höhlenzeichnungen bedeuten, nämlich Hinweise auf den Fortpflanzungszyklus der Tiere. Damit ist der Beweis erbracht, dass Steinzeitmenschen bereits eine Form von Kalender entwickelt hatten.
Einer der Wissenschaftler, Prof. Paul Pettit von der Durham University,, der Herrn Bacon unterstützt hat, äußert sich in der Zeitung sinngemäß: »Na, da bin ich aber froh, dass ich den Typen von der Straße, der mich damals deswegen angequatscht hat, ernst genommen habe.«

10. Januar – Analysten errechnen, dass der bisherige »reichste Mensch der Welt« Elon Musk seit November 2021 zwischen 180 und 200 Milliarden US-Dollar verloren hat. Er stellt damit den Rekord als Person auf, die das meiste Geld verloren hat. Der Verlust ist das Resultat des schlechten Verlaufs der Tesla-Aktien und seines Kaufs und der anschließenden schlechten Leitung von Twitter. Er hat damit fast so viel Geld verloren, wie Jeff Bezos, Chef von Amazon, besitzt, der sich immerhin auf Platz 3 der reichsten Menschen befindet.
Um das Ganze etwas zu veranschaulichen: Ein Mensch mit einem Monatsgehalt von 50.000€ müsste etwa 333 Tausend Jahre arbeiten gehen, um das zu verdienen, was Herr Musk in einem Jahr verloren hat.

04. Februar – Zyklon Freddy formt sich im Indischen Ozean. Er stellt, momentan noch nicht bestätigt, gleich mehrere Rekorde auf. Mit fünf Wochen und zwei Tagen ist er der am längsten dauernde, mit einer Accumulated Cyclone Energy von 86 der stärkste und mit einer Intensivierung von 7 innerhalb von 24 Stunden auch der am schnellsten wachsende Zyklon bisher. Außerdem bringt er mehr als 1400 Menschen um und verursacht 655 Millionen Dollar Schaden, weswegen Nestlé überlegt, ob sie eine Patenschaft übernehmen sollten.

12. Februar – In Berlin findet die Wiederholungswahl zum Abgeordnetenhaus statt, nachdem der Berliner Verfassungsgerichtshof die Wahlen vom 26. September 2021 wegen massiver Unregelmäßigkeiten für ungültig erklärt hatte. Stärkste Kraft wird die CDU, deren Spitzenkandidat Kai Wegner vorher durch rassistische Äußerungen aufgefallen war. Aber zumindest die Berliner Muslime halten gut zu ihm, sodass er später Bürgermeister werden kann, denn Konservatismus hält immer zusammen, auch wenn man sich eigentlich gegenseitig nicht leiden kann.

14. Februar – Das Europäische Parlament beschließt, dass ab 2035 keine neuen PKW mit Diesel- oder Benzinmotor mehr zugelassen werden dürfen. Etliche Leute regen sich auf: »Dann darf man also nicht mehr die Luft verpesten, fossile Brennstoffe verbrauchen und die Umwelt schädigen? NICHTS DARF MAN MEHR!«

10. März – In China wird mal wieder der Präsident gewählt und zur Überraschung aller ist es schon wieder Winnie Puuh.

14. März – Die Firma OpenAI bringt GPT-4 heraus, eine neue Version Ihres LLMs ChatGPT. Das kann fast alles, sogar ungefragt Texte von Künstlern klauen!

20. März – Der sechste Sachstandsbericht des IPCC (Intergovernmental Panel On Climate Change – mehr oder weniger der Weltklimarat) der Vereinten Nationen wird publiziert. Sinngemäße Zusammenfassung: OH GOTT, WIR SIND ALLE IM ARSCH!

26. März – In Berlin stimmt das Volk darüber ab, ob die Stadt bis 2030 klimaneutral werden soll. 50,9 Prozent der Teilnehmer stimmen mit Ja, allerdings nehmen nur 18,2 Prozent aller Stimmberechtigten überhaupt an der Wahl teil. Die Abstimmung scheitert deswegen. Anders ausgedrückt: Die Umwelt interessiert in Berlin nicht mal ein Fünftel der Wähler.

04. April – Finnland wird das 31. Mitglied der NATO, wodurch die Grenze der NATO zu Russland schlagartig verdoppelt wird. Finnland hatte nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine gesagt »Tja, hm, eigentlich wären wir ja gerne neutral, aber ist ja nicht so, als ob uns Russland nicht schon ein paar Mal verarscht hätte.«

14. April – Die europäische Weltraumagentur ESA startet eine Sonde, welche die galileischen Monde des Jupiters untersuchen soll. Der Name der Sonde: Jupiter Icy Moons Explorer. Oder abgekürzt: JUICE. (Für meine Nicht-Englisch-sprechenden-Leser: Das heißt Saft.)

15. April – Deutschland schaltet die letzten drei Atomreaktoren ab. Natürlich schimpfen viele Leute darüber, was die Regierung doch für einen Scheiß macht. Gerade vom rechten politischen Spektrum aus wird da freigedreht. Freilich wird vergessen, warum und von wem der Atomausstieg so beschlossen wurde. Das war nämlich die Merkel-Regierung nachdem in Fukushima das Unglück passierte. Egal, Rechte können sich darüber aufregen, dass es nicht genug Energie aus Deutschland gibt (was übrigens nicht stimm), während rechte Parteien z.B. in Bayern, verhindern, dass da nachhaltig Energie produziert werden kann.

20. April – SpaceX führt den ersten Flugtest seiner Starship Rakete durch. Es ist die größte und stärkste jemals gebaute Rakete. Sie startet und explodiert dann auch relativ bald. Böse Zungen mögen behaupten, dass das in Bezug auf den Eigner von SpaceX vielleicht irgendwie prophetisch wirkt.

02. Mai – Der Streik der Drehbuchautoren in den USA beginnt. Vorausgegangen war dem ein Streit zwischen Autoren und Produzenten, vor allem Streamingdiensten, weil die Schreiber meinten »Ey, irgendwie funktionieren die Absprachen auf die Entlohnung nicht mehr, wenn der Großteil der Sendungen gestreamt wird und wir nicht erfahren, wie viele Leute eigentlich die Sendung gesehen haben. Wäre also schön, wenn wir da eine Lösung finden würden, damit wir fair entlohnt werden.«
Woraufhin die Produzenten meinen: »HAHAHA … nö.«

05. Mai – Nach fünf Tagen wird eine Frau in der australischen Wildnis gerettet. Sie war falsch abgebogen und in einem dichten Eukalyptuswald liegengeblieben. Fünf Tage ernährte sie sich nur von Wein und Süßigkeiten. Die Retter berichteten, dass sie sehr glücklich aussah.

24. Mai – Ein Abschleppwagen, der ein paar Autos nach einem Crash in Georgia aufnehmen will, senkt seine Rampe auf der linken Spur einer Autobahn, als eine unaufmerksame 21-jährige Fahrerin angerast kommt, die Rampe rauffährt und dann fast 37 Meter durch die Luft fliegt. Sie hat damit zwar den Traum eines jeden GTA-Spielers gelebt, wird aber mit schweren Verletzungen ins Krankenhaus eingeliefert.

24. Mai – Kanada und Saudi-Arabien nehmen nach fünf Jahren wieder diplomatische Beziehungen auf. Die waren vorher unterbrochen worden, weil eines der Länder meinte, dass das andere Land die Menschenrechte verachte. Man kann sich vielleicht denken, welches Land gemeint ist, aber wenn man mal im Internet sucht, würde man sich wundern, was man über das andere Land erfährt …

25. Mai – Russland und Weißrussland unterzeichnen ein Abkommen, welches die Stationierung von taktischen Atomwaffen der Russen in Weißrussland zulässt. Das wäre das erste Abkommen dieser Art seit 1991, aber Russland muss ja auch zusehen, dass es strategisch mehr Leute unter die Erde bringen kann, wenn es dann das nächste Land überfällt.

06. Juni – Die anhaltenden Waldbrände in Kanada, die schlimmsten seit Beginn der Aufzeichnungen, sorgen im tausende Kilometer entfernten New York City dafür, dass es die schlimmste Luftverschmutzung aller großen Städte auf der Welt hat, noch vor Delhi. Die ganze Stadt ist in einen gelblichen Schimmer getaucht, der den ein oder anderen New Yorker schon mal zu einem Hüsteln überredet.

06. Juni – Der Kachowka-Staudamm in der Ukraine wird zerstört, sehr wahrscheinlich durch eine Explosion. Russland und die Ukraine geben sich im Nachgang hinterher gegenseitig die Schuld, wobei eigentlich recht klar ist, dass Russland mit der Zerstörung mehr gewonnen als verloren hat. Die Zerstörung des Damms hält nicht nur die Angriffe der Ukrainer auf, es sorgt in Städten der Ukraine für Chaos, zerstört einen Teil der Nahrungsversorgung und lässt alle möglichen Dinge passieren, die vor allem den Ukrainern Kopfzerbrechen machen. Ganz nebenbei wird dadurch auch noch eine ökologische Katastrophe aufgelöst, die vermutlich noch ein paar vom Aussterben bedrohte Tierarten endgültig killt. Aber der Vorteil ist natürlich, dass die Russen so mehr Zeit haben, Tausende Quadratkilometer Land zu verminen, was Mensch und Tier auf viele Jahre danach noch Leiden verursachen wird. Man muss auch mal die positiven Seiten sehen!

10. Juni – Bei einer Totenwache für die 76-jährige Bella Montoya in Ecuador klopft es plötzlich an den Sarg. Von innen. Stellt sich heraus, dass die für tot erklärte Frau doch noch recht lebendig ist. Der den Totenschein ausstellende Arzt: »Hüpserchen!«

14. Juni – Wissenschaftler berichten, dass es ihnen gelungen ist, einen synthetischen menschlichen Embryo aus Stammzellen herzustellen, ohne die Nutzung von Spermien oder Eizellen. Mit anderen Worten: Die Wissenschaftler haben Jesus erfunden. Oder so.

14. Juni – Das Fischereischiff »Adriana«, aus Libyen kommend und mit 400-750 Flüchtenden an Bord, geht unter. 79 Tote werden geborgen, 104 Leute gerettet. Insgesamt geht man davon aus, dass um die 500 Menschen gestorben sind, u.a. Kinder. Aber ist nicht so, als würde das wirklich wen interessieren, denn vier Tage später sterben ja REICHE Leute bei einem Unglück, da lohnt es sich viel mehr drüber zu berichten.

18. Juni – Das Tiefsee-Tauchboot »Titan« des US-amerikanischen Unternehmens OceanGate implodiert während der Fahrt zum Wrack der Titanic. Fünf Leute werden so in Sekundenschnelle zu Hamburgern geformt, darunter etliche reiche Leute, die ein Schweinegeld dafür ausgegeben hatten, in einem U-Boot mitzufahren, das mit einem modifizierten Logitech-Gamecontroller gesteuert wurde und von keiner Prüfstelle zertifiziert war.

23. Juni – Die von Jewgeni Prigoschin geführte Wagner-Gruppe, eine russische paramilitärische Organisation, die gerne Kriegsverbrechen begeht, probt den Aufstand, weil es zu Differenzen in Bezug auf den Ukraine-Krieg gekommen war. Die Wagner-Gruppe hätte halt gerne Unterstützung vom russischen Verteidigungsministerium gehabt, das hatte aber sinngemäß gesagt »Eh … weiß nicht.« Die Gruppe wendet sich gegen Russland und marschiert im russischen Rostow am Don ein und ist schon gut auf dem Weg nach Moskau, bevor der Vormarsch nach Vermittlungen durch den belarussischen Präsidenten Aljaksandr Lukaschenka abgebrochen wird. So die offizielle Variante. Inoffiziell drohten russische Geheimdienste, Familienangehörigen der Wagner-Gruppe Schaden zuzufügen. Sagt zumindest der britische Geheimdienst. Nachdem Putin und Co. zunächst ordentlich geschimpft haben, kehrt erstmal Ruhe ein. Bis zum 23. August.

03. Juli – Das israelische Militär fällt in ein palästinensisches Flüchtlingslager im Westjordanland ein, welches eigentlich palästinensisches Gebiet ist, tötet 12 Palästinenser und verletzt 100 andere. 500 Familien werden aus ihren Häusern vertrieben. Das Militär führt außerdem die größten Luftschläge seit der zweiten Intifada 20 Jahre zuvor durch. Auf ein dichtbesiedeltes Flüchtlingslager. Hm, ob das vielleicht irgendwem missfällt …

06. Juli – Im Hangar 4 des Flughafen Tempelhof in Berlin brechen 463 Paare den Weltrekord im »Susi & Strolch«-Küssen. Sprich: Sie essen eine Spaghetti-Nudel gemeinsam, bis sie sich in der Mitte treffen und küssen. Die Aktion ging von der Restaurantkette »Vapiano« aus, die den Rekord schon einmal aufgestellt hatte, allerdings zwischenzeitlich übertroffen wurde.

09. Juli – Neuseeland und die EU unterzeichnen ein Freihandelsabkommen, weil es total sinnvoll ist, irgendwelche Güter um buchstäblich die ganze Welt zu verschiffen.

14. Juli – In Amerika beginnen nach den Autoren nun auch die Schauspieler zu streiken. Auch sie beklagen in Zeiten von Streaming unzureichende Bezahlung und befürchten, ebenfalls wie die Autoren, z.T. durch KI-generierten Kram ersetzt zu werden, was bei irgendwelchen Hintergrundakteuren auch schon geschehen ist. Ab nun stehen sämtliche Hollywood- & TV-Produktionen tatsächlich still und einige Leute in den USA kommen ins Grübeln: »Streiks? Mehr Geld? Aber… aber ist das nicht Sozialismus?«

02. August – Kimberly “Kimycola” Winter aus Maryland in den USA bricht den Rekord für den lautesten Rülpser einer weiblichen Person. Mit satten 107,3 Dezibel war der Rülpser in etwa so laut wie ein voll aufgedrehtes Motorrad.

23. August – Jewgeni Prigoschin, Leiter der Wagner-Gruppe, die im Monat zuvor einen Aufstand gegen die russische Regierung losgebrochen hatte, kommt bei einem Flugzeugabsturz ums Leben. Und da ist überhaupt nichts merkwürdig dran. Wirklich nicht. Ist nicht so, als hätte da Putin irgendwie nachhelfen lassen. Echt nicht. Gut, man lässt das Wrack nicht nach standardisierten Vorgehensweisen oder internationalen Regeln untersuchen, aber das ist völlig okay. Das da irgendwelche Granatenfragmente gefunden wurden … Propaganda. Echt jetzt.
Die ganze Welt ist sich einig, Putin hat damit nichts zu tun. Nee, wirklich.

26. August – Die US-Küstenwache greift Reza Baluchi im Meer auf. Der iranische Asylant hatte versucht, in einem selbstgebauten Hamsterrad aus Bojen und Draht den Atlantik zu überqueren. Auf die Frage, wohin er denn wollte, antwortete er »London«, was zu dem Zeitpunkt 4000 Meilen entfernt war. Nicht so weit entfernt war hingegen der Hurrikan Franklin, vor dem die Küstenwache ihn dann rettete.

07. September – In Florida werden Flamingos gefunden. An sich nichts Ungewöhnliches, aber diese Flamingos stammen aus Yucatan. Experten gehen davon aus, dass die Vögel in den Hurrican Idalia geraten waren und dann schlichtweg in Richtung Florida geschleudert wurden. Die Flamingos waren nicht zu einem Statement bereit, aber Rückschlüsse können vielleicht daraus geschlossen werden, dass sie die Flügel heben und »Nochmal!« brüllen.

12. September – In der Destille Levirat in São Lourenço do Bairro in Portugal bersten zwei Tanks mit Wein. 2,2 Millionen Liter Wein ergießen sich in die Straßen des Ortes, was zu einem »Fluss aus Wein« führt. Wenigstens ein Keller wird dadurch überflutet. Der örtliche Obdachlose ist sich sicher, dass seine Gebete erhört wurden.

14. September – Die Ig-Nobelpreise werden vergeben. Die Preise für »Forschung, die Menschen zuerst zum Lachen bringt – und dann zum Nachdenken« gehen in den folgenden Kategorien an:

  • Chemie und Geologie: Warum Geologen gerne an Steinen lecken
  • Literatur: Warum sich Wörter seltsam anhören, wenn man sie sehr oft hintereinander hört
  • Maschinenbau: Tote Spinnen als effektives Greifwerkzeug für schwere Lasten
  • Kommunikation: Analyse der Hirnaktivität von Experten im Rückwärtssprechen
  • Ernährung: Erfindung von Essstäbchen und Strohhalmen, die durch elektrische Ansteuerung den Geschmack von Lebensmitteln verändern können
  • Bildung: Wie beeinflussen sich Langeweile von Schülern und Lehrern gegenseitig im Unterricht
  • Psychologie: Wie viele Menschen schauen in die Luft, wenn sie andere Menschen in die Luft starren sehen
  • Physik: Inwiefern verändern Sardellen durch sexuelle Aktivität die Zusammensetzung von Meereswasser

27. September – Der Autorenstreik in den USA wird nach 148 Tagen beendet. Im Grunde kriegen die Autoren fast alle Wünsche, die sie gegenüber den Produzenten hatten, durch, u.a. mehr Geld und Zusagen in Hinblick auf die Nutzung von KI. Die Produzenten mussten irgendwie am Ende einsehen, dass praktisch keine Produktion funktionieren kann, wenn es niemanden gibt, der sich den Scheiß ausdenkt. Offenbar brauchte man für diese Erkenntnis über vier Monate.

02. Oktober – Die Nobelpreisträger für Medizin werden bekanntgegeben. Die Ungarin Katalin Karikó und der US-Amerikaner Drew Weissman erhalten ihn für Ihre Entwicklung der mRNA-Technologie, welches auch die Grundlage der meisten Covid-19-Impfstoffe bildet. Irgendwo haben ein paar Quarkdenker urplötzlich ein Aneurysma.

07. Oktober – Die Hamas feuert innerhalb von 20 Minuten aus dem Gazastreifen zwischen 3000 und 5000 Raketen in Richtung Israel und fällt im Anschluss in das Land ein. Dann richten die Hamas-Kämpfer gleich noch mehrere Massaker in verschiedenen kleinen Ortschaften an, wobei so viele Juden an einem Tag umgebracht werden, wie seit dem Holocaust nicht mehr. Natürlich überwiegend Zivilisten. Völlig unüberraschend erklärt daraufhin Israel der Hamas den Krieg.
Schon faszinierend, wie ein kleines Land, welches völlig übervölkert ist und kaum genug Essen für seine Bewohner auf den Tisch bringt, das Geld und die Logistik hat, so viele Raketen zu besorgen und abzufeuern.

23. Oktober – Der älteste Hund der Welt, Bobi, stirbt. Der Hund der portugiesischen Rasse Rafeiro do Alentejo wurde 31 Jahre und 165 Tage alt.

09. November – Der Streik der Schauspieler in den USA endet. Auch ihre Forderungen werden von den Produzenten fast vollständig erfüllt, bis auf ein paar juristische Feinheiten, die bestimmt in Zukunft keine Probleme machen werden. Ehrlich!
Man geht davon aus, dass die kombinierten Streiks von Autoren und Schauspielern allein der Wirtschaft von Kalifornien einen Schaden von 6,5 Milliarden Dollar verursachten und 45.000 Leuten die Jobs kostete.(Es arbeiten ja nicht nur Schauspieler und Autoren an Filmen … und da die anderen auch nicht arbeiten konnten, mussten z.B. irgendwelche Handwerker sehen, wo sie bleiben.)

15. November – Beim neuseeländischen »Bird Of The Century«-Wettbewerb gewinnt der Pūteketeke, eine Art Haubentaucher. Von 350.000 abgegebenen Stimmen erhält der Vogel 290.374 Stimmen. Der bisherige Abstimmungsrekord bei den Vogel-Wettbewerben lag bei 56.733 in 2021. Grund für den starken Anwuchs der Stimmen war eine Aktion des Comedians John Oliver, der in seiner Sendung »Last Week Tonight« aus einer Laune heraus Werbung für das Tier machte und weltweit Banner, Poster und Reklame postete, damit das Tier gewinnt.

16. November – Die französische Regierung kauft das Gemälde »Der verspottete Christus« des Malers Cimabue. Das Bild wurde 2019 bei einer Haushaltsauflösung einer neunzigjährigen Dame entdeckt, die das Gemälde in der Küche hängen hatte. Bei einer Auktion in 2019 wurde es für 24 Millionen Euro verkauft, allerdings hatte die französische Regierung darauf einen Exportbann für das Bild verhängt. Im Grunde war die Regierung also eingeschnappt und die Ausfuhr so lange verboten, bis sie selber das Bild dann kaufen durfte.

18. November – Eine Boeing 787 landet in der Antarktis. Es ist das erste Mal, dass ein Passagierflugzeug, welches bis zu 300 Personen befördern kann, dort landet. Damit ist der Beweis erbracht, dass man mit größeren Flugzeugen dorthin Emissionen sparen könnte. Und das irgendwelche reichen Leute jetzt vermutlich bequemer dorthin reisen können, nur um zu sagen, dass sie da waren.

19. November – Javier Milei gewinnt die zweite Runde der Präsidentenwahlen in Argentinien. Er ist ordentlicher Rechtspopulist, glaubt an mehrere Verschwörungstheorien, z.B. dass der Klimawandel eine »sozialistische Lüge« sei, hat fünf geklonte Hunde und merkwürdige Ansichten in Bezug auf Frauen. Und, ja, natürlich, als Rechtspopulist hat einer eine beschissene Frisur.

20. November – Forscher entdecken, dass die männliche Breitflügelfledermaus, die einen Penis besitzt, der siebenmal größer als die Vulva der weiblichen Breitflügelfledermaus ist, im Grunde beim Sex nur kuschelt und nicht penetriert. Sie hinterlässt dann vermutlich nur eine große Sauerei auf der weiblichen Fledermaus … und der Bettdecke.

22. November – In den Niederlanden finden Wahlen statt und die rechtspopulistische und rechtsextreme »Parte für die Freiheit« (PVV) wird mit 23,6% stärkste Kraft. Und wie es sich für Möchtegernnazis gehört, hat der Chef, Geert Wilders, eine beschissene Frisur.

29. November – Der deutsch-US-amerikanische Diplomat, Politiker und Nobelpreisträger Henry Kissinger stirbt und der überwiegende Teil der Menschheit sagt »Endlich.«

02. Dezember – Während der Auslosung der Mannschaften des EURO 2024-Turniers kommt es in der Hamburger Elbphilharmonie zu einem Zwischenfall, während die Schweiz aufgerufen wird. Aus dem Zuschauerraum kommen laute Sexgeräusche. Hinterher stellt sich heraus, dass der britische Comedian Daniel Jarvis dahintersteckt, der die Aktion über seinen Twitter-Account streamt. Überraschenderweise waren es nicht die aufgeregten Geräusche der FIFA-Funktionäre, die sich in ihrem Schmiergeld wälzten.

03. Dezember – Seit Beginn des Jahres sind allein in Deutschland 17088 Menschen an oder mit Covid gestorben. Auf Jumbojets umgerechnet: Jeden Monat sind ungefähr 3,5 Jumbojets in Deutschland abgestürzt.

07. Dezember – Millionen Briten wird von der Nachrichtensprecherin Maryam Moshiri der Stinkefinger gezeigt. Die Journalistin hatte vorher mit den Leuten im Studio gescherzt und den Countdown mit den Fingern heruntergezählt, wobei am Ende nur der Mittelfinger übrig blieb.

08. Dezember – Forscher der Northwestern University in Illinois geben bekannt, dass sie VR-Brillen für Nagetiere entwickelt haben. Sie möchten damit die Hirnaktivität von Mäusen und dergleichen untersuchen, während die denken, sie werden von einem Greifvogel angegriffen. Natürlich ist es immer etwas schwer, die Nagetiere davon abzuhalten »Beat Saber« zu spielen.

08. Dezember – Nach acht Monaten findet man eine verlorengegangene Tomate auf der Internationalen Raumstation. Ursprünglich hatte man dem Astronauten Frank Rubio vorgeworfen, eine der ersten Tomaten, die im Weltall gezüchtet wurden, aufgegessen zu haben. Die Tomate war natürlich dahin, aber zumindest konnten sich die Kollegen entschuldigen und Frank Rubio sagen: »Habsch doch jesacht!«

19. & 20. Dezember – Die 32-jährige Kelsey Hatcher bringt zwei Mädchen auf die Welt, eines am Dienstagabend, eines am Mittwochmorgen, etwa 10 Stunden später. Das Besondere: Die beiden Mädchen sind zwar Kinder der gleichen Mutter und praktisch Zwillinge, stammen aber aus zwei verschiedenen Gebärmuttern. Die Uterusfehlbildung mit dem medizinischen Namen Uterus didelphys kommt in etwa 0,3% der Frauen vor. Da können die anwesenden Ärzte mit über 60 Jahren gemeinsamer Erfahrung erstmal erstaunt schauen. Aber, wie sich einer der Ärzte später gegenüber einer Zeitung äußert: »Am Ende des Tages waren es zwei Babys in einem Bauch zur gleichen Zeit. Sie hatten nur unterschiedliche Wohnungen.«

22. Dezember – Die Anzahl der Todesopfer im Gazastreifen im Israel-Hamas-Krieg steigt auf 20.000. Das sind rund 20x mehr Todesopfer als die ursprünglich durch den Angriff der Hamas umgekommenen Personen beim ersten Angriff am 07. Oktober. Die Anzahl der Todesopfer übersteigt auch die Gesamtanzahl des Opfer des Palästinakriegs 1948.

29. Dezember – Im Süden und Westen Deutschlands regnet es seit Tagen, weswegen Flüsse und Deiche überflutet sind. An diesem Tag meldet der Feuerwehrverband, dass einige Anwohner bereits verbaute Sandsäcke von den Deichen stehlen, um ihre eigenen Häuser vor dem Wasser zu schützen.
Soweit zum Thema Eigenverantwortung und Zusammenhalt der Gesellschaft.

31. Dezember – Weil die USA eines der Länder sind, in denen ein Datum aus irgendwelchen Gründen Monat / Tag / Jahr geschrieben wird, ist der 31. Dezember 23 dort der Tag, der 12 – 31 – 23 geschrieben wird. Die Heiratskapellen in Las Vegas rechnen von daher damit, dass der bisherige Rekord für Hochzeiten in Las Vegas an einem einzigen Tag (Rekord bisher: 4.492, am 07. Juli 2007) gebrochen wird, da es ja gleich mehrere Sachen zu feiern gibt.
Der Grund für so viele Hochzeiten an einem Tag mit leicht erkennbarem Datum ist natürlich simpel: Auch die Ehemänner sollen sich das so merken können.

Ein Video und ein Podcast

Vor Kurzem wurde ich gleich von zwei Personen angesprochen, ob ich mich mit Ihnen nicht unterhalten würde.

Die erste Person war Florian Heuzeroth, ein Journalist, der einen Podcast über das Leben mit dem Tod macht. Mit ihm habe ich mich natürlich über meine Bücher „Der Tod und andere Höhepunkte meines Lebens“ und „Der Tod ist schwer zu überleben“ unterhalten. Meine Folge ist die Nummer drei. Zu finden ist der Podcast hier.

Mit dem Autor und Gründer des Montségur-Autorenforums Andreas Wilhelm habe ich mich hingegen über die Entwicklung der KI und ihre Auswirkungen auf den Buchmarkt unterhalten. Das Video binde ich unten direkt ein.

Ich möchte explizit darauf hinweisen, dass das Video ein Teil einer Reihe ist, in der mehrere Autoren bzw. Leute, die im Buchgeschäft tätig sind zu Wort kommen. Besonders ans Herz legen möchte ich da allen vor allem das Video mit Nina George, die sich über die rechtlichen Fragen rund ums Thema KI äußert.

Viel Spaß!

Geschichten zum Tag: 31.10. – Reformationstag

Den meisten Leuten in deutschsprachigen Ländern – zumindest denen, die in der Schule nicht geschlafen haben – dürfte bekannt sein, was am Reformationstag geschehen ist.
»Dat is doch, wo dem Luther seine Prothesen anne Tür genagelt hat, wa?«
Ja, so ungefähr, Günni. Aber nicht ganz!

An dem Tag gedenkt man tatsächlich dem Beginn der Reformation, weil Martin Luther am Tag vor Allerheiligen im Jahre 1517 angeblich an eine Kirchentür in Wittenberg eine Schrift mit 95 Thesen angeschlagen hat. Ganz wichtig: Thesen – ein anderes Wort für »Behauptung« – nicht Prothesen. Luther hat da also nicht irgendwelchen Zahnersatz oder künstliche Beine an die Tür genagelt. Wenn er da überhaupt irgendwas genagelt hat, denn ob das überhaupt so stattfand, weiß man nicht wirklich. Erst 30 Jahre später haben Leute das behauptet.
Jedenfalls hat Luther diese 95 Thesen veröffentlicht. Auf Latein. Damit auch Otto Normalwittenberger auf die Tür mit den Thesen starren und mit Fug und Recht behaupten konnte: »Wat?«

Aber was war überhaupt Luthers Problem? Wogegen kämpfte er an?

Luther hatte ein Problem mit dem Ablasshandel, der seit einiger Zeit extrem grassierte. Im Grunde konnte irgendwer zur Kirche gehen und sagen »Meen Vadda war ne alte Sau, aber im Fegefeuer sollte er nich hocken. Hier habta Geld, damit er in den Himmel kommt.«
Man kennt das ja, diese richtig bekannten Bibelpassagen, in denen Gott sagt, dass man ihn mit Geld bestechen kann, damit irgendwer nicht in die Hölle kommt. Ganz im Gegensatz zu denen, wo er einen Tobsuchtsanfall kriegt und irgendwelche Leute umbringt. Aber ich schweife ab.

Die Kirche hatte mit den Ablässen so viel Geld gemacht, dass man mittlerweile zu schön gedruckten Ablassbriefe übergegangen war. Da musste der Schreiber nur noch die Namen eintragen und litt somit nicht mehr an Krämpfen in der Hand. Wie Johann Tetzel, der Typ, der am meisten mit den Ablässen handelte, auszudrücken pflegte: »Wenn das Geld im Kasten klingt, die Seele aus dem Fegefeuer springt!« Wahrscheinlich schob er noch »Der nächste Bitte!« hinterher.
Ein Nebeneffekt der Ablassbriefe war, dass immer weniger Leute zur Beichte gingen. Die Leute dachten sich halt »Wat soll ick dem fetten Typen im Talar meinen janzen Scheiß erzählen und nen halben Tag um Buße beten, wenn irgendwer mich von meinem Sünden freikaufen kann?«
Und Luther, dem keiner mehr die schönsten und dreckigsten Geschichten erzählte, sagte »Ey, Moment mal! Nich mit Maddin!«

Es gab noch ein paar andere Dinge, die schon eine Weile eine Menge Leute an der Kirche, speziell dem Papsttum, störten. Insofern vielen Luthers Thesen auf fruchtbaren Boden, als er darin, allgemeinverständlich zusammengefasst, sagte: »Dit mit dem Ablasshandel funktioniert nicht so, wie der Papst behauptet. Dafür is Jesus nich am Kreuz gestorben, ma sag’n! Außerdem soll die reiche Sau von Papst gefälligst selbst den Bau der Peterskirche finanzieren, statt den Leuten mit falschen Versprechungen dit Geld auszupressen!«
Denn der Ablasshandel war im Grunde nur eine Möglichkeit, mehr Geld nach Rom zu schicken, um den Bau des Petersdoms zu bezahlen. Luthers Forderung mit dem Quatsch aufzuhören gefiel deswegen auch ein paar Kurfürsten oder ähnlichen Leuten, die was zu sagen hatten, denn wenn die ganze Kaufkraft aus den Landstrichen verschwindet, die man so verwaltet, dann kann man schon mal ungehalten werden. Das Ganze hatte also nicht nur eine kirchenrechtliche Komponente, sondern auch eine wirtschaftliche.
Aber man hatte ja in der Vergangenheit auch Kirchen gebaut. Warum war nun ausgerechnet der Petersdom so teuer? Warum baute man nicht einfach eine kleinere Kirche? Warum musste es die größte, ausgefallenste, prächtigste Kirche überhaupt sein?

Und da kommen wir zum amtierenden Papst dieser Zeit, Giuliano della Rovere, besser bekannt als Julius II.

Julius II. war ein recht patenter und potenter Mann. Letzteres ist zumindest dadurch belegt, dass er 1483 eine uneheliche Tochter zeugte. Da war er schon Kardinal, sollte also eigentlich keusch sein. Soweit dazu. Auch während seiner Papstzeit soll er noch ordentlich rumgeschnackselt haben. Er trieb es zwar nicht ganz so bunt wie sein Vorgänger Alexander VI., aber es kann ja nun nicht jedem Papst nachgesagt werden, ein Verhältnis mit der eigenen Tochter zu haben.

Seinen Papsttitel bekam Julius II. wie eine ganze Reihe von Päpsten schon vor ihm, und zwar durch die gute alte Bestechung. Ansonsten war er eher der wenig umgängliche Typ. Er führte eine Reihe von Kriegen, hatte schon mal den ein oder anderen Wutanfall und schaute selbst auf Portraits so, als hätte man ihm gesagt, dass seine liebste Fernsehserie gerade gecancelt wurde. Im Grunde könnte und sollte man vielleicht über ihn mal einen längeren Text schreiben, aber ich will mich hier mal kurzfassen. Es sollte jedenfalls klar sein, dass er vielleicht nicht der beliebteste aller Päpste war, auch wenn er durch die Maßnahmen, die er in der Kirche durchsetzte, gerne als »Retter« der Kirche betitelt wird. Ironischerweise ist er aber auch einer der wesentlichen Gründe dafür, dass sich die Protestanten von der katholischen Kirche abspalteten. Denn Julius II. hielt sich gelinde gesagt für »den Geilsten«. Und weil er sich für den Geilsten hielt, war er der Meinung, dass die alte Peterskirche in Rom eben nicht geil genug für ihn war.
»Passt ma uff, Leute!«, sagte er. »Hier die kleene Klitsche könnt ihr vergessen! Wenn ich irgendwann mal den Löffel abgebe, werde ich ja wahrscheinlich wie alle Päpste hier beerdigt. Aber weil ich der Geilste bin, muss natürlich mein Grabmal monumental sein. Und wenn mein Grabmal monumental ist, muss auch die Kirche drumherum nach wat aussehen. Also klatscht mir da mal so ein Riesending hin, wo gleich allen die Stulle aus’m Maul fällt, wenn se dit Ding sehen.«
Und für dieses Riesending hatte die Kirche eben nicht genug Geld. Deswegen der Ablasshandel. Deswegen der genervte Martin Luther und die genervten Kurfürsten. Und deswegen letztlich die Reformation und die Trennung der Kirche in Katholiken und Protestanten.
Der Kicker ist natürlich, dass Julius II. irgendwann sein Grabmal bekam. Das steht in einer ganz anderen Kirche. Er selbst liegt im Petersdom unter einer schlichten Marmorplatte begraben. Eines der am wenigsten imposanten Gräber in der Kirche.
Und Martin Luther konnte am Ende doch noch was nageln, nämlich seine Frau, die er sich nehmen konnte, nach dem die Kirche ihm sagte »Geh doch, wo du wohnst.«

Der Reformationstag ist also das Gedenken an einen Typen, der sich für den Geilsten hielt, weswegen ein anderer Typ wütend wurde, aber am Ende geil werden durfte. Zumindest mit seiner Frau. Ansonsten war der Luther ja auch eher … schwierig, aus heutiger Sicht. Stichwort: Antisemitismus.
Schon faszinierend, dass man es bei Geschichten rund um die Kirche in den seltensten Fällen mit sympathischen Menschen zu tun hat. Aber immerhin kann man sich über einen freien Tag freuen.