Konversation

Geldwechsel

Meine Frau und ich waren vor kurzem auf dem Trödelmarkt und haben vor es demnächst noch einmal zu tun. Aus diesem Grund brauchen wir viel Kleingeld, um wechseln zu können. Deswegen bin ich also heute zur Bank.

Früher hat man das so gemacht:
Zur Bank gegangen, gesagt: »Leute, ich will diesen 20-Mark-Schein in Zwei-Mark-Stücken ausgezahlt haben und den 10er hier in Eine-Mark-Stücken.«
Die Bank: »Allet klar. Hier haste.«

Heute ist das etwas anders.
Ich: »Ich hätte gerne diesen 20-Euro-Schein in Zwei-Euro-Stücken ausbezahlt und diesen 10-Euro-Schein in Ein-Euro-Stücken.«
Bank: »Ja, sind sie denn Kunde bei uns.«
»Ja.«
»Kann ich die Karte mal sehen.«
»Hier bitte.«
»Also die Zwei-Euro-Stücke hätte ich, aber nicht die Ein-Euro-Stücke.«
»Wat?«
»Na ja, wir haben doch kein Geld mehr.«
»Ich dachte, sie wären eine Bank.«
»So einfach ist das auch wieder nicht.«
»Nicht?«
Die Frau schüttelt den Kopf.
»Hat denn vielleicht die andere Filiale Geld, damit ich da wechseln kann?«
»Kann schon sein.«
»Ach?«
Die Frau von der Bank zählt mir zehn Zwei-Euro-Stücke ab. Ich halte ihr schon ein Glas hin, in das die Stücke reingeschüttet werden können.
»Nee, die kann ich ihnen so nicht geben«, sagt sie.
»Wat?«, frage ich.
»Nehmen sie mal diese Karte und gehen sie an den Einzahlautomaten. Einfach die Karte reinstecken, dann das Geld in das Fach legen und dann kommen sie wieder her.«
Ich mache das, was sie sagt, greife mir die Quittung und gehe wieder an den Schalter, wo mittlerweile eine Frau steht, die schon zwanzig Minuten braucht, um sich die Schuhe zuzubinden.
Als ich wieder dran bin, reiche ich die Quittung rüber und die Frau zählt noch einmal die zehn Zwei-Euro-Stücke ab und schüttet sie dann ins Glas.
»Die andere Filiale hat übrigens noch genug Kleingeld.«
»Oh, schön. Danke.«

Ich gehe also hinaus und fahre zur anderen Filiale.
»Ich hätte gerne diesen Zehn-Euro-Schein in zehn Ein-Euro-Münzen gewechselt.«
»Ja, so einfach ist das nicht.«
»Ach, was?«
»Sind sie denn Kunde bei uns.«
»Ja. Hier ist meine Karte.«
»Dann gehen sie doch erstmal an den Einzahlautomaten und zahlen das auf ihr Konto ein. Dann kommen sie wieder her.«
»In der anderen Filiale hat man mir eine andere Karte gegeben und dann …«
»Nee, wir machen das mal so.«
»Okay.«
Ich tue, was sie gesagt hat. Dummerweise steht eine ältere Dame mit Hörgerät am Automaten, für die Technik offenbar ein Fremdwort ist und das, was sie dort tun will, dreimal neu anfängt. Auf meine Fragen, ob ich ihr irgendwie helfen könnte, geht sie nicht ein, weil sie sie vermutlich nicht hört. Dann zahle ich endlich das Geld ein und gehe zurück zum Schalter.
»Gut, dann geben sie mal die Karte her«, sagt die Bankdame und ich gebe sie ihr. Sie tippt irgendwas am Rechner. »Nee, das ist ja blöd.«
»Was denn?«
»So würden sie 2,50 Euro Gebühren zahlen.«
»Wat?«
»Ich nehme das mal raus.«
»Ja, bitte.«
»Wissen sie was?«
»Offensichtlich nicht mehr.«
»Wie bitte?«
»Schon gut.«
»Ich hab das jetzt hier eingegeben. Jetzt können sie noch einmal an den Einzahlautomaten gehen und die Karte reinstecken, dann kommt das als Münzen heraus.«
»Und nicht als Brotscheiben.«
»Wie bitte?«
»Nichts. Schon gut. Ist ja schön, dass das so unkompliziert ging.«
Die Frau schaut mich komisch an, vermutlich weil sie meinen sarkastischen Unterton wahrgenommen hat. Jedenfalls kriege ich die Münzen schließlich am Automaten und habe schon nach zwei Bankfilialen, fünf Kilometer Fahrt auf dem Roller und einer Stunde Zeit dreißig Euro in Kleingeld gewechselt bekommen.

Beeren

»Was wollen wir denn am Wochenende zum Musikabend mitbringen?«
Ich zucke mit den Schultern, weil ich, was mitgebrachtes Essen angeht, so kreativ wie eine Straßenlaterne bin.
»Vielleicht machen wir einfach einen schönen, frischen Salat. Mit Tomate und Paprika«, sagt meine Frau.
»Und Auberginen?«
»Weiß nicht. Ja, vielleicht.«
»Und Avocados?«
»Die mag ich nicht. Weißt du doch.«
»Aber so hätte man einen schönen Beerensalat haben können.«
»Wat?«
»Beerensalat.«
»Ich hab dich akustisch schon verstanden, ich weiß nur nicht wovon du redest.«
»Tomaten, Paprika, Auberginen und Avocados sind alles Beeren.«
Meine Frau rollt mit den Augen.
»Echt jetzt«, sage ich.
»Das mag ja sein, aber deswegen ist es kein Beerensalat. Ein Beerensalat wäre so etwas wie rote Grütze, mit Himbeeren, Brombeeren … und Kirschen oder Erdbeeren.«
»Erdbeeren sind keine Beeren.«
»Hast du wieder irgendeinen Wikipedia-Artikel gelesen und willst jetzt damit angeben, was du gelernt hast?«
»Vielleicht …«
Meine Frau seufzt. »Ich bin ganz Ohr.«
»Erdbeeren, Brombeeren, Himbeeren und Holunderbeeren sind keine Beeren im botanischen Sinn.«
»Stattdessen gehören sie zu den Nestflüchtern?«
»Erdbeeren sind eine Sammelnussfrucht.«
»Was auch immer das heißen mag.«
»Weißt du was stattdessen eine Beere ist?«
»Toastbrot?«
»Fast. Bananen, Zitronen, Orangen und Melonen. Und halt Nachtschattengewächse wie Tomaten, Paprika, Auberginen und Avocados.«
»Schmeckt trotzdem nicht, wenn man es zusammenmischt.«
»Ja, schon, aber …«
»Was bringen wir denn nun am Wochenende mit?«
»Einen Salat. Mit ein paar Beeren drin?«
»Aber ohne Sammelnussfrüchte.«