Mission Impossible

Tom Cruise macht alle seine Stunts selber

Bei dem Folgenden handelt es sich um einen Text, den ich im Jahr 2020 für meine Steady-Unterstützer geschrieben habe. Falls er also u.U. nicht mehr ganz so up-to-date klingt, liegt das wahrscheinlich daran.

 

 

Es gibt vielerlei Gründe, weswegen man sagen kann, dass es in den letzten Jahren wenig gute Action-Filme gegeben hat. Man kann allerdings auch mit einer gewissen Bestimmtheit sagen, dass an den meisten Action-Filmen, die funktioniert haben, Tom Cruise beteiligt war.

Tom Cruise geht mittlerweile deutlich auf die 60 zu und während ich mit Mitte 40 schon vor Anstrengung keuche, wenn ich nach einer besonders intensiven Sitzung von der Toilette zurückkomme, springt er immer noch herum, als wäre er Anfang 20. Er hüpft aus Flugzeugen und spielt dabei zwar nicht Akkordeon, aber zumindest einen Geheimagenten, der nebenbei die Welt rettet, ich überlege manchmal, ob man mir, wenn ich ein Pferd wäre, schon den Gnadenschuss verpasst hätte.

Eine der Sachen, die einen Tom-Cruise-Film so besonders machen, ist die Tatsache, dass er immer 100% gibt. Manche würden sogar sagen, er gibt über 100%. 120%. Oder so. Vermutlich seine Freunde von Scientology. Aber die sind ja auch der Meinung, dass man die meisten Menschen nur 5% ihres Gehirns nutzen und nur sie die Antwort darauf haben, wie man auch die restlichen 95% nutzt. Was natürlich kompletter Humbug ist, weil kein Mensch jederzeit 100% seines Gehirns nutzen sollte. Man denkt ja auch bei Ampeln nicht, dass sie nur 33% ihrer Leistung erbringen, wenn sie gerade auf Rot, Gelb oder Grün stehen. Würde die Ampel 100% geben, hätte sie ihren Zweck verfehlt. Wie auch immer: Die Kumpels von Tom Cruise glauben jedenfalls, dass die Antwort „Aliens“ lautet.

Tom Cruise hat sich in den vergangenen Jahren vor allem deswegen einen Namen gemacht, weil er seine Stunts selber macht. Gerade in den „Mission: Impossible“-Filmen scheint er sich einen Sport daraus zu machen, dass die gefährlichen Kunststücke immer verrückter werden.
Im ersten Teil wäre er fast ertrunken, als hinter ihm ein großes Aquarium gesprengt wurde und sich das Wasser über ihn ergoss. Offensichtlich hat er sich gedacht: „Mensch, fast zu sterben ist so toll, dass will ich gleich noch einmal machen!“
Für den zweiten Teil übte er dann Free Climbing und zog sich eine Schulterverletzung zu, als er von einem Stein zum anderen sprang.
Im dritten Teil ließ er sich von einem Lastwagen überfahren.
Im vierten Teil baumelte er außen am höchsten Gebäude der Welt und fuhr selbst Auto.
Im fünften Teil hielt er sich an der Außenhülle eines startenden Flugzeugs fest und lernte, sechs Minuten lang die Luft anzuhalten. Das hätte ihm beim ersten Teil vermutlich geholfen.
Für sechsten Teil kletterte er nicht nur in schwindelerregender Höhe an einem Hubschrauber herum, nein, er flog dann den Hubschrauber auch gleich noch selbst. Also nicht beides gleichzeitig. Mehr so nacheinander. Und einen Knöchel brach er sich auch noch, als er von einem Haus zum anderen sprang.

Was viele vergessen, ist, dass Tom Cruise schon in seinen früheren Filmen außergewöhnliche Stunts selber machte.
In „Risky Business“ hat er tatsächlich in Unterhose vor der Kamera getanzt.
Für „Legende“ hat er extra ein Einhorn aufgespürt.
Für „Rain Man“ hat er gelernt , ein Arschloch zu sein.
Für „Eine Frage der Ehre“ ist er extra in die Armee eingetreten, hat es zum Offizier gebracht und nebenbei Recht studiert, was er dann gleich im Film „Die Firma“ nutzen konnte.
Für „Interview mit einem Vampir“ ist er extra zum Vampir geworden, weshalb es mittlerweile so wenige Aufnahmen von ihm am Tag gibt.
In „Top Gun“ spielte er einen Marineflieger, der sich anscheinend nicht im Klaren darüber ist, wie homoerotisch alles um ihn herum wirkt.
In „Jack Reacher“ spielte er einen Mann, der versuchte mit seinen 1,70m Körperhöhe so einschüchternd auszusehen, wie der über zwei Meter große Mann, der er laut Buchvorlage hätte sein sollen.
Natürlich wird er auch in Zukunft versuchen weiterhin alle Stunts selber zu machen. Zwei neue Teile der „Mission: Impossible“-Filmreihe wurden gerade angekündigt und die Gerüchteküche kocht über, welches Wagnis er als nächstes eingehen wird. Es wird davon gesprochen, dass in Syrien gedreht wird, wo er durch eine versteckte Kamera gefilmt, ungefragt bei einer muslimischen Hochzeit auftauchen soll, um dort laut „Mazeltov!“ zu rufen. Es heißt ebenfalls, dass er sich seit Monaten auf einen Stunt vorbereitet, der das Essen von nicht nur ein, sondern gleich zwei Nutella 5000g Gläsern vorsieht. Mit einer Gabel.

Selbstverständlich ist das alles nur Spekulation. Vor ein paar Jahren fragten schon einige Journalisten, ob der nächste „Mission: Impossible“-Film im Weltall spielen und er tatsächlich auch dorthin fliegen würde. Cruise lächelte nur sein Millionen-Dollar-Lächeln, dass einen seiner Schneidezähne genau in die Mitte seines Gesichtes geschoben hatte, und sagte: „Wir werden sehen.“
Sicher sein können wir nur: Er wird es wieder selbst tun, statt jemanden, dessen Job es ist, so etwas machen, seine Arbeit erledigen zu lassen. Und er wird wieder auf der Couch von Talkshows sitzen und darüber reden, als wäre es nichts Besonderes, wohl wissend, dass es etwas Besonderes ist. Und es wird auch so beworben werden, als wäre es etwas Besonderes. Und alle werden im Kino oder vor dem Fernseher sitzen und sagen: „Mensch, der Tom Cruise hat wieder 100% gegeben. Oder 120%.“