Politik

Die politische Reaktion auf einen Serienkiller

»Ey, da rennt ein Serienkiller mit einem Pistole herum und bringt alte Leute um.«
»Ach?«
»Doch. Meinst du, wir sollten da mal was tun?«
»Weiß nicht. Sind doch nur alte Leute.«
»Na ja, aber die wollen ja vielleicht auch leben.«
»Meinst du?«
»Schon.«
»Aber ich habe doch gerade andere Dinge zu tun.«
»Echt? Was denn so zum Beispiel?«
»Ich will nächstes Jahr wiedergewählt werden. Da muss ich doch mal intensiv drüber nachdenken, was ich den Leuten versprechen könnte und wie ich das genau beschreibe, damit man mich hinterher nicht mehr so genau darauf festnageln kann, wenn ich es dann doch nicht mache.«
»Und meinst du nicht, dass es da ein gutes Zeichen wäre, wenn du da irgendwas gegen den Serienkiller mit der Pistole machen würdest? Ich meine, die Leute fänden das doch sicher super, wenn du dafür sorgst, dass der Typ nicht weiter Leute umbringt. Vielleicht finden die das sogar so gut, dass sie dich noch einmal wählen.«
»Jaaaaaa, schon, aber dann müsste ich doch was machen.«
»Man sollte meinen, dass du dafür ja auch bezahlt wirst.«
»Ach?«
»Doch.«
»Du meinst also, dass der Killer einfach immer weiterrennt und nicht aufhört, Leute zu töten?«
»Na ja, wenn ihn keiner stoppt, warum sollte er aufhören?«
»Weil ihm das Ganze langweilig wird?«
»Unwahrscheinlich.«
»Können die Leute nicht einfach schusssichere Wesen tragen?«
»Wo sollen die denn so schnell herbekommen?«
»Was fragst du mich das?«
»Na, du hast doch gerade den Vorschlag gemacht.«
»Ja, aber hast du jetzt erwartet, dass ich mich darum kümmere, oder was?«
»Schon.«
»Ach? Na, das ist mir ja ein dicker Hund.«
»Ich meine, man sollte annehmen, dass du dich darum kümmerst, immerhin sagst du ja den Leuten, dass die sich solche Westen zulegen sollen.«
»Na ja, das klingt doch vernünftig, oder?«
»Schon, aber dann muss man halt auch dafür sorgen, dass die Leute sich auch tatsächlich schützen können.«
»Kann das nicht der freie Markt regeln.«
»Weiß nicht, ob der das immer so gut regelt.«
»Nun stell doch nicht gleich das ganze System in Frage!«
»Mache ich doch gar nicht! Ich will doch nur wissen, was du unternimmst, damit der Typ nicht mehr andere Leute erschießt.«
»Weiß nicht … der bringt doch nur alte um, oder?. Das betrifft mich ja jetzt noch nicht.«
»Aber du bist jetzt auch nicht mehr der Jüngste.«
»Ja, aber SO alt bin ich halt noch nicht.«
»Stimmt.«
»Und bestimmt sterben ja auch nicht alle an den Schussverletzungen.«
»Das ist durchaus korrekt, aber …«
»Nur weil man eine Schussverletzung hat, heißt das ja nicht, dass man das nicht überlebt und hinterher normal weiterleben kann.«
»Na ja, man überlebt vielleicht, hat aber vielleicht so starke Verletzungen, die hinterher das Leben arg beeinträchtigen.«
»Man muss ja nicht immer alles gleich so schwarz sehen!«
»Aber es ist doch unschön.«
»Nur weil manche hinterher kein normales Leben mehr führen können, muss man doch nicht gleich alles so aufbauschen.«
»Okay, aber …«
»Viel wichtiger ist doch, dass da jemand Leute erschießt. Das sollte ja eigentlich nicht sein.«
»Ach, hast du das jetzt auch endlich verstanden?«
»Nee, das habe ich doch schon die ganze Zeit gesagt.«
»Das war mir jetzt so nicht klar.«
»Ach?«
»Doch. Also meinst du, dass man jetzt mal irgendwelche Maßnahmen ergreifen kann, damit der Typ nicht weiter mit der Pistole durch die Gegend rennt und Leute erschießt?«
»Weiß nicht. Ich will ja keine Panik verbreiten.«
»Also ich hab hier ein paar Experten, die sagen, dass man Leute wirklich davon abhalten sollte, andere Leute zu erschießen.«
»Soso, Experten. Aber die Politik bestimme immer noch ich! Ich lasse mir doch nicht von sogenannten Experten vorschreiben, wie ich Politik zu machen habe.«
»Aber vielleicht wissen die das in dem Fall besser als du.«
»Das kann ich mir nicht vorstellen.«
»Ach?«
»Doch.«
»Ich hab übrigens gerade erfahren, dass der Typ mittlerweile keine Pistole mehr benutzt, sondern ein Maschinengewehr.«
»Ach?«
»Doch.«
»Ist ja ungeheuerlich.«
»Nicht wahr? Da sollte man mal was machen, oder?«
»Hmm… na ja.«
»Das sind jetzt auch zunehmend mehr Leute, die sterben. Und auch nicht mehr nur alte Leute.«
»Was fällt dem eigentlich ein?!«
»Also, was soll dann jetzt gemacht werden?«
»Hatten wir nicht gesagt, dass die Leute schusssichere Westen tragen sollen?«
»Ja, aber die helfen ja auch nur bedingt. Ich meine, was ist, wenn ihnen stattdessen ins Bein geschossen wird.«
»Wenn sie Angst vor ein paar Kugeln haben, dann sollen sie halt in Deckung bleiben.«
»Und die ganzen schusssicheren Westen sollen sie auch noch selber bezahlen?«
»Selbstverständlich! Wäre ja schlimm, wenn der Staat das zahlen müsste. Der kann sich ja nicht um alles kümmern.«
»Wie zum Beispiel darum, den Typen davon abzuhalten, Leute zu erschießen.«
»Genau.«
»Sollten wir vielleicht den Leuten sagen, dass sie lieber daheim bleiben sollen, damit sie nicht dem Typen über den Weg laufen, der wahllos Leute erschießt?«
»So weit kommt es noch. Dann geht ja keiner mehr einkaufen. Oder arbeiten!«
»Aber wenn der Typ alle erschießt, dann können die ja auch nicht mehr einkaufen oder arbeiten.«
»Na ja, es sterben ja nicht alle, die angeschossen werden. Darüber haben wir doch längst diskutiert!«
»Aber wenn wir den einfach weiter Leute erschießen lassen, dann sind halt irgendwann lauter Leute tot, die sonst konsumiert und gearbeitet hätten.«
»Wir könnten ja vielleicht für fünf Minuten Geschäfte zumachen. Hauptsache die Kinder gehen in die Schulen und Kitas.«
»Übrigens schießt der Typ jetzt ganz oft auf Schul- und Kitakinder.«
»Die Sau.«
»In der Tat.«
»Tja, da kann man nichts machen. Die Kinder brauchen ja Bildung.«
»Auch wenn sie dann tot sind?«
»Sei doch nicht immer so dramatisch!«
»Experten sagen, dass man vielleicht die Schulen und Kitas schließen könnte, dann könnte man den Typen, der Leute erschießt, vielleicht auch leichter fassen.«
»Was?«
»Was was?«
»Hast du was gesagt?«
»Experten sagen, dass man …«
»Nee, ich meinte, hast du was gesagt?«
»Ja, ich hatte gesagt, dass Experten …«
»Du und deine Experten schon wieder.«
»Ja, natürlich. Es sind halt Experten.«
»Mein Gott, es ist doch nicht das erste Mal, dass ich erlebe, wie es ist, wenn geschossen wird.«
»Nicht?«
»Nein. Ich hab schon mal im Film gesehen, wie es im Krieg war.«
»Ach?«
»Doch. Und deswegen habe ich da auch ziemlich Ahnung von.«
»Die Experten sagen aber, dass das im Film gar nicht so …«
»Davon will ich jetzt nichts hören. Außerdem sind da einige Leute, die behaupten, dass es den Typen, der Leute erschießt, gar nicht gibt.«
»Aber die erschossenen Toten sind doch ganz klar …«
»Leute sterben nun mal. Nur weil irgendeiner mit einer Maschinenpistole Leute erschießt, kann man doch nicht die ganze Wirtschaft runterfahren.«
»Nicht?«
»Wer sollte uns denn sonst bezahlen?«
»Werden wir nicht von den Steuern bezahlt? Und ist es nicht so, dass der Staat seine Bürger schützen sollte?«
»Aber wovor, mein Lieber, wovor? DAS ist doch die entscheidende Frage.«
»Vor dem Typen, der rumläuft und Leute erschießt?«
»Das kann man so jetzt nicht verallgemeinern.«
»Muss man ja gar nicht. Das ist ja doch ein recht konkreter Fall.«
»Ich finde nicht, dass das jetzt der richtige Zeitpunkt ist, um das zu diskutieren.«
»Wann denn sonst?«
»Wir könnten uns ja vielleicht in zwei Wochen noch einmal zusammen hinsetzen.«
»Und solange erschießt der Typ weiter Leute und man kümmert sich nicht weiter drum.«
»Wir könnten doch sagen, dass wir uns darum kümmern. Und zwar sehr gut.«
»Ach?«
»Doch.«
»Aber die Leute sehen doch, dass wir uns eben nicht kümmern.«
»Das sehen die halt falsch.«
»Aber du machst doch nichts.«
»Doch, ich denke darüber nach.«
»Hast du vor irgendwann überhaupt was deswegen zu machen?«
»Hm …«
»Was?«
»Ich habe eine Idee.«
»Wie du den Killer stoppen könntest?«
»Nee, wie ich damit noch Geld verdienen kann.«
»Ach?«
»Ja, ich investiere einfach in Firmen, die schusssichere Westen herstellen.«
»Clever.«
»Danke!«
»Aber meinst du nicht, dass man vielleicht den Typen mit der Pistole trotzdem aufhalten sollte?«
»Dann würde ich doch daran nichts verdienen.«
»Stimmt auch wieder.«

Themenfindung für die offene Bühne

Meine Schriftstellerkarriere ist mittlerweile schon ein paar Bücher alt aber irgendwie habe ich noch relativ wenig Lesungen gehalten. Meine Verlage kümmern sich da irgendwie gar nicht drum und mir selbst ist es zu blöd rumzutelefonieren und Leuten auf den Sack zu gehen.

So nach der Art „Laden Sie mich doch mal zu sich ein!“ und die fragen mich „Wer zum Teufel sind Sie überhaupt?“

Aus diesem Grund habe ich eine Agentur, die sich um so etwas kümmern soll. Aber weil ich eben relativ wenig Lesungserfahrung habe, sind die natürlich nervös, dass ich keine 1,5 Stunden auf der Bühne aushalte, um aus meinen Büchern zu lesen. Ich schätze in deren Vorstellung bin ich vielleicht so wie ein Reh im Scheinwerferlicht, bewege mich nicht und starr nur so vor mich hin. Vielleicht haben sie auch Angst, dass ich mich in einen primitiven Vorfahren der Menschen verwandle und dann Fäkalien von der Bühne werfe. Irgendwie sowas.

Die Idee von meiner Leseagentur war nun , dass ich zunächst bei kleineren Open Stage/Open Mic Veranstaltungen mitmache, damit ich Routine bekomme. Ich hab gedacht, okay, kein Problem, kann ich mir ja mal ansehen. Aber die Sache ist die: Irgendwo da aus einem meiner Bücher vorzulesen, macht vermutlich nicht viel Sinn, zumal man da nur so 5-10 Minuten Zeit hat. Das reicht nicht mal für eine der Kurzgeschichten, die ich bisher veröffentlicht habe. Und ansonsten sind das ja gleich ganze Romane. Da jetzt so einen fünf Minuten Abschnitt zu finden…

Also habe ich gedacht, dass ich kleinere Texte schreibe, die ich auf der Bühne vortragen könnte. Aber irgendwie braucht man ja auch ein Thema. Da musste ich erst mal grübeln.

„Hast du eine Idee, was ich da schreiben könnte?“, fragte ich meine Freundin.

„Bist du hier der Schriftsteller oder ich?“, fragte sie und ich war mir nicht ganz sicher, ob sie meinte, mir damit irgendwie geholfen zu haben.

Also fragte ich meine Mutter, die mich noch einmal darauf hinwies, dass ich immer noch nicht so viele Bücher wie Thomas Mann verkauft hatte. Meine Argumentation, dass ich mich in keinster Form mit Thomas Mann vergleichen würde und vielleicht mehr Bücher verkaufen würde, wenn ich ein Thema hätte, über das ich bei einer Lesebühnenveranstaltung sprechen könne, damit die Leute dort dann vielleicht meine Bücher kaufen, wollte sie nicht gelten lassen.

„Du bist doch wieder nur zu faul, dir selbst was auszudenken.“

Also gut, dachte ich. Hilft ja nix. Muss ich wohl wirklich selber nachdenken.

Natürlich könnte ich über ganz alltägliche Dinge sprechen. Dinge, die mir eben so passieren. Das Problem ist lediglich, dass ich als selbstständiger Schriftsteller daheim arbeite. Das Spannendste an manchen Tagen ist das Klingeln des Postboten und die bange Frage „Kriege ich mal wieder selbst ein Päckchen oder soll ich nur was für die Nachbarn annehmen?“. Mein Postbote guckt schon ganz komisch, wenn ich die Tür aufreiße und brülle „ICH WETTE, DAS IST FÜR MICH!“.

Neulich hat mich übrigens ein Nachbar angesprochen, warum er in letzter Zeit immer zur Post gehen muss, um seine Pakete zu holen.

Aber ich schweife ab.

Eigentlich kann man zu bestimmten Themen immer was sagen. Zum Beispiel Politik und Wirtschaft. Das Problem ist nur, dass das Andere viel besser können als ich. Ich kriege eine ganz gute Parodie von Helmut Kohl hin, aber irgendwie bin ich da dreißig Jahre zu spät. Und irgendwie habe ich da auch nicht genug Ahnung von. Ich verwechsele immer die CSU mit der AfD.

Nein, alltägliche Dinge sind wohl etwas, das eher nichts mit den großen Tagesnachrichten zu tun hat, obwohl die auch ein gutes Thema wären, wenn ich es recht überlege. Aber wenn ich mich auf Tagesnachrichten, Politik oder dergleichen verlagern würde, gäbe es auch nur einen kleinen Zeitraum, in dem man damit punkten könnte.

Es muss also was wirklich allgemeines sein, über das ich sprechen könnte. Irgendwas, was immer da ist und immer wieder die gleichen Merkwürdigkeiten hervorbringt. „Das Panoptikum merkwürdiger Gestalten im öffentlichen Nahverkehr“ wäre zum Beispiel ein gutes Thema. Und ein guter Titel. Ich bin 15 Jahre lang täglich mit den öffentlichen Verkehrsmitteln in Berlin zur Arbeit gefahren. Wen ich da alles getroffen habe … das würde Telefonbücher füllen.

Apropos Arbeit… Arbeitsplatz ist auch immer gut. Gerade, wenn es ums Büro oder so geht. Das können die meisten Leute nachvollziehen, denn so unterschiedlich die ganzen Bürojobs sind, also ob man Journalist, Rechtsanwaltsgehilfin oder Programmierer ist: Irgendwie passieren in Büros immer ähnlich nachvollziehbare merkwürdige Dinge. Irgendwer beschwert sich immer, dass die Spülmaschine nicht ausgeräumt oder der Kaffee mal wieder alle ist. Oder kommt aus dem Klo und fragt, ob da eine eingemauerte Leiche in der Wand verfault oder das einfach so riechen muss. Irgendwie kriegt man doch da eine lustige Geschichte zusammen, denke ich.

Geschichten über die bessere Hälfte gehen eigentlich auch immer, schätze ich. Gut, je nachdem was ich erzähle, müsste ich gegebenfalls auf der Couch schlafen oder die Wunde vom Nudelholz behandeln lassen, aber so grundsätzlich…

Natürlich wären auch ganz andere Themen denkbar. Irgendwas, wo jetzt nicht jeder drauf kommen würde. So ganz persönliche Sachen. Zum Beispiel welche Kosenamen ich meinen ganzen Organen gegeben habe. Aber ob das die Zuschauer interessiert? „Die Geschichte von Milzi“. Na ja.

Wenn ich es mir recht überlege, wären auch geisteswissenschaftliche Themen denkbar. „Der menschliche Verstand und andere schwarze Löcher“ zum Beispiel. Da könnte man ganz philosophisch werden und mal ganz tief in die Psychosen von Otto Normalschriftsteller eintauchen. Vielleicht das Ganze auch mit etwas Physik aufpeppen, weil ich mal in einem Artikel in einer Zeitschrift darüber gelesen habe und jetzt denke, dass ich im Grunde ein verkappter Nobelpreisträger bin. Also für Physik, nicht Literatur.

Geschichte ist auch ein gutes Thema. Interessiert mich auch. Wobei ich da eher so für ganz alte Geschichte bin. Also Ägypter, Griechen, Römer. Die neuere Geschichte ist da auch irgendwie ausgelutscht. Hitler und Konsorten. Mag ja keiner mehr hören. Geht dann auch schon wieder zu sehr in Richtung der Politik. Nein, mehr so nette Anekdoten aus dem Bereich der Geschichte. Wie zum Beispiel die Eroberung der niederländischen Flotte bei Den Helder durch die Kavallerie. Kavallerie, also Pferde, haben Schiffe erobert.

Ver-rückt.

Dschingis Khan wäre auch ein Thema. Der hat zu seiner Zeit fast 10% der Weltbevölkerung ausgerottet.

Nicht unbedingt das lustigste Thema, wenn ich jetzt so darüber nachdenke.

Andererseits stammen heute noch gut 0.5% der Weltbevölkerung direkt von ihm ab. Das finde ich schon wieder irgendwie lustig.

Vielleicht denke ich auch in die ganz falsche Richtung. Vielleicht wäre ja was ganz Abstruses viel besser. So etwas wie „Igel taugen nicht als Baseball“. Oder „Böse Küchenmaschinen“. Oder „Sportarten mit Waffen sind interessanter“.

Ich hab da neulich mal mit einem Freund drüber gesprochen. Also darüber, welche Sportarten mit Waffen interessanter wären. Er war ja der Meinung, dass man den Biathlon nur erfunden habe, weil Skilanglauf so langweilig ist. Danach haben wir eine Liste mit Sportarten erstellt, die man sich vielleicht eher ansehen würde, wenn die zusätzlich eine Komponente hätten, wo auf irgendwas geschossen werden muss. Die Liste enthielt zum Beispiel:
Rhythmische Sportgymnastik
Dressurreiten
Curling
Diskuswurf
Weitsprung
Synchronschwimmen
Golf
Yoga
Sumoringen oder Ringen im allgemeinen
Rhönradfahren

Aber wie sollte ich daraus jetzt noch einen Text machen? Ich glaube, ich muss darüber noch mal genau nachdenken.

Ein handlicher Ratgeber zum Erkennen von Nazis in Politik und Umwelt

In der heutigen Zeit, in der Nazis in schönem Anzug daherkommen – oder in Badehose, nachdem ihnen ihre anderen Sachen gestohlen worden – ist es manchmal etwas schwierig, zu erkennen, ob ein Politiker oder Mitmensch ein Nazi ist oder nicht. Die Wenigsten stellen sich ja in SS-Uniform hin und heben den rechten Arm. Manche geben auch irgendetwas von sich und halten es für normale Konversation, dabei ist es eigentlich braune Soße, die sich aus ihren Mündern ergießt. Insofern braucht man vielleicht etwas Unterstützung, um zwischen einer normalen Person, normalen Politikern und Nazis zu unterscheiden! Da möchte ich doch ein wenig helfen, vor allem wenn man sich selbst nicht ganz sicher ist, ob es nun schon einen braunen Rand hat oder nicht. Oder wem man bei Wahlen besser sein Kreuz gibt oder nicht. Bedienen sich Menschen bestimmter Phrasen und Wörter, liegt der Verdacht nahe, dass es sich um einen Nazi handeln könnte. Je mehr davon genutzt werden, umso mehr Nazi steckt drin!

  1. Nazis sind nicht gut auf Ausländer zu sprechen. Ja, ich weiß, überraschend! Wobei das im Grunde nur die Ausländer betrifft, die irgendwie anders aus sehen als »wir«. Das »Wir« in diesem Falle ist Otto-Normalarier, wie es der gute Deutsche sein sollte. Also möglichst helle Hautfarbe und hellere Haare als schwarz. Also so mittel- bis nordeuropäisch. Je weiter südlich es geht – da gibt’s ja schon wieder dunklere Haare und einen dunkleren Teint – umso problematischer wird es! Spanier, Italiener und Griechen? Da ist ja schon wieder Faulheit-Gefahr! Und vermeintliche Faulheit, auch wenn sie eingebildet ist, mag der Nazi gar nicht.
    Manche Nazis haben schon dazugelernt und nutzen nicht mehr Wörter wie »Untermensch« oder »Rasse«, aber manchmal rutscht ihnen so etwas noch etwas wie »Kümmelhändler« oder »Kameltreiber« raus. Die anderen üblichen Wörter, wie z.B. das N-Wort, möchte ich nicht zitieren.
    Auch sehr beliebt: Das Zusammenfassen von Gruppen und Rückschlüsse von Einzelnen auf alle anderen machen. Wenn also irgendwo eine ausländische Person straffällig geworden ist, dann sind es gleich »die Syrer« oder »die Iraker«, die besagte Straftat begangen haben, nicht etwa das Individuum. (An dieser Stelle sei gesagt, dass man Leute einer politischen Gesinnung durchaus zusammenfassen kann. Also »die Nazis« oder »die rechten Idioten« wäre eine durchaus adäquate Bezeichnung, »die irakischen Kamelficker« aber nicht! Ja, ich weiß, da muss man sich erst einmal dran gewöhnen!)
    Beliebte Phrasen: »Ich habe nichts gegen Ausländer, aber …«, »die« (wobei »die« für alle »Andersartigen« steht), »Asylantenpack«, »kriminelle Ausländer«, »Multikulti« (oder – in manchen Bundesländern »Mutlikulti«), »Masseneinwanderung«, »Ethnopluralismus«, »Asyltourismus«, »Migrantenmob«
  2. Nazis sprechen gerne vom »Volk«. So wie: »Wir sind das Volk!«. Aber dabei muss man genau aufpassen! Meistens sprechen sie nämlich dabei nicht von der Bevölkerung, sondern von dem, was sie sonst als »Rasse« bezeichnen würden, wobei Otto-Normalarier natürlich die beste »Rasse« wäre. Wenn viele Leute aus anderen Ländern irgendwohin kommen, wird manchmal von »Umvolkung« gesprochen, weil die Nazis so eine Art Verschwörungstheorie im Kopf haben, nach der irgendwer die Bevölkerung durch Leute aus anderen Ländern ersetzt. Vermutlich die Juden. Siehe Punkt 3!
    Wichtige weitere Wörter und Phrasen in dem Zusammenhang: »Volksverdummung«, »Volksgemeinschaft«, »Heimat«, »Armes Deutschland«, »Volksverderber«, »Volksverräter«, »multikulturalisiert«, »Unsere Lebensart«, »Das Land unserer Väter«, »Volkskörper«, »Das ist unsere Stadt!«
  3. Nazis mögen andere Religionen nicht so. Wogegen im Grunde nichts einzuwenden wäre, da alle Religionen eher problematisch sind. Aber Nazis greifen die Personen einer Religionsgruppe an und unterstellen ihnen in der Regel mangelnde Hygiene, böse Absichten, Dummheit und was auch immer man sich noch an negativen Dingen ausdenken kann. Früher waren sie noch hauptsächlich gegen Juden, aber da sie ja dafür gesorgt haben, dass es heute nicht mehr so viele davon gibt, haben sie sich nun andere Leute ausgesucht. Meistens Muslime. Da gibt es auch so schöne Überschneidungen mit den Ausländern, da passt das schon.
    Ein weiterer Hinweis auf einen potentiellen Nazi besteht, wenn die Religion quasi als Schimpfwort benutzt wird. Nazis sind außerdem Heuchler. Sie tun so, als wären sie unglaublich christlich, weigern sich dann aber, nach christlichen Werten zu leben, was sich zum Beispiel darin äußert, dass sie ihren Nächsten – also anderen Menschen – lieber nicht helfen und z.B. fordern, dass Leute lieber im Mittelmeer ersaufen statt gerettet werden sollen.
    Typische Phrasen: »Der Islam gehört nicht zu Deutschland«, »Minirock statt Minarett«, »Maria statt Scharia«, »Islamisierung«
  4. Nazis sind sehr in der Vergangenheit verankert. Sie benutzen Worte und Phrasen von damals. Wenn also irgendwer von der »tausendjährigen Vergangenheit« spricht oder sich auf »tausend Jahre Deutschland« bezieht, stellt er damit einen Zusammenhang zum »tausendjährigen Reich« her, mit dem das Nazi-Reich betitelt wurde.
    Andere Phrasen: »Früher hätte es sowas nicht gegeben«, »Früher war alles besser«, »erfolgreiche deutsche Geschichte«
  5. Nazis finden Frauen und Familien toll. Zumindest solange sie nicht aus dem Ausland und nicht gleichgeschlechtlich sind. Homo-Ehe? Um Himmels Willen! Adoptionsrecht für Homosexuelle? Mein Gott, nachher wird das Kind auch noch schwul! Mitunter mag es den verirrten Schwulen oder die verirrte Lesbe in den Parteien geben, aber die machen dann den Eindruck eher als Alibi zu existieren. Wirklich toll sind nur die »echten« Frauen, die sie am liebsten daheim hinterm Herd sehen würden. Und mit möglichst vielen Kindern. Ohnehin sollte sich die Frau daheim – das klingt ja schon fast wie Heimat – ordentlich entfalten können. Aber selbstbestimmend sollte eine Frau nicht unbedingt sein. Abtreibung? Näh. Arbeiten gehen? Na ja, wenn es sein muss. Insofern möchte der Nazi gerne Frauen schützen. Auch vor deren eigenem Willen. Insofern wird auch schon mal mit Abbau von Sozialleistungen gedroht, wenn Frauen nicht ordentlich schwanger werden.
    Gerne wird auch der »Frauenschutz« vorgeschoben, um gegen Ausländer und andere Religionen zu wettern. Ach ja, und den Kindern muss man natürlich ordentliches Benimm beibringen. Nicht auszudenken, wenn da der Seitenscheitel nicht richtig sitzt.
    Stichworte: »aktivierende Familienpolitik«, »Gleichstellungstotalitarismus«, »Homosexualität ist gegen die Natur«, »In der Bibel steht …«, »Eine Gefahr für die traditionelle Ehe und Familie«, »Kuschelpädagogik«
  6. Nazis wollen Sicherheit. So viel Sicherheit wie es nur geht. Auch wenn dadurch die persönliche Freiheit eingeschränkt wird. Mehr Grenzkontrollen, denn die kriminellen, kranken, faulen, Arbeitsplätze klauenden Ausländer könnten ja kommen. Möglichst überall Kameras, damit auch ja jeder beobachtet werden kann. Man muss das Volk und die Heimat doch beschützen. Auch vor sich selbst. Deswegen sollten gerade Ausländer, Migranten und Asylsuchende auch in Lager. Zur Sicherheit des Volks. Außerdem kann man »die« da viel besser mit Molotow-Cocktails bewerfen, wenn die irgendwo eng zusammengepfercht sind. Da erwischt man dann auch viel mehr.
    Zur Sicherheit wird natürlich auch oft ein Ausbau des Militärs gefordert.
    Andererseits sind ja Polizisten Volksverräter, also kann man denen auch nicht wirklich trauen. Insofern wird auch gerne mal das Gesetz in die eigene Hand genommen. »Die Iraker« oder »die Syrer« haben was angestellt? Na, da wird gerne mal dem ein oder anderen mit bräunlicher Hautfarbe eine übergezogen. Könnte ja sein, dass der sowas auch macht. Und wenn nicht, na ja, dann weiß er jetzt, dass er über so etwas gar nicht nachdenken braucht! Auch wenn es ihm ansonsten nie in den Sinn gekommen wäre. Sicher ist sicher.
    Typische Phrasen: »Grenzen sichern«, »Asyl braucht Grenzen«, »Innere Sicherheit wieder herstellen«, »Wir schützen unser Land«, »Heimatschutz«
  7. Nazis stehen auf Kriegsfuß mit den Medien. Besonders mit Medien, die sich erdreisten, ihnen zu widersprechen. Denn Nazis finden nicht, dass objektiv berichtet werden sollte. Es sollte vielmehr so berichtet werden, dass möglichst ihr Standpunkt vertreten wird, auch wenn der von der Faktenlage her völlig falsch liegt. Das Objektivität der Grundstein des Journalismus ist … na ja, geschenkt. Denn hier wird gerne von den Nazis auf andere geschlossen: Nur weil Nazis sich die Welt so hinreden, wie sie sich sie ausdenken, nehmen sie an, dass es auch alle anderen tun.
    Phrasen und Wörter in dem Zusammenhang: »Fake News«, »Alternative Fakten«, »Lügenpresse«, »Realitätenerzeuger«, »Pressehuren«, »Propagandaministerium«
  8. Nazis finden Arbeitslose doof. Ihrer Meinung nach kann jeder Arbeit finden, egal ob er/sie dazu geeignet ist oder nicht. Insofern wollen sie auch gerne jegliche Hilfen für Arbeitslose kürzen oder abschaffen. Oder, noch besser, sie zur Zwangsarbeit zwingen.
    Beliebte Phrasen und Wörter: »Sozialschmarotzer«, »Bürgerarbeit«
  9. Nazis sehen sich oft als Opfer. Aus diesem Grund schieben sie gerne anderen die Schuld zu. Besonders gern natürlich Leute, die irgendwie den bereits erwähnten »Volksgruppen« angehören. Wenn also Politiker irgendwo stehen und großspurig einem Teil der Bevölkerung, Ausländern oder irgendeiner Verschwörung für irgendwas die Schuld geben, ist das ein guter Hinweis darauf, dass sie auf Nazi-Denke zurückgreifen. Es wird auch gern mal in Talkrunden aufgestanden und weggegangen, weil das so größeren Eindruck macht, als wenn man sitzen geblieben wäre. Natürlich geht das Hand in Hand mit dem Hass auf die Medien.
    Typische Phrasen: »die da oben«, »Weltverschwörung«, »Meinungsdiktatur«, »linksversifft«, »Homolobby«, »Man wird ja wohl noch sagen dürfen …«
  10. Nazis sprechen gerne von Gewalt. Kriminelle Ausländer müssen da schon mal mit Gewalt abgeschoben werden. Oder mit Gewalt daran gehindert werden, die Grenze zu übertreten. Mitunter wird davon gesprochen, dass es gut ist »Gewehre und eine Munitionskiste in der Garage« zu haben. Wenn man so will, kann man auch »entsorgen« dazuzählen, da damit sowohl die Abschiebung eines Asylsuchenden als auch anderweitige Lösungen bezeichnet werden könnten. Generell ist die Sprache mit Wörtern durchsetzt, die Gewalt nahelegen, wie z.B. »dann können wir endlich zuschlagen«, was sich in dem Zusammenhang nicht unbedingt auf eine gewaltsame Handlung beziehen muss, aber rhetorisch die Assoziation hervorruft.
    Beliebte Phrasen: »den Hals umdrehen«, »Schießbefehl«, »zur Rechenschaft ziehen«, »Grube ausheben und rein«, »bis zur letzten Patrone«

Abschließend bleibt zu sagen, dass jemand, der in der Form »Ich bin ja kein Nazi, aber …« argumentieren muss, vermutlich gleich etwas von sich gibt, was ein Nazi sagen würde. Muss nicht unbedingt etwas Nazihaftes sein. Es könnte auch sein, dass der Satz »Ich bin ja kein Nazi, aber grün ist eine schöne Farbe« lautet. Man sollte aber genau hinhören.

Ach ja, falls man ein besorgter Bürger ist, der aus irgendeinem Grund die Vermutung hat, dass die bösen, bösen Ausländer hier alles kaputt machen, weil einem das andere Leute sagen: Wenn die Typen dann den rechten Arm zum Nazi-Gruß erheben … ist das ein guter Hinweis darauf, dass die Typen vielleicht Nazis sind und Scheiße erzählen. Denn das ist so ihr Ding: Nazis erzählen Scheiße. Braune Scheiße. Und wer will die schon in seiner Nähe haben?

Zum Abschluß noch ein paar handliche Regeln, an die man sich vielleicht halten könnte:

  1. Gewalt gegen andere Menschen – egal welche Menschen – ist nicht Ordnung, es sei denn man wird gerade selber physisch angegriffen.
  2. Nachdenken bevor man handelt. Vielleicht gibt es ja Leute, die für bestimmte Dinge besser ausgebildet sind und sich darum kümmern sollten, wie z.B. die Polizei, die besser geeignet ist, einen Mord aufzuklären, als man selbst.
  3. Wenn man wegen irgendwas rumbrüllen muss, dann hoffentlich nur, um jemanden davon abzuhalten sich potentiell schwer zu verletzten. Oder weil man selbst schwer verletzt ist. Physikalisch. Ansonsten kann man sich das vermutlich sparen.
  4. Jemanden oder etwas zu hassen, ist kein natürlicher Zustand. Man muss nicht jeden lieben oder gar mögen, aber Hass kostet einfach nur Energie und macht einen selber fertig. Warum sich also mit so etwas abgeben?
  5. Einfach mal kein Arschloch sein. Kurz darüber nachdenken: »Ist das, was ich tun will, irgendwas, was anderen Leuten psychischen oder physischen Schaden beschert?« Ist die Antwort ja, ist die Chance groß, dass man ein Arschloch ist.

Wähle kein Arschloch. Unterstütze kein Arschloch. Sei kein Arschloch.