Wirtschaft

Geschichten zum Tag: 12.04. – Zimbabwe-Dollar

Heute gäbe es auch wirklich viel über den Tag in der Geschichte zu erzählen, aber ich beschränke mich mal auf ein Ereignis.
Mir ist klar, dass Wirtschaft irgendwie nicht zu den Themen gehört, bei denen die meisten Leute sagen »Yay! Erzähl mir mehr!«. Mir geht es da genauso. Aber was vor neun Jahren passiert ist, ist zwar irgendwie traurig, aber auch gleichzeitig witzig.

Am 12. April 2009 wurde effektiv die Währung von Simbabwe abgeschafft, weil die Inflation so gestiegen war, dass man praktisch nicht mehr mit dem Druck der Banknoten hinterher kam. Das hatte natürlich damit zu tun, dass das Land wirtschaftlich nicht sonderlich gut dastand. Das kommt davon, wenn man einen Premierminister bzw. Präsidenten hat, der faktisch ein Diktator, korrupt und idiotisch ist und obendrein auch noch aussieht, wie ein schwarzer Hitler und sich entsprechend benimmt. (Über Robert Mugabe zu sprechen, würde jetzt aber den Rahmen sprengen.)
Was war passiert?
Weiße Farmer hatten das Land nutzbar gemacht, aber die Bevölkerung fand, dass es ungleich verteilt war – was durchaus stimmte. Die Regierung kam nun also auf die Idee, die weißen Farmer zu vertreiben, die sich wiederum dachten »Unsere Viecher kriegt ihr aber mal nicht!«. Also brachten sie ihr Nutzvieh um. Und natürlich ist es immer eine gute Idee, wenn man es sich mit den Leuten verscherzt, die von einer Sache richtig Ahnung haben.
Nachdem die Weißen weg waren, vergab die Regierung das Land vor allem an Leute, die der Regierung nahe standen. Und keine Ahnung von Bewirtschaftung hatten. Die Folge: Die Produktivität sank, Lebensmittel wurden knapp und das Ausland hatte keinen Bock mehr, irgendwem Kredite zu geben. Mit anderen Worten: Mit der Wirtschaft ging es bergab.
Durch die schlechte Wirtschaft fiel auch der Wert der Währung. Bis 2009 wurde vier Mal die Währung umgestellt, weil sie so schnell an Wert verlor. Der Staat gab 500.000 Euro PRO WOCHE aus, um allein in Deutschland neue Banknoten drucken zu lassen. Zu einem Zeitpunkt hatte die Inflation eine Rate von 79.600.000.000% erreicht. (Zum Vergleich: Die Inflationsrate in Deutschland bewegt sich in den letzten Jahren so zwischen 1,3-1,6%. 1992 waren es mal 5,1%.) Das ist in etwa so, als würde man Anfang des Monats sein Gehalt bekommen und bekäme Mitte des Monats gesagt, dass ein Brötchen jetzt knapp acht Milliarden Euro kostet.
In der Tat konnten viele Geschäfte gar kein Wechselgeld rausgeben, weswegen man stattdessen z.B. Bonbons bekam. Man stelle sich das mal vor.
»Ich hätte gern den neuen Star Wars Film auf Bluray gekauft.«
»Macht 40 Milliarden Dollar.«
»Ich hab nur ’nen 50 Milliarden Schein dabei.«
»Na ja, hier haste ’nen Lolli als Wechselgeld.«

Zum Teil konnte man keine Bankautomaten mehr benutzen, da diese mit einem »Data Overflow Error« den Dienst verweigerten. Summen, die derartig viele Nullen hatten, waren schlichtweg nicht zu verarbeiten.

Was mich vor allem immer daran fasziniert hat, waren die Banknoten, die von der Regierung ausgegeben wurden. Ich habe mal ein Bild angehängt. »100 Trillion Dollar«, aufgrund des Sprachunterschieds also 100 Billionen Dollar auf Deutsch. (Das Englische kennt keine Milliarde. Eine Milliarde ist bei denen eine Billion. Eine Billion hat bei uns aber drei Nullen mehr.)
Wer also schon immer mal Billionär sein wollte, braucht sich nur mal so eine Banknote zu besorgen.

100 Billionen Zimbabwe-Dollar

Hinweis: Bei dem Text handelt es sich ursprünglich um ein Facebook-Posting vom 12. April 2018.