Zweiter Weltkrieg

Eine kurze Geschichte der Schiffsunglücke

Bei einigen der letzten geschichtlichen Zusammenstellungen, waren Erwähnungen von Schiffsunglücken dabei. Das brache mich dazu, darüber nachzudenken, welche Schiffsunglücke schlimm waren, von denen man aber bisher nicht so richtig was gehört oder gelesen hat. Sicher, jeder kennt die Titanic. Auch die Costa Concordia sollte noch einigen im Gedächtnis sein. Ist ja nicht so lange her, dass das passiert ist. Die untergehenden Schiffe der Flüchtlinge sollten Leuten, die ab und an mal Nachrichten schauen oder lesen auch nicht entgangen sein. Aber was waren die größten, schlimmsten oder dämlichsten Schiffsunglücke?

Fangen wir doch mal bei der bekanntesten Schiffskatastrophe an. Die Titanic! Satte 1502 Menschen sterben zu den Klängen von Céline Dion. Ohne Frage ein schlimmes Unglück – also der Verlust an Menschenleben und die Musik – , aber bei weitem nicht das schlimmste Unglück in Friedenszeiten.

Am 10. September 2011 sank die tansanische Fähre Spice Islander I. Wie das in vielen Dritte-Welt-Ländern ist: Man nimmt es mit der Beladung nicht so genau. Zugelassen für ca. 700 Personen, befanden sich laut offizieller Seite etwa 800 Leute an Bord. Zunächst war die Rede davon, dass 203 Leute gestorben seien, bis eine tansanische Zeitung meinte: »Ey, wartet mal, da stimmt doch was nicht.« Dann schaute man etwas genauer hin. Wie sich herausstellte, hatte die Fähre nicht nur Fahrzeuge und Baumaterialien geladen, es waren auch fast 3600 Menschen an Bord, also mehr als das fünffache von dem, wofür die Fähre zugelassen war. Es war also relativ wenig überraschend, dass die Fähre meinte: »Ächz, ich kipp jetzt mal zur Seite.« Es wurden nur 619 Menschen gerettet.

Ein noch größeres Unglück in Friedenszeiten ereignete sich in auf den Philippinen. Oder eher im Wasser zwischen den Philippinen. Wie schon in Tansania, war die Fähre Doña Paz arg überladen. 1518 Passagiere hätten es sein dürfen, 4317 Passagiere waren es. Plus Besatzung. Damit man auch wirklich sicher gehen konnte, dass niemand im Falle einen Unglücks gerettet werden konnte, hatte man die Kästen mit den Schwimmwesten verschlossen. Die Doña Paz kollidierte mit dem Tanker Vector, dessen Ladung von Erdöl auslief und Feuer fing. Weil alles in Flammen stand, konnte man die Rettungsboote nicht zu Wasser lassen und die Leute mussten unter den Flammen durchschwimmen. Vorsorglich hatte die Doña Paz auch kein Funkgerät, konnte also nicht nach Hilfe funken. Und die Leute von der Vector waren nicht richtig ausgebildet und wussten gar nicht, was man macht. Erst nach 16 Stunden lief die Rettungsaktion an. Im Endeffekt überlebten nur 26 Leute das Unglück. Es ist mit 4386 Opfern das größte Schiffsunglück in Friedenszeiten.

Aber nun haben wir noch gar nicht über Kriegszeiten gesprochen! Jetzt geht es erst richtig los!

Das Jahr 1945 war für deutsche Schiffe nicht wirklich super. Oder für Flüchtlinge und KZ-Häftlinge, die auf Schiffe verladen wurden. Es gab nicht eins, nicht zwei, nicht drei – nein – es gab gleich VIER richtig schwere Schiffsunglücke, in der hauptsächlich zivile Leben zu beklagen waren.
Am 30. Januar 1945 wurde die Wilhelm Gustloff von einem russischen U-Boot versenkt. Darauf befanden sich hauptsächlich Flüchtlinge aus Ostpreußen, aber eben auch Militärangehörige. Man könnte sagen, dass das Schiff in dem Fall wirklich als militärischen Ziel gesehen werden musste. Trotzdem: Es sterben rund 9000 Menschen. Aus diesem Grund wird dieses Unglück oftmals als das schwerste Schiffsunglück der Weltgeschichte bezeichnet, obwohl das nur für die Moderne gilt. (Dazu später mehr. Oh mein Gott, diese Spannung!)
Am 10. Februar 1945 denkt sich dasselbe sowjetische U-Boot: »Ey, das haben wir echt super gemacht, jetzt versenken wir gleich noch das nächste Passagierschiff!« Und – Zack! – die Steuben, beladen mit Flüchtlingen, Verwundeten und Soldaten geht der Ostsee mal so richtig auf den Grund. Rund 4000 Tote sind nach dem Angriff zu beklagen.
Am 16. April 1945 versenkt ein anderes sowjetisches U-Boot den deutschen Frachter Goya. Fracht: Flüchtlinge aus Ostpreußen. Tote: rund 7000.
Am 3. Mai 1945 versenken britische Bomber den Luxusdampfer Cap Arcona und das Frachtschiff Thielbek. Beide Schiffe sollten benutzt werden, um KZ-Häftlinge zu verlegen. Insgesamt ungefähr 7300 Tote.

Hm, das war jetzt irgendwie wenig witzig… dann wenden wir uns doch den Unglücken zu, die zwar auch im Krieg waren, aber hauptsächlich militärische Verluste zu beklagen hatten.

1274 sagten sich die Mongolen: »Hm, da draußen gibt es noch Inseln, die uns nicht gehören. Sollten sie aber.«
Die Japaner hingegen fanden die Idee nicht so toll. »Wie wär’s, wenn wir unsere Heimat behalten?«
»Nö«, sagten die Mongolen und setzen mit Schiffen über.
»LEUTE«, sagten die Naturgewalten, »DIE WOLLEN VON EUCH NICHT EINGENOMMEN WERDEN!«
Ein Taifun zerstörte darauf ungefähr ein Drittel der mongolischen Streitmacht. Rund 10.000 Leute starben durch die zerstörten Schiffe.

1281 sagten sich die Mongolen erneut: »Hm, da sind immer noch diese Inseln. Beim letzten Mal lief das ja nicht so toll, aber wenn wir jetzt vielleicht…«
Und Japan: »Manno.«
Und die Naturgewalten: »WAT HAM WA BEIM LETZTEN MAL JESACHT?«
Erneut zerstörte ein Taifun den Großteil der Invasionsarmee. Diesmal sterben rund 70.000 (!!!) Menschen. Und die Mongolen schienen dazuzulernen.
»Leute, neue taktische Überlegung bezüglich Japan: Scheiß drauf.«
Daraufhin die Japaner: »Wir sind die Größten, Schönsten, Besten. Und werden von den Göttern beschützt.«
Und die Mongolen, drüben in China, so: »Pfft, ja genau.«
Daraufhin schauten die Japaner genervt. »Na, wartet mal noch 650 Jahre ab, dann sprechen wir uns wieder.«

Aber das größte Schiffsunglück in der Geschichte geschah in römischer Zeit.

Die Römer hatten die ganze italienische Halbinsel eingenommen, waren aber trotzdem nicht so recht zufrieden. Die nahen Inseln Korsika, Sardinien und Sizilien standen unter der Kontrolle von Karthago und waren außerdem reich an Getreide. Das Volk wollte ja auch irgendwie ernährt werden, da kamen die Inseln gerade recht. Außerdem wäre der Weg nach Afrika über die Inseln kürzer.
Also sagten die Römer zu den Karthagern: »Macht mal, dass ihr wegkommt.«
Und die Karthager sagten: »Ihr habt sie ja nicht alle, wa?«
Daraufhin gab es Krieg und für die Römer lief es eigentlich ganz gut. Irgendwann standen sie auch vor Karthago und hätten vielleicht bei den Friedensverhandlungen auch gut abgeschnitten, wenn sie es nicht übertrieben hätten. Aber so hatten die Karthager etwas Unterstützung in Sparta gekauft und die gemeinsamen Armeen versohlten den Römern gehörig die Hintern.
Die Römer dachten: »Ääääääääääääääääh … wir müssen weg.«
Man schickte 370 Schiffe nach Afrika, um die Soldaten zu holen, schlug sich noch mit den Karthagern auf See, war aber siegreich, und lud dann die Armee auf die Boote. Kurz vor der Südküste Siziliens, also quasi fast daheim, gab es allerdings einen Sturm und 300 der Schiffe gingen unter. Angeblich starben dabei rund 100.000 Soldaten.

Man muss sich das mal vor Augen halten: Das ist ungefähr das 67-Fache an Todesopfern gegenüber dem Titanic-Unglück. Genauer gesagt: Man stelle sich 67 Céline Dions vor, die »My Heart Will Gö Ön« singen und hat ein halbwegs akkurates Bild der Katastrophe.