Religion

Mariä Himmelfahrt

Heute ist der 15. August und an diesem Tag feiern mehrere christliche Konfessionen »Mariä Aufnahme in den Himmel«, auch »Mariä Himmelfahrt« oder in den Ostkirchen auch »Hochfest des Entschlafens der allheiligen Gottesgebärerin« genannt, weil das besser über die Zunge geht. Mancherorts ist das sogar ein Feiertag, damit man genug Zeit hat, sich im Gedenken an sie ordentlich einen anzulöten.

Nun kann man sich fragen: Was genau soll denn Mariä Himmelfahrt sein und warum zum Teufel schreibt man die mit »ä«?

Beantworten wir mal den zweiten Teil zuerst: Im Lateinischen spricht man von der Jungfrau Maria als »Mariae virginis«. Irgendwer, der das übersetzen sollte, meinte dann wohl, dass man das »e« nicht unterschlagen sollte und weil »ae« im Deutschen eben »ä« ergibt, sagt man noch heute »Mariä«. Natürlich hätte damals jemand dem Übersetzer auch eine über die Rübe ziehen können, damit der seinen Job richtig macht, aber Gläubige sind ja friedfertig – zumindest wenn sie nicht gerade mit Andersgläubigen zu tun haben – weswegen das vielleicht keiner wollte.

Ansonsten ist der Name bei »Mariä Himmelfahrt« schon Programm: Sie soll an dem Tag in den Himmel aufgefahren sein. Mit Leib und Seele. Sagte zumindest mal Bischof Kyrill von Alexandrien im frühen fünften Jahrhundert, also vierhundert und ein paar zerquetschte Jahre nach dem Tod von Jesus und vermutlich seiner Mutter, weil man das da noch so gut im Gedächtnis hatte.
Kyrill war maßgeblich daran beteiligt, dass man Maria als »Gottesmutter« sah. Das hatte er durch Bestechung und Gewalt erreicht, denn … so macht man das halt als guter Christ. Und weil er das schon mal erreicht hatte, meinte er auch gleich noch: »Irgendwie müssen wir die doch auch feiern, meint ihr nicht?«
Und alle sagten: »Also wenn wir damit wieder eine Gelegenheit für Sauf- und Fressgelage kriegen… klar! Was genau wollen wir denn feiern? Ihren Geburtstag?«
»Weiß doch kein Schwein, wann das war.«
»Wann sie gestorben ist, weiß doch auch keiner.«
»Stimmt. Aber bei Gedenken hat man halt in erster Linie den Tod im Kopf, oder?«
Alle nickten.
»Aber wann wollen wir das denn machen? Ist ja nicht so, als ob da in der Bibel irgendwas konkretes steht. «
Daraufhin sagte Kyrill: »Am 15. August ist doch so ein römisches Fest, Feriae Augusti. Da die Römer ohnehin auf dem absteigenden Ast sind, können wir das doch übernehmen und die Leute wissen schon mal, das an dem Datum gefeiert wird.«
Und alle so: »Mensch, tolle Idee, du.«
Also im Grunde nahm man einen römischen Feiertag, an welchem dem Sieg von Augustus über Marcus Antonius und Kleopatra gedacht wurde, zu einem christlichen Feiertag, weil da die Mutter Gottes vielleicht-aber-eigentlich-nicht gestorben war. Oder zum Himmel auffuhr. Wichtiger Unterschied. Für manche.

Über die Jahrhunderte hinweg hat man das immer ordentlich gefeiert, dennoch war es für manche ein Problem, dass die Aufnahme von Maria in den Himmel in der Bibel bestenfalls als »schwammig bis nicht vorhanden« beschrieben werden konnte.
Glücklicherweise gibt es in der Kirchenlehre etwas, dass sich »Dogma« nennt. Ein Dogma ist eine feststehende Definition oder eine grundlegende Lehraussage, deren Wahrheitsanspruch als unumstößlich gilt. Und da 1870 der damalige Papst mal gesagt hatte, dass er und alle anderen Päpste in Kirchenfragen alles besser wissen und deswegen gefälligst alle anderen die Fresse zu halten haben, konnte Papst Pius XII. am 01. November 1950 sagen: »Leute, Maria wurde in den Himmel aufgenommen. Und weil ich das sage, is dat so!«
Papst Pius XII. war übrigens auch der Papst, der sich im Zweiten Weltkrieg eher beiläufig bis gar nicht zu den Verbrechen der Nazis äußerte. Also ein ganz patenter Typ.

Um das Ganze etwas zusammenzufassen:
Heute ist ein Feiertag, der auf einem umfunktionierten römischen Fest basiert, dessen Grundlage zumindest nicht an diesem Tag oder überhaupt stattfand, sanktioniert von einem Typen, der sich fragwürdig zur Nazizeit verhalten hat.

Da wünschen wir doch allen viel Spaß!

Die grauenvolle, wahre Geschichte von Ostern

Pontius Pilatus, Statthalter von Judäa und Samaria, schaute an das Kreuz, an das er den merkwürdigen Mann hatte schlagen lassen, der in letzter Zeit so viel Unruhe gestiftet hatte.
»Können wir ihn mitnehmen?«, fragte Joseph von Arimathia, ein reicher Jude, den Pilatus nicht richtig leiden konnte, weil man nie so richtig wusste, woran man bei ihm war.
»Kommt darauf an«, sagte Pilatus. »Was macht ihr mit dem Leichnam?«
»Ich habe noch eine unbenutzte Grabstätte, in die wir ihn legen wollen.«
»Was genau meinst du mit Grabstätte? Irgendein Erdloch?«
»Nein, schon so richtig eine Höhle, aus dem Stein gehauen mit allem Pipapo und so. Und einen schönen Mühlstein für den Eingang hat das Ding auch.«
»Und das hast du einfach noch so über?«
»Tja, nun …«
Pilatus grübelte. »Du kannst mir versprechen, dass das Ding richtig dicht ist und nicht irgendein Depp die Leiche klaut, damit dann irgendwer hinterher herumrennen kann und sagt, dass der Joschua wieder auferstanden ist?«
»Äh … sicher.«
Pilatus musterte den reichen Mann, der vor ihm duckmäuserte und dabei schief lächelte. Wirklich vertrauen wollte er ihm nicht, andererseits war er damit die Leiche los und niemand von seinen eigenen Leuten musste sich damit beschäftigen.
»Also von mir aus, könnt ihr ihn mitnehmen. Aber wehe, ich muss irgendwann noch einmal irgendwas über den hören. Dann mache ich dich verantwortlich.«
Joseph von Arimathia schluckte. »Okay.«
»Gut«, sagte Pilatus. »Ich muss nämlich nach Bethanien und mich um etwas kümmern. Da ist irgendein Irrer, der die Leute beißt.« Dann schritt er davon.

Joseph nickte ein paar Frauen zu, darunter Maria, die Mutter von Joschua, und dessen Gefährtin Maria Magdalena sowie eine weitere Frau, die auch Maria hieß, da es in der Gegend damals keine tollen Ideen für die Namensgebung gab. Gemeinsam nahmen sie den Leichnam vom Kreuz, wobei vorher ein römischer Zenturio noch mal seinen Speer in die Seite des Leichnams rammte, nur um ganz sicherzugehen, dass der Tote auch wirklich tot war. Maria, also der Mutter von Joschua, entglitten dabei etwas die Gesichtszüge, aber Joseph schob sie schnell weiter, bevor sie vielleicht noch auf den Zenturio losging. Nikodemus, ein Kumpel von Jesus, tauchte kurz darauf auf und hatte in rauhen Mengen Myrrhe und Aloe mitgebracht.
»Wat willste denn damit?«, fragte Joseph.
»Na, Joschua einreiben«, sagte Nikodemus.
»Wat?«
»Das macht man so.«
»Muss das so riechen?«
»Ja. Und wenn wir fertig sind, wickeln wir ihn ein, dann ist das total super und er bleibt frisch.«
»Aber der Geruch bleibt?«
Nikodemus sah in verärgert an. Eine der Frauen, die nicht mitbekommen hatte, was die beiden gesprochen hatten, fragte, was Nikodemus da machte und ob das so riechen müsste.
»Ja doch!«, schrie Nikodemus.
»Schon gut, war doch nur eine Frage.«
Zur Gruft war es nicht weit. Aber so einen Leichnam packt man sich ja nicht eben mal über die Schulter. Schon gar nicht, wenn er mit Myrrhe und Aloe eingecremt ist.
»Hätten wir den nicht hinterher einreiben können?«, fragte Maria Magdalena keuchend, während sie am vorderen Ende das Tuch hob. Joseph nickte ganz entschieden, während er versuchte mit dem Zipfel des Tuches, in dem Joschua lag, nicht lang hinzufallen. Nikodemus hingegen rollte nur mit den Augen und schlurfte an seiner Ecke des Tuches weiter. Maria, Joschuas Mutter, folgte ihnen und weinte bitterlich.
»Weinst du wegen Joschua oder wegen des Geruchs?«, fragte Joseph und Nikodemus versuchte, ihn zu treten, traf aber nur Luft.
Ganz in der Nähe der Kreuzigungsstätte gab es einen Garten und dort hatte man die Gruft in den Fels gehauen. Als die fünf Gestalten den Berg hinabkamen, waren sie schweißüberströmt.
»Wer hätte gedacht, dass ein Typ, der so wenig isst, gefoltert und gekreuzigt wurde, so viel wiegt, was?«, sagte Nikodemus.
Maria weinte noch mehr und sagte: »Und so riecht!«
In der Höhle gab es so etwas wie einen steinernen Tisch, auf den sie den Leichnam legten. Als sie alle Ecken losgelassen hatten, stöhnte Joschua auf einmal. Alle zuckten zurück.
Maria schrie: »Er lebt noch!«, aber Joseph nahm sie beiseite und erklärte ihr, dass manchmal aus Leichnamen noch die letzte Luft entweicht.
»Schau mal«, sagte Nikodemus, und um es zu beweisen, drückte er dort, wo der Bauch von Joschua war, seine Hand hinein. Der Leichnam stöhnte erneut und Maria heulte auf.
»Jetzt hör auf mit dem Scheiß«, sagte Joseph und sie gingen nach draußen.
Vor dem Eingang stand ein riesiger, runder Stein, der dazu diente, dein Eingang zu verschließen. Nikodemus warf einen Blick darauf und sagte: »Wie sollen wir dat Ding denn bewegen? Hätte es eine Holztür nicht auch getan?«
»Nerv nicht, fass lieber mit an«, sagte Joseph und gemeinsam drückten sie den Stein vor den Eingang.
Nikodemus klopfte sich nach getaner Arbeit den Dreck von den Händen. »Das war ja einfacher als gedacht. Klappe zu, Affe tot, was?«
Daraufhin trat ihn Maria und ging dann mit Joseph und Maria Magdalena weg.

Am Sonntag kam Maria Magdalena zurück zum Grab, um ein paar Blümchen hinzulegen und ein Schwätzchen mit dem Grabstein zu halten, der ihr zwar nicht antworten würde, aber immerhin hätte sie so trotzdem das Gefühl, sie könnte irgendwem ihr Leid klagen. Als sie im Garten und der Beerdigungsstätte ankam, stand die Höhle aber weit offen und der Grabstein war weggerollt. Ein schneller Blick ins Innere zeigte ihr, dass der Leichnam ihres Liebsten weg war. Sie lief zu Petrus und den anderen Jüngern und trat, ohne zu fragen, ein.
»Habt ihr Joschi weggenommen?«
»Wat?«, sagte Petrus. »Wovon sprichst du?«
»Der Joschi ist weg.«
»Wie weg?«
»Na, das Grab ist offen und er ist weg.«
»Kann doch gar nicht sein.«
»Wohle!«
»Das muss ich selber sehen.«
Simon und einer der anderen Jünger gingen hin und sahen, dass die Höhle tatsächlich leer war.
»Dit is ja ein Ding«, sagte Petrus.
»Und was macht ihr jetzt?«, fragte Maria Magdalena.
»Tja, hm«, murmelte Petrus in seinen Bart und starrte den anderen Jünger an, der mitgekommen war. Dann sagten alle beide: »Kann man nüscht machen, wa?«, und gingen wieder nach Hause. Maria Magdalena aber blieb vor dem Grab sitzen und zeigte ihnen beide Mittelfinger.
Verzweifelt, weil ihr Liebster nicht nur tot, sondern auch verschwunden war, weinte sie am Eingang, bis sie plötzlich ein Geräusch aus der Gruft hörte. Als sie hineinschaute, sah sie zwei Engel, die sich stritten.
»Wat machen wir denn jetzt?«, sagte der bärtige Engel auf der linken Seite, während der glattrasierte Engel auf der rechten Seite ihn genervt ansah und mit den Schultern zuckte. »Wenn der wirklich wiedergekommen ist, können wir gar nichts …«
Der Bärtige hörte auf zu reden, als sein Kollege ihm ein Zeichen gab und in Richtung Ausgang nickte, wo Maria Magdalena stand.
»Seid ihr Engel?«, fragte sie und die Engel warfen sich gegenseitig einen Blick zu.
»Wir sind in tausenden Kilometern umkreis die Einzigen, die wirklich reinweiße Kleider anhaben, was meinst du denn?«, sagte der Bärtige.
»Außerdem dachte ich, dass die riesigen Flügel da noch ein Hinweis drauf wären«, sagte der Glattrasierte und zeigte beiläufig mit dem Daumen in Richtung seines Rückens.
Maria Magdalena stürzte auf sie zu. »Habt ihr Joschi genommen? Ist er zum Himmel aufgefahren? Geht es ihm gut?«
»Joschi?«, sagte der Glattrasierte und kicherte.
Der Bärtige wandte sich jedoch an Maria Magdalena und sagte: »Nee, Joschi«, er machte Anführungszeichen mit den Fingerspitzen in der Luft, »geht es nicht gut. Genaugenommen befürchten wir, dass er …«
In dem Moment hörten sie ein tiefes Stöhnen, das vom Eingang her kam. Die beiden Engel sahen an Maria Magdalena vorbei und rissen entsetzt die Augen auf.
»Ach du liebes Lieschen!«, sagte der Bärtige.
Maria Magdalena drehte sich um und sah Joschua in der Tür stehen, der seinen Kopf schiefgelegt hatte und sie mit weiten Augen anstarrte.
»Äh, schön ihre Bekanntschaft gemacht zu haben«, sagte der Glattrasierte, klopfte Maria Magdalena noch einmal aufmunternd auf die Schulter und im nächsten Moment waren die Engel verschwunden.
Aber Maria Magdalena hatte eh nur Augen für ihren Joschua. Sie stürzte auf ihn zu, um ihn zu umarmen, aber der Geruch nach Myrrhe und Aloe schreckte sie doch etwas ab. »Vielleicht sollten wir dich doch erst mal waschen«, meinte sie und zwinkerte ihm zu.
Aber Joschua kam weiter auf sie zu und stieß einen tiefen, kehligen Laut aus. Als er nah genug an ihr dran war, öffnete er seinen Mund und biss ihr in die Schulter.
»Aua!«, schrie Maria Magdalena. »Du weißt doch, dass ich es nicht so grob mag.«
Ein sattes Ächzen kam aus seinem Inneren.
»Sehr gesprächig bist du seit deiner Kreuzigung aber nicht mehr, was? Könntest dich ruhig mal entschuldigen.«
Daraufhin biss Joschua sie erneut und Maria Magdalena kämpfte, um sich aus seinem Griff zu befreien. Sie schubste ihn gegen die Steinbank, auf den sie seinen Leichnam gelegt hatten, was ihn für einen Moment aus dem Gleichgewicht brachte, sodass sie aus dem Eingang rennen konnte.
»Spinnst du jetzt total?«, rief sie, aber Joschua stöhnte nur und kam mit ausgestreckten Armen auf sie zu. Als das Sonnenlicht auf seine Hände fiel, sah man in ihren Schatten ein wenig Licht, dass durch die Wunden der Kreuzigung fiel.
Joschua fletschte die Zähne und Maria Magdalena hielt sich die Bisswunden auf der Schulter und machte dann, dass sie wegkam.

Petrus und die anderen Jünger hatten sich wieder in Petrus’ Heim versteckt, weil sie sich lieber nicht mit den anderen Juden, die Joschua hatten kreuzigen lassen, anlegen wollten, aber Maria Magdalena, die wusste wo sie waren, stolperte erschöpft zur Tür hinein, aus den Wunden an ihrer Schulter blutend.
»Joschua ist zurück!«, sagte sie und brach zusammen.
»Was?«, fragte Petrus. »Der Herr ist wiederauferstanden?«
»Weiß nicht …«, stöhnte Maria Magdalena, » … ob man das so … nennen kann.«
Ein paar Jünger halfen ihr auf und sahen sich ihre Wunden an.
»Was ist denn da passiert?«
»Er hat mich gebissen«, sagte sie.
»Na, das ist ja auch keine Art.«
»Eben.«
Aber noch während sie da saßen und sich um Maria Magdalena kümmerten, ging die Tür erneut auf und Joschua stand, einen tiefen Laut ausstoßend, darin.
»Josch, altes Haus!«, rief Petrus, aber Joschua antwortete nur mit einem weiteren gutturalen Geräusch.
Die Jünger sahen sich stirnrunzelnd an.
»Könntest du dich vielleicht etwas klarer ausdrücken?«, fragte Petrus und Joschua stöhnte erneut. »Bursche, zuerst hast du immer in Gleichnissen gesprochen, die kein Schwein verstanden hat, und jetzt nuschelst du so.«
Einer der anderen Jünger, Thomas, ging auf Joschua zu, aber als er ihm zu nahe kam, beugte sich Joschua vor und biss auch ihm in die Stelle zwischen Hals und Schulter.
Daraufhin sagte Thomas: »Aaaaaaaaah!«
»Was habe ich gesagt?«, brachte Maria Magdalena schwach hervor.
»Geht’s dir gut«, fragten die Jünger, die sich um sie kümmerten, aber sie schüttelte schwach den Kopf.
»Ich glaube, ich sterbe.«
»Aber wieso?«
»Weil ich danach in der Bibel nicht mehr vorkomme.«
»Ach so, ja, das ist einleuchtend.«
Daraufhin fiel sie kraftlos hintenüber und starb.
»Josch«, sagte Petrus, »ganz ruhig, man kann doch über alles reden.«
Aber Joschua stöhnte nur erneut.
Kurz darauf erhob sich Maria Magdalena mit weit aufgerissenen Augen und biss einen der Jünger, der noch neben ihr gestanden hatte, in den Oberarm.
»Aaaaaah, du blöde Kuh!«, sagte der Jünger und ohrfeigte sie. »Das Hemd war brandneu!«
»Christentum!«, ächzte Maria Magdalena und erhob sich, um gleich auf den nächsten Jünger loszugehen, der neben ihr stand. Ihn erwischte sie richtig am Hals und biss ein ganzes Stück heraus, woraufhin der Jünger zuckend zusammenbrach und alles vollblutete, weswegen sich die anderen Jünger vorsichtshalber die Hand vor den Mund hielten.
Joschua hatte Petrus fast erreicht, der entsetzt davon war, was in seinem Haus vor sich ging. Er versuchte Joschua, der nun vor ihm stand, mit den Händen abzuwehren, aber Joschua gelang es einen der Finger von Petrus abzubeißen.
Petrus schrie vor Schmerz und anschließend die anderen Jünger an, dass sie sich in Sicherheit bringen sollten.

Gemeinsam flohen die verbliebenden Jünger zum See Tiberias auf das Fischerboot von Petrus. Einige von ihnen hatten Blessuren, die sie notdürftig behandelten. Petrus hatte den Stumpf seines Fingers umwickelt.
»Das Wiedersehen mit Josch hatte ich mir etwas anders vorgestellt«, sagte er und die anderen Jünger nickten.
»Was machen wir denn jetzt?«, fragten sie.
»Am besten wir bleiben draußen auf See, wo die nicht zu uns kommen können«, sagte Petrus, aber einer der anderen Jünger warf ein, dass Joschua schon einmal auf dem Wasser gewandelt war.
»Ja, scheiße auch, hast du eine bessere Idee?«, sagte Petrus und daraufhin schwiegen alle.
Am nächsten Morgen warfen sie die Netze aus, um ein paar Fische zu fangen und sich versorgen zu können. Am Ufer in der Ferne sahen sie eine einsame Gestalt.
»Meinst du, dass das Joschua ist?«, fragten sie Petrus.
»Wenn es so ist, dann bin ich jedenfalls froh, dass wir rausgefahren sind.«
In diesem Moment zuckten die Fischernetze.
»Oh, ich glaube, da haben wir was Großes im Netz«, sagte einer der Jünger, der begann das Netz einzuholen. Aber als er ein paar Meter davon aus dem Wasser gezogen hatte, erblickte er das verzerrte Gesicht von Maria Magdalena, die ihn mit starren, weiten Augen ansah und dann nach ihm Griff.
»Jungs, Hilfe!«, konnte der Jünger noch schreien, aber Maria Magdalena hatte sein Bein gegriffen und biss beherzt hinein.
Auf der anderen Seite des Bootes, beim anderen Netz, zuckte es ebenfalls. Verwundert mussten die Jünger, die gerade nicht gegen Maria Magdalena kämpften, feststellen, dass ihr Boot in Richtung Strand gezogen wurde. Voller Panik nahmen alle irgendwas in die Hand, was sie gegebenenfalls als Waffe würden benutzen können, aber keiner wusste richtig, was er tun konnte. Außerdem war das Stöhnen des Worts »Christentum« von Maria Magdalena äußerst nervig.
»Kann der vielleicht mal irgendwer den Kopf einschlagen?«, sagte Petrus und einer der Jünger tat wie ihm geheißen.
Daraufhin blieb Maria Magdalena still liegen und rührte sich nicht mehr.
»Oh, das ist ja praktisch. So können wir sie also besiegen«, sagte Petrus.

Sie hatten mittlerweile das Ufer fast erreicht. Zwei ihrer ehemaligen Mitjünger kamen langsam mit dem Netz aus dem Wasser gelaufen, mit dem sie das Boot gezogen hatten. Joschua stand am Strand, hatte die Arme ausgestreckt und stöhnte.
»Ja, das ist Josch«, sagte Petrus. »Man kann sogar die Löcher in den Händen von der Kreuzigung sehen. Wirklich eklig, wenn man mal drüber nachdenkt.«
Und die anderen Jünger nickten und sagten: »Und was machen wir jetzt?«
»Fliehen scheint eine angemessene Option, meint ihr nicht?«
Und alle sahen sich an, nickten und stimmten ihm zu.
Als das Boot auf Grund lief, sprangen sie herab. Ihren Freund, der von Maria Magdalena gebissen worden war, ließen sie zurück.
»Ey!«, rief er, aber die anderen Jünger schrien zurück: »Na ja, wat sollen wir denn machen, hätten wir dich tragen sollen?«, woraufhin der Jünger sagte: »Ja, natürlich!«, und die anderen Jünger riefen: »Aber dein Bein ist eklig.«, und er ihnen den erhobenen Mittelfinger zeigte.
Sie kletterten eine Hügelkette hinauf, in der Hoffnung, dass der Platz zum Rasten einfacher zu verteidigen wäre.
Die Hand von Petrus schmerzte, weswegen er öfter das Gesicht verzog und stöhnte.
»Geht’s dir gut?«, fragten einige der Jünger.
Und Petrus sagte: »Mir fehlt ein Finger, wie soll es mir schon gehen.«
Aber schon bald tauchte Joschua und die anderen Jünger auf, die gebissen worden waren. Auch der Jünger vom Boot, mit dem angebissenen Bein, war dabei, die Hand noch immer samt Mittelfinger erhoben. Das Stöhnen von Joschuas Untoten hallte den Berg hinauf. »CHRISTENTUM!«
Die Jünger auf dem Berg aber sagten: »Och, verdammt.«
Es kam zum Kampf. Es wurde getreten, gehauen und gebissen. Petrus gelang es, Joschua zu greifen und den Berg hinabzustoßen. Als er mit dem Kopf zuerst auf dem Boden aufschlug, blieb er liegen und rührte sich nicht mehr. Daraufhin gelang es den anderen Jüngern auch, ihre früheren Brüder zu überwältigen und ebenfalls in die Tiefe zu schubsen.
Außer Atem und fast am Ende ihrer Kräfte, fielen die Überlebenden auf den Gipfel des Berges.
»Meine Güte, wie wollen wir das den Leuten erklären?«, fragte einer.
»Wir sagen einfach«, antwortete Petrus, »dass Jesus wiederauferstanden und dann zum Himmel gefahren ist.«
»Und das soll irgendwer glauben?«
»Na meinst du, dass es besser ist, wenn wir erzählen, dass er wiederauferstanden ist und dann anfing alle Leute zu beißen?«
Da mussten die Jünger zustimmend nicken.
»Wir sollten noch die Leichen irgendwo verscharren, nicht dass die noch irgendwer findet«, sagte Petrus. »Sonst klappt das mit der Story wohl kaum.«
Also verbuddelten die Jünger Joschua und ihre gefallenen Brüder und gingen nach Hause, in der Hoffnung, dass nie wieder davon die Rede sein würde.

In der Nacht, als alle im Haus von Petrus schliefen, schlurfte dieser über den Holzboden. Er kam nicht richtig zur Ruhe, denn seine Hand oder genauer gesagt der abgebissene Finger schmerzte ihn sehr. Als einer der Jünger mitbekam, dass Petrus nicht schlafen konnte, wollte er ihm Gesellschaft leisten.
»Na, Petrus, was treibst du dich noch herum.«
Petrus drehte sich um und starrte ihn mit weiten Augen an. »CHRISTENTUM!«, stöhnte er und fiel über seinen Freund her.

Petrus und seine Leute zogen daraufhin durch die Lande und bissen, wen sie so vor den Mund bekamen. So breitete sich das Christentum langsam im Mittelmeerraum aus.

Frohe Ostern!

Geschichten zum Tag: 15.08. – Mariä Himmelfahrt

Heute ist der 15. August und an diesem Tag feiern mehrere christliche Konfessionen »Mariä Aufnahme in den Himmel«, auch »Mariä Himmelfahrt« oder in den Ostkirchen auch »Hochfest des Entschlafens der allheiligen Gottesgebärerin« genannt, weil das besser über die Zunge geht. Mancherorts ist das sogar ein Feiertag, damit man genug Zeit hat, sich im Gedenken an sie ordentlich einen anzulöten.
Nun kann man sich fragen: Was genau soll denn Mariä Himmelfahrt sein und warum zum Teufel schreibt man die mit »ä«?
Beantworten wir mal den zweiten Teil zuerst: Im Lateinischen spricht man von der Jungfrau Maria als »Mariae virginis«. Irgendwer, der das übersetzen sollte, meinte dann wohl, dass man das »e« nicht unterschlagen sollte und weil »ae« im Deutschen eben »ä« ergibt, sagt man noch heute »Mariä«. Natürlich hätte damals jemand dem Übersetzer auch eine über die Rübe ziehen können, damit der seinen Job richtig macht, aber Gläubige sind ja friedfertig – zumindest wenn sie nicht gerade mit Andersgläubigen zu tun haben – weswegen das vielleicht keiner wollte.
Ansonsten ist der Name bei »Mariä Himmelfahrt« schon Programm: Sie soll an dem Tag in den Himmel aufgefahren sein. Mit Leib und Seele. Sagte zumindest mal Bischof Kyrill von Alexandrien im frühen fünften Jahrhundert, also vierhundert und ein paar zerquetschte Jahre nach dem Tod von Jesus und vermutlich seiner Mutter, weil man das da noch so gut im Gedächtnis hatte.
Kyrill war maßgeblich daran beteiligt, dass man Maria als »Gottesmutter« sah. Das hatte er durch Bestechung und Gewalt erreicht, denn … so macht man das halt als guter Christ. Und weil er das schon mal erreicht hatte, meinte er auch gleich noch: »Irgendwie müssen wir die doch auch feiern, meint ihr nicht?«
Und alle sagten: »Also wenn wir damit wieder eine Gelegenheit für Sauf- und Fressgelage kriegen… klar! Was genau wollen wir denn feiern? Ihren Geburtstag?«
»Weiß doch kein Schwein, wann das war.«
»Wann sie gestorben ist, weiß doch auch keiner.«
»Stimmt. Aber bei Gedenken hat man halt in erster Linie den Tod im Kopf, oder?«
Alle nickten.
»Aber wann wollen wir das denn machen? Ist ja nicht so, als ob da in der Bibel irgendwas konkretes steht. «
Daraufhin sagte Kyrill: »Am 15. August ist doch so ein römisches Fest, Feriae Augusti. Da die Römer ohnehin auf dem absteigenden Ast sind, können wir das doch übernehmen und die Leute wissen schon mal, das an dem Datum gefeiert wird.«
Und alle so: »Mensch, tolle Idee, du.«
Also im Grunde nahm man einen römischen Feiertag, an welchem dem Sieg von Augustus über Marcus Antonius und Kleopatra gedacht wurde, zu einem christlichen Feiertag, weil da die Mutter Gottes vielleicht-aber-eigentlich-nicht gestorben war. Oder zum Himmel auffuhr. Wichtiger Unterschied. Für manche.
Über die Jahrhunderte hinweg hat man das immer ordentlich gefeiert, dennoch war es für manche ein Problem, dass die Aufnahme von Maria in den Himmel in der Bibel bestenfalls als »schwammig bis nicht vorhanden« beschrieben werden konnte.
Glücklicherweise gibt es in der Kirchenlehre etwas, dass sich »Dogma« nennt. Ein Dogma ist eine feststehende Definition oder eine grundlegende Lehraussage, deren Wahrheitsanspruch als unumstößlich gilt. Und da 1870 der damalige Papst mal gesagt hatte, dass er und alle anderen Päpste in Kirchenfragen alles besser wissen und deswegen gefälligst alle anderen die Fresse zu halten haben, konnte Papst Pius XII. am 01. November 1950 sagen: »Leute, Maria wurde in den Himmel aufgenommen. Und weil ich das sage, is dat so!«
Papst Pius XII. war übrigens auch der Papst, der sich im Zweiten Weltkrieg eher beiläufig bis gar nicht zu den Verbrechen der Nazis äußerte. Also ein ganz patenter Typ.
Um das Ganze etwas zusammenzufassen:
Heute ist ein Feiertag, der auf einem umfunktionierten römischen Fest basiert, dessen Grundlage zumindest nicht an diesem Tag oder überhaupt stattfand, sanktioniert von einem Typen, der sich fragwürdig zur Nazizeit verhalten hat.
Da wünschen wir doch allen viel Spaß!

Moses und die 10 Gebote

Das Volk Israel lagerte am Berg Sinai und Gott sprach: »Schön, dass ihr alle kommen konntet, aber bleibt mal alle vom Berg weg, denn ich komm runter. Außer du Moses, du komm mal rauf.«
»Ich bin hundertzwanzig Jahre alt und soll einen Berg raufklettern?«
»Ja, hm, also wenn du das so sagst … aber, ja. Denn ich will mit dir unter vier Augen reden. Oder so von Dornbusch zu Augen.«
Also stieg Moses auf den Berg und keuchte nicht schlecht, als er endlich oben angekommen war.
»Na, das hat ja ganz schön gedauert«, sagte Gott.
»Hundertzwanzig Jahre, ma sagn!«, entgegnete Moses.
»Nu heul ma nich, so alt werden ja die wenigsten.«
»Wat is denn nun? Weshalb wolltest du mich sprechen.«
»Ich hab da was für dich. Und deine Leute.«
Der flammende Dornbusch, der nicht mit den Fingern zeigen konnte, weil er keine hatte, ließ eine kleine Flamme zur Seite wandern, wo ein riesiger Haufen von Steinplatten lag.
Moses runzelte die Stirn.
»Dies«, sagte der Dornbusch, »sind meine zweihundertfünzig Gebote an euch.«
Und Moses sagte: »Wat?«
»Na, so Richtlinien, an die ihr euch halten solltet.«
»Wat?«
»Was genau hast du denn davon jetzt nicht verstanden?«
»Zweihundertfünfzig? In Worten: Zweihundertfünzig?«
»Gesprochen wirkt der Witz so nicht«, sagte Gott.
»Was für Gebote sollen das denn sein?«, sagte Moses und ging sich auf seinen Stock stützend zu den Steintafeln hinüber. Er legte den Stock beiseite und nahm dann eine Tafel hoch. Darauf war genau ein Satz geschrieben und Moses machte dicke Backen, als er den Stein anhob. Gepresst las er vor: »Du sollst den Tee nur drei bis fünf Minuten ziehen lassen.«
Und der Dornbusch sagte: »Genau.«
»Was zum Teufel soll das denn?«, sagte Moses, nachdem er die Platte wieder abgelegt hatte.
»Das sind Gebote, an die man sich halten …«
»Aber das ist doch völlig unwichtiger Kram!«
»Ey, ich bin der verdammte Gott, ich werde ja wohl noch wissen, was wichtig ist und was nicht.«
»Sollte da nicht lieber was zum Thema, was weiß ich, Mord und Totschlag drin stehen?«
»Da habe ich auch irgendwo eine Platte zu. Musst du vielleicht ein wenig wühlen.«
»Und was ist mit kein Sex mit Tieren, Minderjährigen und so weiter?«
»Das hältst du für wichtig?«
»Du nicht?!«
»Ja, hm …«
Moses ließ seinen Blick schweifen. Er sah eine andere Steinplatte, deren Schrift nach oben gedreht war. »Du sollst nicht im Schwimmbad ins Wasser pinkeln. Wat?«
»Vertrau mir da einfach mal«, sagte der Dornbusch.
Moses schaute sich um. »Und was genau soll ich jetzt mit den ganzen Steinplatten machen?«
»Na, es wäre wohl sinnvoll, wenn du die runter zu den Leuten bringen würdest, oder?«
»Ich soll 250 Steinplatten einen Berg runterschleppen? Ganz allein? Hatte ich schon erwähnt, dass ich hundertzwanzig Jahre alt bin?«
»Mehrmals.«
»Also?«
»Was jetzt genau?«
»Ich kann mich kaum auf den Beinen halten und soll 250 Steinplatten schleppen?«
»Nun, von alleine werden sie wohl kaum vom Berg kommen.«
»Bist du nicht allmächtig? Kannst du nicht mit dem Finger schnippen oder mit der Zunge schnalzen oder dich dreimal um dich selbst drehen und dann sind die Platten alle unten?«
»Das klingt mir jetzt zu sehr nach Effekthascherei.«
»Ich kriege die Dinger jedenfalls nicht vom Berg runter. Vielleicht können ein paar Leute die heruntertragen.«
»Nee, hier soll keiner rauf.«
»Warum nicht?«
»Ich will nicht, dass man mich so sieht.«
»Du bist buchstäblich ein Dornbusch«, sagte Moses.
»Ja, und ungekämmt.«
Moses runzelte die Stirn, sagte aber nichts weiter. Der Dornbusch sah irgendwie nachdenklich aus. So nachdenklich ein brennender Dornbusch eben wirken kann.
»Na, da sind wir ja jetzt in einer Zwickmühle«, sagte Gott als Dornbusch.
»Kannst du vielleicht ein paar weniger Platten daraus machen? Vielleicht sind ja ein paar von den Geboten jetzt nicht ganz so wichtig wie andere. Ich meine ja nur, dass man beim Pinkeln im Schwimmbad eventuell auch mal ein Auge zudrücken könnte.«
Der Dornbusch flackerte kurz. »Was wäre denn deiner Meinung nach eine angemessene Anzahl von Geboten?«
Moses wackelte mit dem Kopf. »Also, das kommt ein wenig darauf an.«
»Auf was genau?«
»Lass es mich so ausdrücken: Muss jedes Gebot allein auf einer Steintafel stehen?«
»Ich hielt das für eine gute Idee, kann man ab und an mal ein wenig mischen.«
Moses runzelte erneut die Stirn. »Also vielleicht bekäme man ja auch, sagen wir mal, so zwölf Gebote auf eine Tafel.«
Der Dornbusch machte »Pffft.«
»Was ist denn daran das Problem?«
»Ich hab halt eine große Handschrift«, sagte Gott.
Moses kratzte sich am Kopf und legte dann seine grauen Haare wieder zurecht. »Also, ganz ehrlich: Du brauchst da einen Lektor, der das ganze Zeug zusammenstreicht.«
»Das ist doch wohl ein Witz!«, sagte Gott.
»Wie soll ich die denn schleppen? Ich hab nur zwei Hände! Und auf einen Stock stützen muss ich mich auch. Vielleicht hättest du lieber Memnon, den Ochsen von Tanis, heraufschicken sollen.«
»Hätte, hätte, Sojabulette!«
»Wat?«, sagte Moses.
»Also«, sagte Gott ruhig, »ich verstehe das Problem und sehe ein, dass es vielleicht auch mit ein paar weniger Geboten geht.«
Moses seufzte erleichtert.
»Wir gucken uns die Platten an und entscheiden dann gemeinsam, welche Gebote wir behalten.«
»Kannst du nicht einfach sagen, was das für Gebote sind? Ich kann ja schlecht die zweihundertfünzig Steinplatten anheben, um die durchzugehen?«
»Warum nicht?«
»Ich bin hundertzwanzig Jahre alt, verdammt noch mal!«
»Sehr viel älter wirst du allerdings nicht, wenn du dich immer so aufregst.«
Moses rollte mit den Augen.
»Also, ich sage mal, dass ich es vielleicht auf hundert Gebote runterbrechen kann«, sagte der Dornbusch.
»Zwanzig. Höchstens!«
»Das ist ja weniger als ein Zehntel! Das geht nun wirklich nicht.«
Moses schaute auf die Tafel, die unter dem letzten Stein lag, den er hochgehoben hatte. »Du sollst nicht schmatzen. Also … warum denn eigentlich nicht?«
»Weil das total ekelhaft klingt.«
»Aber es gibt ja wohl wichtigeres als das! Du sollst keine Sklaven halten, zum Beispiel.«
»Och …«
»Alter, du hast uns gerade aus Ägypten rausgeführt, damit wir aus der Sklaverei kommen. Also das liegt doch jetzt wirklich nahe, oder nicht?«
Und der Dornbusch sagte: »Weiß nich.«
Moses rollte mit den Augen.
Schließlich sprach Gott: »Mann, zwanzig Gebote, wie soll ich das nur anstellen?«
Und Moses sprach: »Wie wäre es, wenn du etwas kleiner schreibst. Und auf beiden Seiten. Und vielleicht nur einfachen Zeilenabstand nimmst.«
»Das sieht doch hinterher auch wieder aus, als wären da Hühner drübergelaufen. Was ist denn mit zehn Steintafeln?«
Moses verschränkte die Arme vor der Brust. »Vier. Maximal. Ich weiß ja noch nicht mal, ob ich die tragen kann.«
So saßen Gott und Moses vierzig Tage und vierzig Nächte zusammen und diskutierten, wie das jetzt mit den Geboten und Steintafeln zu machen sei.
»Also so langsam kriege ich Hunger«, sagte Moses. »Vierzig Tage ohne Essen ist schon heftig. Wann sind wir denn endlich mal fertig?«
Der Dornbusch flackerte. »Na, so eine Tafel haut sich ja nicht von selbst. Aber da drüber sind die vier Tafeln.«
Moses nahm eine hoch und machte dicken Backen. Er nahm die Zweite und stöhnte schon ein wenig mehr. Vorsichtig balancierte er beide Tafeln unter einem Arm und versuchte die dritte Tafel anzuheben, aber ohne seinen Stock hatte er Probleme.
»Ich … ich kriege nicht mal drei Tafeln auf die Arme.«
»Nun stell dich nicht so an.«
»Hundertzwanzig!«
»Ja, doch!«
»Es geht einfach nicht. Vielleicht sollten wir doch nur die ersten zehn Gebote nehmen.«
»Nee, nee, nee, nee. Ich bin dir schon erheblich entgegengekommen.«
»Ich weiß nicht, ob ich das Entgegenkommen nennen würde, wenn ich statt handlicher Tafeln aus Ton oder Holz als alter Mann mit Steintafeln einen Berg herunterklettern muss.«
»Stein ist für die Ewigkeit«, sagte Gott.
»Solange niemand mit einem Hammer ausrutscht«, erwiderte Moses.
Dann schwiegen sie.
»Also wat jetzt?«, fragte Moses.
»Du hast gesagt zwanzig Gebote!«
»Wenn du das auf zwei Steintafeln kriegst, super.«
»Nee, nee, natürlich nicht.«
»Wie ich schon sagte: Mehr als zwei kriege ich nicht vom Berg.«
»Dann gehst du halt öfter.«
»Wenn ich den ganzen Tag Steintafeln von einem Ort zum anderen hätte schleppen wollen, dann hätte ich auch gleich in Ägypten bleiben können! Zwei! Ende der Diskussion.«
»Mann ey … dann bleiben wir halt bei den ersten zehn.«
»Die behandeln überwiegend den Kram, wo es um dich geht. Meinst du nicht, dass die anderen Gebote wichtiger sind?«
»ICH BIN DER HERR, DEIN GOTT, NIMM JETZT DIE ZWEI TAFELN UND GUT IST!«
»Ja, ja. Schon gut.«

 

Und wer jetzt Lust bekommen hat, mir dabei zuzuschauen und zuzuhören, wie ich die Geschichte vortrage, kann das hier tun:

Siebenschläftertag

Heute ist Siebenschläfertag. Also im Grunde kein Feiertag, aber trotzdem irgendwie ein wichtiger Tag, weil das Wetter an diesem Tag laut alten Bauernregeln für die nächsten Wochen bestimmend ist. Tatsächlich hat man wissenschaftlich herausgefunden, dass da durchaus was dran ist, allerdings bezieht sich das eher auf den 7. Juli, wo der Siebenschläfertag nämlich aufgrund der gregorianischen Kalenderreform sein müsste.
Anders ausgedrückt: Heute ist gar nicht Siebenschläfertag. Eigentlich erst am 7. Juli. Aber im Kalender steht 27. Juni, weil irgendwelche Reformen immer alle möglichen Leute verwirren. Wurst…
Aber warum heißt der Siebenschläfertag eigentlich Siebenschläfertag?

Das hat – wer hätte das gedacht – etwas mit der Kirche zu tun. Allerdings gibt es diese Legende von den sieben Schläfern tatsächlich im Christentum als auch im Islam! Wir haben also heute den großen Integrationstag!

Der Legende nach kam im Jahr 251 der römische Kaiser Decius nach Ephesus, um an den Opferfesten für die heidnischen Götter teilzunehmen und nebenher ein paar Christen umzubringen. Jeder braucht halt ein Hobby. Tatsächlich bringt er so viele um, dass sich bald die Stadtmauern biegen, auf denen die Toten gestapelt werden. Sieben junge Christen, die im Palast ihren Dienst taten, wurden verraten und zu Decius gebracht, der sie sich ansah und sinngemäß sagte: »Meine Fresse, ihr seid ja noch ganz schön jung. Ich finde zwar Christen abmetzeln irgendwie witzig, aber wenn ihr abschwört und unseren Göttern Opfer bringt, ist alles knorke.«
»Nee, wollen wir nicht.«
»Leute, soll ich euch gleich umbringen?«
»Also, wenn Sie das so sagen…«
»Ich gebe euch noch ein wenig Bedenkzeit. Ich fahr ein paar Tage in die umliegenden Ortschaften und schau mal, wen ich da noch alles umbringen kann.«
»Klingt nach einer Super-Idee.«
Darauf zogen die sieben jungen Christen los, begannen Almosen zu sammeln und zu verteilen, weil man sowas halt macht, wenn man gerade mit dem Tod bedroht wurde. Irgendwann merkten sie aber, dass sie was Wichtiges vergessen hatten.
»Wartet mal«, sagte einer der Christen, »kommt Decius nicht wieder zurück?«
»Ach ja, verdammt. Wat machen wir denn jetzt?«
»Scheiß was auf die Armen, wir nehmen das Geld von den Almosen, kaufen noch etwas Nahrung und verstecken uns in einer Höhle.«
»Wir könnten auch einfach das Land verlassen und es uns irgendwo nett machen«, sagte einer der Christen, aber die anderen schüttelten die Köpfe.
»Nee, Höhle ist das geilste überhaupt.«
Also schickten sie den Jüngsten von ihnen als Bettler verkleidet los, um noch etwas Brot zu kaufen. Und der rannte prompt Decius über den Weg.
»Hey, bist du nicht einer von diesen jungen …«
»Ohshitohshitohshit«, sagte der Jüngste der Christen und rannte weg.
Als er in der Höhle ankam, starrten ihn die anderen an. »Alter, du solltest doch Brot kaufen! Wat hast du denn da? Zwei, drei Stück?«
»Na, kauf du doch mal ein, wenn der Typ, der dich umbringen will plötzlich vor dir steht.«
»Hm, ja.«
»Wat machen wir denn jetzt?«
»Wir könnten uns ein wenig hinlegen.«
»Wir haben nüscht zu essen und sollen uns einfach hinlegen? So als ob nichts wär?«
»Ja, hier, wie heißt er … Gott, genau … der wird uns schon helfen.«
»Das klingt … natürlich absolut einleuchtend.«
Also machten sie ein Nickerchen.
Decius fand das irgendwie doof und wies seine Leute an, nach den jungen Christen zu suchen. Die fanden die aber nicht und so ging Decius zu den Eltern der Christen und sagte: »Passt mal auf, Leute. Wenn ihr mir nicht sagt, wo eure Kinder sind, schauen wir mal wie lange ihr Schmerz vertragt.«
Die Eltern der Christen sahen sich an und sagten dann hastig: »Die sind in der Höhle, da hinten. Warten Sie mal kurz, wir zeichnen das auf einer Karte ein.«
»Mann, das war ja einfacher als gedacht«, sagte Decius. »Wartet mal, wenn eure Kinder alle Christen sind, dann seid ihr doch bestimmt auch …«
»Nee, nee, nee, nee, nee, nee. Wirklich nicht. Gar nicht. Yay, Jupiter und Athene!«, sagte einer der Väter.
»Athene ist aus Griechenland, du Depp«, murmelte eine der Mütter.
»Yay, Jupiter und wie auch immer die heißt!«, sagte der Vater.
Daraufhin sagte Decius: »Na, das will ich mal durchgehen lassen.«
Statt seine Leute anzuweisen, die Christen aus der Höhle zu holen, sagte er ihnen aber, dass sie die einmauern sollen.
»Die leben doch aber noch«, sagte einer der Zenturios.
»Muss ich alles zweimal sagen?«
»Nee, schon gut. Bißchen brutal vieleicht, aber okay.«
Zwei christliche Diener des Kaisers, die er aus irgendeinem Grund nicht umgebracht hatte, schrieben schnell auf Bleiplatten, die sie anscheinend immer bei sich trugen, was sich zugetragen hatte und versteckten die unter den Steinen am Höhleneingang. Nicht etwa davor oder so, damit man vielleicht die Leute in der Höhle noch hätte finden können. Nein, nein.
Dann machte sich Decius auf den Weg und verstarb auch relativ bald.
Aber keiner kam auf die gottverdammte Idee, vielleicht mal die Steine von der blöden Höhle zu räumen, um zu schauen, ob man den Jünglingen irgendwie helfen könnte.
Bis knapp 200 Jahre später einer einen Viehstall bauen wollte, weswegen Arbeiter die Steine vom Höhleneingang wegschleppten. Da wachten die jungen Christen in der Höhle wieder auf und dachten: »Na, schauen wir mal, was draußen los ist.«
Wieder schickten sie den Jüngsten, der ja nun auch schon satte 200 Lenze hatte, los, damit der endlich den Rest vom Brot kauft. Als der in die Stadt kam, erkannte er sie kaum wieder. Und der Bäcker, von dem er Brot kaufen wollte, sah seine Münzen und dachte: »Alter, wat soll’n dit?«
»Na, das ist das übliche Zahlungsmittel.«
»Entweder du hast jetzt richtiges Geld dabei oder ich hol dir Polizei.«
Und so wurde der Junge festgenommen und erzählte seine Geschichte und führte gleich eine ganze Baggage von Leuten zur Höhle, darunter den Bischof, der prompt die blöden Bleitafeln entdeckte, die erklärten was vorgefallen war.
Irgendwer erklärt den jungen Christen, dass sie fast 200 Jahre geschlafen hatten.
»Wat du nich sagst«, erwiderten die Christen. »Da hat Gott, der alte Schwerenöter, uns tatsächlich gerettet.«
Und dann starben sie.
Aber anstatt zu fragen »Warum lässt Gott die Typen erst 200 Jahre schlafen, nur um sie gleich wieder umzubringen?«, tanzten alle Bewohner von Ephesus herum, riefen »Gott ist groß« und so einen Kram und bauten dann eine Kirche auf der Höhle.

Ja. Dit war dit …

Pfingsten

Heute ist Pfingsten. Den meisten Leuten ist klar, dass das irgendwas mit der Kirche zu tun hat und dass man am Pfingstmontag frei hat, obwohl wir eigentlich in einem Staat leben, der nichts mit der Kirche am Hut haben sollte. Aber man will sich ja nicht über einen freien Tag beschweren, gell? Wenn man aber irgendwen fragt, was Pfingsten ist, dann kriegt man eben meistens nur gesagt: »Ja, da ist frei« oder »Wat weiß ich«.

Also: Was ist Pfingsten?

Das Ereignis, an dem der heilige Geist über die Jünger gekommen ist. Nein, nicht auf diese Art und Weise, aber es war trotzdem ziemlich abgedreht. Was sagt denn die Bibel dazu? In der Apostelgeschichte, Kapitel 2 steht folgendes:

Und als der Tag der Pfingsten erfüllt war – Man kannte also bereits den Namen, obwohl es erst dann stattfand … ein Wunder! – , waren sie alle einmütig beieinander. Und es geschah schnell ein Brausen vom Himmel wie eines gewaltigen Windes und erfüllte das ganze Haus, da sie saßen.
Und einer der Jünger sagte: »Lukas, hast du schon wieder Bohnen gegessen?«
Aber Lukas sagte: »Nein.«
Und es erschienen ihnen Zungen, zerteilt, wie von Feuer; und er setzte sich auf einen jeglichen unter ihnen; und sie wurden alle voll des Heiligen Geistes und fingen an, zu predigen mit anderen Zungen, nach dem der Geist ihnen gab auszusprechen.
Und Lukas sagte: »Alter, ich glaube, in den Pilzen war irgendwas drin.«
Es waren aber Juden zu Jerusalem wohnend, die waren gottesfürchtige Männer aus allerlei Volk, das unter dem Himmel ist. Da nun diese Stimme geschah, kam die Menge zusammen und wurden bestürzt; denn es hörte ein jeglicher, dass sie mit seiner Sprache redeten. Sie entsetzten sich aber alle, verwunderten sich und sprachen untereinander: Siehe, sind nicht diese alle, die da reden, aus Galiläa? Wie hören wir denn ein jeglicher seine Sprache, darin wir geboren sind? Parther und Meder und Elamiter, und die wir wohnen in Mesopotamien und in Judäa und Kappadokien, Pontus und Asien, Phrygien und Pamphylien, Ägypten und an den Enden von Libyen bei Kyrene und Ausländer von Rom, Juden und Judengenossen, Kreter und Araber: wir hören sie mit unsern Zungen die großen Taten Gottes reden.«
Und die Frauen sahen sich an und sagten: »Das ist echt abgedrehter Scheiß. Außerdem hat da wer in Geographie aufgepasst und will jetzt angeben?«
Sie entsetzten sich aber alle und wurden irre – weil man damals nicht erst mal besonnen nachdachte – und sprachen einer zu dem andern: »Was will das werden?«
Die andern aber hatten’s ihren Spott und sprachen: »Sie sind voll süßen Weins.«
Da trat Petrus auf mit den Elfen, erhob seine Stimme und redete zu ihnen: »Legolas, was sehen deine Elfenaugen?«
Und Legolas sagte: »Ey, warte mal, was zum Teufel machen Elfen in der Bibel?«
Und Petrus sagte: »Alter, ich glaube, ich bin einfach immer noch auf dem Trip.« Dann sagte er: »Ihr Juden, liebe Männer – Frauen lasse ich jetzt mal bewusst weg – , und alle, die ihr zu Jerusalem wohnet, das sei euch kundgetan, und lasset meine Worte zu euren Ohren eingehen. Denn diese sind nicht trunken, wie ihr wähnet, sintemal es ist die dritte Stunde am Tage; sondern das ist’s, was durch den Propheten Joel – Oder war es Kevin? – zuvor gesagt ist:«
Und die Leute sagten: »So wie der redet hat er aber doch ganz schön einen im Tee.«
Aber Petrus sprach weiter: »Und es soll geschehen in den letzten Tagen«, spricht Gott, »ich will ausgießen von meinem Geist auf alles Fleisch; und eure Söhne und eure Töchter sollen weissagen, und eure Jünglinge sollen Gesichte sehen, und eure Ältesten sollen Träume haben; und auf meine Knechte und auf meine Mägde will ich in denselben Tagen von meinem Geist ausgießen, und sie sollen weissagen. Und ich will Wunder tun oben im Himmel und Zeichen unten auf Erden: Blut und Feuer und Rauchdampf; die Sonne soll sich verkehren in Finsternis und der Mond in Blut, ehe denn der große und offenbare Tag des HERRN kommt. Und soll geschehen, wer den Namen des HERRN anrufen wird, der soll selig werden.«
Und alle so: »Wat?«
Doch Petrus fuhr fort: »Ihr Männer von Israel, höret diese Worte: Jesum von Nazareth, den Mann, von Gott unter euch mit Taten und Wundern und Zeichen erwiesen, welche Gott durch ihn tat unter euch (wie denn auch ihr selbst wisset), denselben (nachdem er aus bedachtem Rat und Vorsehung Gottes übergeben war) habt ihr genommen durch die Hände der Ungerechten und ihn angeheftet und erwürgt.«
»Ey«, sagte einer der Zuschauer, »ich dachte, die hatten den gekreuzigt? Und hieß der Typ nicht Jesus? Meine Fresse, der nuschelt aber auch.«
Aber das Volk machte: »Psssssssssst!«
Petrus fuhr fort: »Den hat Gott auferweckt, und aufgelöst die Schmerzen des Todes, wie es denn unmöglich war, dass er sollte von ihm gehalten werden. Denn David spricht von ihm: »Ich habe den HERRN allezeit vorgesetzt vor mein Angesicht; denn er ist an meiner Rechten, auf daß ich nicht bewegt werde. Darum ist mein Herz fröhlich, und meine Zunge freuet sich; denn auch mein Fleisch wird ruhen in der Hoffnung. Denn du wirst meine Seele nicht dem Tode lassen, auch nicht zugeben, dass dein Heiliger die Verwesung sehe. Du hast mir kundgetan die Wege des Lebens; du wirst mich erfüllen mit Freuden vor deinem Angesicht.«
Und die Zuschauer sagten: »Und der behauptet, er hätte nicht gesoffen. Schon klar.«
Petrus sprach weiter: »Ihr Männer, liebe Brüder, lasset mich frei reden zu euch von dem Erzvater David. Er ist gestorben und begraben, und sein Grab ist bei uns bis auf diesen Tag. Da er nun ein Prophet war und wußte, dass ihm Gott verheißen hatte mit einem Eide, dass die Frucht seiner Lenden sollte auf seinem Stuhl sitzen, hat er’s zuvor gesehen und geredet von der Auferstehung Christi, dass seine Seele nicht dem Tode gelassen ist und sein Fleisch die Verwesung nicht gesehen hat. Diesen Jesus hat Gott auferweckt; des sind wir alle Zeugen. Nun er durch die Rechte Gottes erhöht ist und empfangen hat die Verheißung des Heiligen Geistes vom Vater, hat er ausgegossen dies, das ihr sehet und höret. Denn David ist nicht gen Himmel gefahren. Er spricht aber: »Der HERR hat gesagt zu meinem Herrn: Setze dich zu meiner Rechten, bis dass ich deine Feinde lege zum Schemel deiner Füße.« So wisse nun das ganze Haus Israel gewiss, dass Gott diesen Jesus, den ihr gekreuzigt habt, zu einem HERRN und Christus gemacht hat.«
»Also doch gekreuzigt«, sagte einer der Zuschauer.
»Pssst!«, machte die Menge.

Und mit dieser ersten Predigt von Petrus könnte man sagen, dass die Kirche gegründet war. Pfingsten ist also so etwas wie die Geburtsstunde der christlichen Kirche.
Bin mir nicht ganz sicher, ob ein »Happy Birthday!« angebracht ist, in Anbetracht der Tatsache, was im Namen der Kirche so angestellt wurde…

Fronleichnam

Einige Leute haben heute frei, weil in deren Bundesländern Fronleichnam gefeiert wird. Die Anderen sehen vielleicht mal den Namen im Kalender stehen und denken sich: »Wat zum Teufel soll dat denn sein?« Damit geht es ihnen wie mir.

Fronleichnam hat nichts mit Fröhlichkeit zu tun. Die englische Übersetzung »Happy Cadaver Day« ist also unpassend. Es hat auch nichts mit Arbeit zu tun. Die Leichen machen heute keinen auf Frondienst leistenden Zombie. Das Wort kommt stattdessen aus dem Mittelhochdeutschen und bedeutet so viel wie »der Leib des Herrn«.

Gefeiert wird nämlich die leibliche Gegenwart Jesu Christi im Sakrament der Eucharistie.
Ich kann praktisch spüren, wie die Gesichter länger wurden und etliche dachten: »Wat?«

Das geht alles darauf zurück, dass Jesus beim letzten Abendmahl sagte: »Leute, der Wein ist kein Wein. Dit is mein Blut.«
Und die Jünger sagten: »Wuäh.«
»Und dit hier is kein Brot, dit is mein Leib.«
»Wat?«
»Und dit hier ist keine Mayonnaise, dit is …«
»Wir wollen es gar nicht wissen.«
»Na dann, guten Appetit!«
Und die Jünger sahen sich an und fragten sich, ob draußen die Currywurstbude noch auf hatte.

Aus diesem Grund gibt es ja heute immer noch in der Kirche was zu saufen und dann diese unleckeren Hostien, bei denen man sich wünschte, es gäbe etwas Aioli dazu. Das gibt es zwar bei jedem Gottesdienst, aber an Fronleichnam wird daran noch einmal besonders gedacht.

Nun ist es ja so, dass das letzte Abendmahl eigentlich am Donnerstag vor dem Karfreitag stattgefunden hat. Quasi am Gründonnerstag. Die Kirche dachte sich aber, dass es irgendwie uncool ist, wenn man in der eher traurigen Woche, in der man dem toten Jesus gedenkt, eine Feier mit Keksen und Suff macht. Insofern gab es die Überlegung: »Leute, wir können uns nicht mit Hostien und Wein den Bauch vollschlagen, wenn der Jupp am nächsten Tag verreckt ist. Wie wäre es denn, wenn wir das Ganze auf den Donnerstag nach dem Oktav von Pfingsten verlegen?«
»Den wat?«
»Na, nach dem achten Tag von Pfingsten.«
»Was hat denn das eine mit dem anderen …«
»Ist doch Wurscht.«
»Ja, jut. Dann … warum nicht?«

Also beim Kekse knabbern heute dran denken: Das ist der Leib des Herrn und man ist gerade unter die Kannibalen gegangen.

Also: Wohl bekommt’s!

Karfreitag

Weil heute Karfreitag ist, der Tag an dem Jesus am Kreuz starb, dachte ich, dass ich mal aus dem zeitlosen Bestseller Bibel zitiere. Das Johannes-Evangelium schreibt:

Und er trug sein Kreuz selbst und ging hinaus zur sogenannten Schädelstätte, welche auf hebräisch Golgatha heißt.
»Der Name ist ja inspierend. War Berg des Todes schon belegt, oder was?«, sagte Jesus und stieß zwinkernd einen Ellenbogen in des nächsten Römers Seite.
Ebendieser drehte sich zu ihm um und sprach: »Schnauze!«
Und Jesus sagte: »Na, du gehst auch zum Lachen in den Keller, wat?«
Aber sie fanden den Weg auf den Berg und dort kreuzigten sie ihn und mit ihm zwei andere zu beiden Seiten, Jesus aber in der Mitte.
»In Gesellschaft ist alles halb so wild, was Jungs?«, sagte Jesus und zwinkerte den anderen beiden Gekreuzigten zu, die lediglich »Aua« antworteten.
Pilatus aber schrieb eine Überschrift und heftete sie an das Kreuz; und es war geschrieben: Jesus, der Nazarener, der König der Juden. Diese Überschrift lasen viele Juden; denn der Ort, wo Jesus gekreuzigt wurde, war nahe bei der Stadt, und es war in hebräischer, lateinischer und griechischer Sprache geschrieben.
Und Jesus sagte: »Alle Achtung, so viele Sprachen kann ja heutzutage nicht jeder.«
Da sprachen die Hohenpriester der Juden zu Pilatus: »Schreibe nicht: Der König der Juden, sondern daß jener gesagt habe: Ich bin König der Juden.«
Pilatus antwortete: »Sieht dit so aus, als hätte ich noch ein Zweitbrett unterm Kittel, oder was? Was ich geschrieben habe, das habe ich geschrieben! Basta.«
Als nun die Kriegsknechte Jesus gekreuzigt hatten, nahmen sie seine Kleider und machten vier Teile, für jeden Kriegsknecht einen Teil; dazu den Leibrock. Der Leibrock aber war ohne Naht, von oben bis unten in einem Stück gewoben.
»Also wenn ihr mir den überwerfen könntet, wäre das echt nett, denn lasst es mich mal so sagen: Es ist schon schweinekalt hier oben.«
Da sprachen sie zueinander: »Laßt uns den nicht zertrennen, sondern darum losen, wem er gehören soll; auf dass die Schrift erfüllt würde, die da spricht: Sie haben meine Kleider unter sich geteilt und über mein Gewand das Los geworfen.«
»Wat?«, sagte Jesus, »Wo steht das geschrieben? Und warum würde man das zertrennen wollen, das ist allerfeinstes Handwerk. Leute? Leute?!«
Solches taten die Kriegsknechte.
Es standen aber bei dem Kreuze Jesu seine Mutter und die Schwester seiner Mutter, Maria, des Klopas Frau, und Maria Magdalena.
»Die heißen alle Maria«, tuschelte Jesus zum Römer hinunter. »Wirklich originell sind die mit der Namensgebung hier in der Gegend nicht, was?«
Und der Römer sprach: »Schnauze!«
Als nun Jesus die Mutter sah und den Jünger dabei stehen, den er lieb hatte, spricht er zu seiner Mutter: »Hi Mom! Hier bin ich!« Darauf spricht er zu dem Jünger: »Das da ist meine Mutter. Die macht ein prima Gulasch. Vielleicht solltest du sie mitnehmen.«
Und von der Stunde an nahm sie der Jünger zu sich.
Nach diesem, da Jesus wusste, dass schon alles vollbracht war, damit die Schrift erfüllt würde, spricht er: »Boah, ein Bier wäre jetzt nicht schlecht.«
Es stand da ein Gefäß voll Essig; sie aber füllten einen Schwamm mit Essig, legten ihn um einen Ysop und hielten es ihm an den Mund.
Und Jesus sagte: »Igitt.«
Als nun Jesus den Essig genommen hatte, sprach er: »Wenn ich schon nichts Richtiges zu trinken bekomme, kann ich auch gleich sterben.« Zu dem Jünger aber sagte er: »Schreib mal lieber auf, dass ich ›Es ist vollbracht!‹ gesagt habe.« Und er neigte das Haupt und übergab den Geist.
»Ganz wichtig«, ergänzte Jesus, »den Geist. Nicht mich.«
Die Juden nun, damit die Leichname nicht während des Sabbats am Kreuze blieben (es war nämlich Rüsttag, und jener Sabbattag war groß), baten Pilatus, dass ihnen die Beine zerschlagen und sie herabgenommen würden.
Da sagte die anderen Männer am Kreuz, die noch lebten: »Ey, Moment mal!«
Da kamen die Kriegsknechte und brachen dem ersten die Beine, ebenso dem andern, der mit ihm gekreuzigt worden war.
»Aaaaaaaaaah, gottverdammte …«, sagten der erste und der zweite.
Als sie aber zu Jesus kamen und sahen, dass er schon gestorben war, zerschlugen sie ihm die Beine nicht, sondern einer der Kriegsknechte sagte: »Wartet mal, der ging mir schon die ganze Zeit auf den Geist.«
Er durchbohrte seine Seite mit einem Speer, und alsbald floß Blut und Wasser heraus. Und der das gesehen hat, der hat es bezeugt, dass es der merkwürdigste Scheiß war und sein Zeugnis ist wahr, und er weiß, dass er die Wahrheit sagt, auf dass auch ihr glaubet. Denn solches ist geschehen, damit die Schrift erfüllt würde: »Es soll ihm kein Bein zerbrochen werden!«
Und abermals spricht eine andere Schrift: »Sie werden den ansehen, welchen sie durchstochen haben.«
Und die drei Marias sagten: »Von wat für einer Schrift sprechen die eigentlich andauernd?«
Danach bat Joseph von Arimathia (der ein Jünger Jesu war, doch heimlich, aus Furcht vor den Juden), den Pilatus, dass er den Leib Jesu abnehmen dürfe.
Und Pilatus sagte: »Wat auch immer.«
Da kam er und nahm den Leib Jesu herab.
Es kam aber auch Nikodemus, der vormals bei Nacht zu Jesus gekommen war, und brachte eine Mischung von Myrrhe und Aloe, etwa hundert Pfund.
Da sagten die Marias: »Junge, du schleppst aber sonderbares Zeug mit dir herum. Noch dazu in solchen Mengen.«
Also nahmen sie den Leib Jesu und banden ihn samt den Spezereien in leinene Tücher, wie die Juden zu begraben pflegen. Es war aber an dem Ort, wo Jesus gekreuzigt worden war, ein Garten und in dem Garten eine neue Gruft, in welche noch niemand gelegt worden war.
»Na, das ist aber ein glücklicher Zufall, dass so eine unbenutzte Gruft, die jemand in tagelanger Arbeit aus dem Stein gehauen hat, ausgerechnet hier auftaucht und auch offensichtlich nicht weiter gebraucht wird«, sagte Joseph von Arimathia.
Dahin nun legten sie Jesus, wegen des Rüsttages der Juden, weil die Gruft nahe war.
»Ja«, sagten die Marias, »das ist echt ein Wunder.«

Gründonnerstag

Heute ist Gründonnerstag. Das ist der Tag, an dem das letzte Abendmahl stattgefunden haben soll. Also nicht generell, sondern das von Jesus.
Damals gab es etwas Probleme mit der Tischbestellung, weil die vorher Bescheid gegeben haben, dass sie einen Tisch für 24 brauchen.
»Wat denn? Ihr seid doch nur 12. Oder dreizehn, wenn man den Typen mit dem Leuchtkranz um den Kopp dazuzählt.«
»Ja, aber wir müssen ja alle auf der einen Seite des Tisches sitzen, damit nicht manche von uns mit dem Rücken zu den Malern sitzen.«
»Welche Maler?«
»Die uns in ein paar Jahrhunderten malen werden.«
»Alter, sauft ihr oder sowas?«
»Nur Messwein.«
»Vielleicht solltet ihr auf Wasser umsteigen.«
»Ja, es fällt nur schwer abstinent zu sein.«
»Wieso?«
»Unser Chef kennt da diesen Trick mit dem Wasser…«

Bei diesem Text handelt es sich ursprünglich um ein Facebook-Posting von 2018.

Geschichten zum Tag: 18.04. – Der Grundstein für den Petersdom wird gelegt

Heute vor 512 Jahren (sprich: 1506) wurde der Grundstein für den Petersdom in Rom gelegt. (Happy Birthday, übrigens) Ironischerweise war das auch der Grundstein für die Spaltung der Kirche.
Der Papst lebte damals ein wenig nach dem Motto: »Ick will die größte, schönste Kirche.«
Und die anderen Bischöfe sagten: »Is ja nich so, als hätten wir nich schon etliche Kirchen.«
»Die soll aber noch größer und schöner sein. Also so richtig auf Jahre hinaus, mit allem Pipapo und so.«
»Und wer soll den Scheiß bezahlen?«, fragten alle anderen.
Da musste der Papst erstmal nachdenken. Dann kam ihm die rettende Idee. »Passt ma auf, wir verkaufen ab jetzt einfach Ablassbriefe.«
»Äh, wat jetzt?«
»Na, so’n Wisch Papier, den die Leute kaufen, damit sie oder ihre Verwandten – auch die, die schon tot sind – etwas weniger Zeit im Fegefeuer verbringen.«
Alle blätterten nervös in der Bibel. »Und das ist kirchenrechtlich einwandfrei?«
»Leute, Maul halten, ich bin der verdammte Papst, Vertreter Gottes auf Erden und so weiter. Wenn einer das entscheiden kann, dann ja wohl ich.«
Also wurden Ablassbriefe herausgegeben, die ordentlich Knete einbrachten, aber den Argwohn eines kleinen Mönches hervorriefen, der meinte, dass nur Gott allein entscheiden könnte, wem er wie und in welchem Rahmen vergibt.
»Alter, so nich!«, sagte Luther und fügte vermutlich noch irgendeinen Satz hinzu, in dem er die Juden beleidigte, denn das war irgendwie sein Ding.
Und so entstand die Reformation, die evangelische Kirche und natürlich der Petersdom, der – je nach Betrachtungsweise – heute immer noch die größte Kirche der Welt ist. Immerhin hat der Papst irgendwie seinen Willen bekommen und Rom eine schöne Touristenattraktion.

Bei dem Text handelt es sich ursprünglich um ein Facebook-Posting vom 18.04.2018.