Sebastian Niedlich

Jahresrückblick 2022

Und wieder haben wir ein Jahr hinter uns gebracht. Entgegen der »Prophezeihungen« von berühmten Filmen, fand weder ein »Purge« statt noch verfütterte man im großen Stil Menschen in Form von kleinen Riegeln an andere Menschen. Andererseits muss man sagen, dass es doch das dritte Jahr in Folge war, von dem man mit gewisser Berechtigung sagen kann, dass es »Meh« war.
Dennoch gab es einige bemerkenswerte Dinge, die geschehen sind. Traurige, spannende aber auch lustige Dinge …

01. Januar – Mit der deutlich unter Wert benannten »Regional Comprehensive Economic Partnership« (Regionale umfassende Wirtschaftspartnerschaft) tritt das größte Freihandelsabkommen der Welt in Kraft. Brunei, Indonesien, Kambodscha, Laos, Malaysia, Myanmar, Philippinen, Singapur, Thailand, Vietnam, die VR China, Japan, Südkorea, Australien und Neuseeland können sich jetzt gegenseitig Tinnef liefern, ohne das irgendwelche Zölle darauf erhoben werden.

04. Januar – China, Frankreich, Großbritannien, die USA und Russland – die fünf ständigen Mitglieder des UN-Sicherheitsrates – geben eine gemeinsame Erklärung heraus, die sinngemäß sagt: »Ey, Nuklearkrieg ist voll blöd und darf niemals passieren, Alter!«
Keine zwei Monate später scheint Russland da irgendwie eine andere Meinung zu haben.

04. Januar – Reality-TV-Sternchen & Influencerin Stephanie Matto, zu dem Zeitpunkt 31 Jahre alt, wird mit dem Verdacht auf Herzinfarkt ins Krankenhaus eingeliefert. Es stellt sich heraus, dass sie einfach nur »einen Furz quer sitzen hatte«, weil sie andauernd Bohnen und Eier aß. Warum aß sie dauernd Bohnen und Eier? Nun, sie verkaufte ihre Fürze in kleinen Einmachgläsern. Und weil sie damit schon über 200.000$ gemacht hatte, half sie mit ihrer Diät etwas nach. Nach der vermeintlichen Herzattacke hat sie aber versprochen, dass sie damit aufhört.

07. Januar – Die Anzahl der COVID-Fälle weltweit übersteigt die 300 Millionen Grenze. Im Grunde heißt das also, dass im Äquivalent jeder einzelne Einwohner von Deutschland, Frankreich, Großbritannien und der Türkei sich mit COVID angesteckt hätte.

10. Januar – Zum ersten Mal verpflanzt man erfolgreich ein Schweineherz in einen Menschen. Aber nicht nur ein normales Schweineherz, sondern ein genetisch verändertes! Bevor der Empfänger David Bennett allerdings Superkräfte entwickeln kann, stirbt er knapp zwei Monate später trotzdem.

15. Januar – Der Hunga Tonga, ein Vulkan im südpazifischen Ozean, bricht aus, als Wasser aus der Umgebung auf das Magma trifft. Die entstehende Explosion ist größer als alle bisher durchgeführten Nuklearwaffen-Tests und es folgt eine Aschewolke, die sich über 470 km ausbreitet. Außerdem gibt es im gesamten Pazifikraum eine Tsunamiwarnung. Auf einer Insel in der Nähe werden alle Häuser bis auf zwei zerstört. Unglaublicherweise kommt es zu lediglich drei Todesfällen im Zusammenhang mit dem Ausbruch.

04. Februar – In Peking werden die Olympischen Winterspiele 2022 eröffnet. Damit ist es die erste Stadt, die sowohl die Sommer- als auch die Winterspiele ausgerichtet hat. Die Spiele werden kontrovers diskutiert, immerhin gibt es immer noch die Covid-Pandemie und außerdem die Verfolgung und Umerziehung der Uiguren. Außerdem wird gemunkelt, dass China von der bevorstehenden Invasion der Ukraine durch die Russen wusste und Putin gebeten hatte, doch bitte bis nach Ende der Olympischen Spiele zu warten. China sagt, dass die Vorwürfe haltlos sind, allerdings sagt China ja auch, dass es den Uiguren total super geht, insofern …

24. Februar – Russland überfällt die Ukraine. Weil die alle Nazis sind, oder so. Sagt Putin. Über das Land mit einem jüdischen Präsidenten. Und weil Putin mit den faschistoiden Strukturen in seinem Land ja so gar nichts mit den Nazis gemeinsam hat. Echt nicht. Der Überfall auf die Ukraine hat auch gar keine irgendwie geartete Ähnlichkeit mit irgendwas, was die Nazis mal gemacht haben. Oder so.

02. März – Der Internationale Strafgerichtshof beginnt mit seinen Ermittlungen bezüglich der Kriegsverbrechen von Russland in der Ukraine. Gerade rechtzeitig, da Russland das Kernkraftwerk Saporischschja in der Ukraine angreift und sich die Welt fragt: »Leute, habt ihr schon mal was von Tschernobyl gehört?!«

05. März – Forscher in der Antarktis finden das Schiff »Endurance«, welches auf der berühmten Expedition 1915 von Ernest Shackleton sank. Es werden ein paar hochauflösende 3D-Bilder gemacht, ansonsten aber alles an Ort und Stelle gelassen, weil das Schiff als »geschützter historischer Ort« gilt.

16. März – Das Theater von Mariupol wird per Luftangriff von Russen bombardiert, nachdem die Ukraine dieses als Sicherheitszuflucht für Familien benutzt hatte und in großen Lettern »Kinder« gut sichtbar aus der Luft auf den Vorplatz geschrieben hatte. Es gibt etliche Todesfälle, wobei keiner genaue Zahlen nennen kann. Schätzungen gehen von ein paar Dutzend bis zu 600 Menschenleben aus, die dabei vernichtet wurden. Der internationale Strafgerichtshof macht sich weiter Notizen bezüglich Kriegsverbrechen.

09. April – Die Polizei in Indien muss einen kuriosen Diebstahl bekanntgeben. Im Bundesstaat Bihar wurde eine 18 Meter lange und 500 Tonnen schwere Stahlbrücke gestohlen. Die Täter hätten sich als Beamte eines Bewässerungsprogramms ausgegeben und die Brücke mit Schneidbrennern zerlegt.

14. April – Das kanadische Gesundheitsministerium will einen Link zu den neuesten Corona-Fallzahlen auf Twitter posten. Stattdessen postet man einen Link zu einem, ähm, interessanten Video auf Pornhub. Sowas kann schon mal passieren, wenn man als Azubi im Gesundheitsministerium Langeweile hat.

22. April – Nach drei Jahren Wartung nimmt der Large Hadron Collider wieder seine Arbeit auf und schafft es immer noch nicht, die Welt in einem schwarzen Loch verschwinden zu lassen.

25. April – Die älteste Person der Welt stirbt. Die Japanerin Kane Tanaka wurde im Jahr 1903 geboren, das Jahr, in dem später auch die Wright-Brüder den ersten Motorflug durchführten, die Firma Ford gegründet und die erste Tour de France abgehalten wurden. Kane Tanaka hat somit zwei Weltkriege, die Entwicklung der Luft- und Raumfahrt, des Computers, des Internets und das Aufkommen von Tentakelpornos in Japan mitgemacht.

06. Mai – Ein Ausbruch von Affenpocken beginnt, als man einen Mann in London positiv auf das Virus testet. Bald gibt es auch Fälle in Schweden, Belgien, Portugal, Deutschland, Australien, Frankreich den USA und Kanada. Weltweit denken die Leute »Ach, jetzt geht der Mist schon wieder los …«
Man kriegt den Ausbruch dann aber relativ bald eingedämmt. Durch Impfungen. Verrückt, wie die Natur das macht.

09. Mai – Auf den Philippinen werden »Bongbong« Marcos und Sara Duterte mit überwältigender Mehrheit zu Präsdent bzw. Vize-Präsidenten gewählt. Das Volk findet es total super, wenn man den Sohn eines früheren Diktators, der Menschenrechte verletzte und das Land ausbeutete, und die Tochter des vorherigen Präsidenten, der gerne mal persönlich Leute umbrachte, die ihm irgendwie nicht gefielen, an die Macht bringt.

14. Mai – Beim Eurovision Song Contest 2022 gewinnt »völlig überraschend« die ukrainische Gruppe »Kalush Orchestra« mit dem Song »Stefania«. Mit 439 Punkten durchs Zuschauer-Televoting siegt die Band mit insgesamt 631 Punkten. Könnte sein, dass die Ukrainer da aus irgendeinem Grund die Sympathien auf ihrer Seite hatten …
Der deutsche Beitrag landet weniger überraschend auf dem letzten Platz.

24. Mai – In der US-amerikanischen Stadt Uvalde, Bundesstaat Texas, werden an einer Grundschule mehr als 20 Menschen erschossen. Die Polizei, die zwar vor Ort war, hatte lieber draußen gewartet als irgendwie einzuschreiten, denn wie die Polizisten später sagen: »Der Typ hätte doch schießen können! Das tut doch weh!«
Ein paar Leute, u.a. US-Präsident Biden fragen mal wieder, wann man denn die Waffengesetze verschärft, aber letztlich einigt man sich auf »Eh, Scheiße passiert halt.«
Es war der 27. Amoklauf an einer Schule in den USA in diesem Jahr.

01. Juni – Der türkische Präsident Erdogan gibt bekannt, dass man sein Land doch bitte nicht mehr »Turkey« nennen sollte, sondern »Turkiye«, denn immerhin will man nicht mit einem blöden Federvieh verwechselt werden, welches jedes Jahr zu Thanksgiving bei den Amerikanern auf dem Essensteller landet. Sowas kann man ja auch mal schnell verwechseln.

03. Juni – Der Bundestag stimmt darüber ab, dass man der Bundeswehr ein »Sondervermögen« von 100 Milliarden Euro bereitstellt. Geld um medizinisches Personal zu bezahlen ist aber offenbar nicht vorhanden.

14. Juni – Nach fast fünf Jahrzehnten »Streit« einigen sich Dänemark und Kanada endlich darauf, die Hans-Insel zu teilen. Auf der Insel »tobte« bis dahin der sogenannte »Whisky-Krieg«: Beide Länder beanspruchten die Insel und hissten immer wieder Mal die eigene Flagge, die dann von der anderen Seite heruntergeholt wurde. Dabei wurden jeweils Flaschen mit alkoholischen Getränken zurückgelassen, über die sich die jeweiligen Soldaten sehr gefreut haben. (Genaueres dazu kann man in meinem Buch »Besoffene Elche und gekaufte Päpste« lesen.)

11. Juli – Das erste Bild vom James Webb Telescope, dem Nachfolger des Hubble-Teleskops, wird veröffentlicht. Das Foto des Galaxienhaufens SMACS 0723 zeigt Tausende Galaxien, die zum Teil 13 Milliarden Jahre alt sind und noch die Lockenwickler von der Nacht drin hatten.

19. Juli – Giuseppe Paterno schließt seinen Master in Geschichte und Philosophie an der Uni in Palermo ab. Mit Bestnoten, nachdem er zwei Jahre zuvor schon seinen Bachelor gemacht hatte. Was daran so besonders ist? Giuseppe ist 98 Jahre alt und damit Italiens ältester Student.

31. Juli – Der französische Forscher Etienne Klein postet auf seinem Twitter-Account ein Foto, welches laut seinem Text den Stern Proximal Centauri zeigt. Während einige den Witz des Bildes sofort verstehen, fallen andere darauf herein. Erst später gibt Herr Klein zu, dass das Bild eine Scheibe Chorizo zeigt, eine Art spanischer Salami. Tatsächlich war der Gag auch nicht neu. Das Bild wurde bereits mehrfach im Netz unter ähnlichen Vorgaben geteilt, erstmals 2018 von Jan Castenmiller, aber nur bei Herrn Klein ging das Bild tatsächlich viral.

12. August – Der britische Autor Salman Rushdie wird während einer Lesung von einem Mann mehrmals mit dem Messer attackiert. Der Angriff kommt 33 Jahre, nachdem Ajatollah Chomeini eine Fatwa aussprach, die zur Tötung des Schriftstellers aufrief. Rushdie wird schnell ins Krankenhaus gebracht, verliert allerdings auf einer Seite das Augenlicht und die Nutzung einer Hand.

24. August – In einem Fall von »Vielleicht hätte ich die Reise lieber lassen sollten«, wird ein 36-jähriger italienischer Mann, der von einer Kurzreise nach Spanien zurück nach Hause kehrte, im Krankenhaus positiv auf das Coronavirus, die Affenpocken und HIV getestet.

08. September – Queen Elizabeth II. stirbt im Alter von 96 Jahren, nachdem zwei Tage zuvor Liz Truss zur britischen Premierministerin ernannt wurde. Es kann jeder für sich entscheiden, ob es da einen Zusammenhang gibt.

25. September – In Italien werden Wahlen für beide Parlamentskammern des Landes abgehalten. Wahlsieger werden die Nazis, weil mittlerweile wohl genug Leute weggestorben sind, die noch sagen können, wie scheiße das damals in den 30er/40er-Jahren unter den Nazis war.

26. September – Bei der NASA starren Leute gebannt auf die Bildschirme, als ihre DART-Sonde mit 21.960 km/h auf einen Asteroiden kracht und der Bildschirm dunkel bleibt. Dann jubeln alle, denn entgegen sonstiger Kollisionen war diese durchaus geplant. Man hat so die Flugbahn eines Asteroiden geändert und hofft, dass man das für den Fall, dass so ein Ding mal auf die Erde zufliegt, wiederholen kann und sich nicht auf Bruce Willis und Ben Affleck verlassen muss.

30. September – Augenärztin Dr. Katerina Kurteeva postet ein Video auf Instagram, welches zeigt, wie sie tags zuvor einer Patientin 23 Kontaktlinsen aus einem Auge entfernt, weil die Patientin mal so für einen Monat vergessen hatte, dass man Kontaktlinsen immer rausnehmen sollte. Stattdessen packte sie munter immer weitere Kontaktlinsen drauf. Das recht eklige Video geht viral und hat bald mehrere Millionen Klicks, denn… klar.

25. Oktober – Die britische Premierministerin Liz Truss tritt nach nur 50 Tagen im Amt zurück. In der Zeit hat sie es immerhin geschafft, das Land vor die Wand zu fahren und es zum Ziel des Spotts der Welt zu machen. Der Historiker Dominic Sandbrook urteilt, dass sie »die am wenigsten eindrucksvolle Person, die jemals Premierminister geworden ist« sei. Der Times-Kommentator Matthew Parris meint sogar, sie habe in ihrem politischen Leben »niemals etwas Wichtiges, Interessantes oder Bedachtes gesagt, ihr Sturz sei deshalb nicht unerwartet«.

28. Oktober – Der reichste Mann der Welt kauft einen der beliebtesten Nachrichtendienste der Welt für 44 Milliarden Dollar, weil da mal jemand irgendwas Unschönes über ihn gesagt hat, und das geht ja gar nicht. Ein paar Wochen später, nachdem die halbe Belegschaft entweder rausgeschmissen oder vergrätzt wurde und wahrscheinlich ein paar Dinge passiert sind, die irgendwann noch strafrechtlich behandelt werden müssen, steht das Unternehmen kurz vor dem Aus.

28. Oktober – Am Vorabend der Ausstellung »Mondrian.Evolution« in der NRW-Kunstsammlung stellt die Kunsthistorikerin Susanne Meyer-Büser fest, dass das Bild »New York City 1« von Piet Mondrian seit mehr als 40 Jahren praktisch auf dem Kopf hängt. Das kann schon mal passieren, wenn auf dem Bild nur ein paar Streifen zu sehen sind…

11. November – Ukrainische Streitkräfte befreien die Stadt Cherson, die einzige größere Stadt in der Ukraine, die russische Streitkräfte seit der Beginn der Invasion im Februar einnehmen konnten. Da sind selbst einige Nachrichtensprecher in Russland verwirrt, wie sie darüber berichten sollen.

14. November – Ein Paar Birkenstock-Sandalen, die zuvor Apple-Gründer Steve Jobs gehörten, werden für 200.000 Dollar versteigert. Mal wieder der Beweis, dass Apple-Fans für jeden Quatsch zu viel Geld ausgeben.

15. November – Die Weltbevölkerung erreicht die Größe von 8 Milliarden. Erst vor 11 Jahren waren 7 Milliarden erreicht worden. Die Milliarde davor hatte 12 und die Milliarde davor ebenfalls 12 Jahre gebraucht. Die Masse an Menschen auf der Erde wird vor allem daran festgemacht, dass man die globale Lebenserwartung hochgeschraubt hatte. Trotz Pandemien und Seuchen. Die Kinder- und Müttersterblichkeit ist einfach entschieden zurückgegangen. Dennoch sehen viele der Entwicklung mit Schrecken entgegen, weil nicht klar ist, wann der Punkt erreicht ist, an dem der Planet die Bevölkerung nicht mehr ernähren kann.

16. November – Die NASA startet Artemis 1, den ersten unbemannten Flug seines Space Launch Systems (SLS), der stärksten Rakete, die bisher in den Orbit gebracht wurde. Mit an Bord der Orion-Kapsel, die den Mond umkreisen wird, um dann wieder zurückzukommen: Callisto, ein technisches Gerät entwickelt von Lockheed Martin, Cisco und Amazon, damit die Astronauten, die auf späteren Flügen in der Kapsel zum Mond fliegen sollen, auch da per Sprachsteuerung Tinnef bei Amazon kaufen können.

17. November – Covid-19 feiert dreijährigen Geburtstag! Offiziell sind es über 6,6 Millionen Menschen, die seitdem wegen der Krankheit verstorben sind. Inoffziell sind es wahrscheinlich eher so um die 24 Millionen. Also innerhalb von drei Jahren sind wahrscheinlich einfach mal alle Einwohner von Australien weggestorben.

20. November – In Katar wird die Fußball-Weltmeisterschaft 2022 eröffnet. Also zumindest die der Herren. Das Land hat ca. 2,7 Millionen Einwohner, wovon aber nur rund 10% tatsächliche Staatsangehörige sind. Bei dem Rest handelt es sich um Gastarbeiter, vor allem Bauarbeiter und/oder Sklaven. So mehr oder weniger.
Zur Fußball-WM werden ca. 1,2 Millionen Besucher erwartet, also deutlich mehr als die paar hunderttausend Staatsangehörige, die u.a. den Radikalislamismus unterstützen und sich einen Dreck um tote Gastarbeiter bei den Bauarbeiten zu Fußballstadien scheren. Aber die Spiele werden total schön, besonders für die Mannschaft von Katar. Zur Halbzeit des Eröffnungsspiels verlässt der Großteil der Zuschauer bereits das Stadion.
Damit ist die Fußball-WM schon das zweite sportliche Großereignis des Jahres, welches in einem menschenrechtsverachtenden Staat stattfindet. Yay!

01. Dezember – Die Toowoomba Grammar School aus Queensland, Australien, postet auf ihrem Instagram-Account die Rückgabe eines schon länger überfälligen Buches. Dr. John Lamb hatte beim Aufräumen in den Habseligkeiten seines Großvaters das Buch »Große Erwartungen« von Charles Dickens entdeckt, welches dieser 1903 von der Schule ausgeliehen hatte. Nach 119 Jahren fand es den Weg zurück in die Bibliothek und ist wohl in ausgezeichnetem Zustand.

05. Dezember – In der National Ignition Facility (NIF) des Lawrence Livermore National Laboratory in Kalifornien erreicht man den »scientific breakeven« bei der nuklearen Fusion, sprich: Man hat eine Fusion in Gang gebracht, die mehr Energie auswirft, als Energie zum Starten gebraucht wurde. Die Laser, welche den Brennstoff anheizen, brauchen 2 Megajoule, während die Fusion etwas über 3 Megajoule ausgibt. Da kann man schon mal einen Kessel Wasser zum Kochen bringen!
Gut, okay, man hatte vorher die Laser mit 400 Megajoule aufladen müssen, aber das darf man nicht so kleinlich sehen.

26. Dezember – Südkorea hebt das Importverbot für Ganzkörper-Sexpuppen auf. Bisher berief man sich auf ein Gesetz, welches die Einfuhr von Waren untersagte, die »schönen Traditionen und der öffentlichen Moral des Landes schaden«. Ein Gericht sah es aber so, dass man Sexpuppen in der Regel privat nutzt, weswegen das mit der Öffentlichkeit irgendwie nicht passt. Es machen ja nicht alle so wie der FC Seoul, der 2020, zur Hochzeit der Covid-Pandemie, Sexpuppen auf die leeren Plätze gesetzt hatte, damit das nicht so leer aussah.

31. Dezember – In den Morgenstunden verstirbt der emeritierte Papst Benedikt XVI., zwei Tage, nachdem in Brasilien der ehemalige Fußballspieler Pelé gestorben ist, den viele auch als »Gott« bezeichneten. Vermutlich wollte der Papst nicht mehr ohne Gott auf der Welt sein.

Tom Cruise macht alle seine Stunts selber

Bei dem Folgenden handelt es sich um einen Text, den ich im Jahr 2020 für meine Steady-Unterstützer geschrieben habe. Falls er also u.U. nicht mehr ganz so up-to-date klingt, liegt das wahrscheinlich daran.

 

 

Es gibt vielerlei Gründe, weswegen man sagen kann, dass es in den letzten Jahren wenig gute Action-Filme gegeben hat. Man kann allerdings auch mit einer gewissen Bestimmtheit sagen, dass an den meisten Action-Filmen, die funktioniert haben, Tom Cruise beteiligt war.

Tom Cruise geht mittlerweile deutlich auf die 60 zu und während ich mit Mitte 40 schon vor Anstrengung keuche, wenn ich nach einer besonders intensiven Sitzung von der Toilette zurückkomme, springt er immer noch herum, als wäre er Anfang 20. Er hüpft aus Flugzeugen und spielt dabei zwar nicht Akkordeon, aber zumindest einen Geheimagenten, der nebenbei die Welt rettet, ich überlege manchmal, ob man mir, wenn ich ein Pferd wäre, schon den Gnadenschuss verpasst hätte.

Eine der Sachen, die einen Tom-Cruise-Film so besonders machen, ist die Tatsache, dass er immer 100% gibt. Manche würden sogar sagen, er gibt über 100%. 120%. Oder so. Vermutlich seine Freunde von Scientology. Aber die sind ja auch der Meinung, dass man die meisten Menschen nur 5% ihres Gehirns nutzen und nur sie die Antwort darauf haben, wie man auch die restlichen 95% nutzt. Was natürlich kompletter Humbug ist, weil kein Mensch jederzeit 100% seines Gehirns nutzen sollte. Man denkt ja auch bei Ampeln nicht, dass sie nur 33% ihrer Leistung erbringen, wenn sie gerade auf Rot, Gelb oder Grün stehen. Würde die Ampel 100% geben, hätte sie ihren Zweck verfehlt. Wie auch immer: Die Kumpels von Tom Cruise glauben jedenfalls, dass die Antwort „Aliens“ lautet.

Tom Cruise hat sich in den vergangenen Jahren vor allem deswegen einen Namen gemacht, weil er seine Stunts selber macht. Gerade in den „Mission: Impossible“-Filmen scheint er sich einen Sport daraus zu machen, dass die gefährlichen Kunststücke immer verrückter werden.
Im ersten Teil wäre er fast ertrunken, als hinter ihm ein großes Aquarium gesprengt wurde und sich das Wasser über ihn ergoss. Offensichtlich hat er sich gedacht: „Mensch, fast zu sterben ist so toll, dass will ich gleich noch einmal machen!“
Für den zweiten Teil übte er dann Free Climbing und zog sich eine Schulterverletzung zu, als er von einem Stein zum anderen sprang.
Im dritten Teil ließ er sich von einem Lastwagen überfahren.
Im vierten Teil baumelte er außen am höchsten Gebäude der Welt und fuhr selbst Auto.
Im fünften Teil hielt er sich an der Außenhülle eines startenden Flugzeugs fest und lernte, sechs Minuten lang die Luft anzuhalten. Das hätte ihm beim ersten Teil vermutlich geholfen.
Für sechsten Teil kletterte er nicht nur in schwindelerregender Höhe an einem Hubschrauber herum, nein, er flog dann den Hubschrauber auch gleich noch selbst. Also nicht beides gleichzeitig. Mehr so nacheinander. Und einen Knöchel brach er sich auch noch, als er von einem Haus zum anderen sprang.

Was viele vergessen, ist, dass Tom Cruise schon in seinen früheren Filmen außergewöhnliche Stunts selber machte.
In „Risky Business“ hat er tatsächlich in Unterhose vor der Kamera getanzt.
Für „Legende“ hat er extra ein Einhorn aufgespürt.
Für „Rain Man“ hat er gelernt , ein Arschloch zu sein.
Für „Eine Frage der Ehre“ ist er extra in die Armee eingetreten, hat es zum Offizier gebracht und nebenbei Recht studiert, was er dann gleich im Film „Die Firma“ nutzen konnte.
Für „Interview mit einem Vampir“ ist er extra zum Vampir geworden, weshalb es mittlerweile so wenige Aufnahmen von ihm am Tag gibt.
In „Top Gun“ spielte er einen Marineflieger, der sich anscheinend nicht im Klaren darüber ist, wie homoerotisch alles um ihn herum wirkt.
In „Jack Reacher“ spielte er einen Mann, der versuchte mit seinen 1,70m Körperhöhe so einschüchternd auszusehen, wie der über zwei Meter große Mann, der er laut Buchvorlage hätte sein sollen.
Natürlich wird er auch in Zukunft versuchen weiterhin alle Stunts selber zu machen. Zwei neue Teile der „Mission: Impossible“-Filmreihe wurden gerade angekündigt und die Gerüchteküche kocht über, welches Wagnis er als nächstes eingehen wird. Es wird davon gesprochen, dass in Syrien gedreht wird, wo er durch eine versteckte Kamera gefilmt, ungefragt bei einer muslimischen Hochzeit auftauchen soll, um dort laut „Mazeltov!“ zu rufen. Es heißt ebenfalls, dass er sich seit Monaten auf einen Stunt vorbereitet, der das Essen von nicht nur ein, sondern gleich zwei Nutella 5000g Gläsern vorsieht. Mit einer Gabel.

Selbstverständlich ist das alles nur Spekulation. Vor ein paar Jahren fragten schon einige Journalisten, ob der nächste „Mission: Impossible“-Film im Weltall spielen und er tatsächlich auch dorthin fliegen würde. Cruise lächelte nur sein Millionen-Dollar-Lächeln, dass einen seiner Schneidezähne genau in die Mitte seines Gesichtes geschoben hatte, und sagte: „Wir werden sehen.“
Sicher sein können wir nur: Er wird es wieder selbst tun, statt jemanden, dessen Job es ist, so etwas machen, seine Arbeit erledigen zu lassen. Und er wird wieder auf der Couch von Talkshows sitzen und darüber reden, als wäre es nichts Besonderes, wohl wissend, dass es etwas Besonderes ist. Und es wird auch so beworben werden, als wäre es etwas Besonderes. Und alle werden im Kino oder vor dem Fernseher sitzen und sagen: „Mensch, der Tom Cruise hat wieder 100% gegeben. Oder 120%.“

Geschichten zum Tag: 15.08. – Mariä Himmelfahrt

Heute ist der 15. August und an diesem Tag feiern mehrere christliche Konfessionen »Mariä Aufnahme in den Himmel«, auch »Mariä Himmelfahrt« oder in den Ostkirchen auch »Hochfest des Entschlafens der allheiligen Gottesgebärerin« genannt, weil das besser über die Zunge geht. Mancherorts ist das sogar ein Feiertag, damit man genug Zeit hat, sich im Gedenken an sie ordentlich einen anzulöten.
Nun kann man sich fragen: Was genau soll denn Mariä Himmelfahrt sein und warum zum Teufel schreibt man die mit »ä«?
Beantworten wir mal den zweiten Teil zuerst: Im Lateinischen spricht man von der Jungfrau Maria als »Mariae virginis«. Irgendwer, der das übersetzen sollte, meinte dann wohl, dass man das »e« nicht unterschlagen sollte und weil »ae« im Deutschen eben »ä« ergibt, sagt man noch heute »Mariä«. Natürlich hätte damals jemand dem Übersetzer auch eine über die Rübe ziehen können, damit der seinen Job richtig macht, aber Gläubige sind ja friedfertig – zumindest wenn sie nicht gerade mit Andersgläubigen zu tun haben – weswegen das vielleicht keiner wollte.
Ansonsten ist der Name bei »Mariä Himmelfahrt« schon Programm: Sie soll an dem Tag in den Himmel aufgefahren sein. Mit Leib und Seele. Sagte zumindest mal Bischof Kyrill von Alexandrien im frühen fünften Jahrhundert, also vierhundert und ein paar zerquetschte Jahre nach dem Tod von Jesus und vermutlich seiner Mutter, weil man das da noch so gut im Gedächtnis hatte.
Kyrill war maßgeblich daran beteiligt, dass man Maria als »Gottesmutter« sah. Das hatte er durch Bestechung und Gewalt erreicht, denn … so macht man das halt als guter Christ. Und weil er das schon mal erreicht hatte, meinte er auch gleich noch: »Irgendwie müssen wir die doch auch feiern, meint ihr nicht?«
Und alle sagten: »Also wenn wir damit wieder eine Gelegenheit für Sauf- und Fressgelage kriegen… klar! Was genau wollen wir denn feiern? Ihren Geburtstag?«
»Weiß doch kein Schwein, wann das war.«
»Wann sie gestorben ist, weiß doch auch keiner.«
»Stimmt. Aber bei Gedenken hat man halt in erster Linie den Tod im Kopf, oder?«
Alle nickten.
»Aber wann wollen wir das denn machen? Ist ja nicht so, als ob da in der Bibel irgendwas konkretes steht. «
Daraufhin sagte Kyrill: »Am 15. August ist doch so ein römisches Fest, Feriae Augusti. Da die Römer ohnehin auf dem absteigenden Ast sind, können wir das doch übernehmen und die Leute wissen schon mal, das an dem Datum gefeiert wird.«
Und alle so: »Mensch, tolle Idee, du.«
Also im Grunde nahm man einen römischen Feiertag, an welchem dem Sieg von Augustus über Marcus Antonius und Kleopatra gedacht wurde, zu einem christlichen Feiertag, weil da die Mutter Gottes vielleicht-aber-eigentlich-nicht gestorben war. Oder zum Himmel auffuhr. Wichtiger Unterschied. Für manche.
Über die Jahrhunderte hinweg hat man das immer ordentlich gefeiert, dennoch war es für manche ein Problem, dass die Aufnahme von Maria in den Himmel in der Bibel bestenfalls als »schwammig bis nicht vorhanden« beschrieben werden konnte.
Glücklicherweise gibt es in der Kirchenlehre etwas, dass sich »Dogma« nennt. Ein Dogma ist eine feststehende Definition oder eine grundlegende Lehraussage, deren Wahrheitsanspruch als unumstößlich gilt. Und da 1870 der damalige Papst mal gesagt hatte, dass er und alle anderen Päpste in Kirchenfragen alles besser wissen und deswegen gefälligst alle anderen die Fresse zu halten haben, konnte Papst Pius XII. am 01. November 1950 sagen: »Leute, Maria wurde in den Himmel aufgenommen. Und weil ich das sage, is dat so!«
Papst Pius XII. war übrigens auch der Papst, der sich im Zweiten Weltkrieg eher beiläufig bis gar nicht zu den Verbrechen der Nazis äußerte. Also ein ganz patenter Typ.
Um das Ganze etwas zusammenzufassen:
Heute ist ein Feiertag, der auf einem umfunktionierten römischen Fest basiert, dessen Grundlage zumindest nicht an diesem Tag oder überhaupt stattfand, sanktioniert von einem Typen, der sich fragwürdig zur Nazizeit verhalten hat.
Da wünschen wir doch allen viel Spaß!

Geschichten zum Tag: 01.07. – Der Kongofreistaat

Heute, in Zeiten von »Black Lives Matter« und dem neuen internationalen Sport »Schmeiß die Statue vom Sockel«, gibt es hin und wieder etwas Aufmerksamkeit für den ehemaligen König von Belgien, Leopold II. Der gründete nämlich am 01. Juli 1885 den Kongo-Freistaat. Und was da passierte ist etwas, was man im Gegensatz zu vielen anderen Dingen tatsächlich mit dem Holocaust im Zweiten Weltkrieg vergleichen kann.

Setzt euch hin, nehmt euch einen Keks, trinkt einen Kaffee oder Tee … das dauert jetzt einen Moment. Und ist nicht lustig. Eine kleine Geschichtsstunde …

Im 19. Jahrhundert waren viele europäischen Staaten der Meinung, dass sie irgendwo auf der Welt, wo Leute wohnten, die eine dunklere Hautfarbe als sie selbst hatten, den Menschen mal ordentlich Kultur und Christentum nahebringen mussten, egal ob vor Ort schon eine andere Kultur oder andere Religionen existierten. Großbritannien gelang es so, sich praktisch auf der ganzen Welt als Arsch aufzuführen, und manche anderen Staaten dachten: »Toll, das wollen wir auch!«

Leopold II. von Belgien kam 1865 auf den Thron. Als König hoffte er, dass er sein Land mal richtig voranbringen könnte, aber da es sich um eine konstitutionelle Monarchie handelte, sagte das Parlament ganz gerne: »Leo, jetzt chill doch mal. Wir machen das schon.« Seine Politik setzte sich also nicht so richtig durch. Und sein größter Wunsch war es, dass Belgien ebenfalls eine Kolonialmacht werden würde, weswegen das Parlament meinte: »Bursche, wer soll den Scheiß denn bezahlen?«
»Na, ich!«, sagte Leopold, der zu dem Zeitpunkt einer der reichsten Menschen der Erde war, weil er u.a. mit Anteilen des Suezkanals spekuliert hatte.
Das Parlament war trotzdem nicht beeindruckt. »Wenn du die Knete hast, dann kannst du ja dein Privatvermögen dafür einsetzen, aber lass uns als Staat da raus.«
Und Leopold grübelte kurz und sagte dann: »Okili dokili!«

1866 sagte er dem belgischen Botschafter in Madrid: »Ey, fragt mal die Königin von Spanien, ob die mir nicht die Philippinen verkaufen will«, woraufhin der Botschafter sagte … eigentlich sagte er nichts. Er fand die Idee bescheuert und hielt lieber die Klappe, weswegen die Sache mit den Philippinen irgendwie im Sande verlief.

1876 finanzierte Leopold eine internationale Konferenz, in der er mehr oder weniger sagte: »Leute, um Afrika sollte man sich mal kümmern und da den Fortschritt hinbringen. Und ganz viel Philanthropie.«
»Wat?«
»Menschenliebe.«
»Ach so. Ja, das klingt eigentlich ziemlich dufte. Vielleicht solltest du da mal Expeditionen und so weiter organisieren.«
Und Leopold grübelte kurz und sagte dann: »Okili dokili!«

1878 gründete Leopold das« Komitee zur Erforschung des oberen Kongo«, deren offizielle Mission wissenschaftlicher und philanthropischer Natur war. Dem Leiter der Expedition, Henry Morgan Stanley, gab er aber insgeheim zu verstehen, dass er Land erwerben und Elfenbein mitbringen sollte. »Der ganze Quatsch finanziert sich ja nicht von alleine, da will ich wenigstens einen Gegenwert haben.«
Stanley fuhr daraufhin in den Kongo, gründete einige Siedlungen, darunter die heutige Hauptstadt Kinshasa, die damals aber noch unter dem Namen Leopoldville lief, und verarschte einige Häuptlinge mit einem Brennglas-Trick, weswegen die dachten: »Der Typ beherrscht sogar die Sonne, da sollten wir ihm lieber unser Land überschreiben.«
Genau dafür gründete Leopold dann 1879 die »Internationale Kongo-Gesellschaft«, der alle diese Landstriche überschrieben wurden und deren alleiniger Anteilseigner er selbst war.

1884 und 1885 fand dann die Berliner Konferenz statt, die auch als »Kongokonferenz« bezeichnet wird. Im Grunde wollten da alle Staaten klären, wer auf was in Afrika Anspruch hatte. Das war zwar in weiten Teilen schon vorher klar, aber zumindest gab das dem Ganzen einen offiziellen Anstrich. Natürlich wurden die Afrikaner dabei nicht gefragt, denn … die konnten ja froh sein, dass sie zumindest nicht mehr als Sklaven verschifft wurden. So blieb eigentlich nur Äthiopien als einziges afrikanisches Land übrig, welches vollkommen selbstständig war. Und auch das nur für kurze Zeit. Aber viel wichtiger: Die »Internationalen Kongo-Gesellschaft« wurde als Besitzer des Kongo-Gebietes bestätigt. Genaugenommen hatte man Leopold II. den Privatbesitz eines Staates zugesprochen, der ungefähr siebzig Mal so groß war, wie das Land, von dem er König war.
Und Leopold grübelte gar nicht erst, sondern sagte gleich: »Okili dokili!«

Am 01. Juli 1885 gründete er den Kongo-Freistaat und begann damit, im Land Infrastrukturen aufzubauen. Das kostete natürlich alles ein Höllengeld, weswegen er von der belgischen Regierung einige Kredite bekam, weil die vermutlich dachten: »Mist, wir können ja wohl kaum unserem König einen Kredit verwehren, oder?«. Außerdem brachte das irgendwie die Unabhängigkeit des Kongo-Freistaats doch ein wenig ins Wanken, aber wollen wir mal nicht kleinlich sein.
Problematisch war auch, dass die Wirtschaft im Land eigentlich auf Tauschhandel basierte, was ihm bei der Steuererhebung aber irgendwie nicht half. Also sollten die Kongolesen ihre Steuern in Naturalien bezahlen, was größtenteils in Elfenbein erfolgte und so ziemlich alle Handelsnetze, die man im Kongo mal aufgebaut hatte, kaputtmachte. Leopold gab allen möglichen Firmen die Erlaubnis, im Kongo-Freistaat tätig zu werden, allerdings mussten sie hohe Steuern zahlen, denn … das Geld muss ja irgendwo herkommen.
Irgendwo an dieser Stelle, sollte man wohl mal ein »Yay, Kapitalismus!« fallen lassen.

Glücklicherweise für Leopold, unglücklicherweise für die Bevölkerung, hatte Jahre zuvor Charles Goodyear ein Patent für die Vulkanisierung von Gummi erhalten. Gummireifen waren sehr gefragt und deswegen auch der Rohstoff Kautschuk, den es im Kongo in Massen gab. 1888 erfand John Dunlop noch dazu den Luftreifen, der die Nachfrage nach Kautschuk noch einmal steigerte. Was machte also Leopold? Er schickte seine Truppen, also praktisch eine Privatarmee, in die Dörfer und ließ den Leuten befehlen, Kautschuk zu sammeln, sonst würden ihre Hütten abgebrannt werden. Wer deswegen zu fliehen versuchte, sollte erschossen werden. Die Firmen, die gekommen waren, um im Grunde ebenfalls den Kautschuk auszubeuten, machten praktisch dasselbe.
Es gab dabei aber ein Problem: Munition ist teuer und viele der Soldaten jagten einfach so gerne irgendwelche Tiere. Um also sicherstellen zu können, dass mit seiner Munition auch tatsächlich Menschen getötet worden waren, mussten die Soldaten zum Beweis die Hände der erschossenen Menschen vorlegen. Und diese Hände gammelten schon mal, bis der zuständige Beamte mit dem Zählen hinterherkam. Also wurden sie geräuchert, um sie haltbar zu machen.

Einige der Soldaten wollten aber trotzdem jagen. Um zu beweisen, dass sie die Munition aber nicht bei einer Jagd verschwendet hatten, hackten sie eben lebenden Menschen die Hände ab. Und weil das so viel Spaß machte, hackten sie auch gleich noch Leuten die Hände ab, die ihrer Meinung nach nicht genug Kautschuk gesammelt hatten. Es gab also jede Menge Leute, deren Arbeitskraft irgendwie geringer ausfiel, weil sie plötzlich 50% weniger Arbeitsmittel hatten. So vielleicht die nüchterne Betrachtung eines der damaligen Leute. Einige verstanden, dass man die Sache mit dem Abhacken von Händen vielleicht etwas einschränken sollte. Die einigten sich dann darauf, dass es stattdessen auch Nasen tun würden, damit die Arbeiter weiter arbeiten konnten.
Natürlich waren damit die Ungeheuerlichkeiten nicht erschöpft. Manche Arbeiter wurden kopfüber von Bäumen gehängt und dem Tod überlassen. Anderen wurden die Beine durchbohrt oder bis zur Bewusstlosigkeit ausgepeitscht. Was man z.T. mit den Geschlechtsteilen machte, wird hier mal außen vor gelassen.

Warum ging gegen diese Greuel niemand vor? Nun … es gab praktisch keine rechtlichen Strukturen in diesem Land, welches ungefähr die Größe Westeuropas hatte. Irgendein Hanswurst aus Belgien wurde in den Kongo versetzt, hatte mit der Hitze, der Feuchtigkeit, allerlei Krankheiten wie Malaria und einer ziemlich angepissten Bevölkerung zu tun, was bei ihm Ängste auslöste … da fängt der ordentliche Kleinbürger schon mal an durchzudrehen und sich gewissen Allmachtsfantasien hinzugeben. Hilft natürlich auch, wenn man sich generell für etwas Besseres hält, nur weil man eine andere Hautfarbe hat.
Und all die anderen Länder? Nun, die bekamen schlichtweg gar nicht mit, was in dem Land vorging. In dieser Zeit vor Flugzeug, Fernschreiber und Internet waren Nachrichten aus dem Dschungel halt relativ selten. So konnte die Gewalt über Jahre im Kongo ausgeübt werden. Und abgesehen von den vielen abgehackten Händen sorgte der Drang, möglichst viel Kautschuk zu gewinnen, auch dafür, dass die Bevölkerung kaum noch Zeit hatte sich um die Felder zu kümmern. Anders ausgedrückt: Wer nicht ohnehin seine Hand verlor und nicht mehr ordentlich arbeiten konnte, bekam sowieso nichts mehr zu essen.

In den 1890er Jahren kam dann der englische Schriftsteller Joseph Conrad in den Kongo und schaute sich das Ganze an. Er schrieb daraufhin das Buch »Herz der Finsternis« (»Heart Of Darkness«), welches Jahre später übrigens als Vorlage für den Film »Apocalypse Now« von Francis Ford Coppola diente. Die in dem Buch beschriebenen Greueltaten sorgten dann europaweit für Entrüstung. Gleichzeitig kamen auch ein paar Leute auf die Idee, sich mal anzuschauen, was für Waren eigentlich aus und in den Kongo geliefert wurden. Aus dem Kongo kamen Elfenbein und Kautschuk, in den Kongo wurden nur Waffen, Ketten und Sprengmaterial verschifft. Es war also klar, dass da irgendwas nicht optimal lief. Missionare äußerten sich ebenfalls kritisch. Der Journalist und Autor Edmund Dene Morel, der in dem Zuge die erste große Menschenrechtsbewegung begründete, führte einen langen Kampf in den Medien gegen Leopold II.
1903 schickte Großbritannien dann mal jemanden in den Kongo, der schauen sollte, ob Morel Blödsinn redete oder ob das wirklich alles so stimmte. Und derjenige kam zurück und sagte: »Alter …«
1905 veröffentlichte Mark Twain, der Autor von u.a. »Tom Sawyer«, eine Streitschrift namens »König Leopolds Selbstgespräch«, in dem er die Öffentlichkeit quasi über die Greueltaten informierte. Er forderte darin sogar einen internationalen Gerichtshof, der König Leopold II. wegen seiner Verbrechen zum Tode verurteilen sollte.
Im Grunde sagte die ganze Welt zu Leopold »Du blödes Arschloch …«. Die belgische Regierung verabschiedete ein Gesetz, das vorsah, dass der Staat Belgien ihm den Kongo-Freistaat abkauft und es in eine Kolonie umwandelt.
Darauf sagte Leopold dann 1908 notgedrungen: »Okili dokili.«
Im Belgisch-Kongo wurde die Zwangsarbeit abgeschafft, ein Rechtssystem eingeführt, aber sagen wir mal so … wirklich toll wurde es deswegen dort trotzdem nicht und die Zwangsarbeit ging trotzdem noch eine Weile weiter.

Man geht davon aus, das zwischen 1885 und 1905 von ursprünglich etwa 25 Millionen Einwohnern nur etwa 15 Millionen übrig blieben. Durch Spätfolgen hatte der Kongo 1924 sogar nur noch 10 Millionen Einwohner. Zu seiner Zeit gaben ohnehin schon viele Leute ihm die Schuld für den Tod oder das Nicht-Vorhandensein von rund 15 Millionen Menschen, da die Bevölkerung des Kongos in der Zeit ja normalerweise gewachsen wäre.
Zum Vergleich: Im Ersten Weltkrieg starben rund 9,5 Millionen Soldaten. Die Opfer des Holocaust werden mit rund 6,3 Millionen Juden angegeben.

Wie wurde Leopold II. für seine Taten bestraft?
Er hat rechtzeitig Geld beiseitegeschafft, damit er nicht bankrott ging. Einen Prozess gegen ihn hat es nicht gegeben.
Er starb 1909 als längster amtierender König von Belgien, nach 44 Jahren Amtszeit. Kurz nach seinem Tod begann dann das große Vergessen. Wirklich auseinandergesetzt hat man sich mit seinen Taten danach nicht mehr. Stattdessen stehen noch heute etliche Statuen zu seinen Ehren in Belgien. Allerdings gibt es dagegen immer mehr Widerstand. Man stelle sich nur mal vor, dass in Deutschland noch immer Statuen von Adolf Hitler auf öffentlichen Plätzen ausgestellt wären. Undenkbar. In Belgien? An der Tagesordnung.

Einen kleinen Trost gibt es allerdings. Bei seinem Trauerzug wurden seine sterblichen Überreste von der belgischen Bevölkerung ausgebuht.

 

Bei diesem Text handelt es sich um ein Facebook-Posting aus dem Jahr 2020.

Neues Buch: Mafiosi, Drache, Tod und Teufel

Mafiosi, Drache, Tod und Teufel

Seit Anfang Mai gibt es ein neues E-Book mit Kurzgeschichten von mir: Mafiosi, Drache, Tod und Teufel.

Im ersten Monat ist es exklusiv bei Thalia erhältlich, danach dann überall. Außerdem ist es als Hörbuch bei Audible erschienen.

Aber was für Kurzgeschichten sind das?
Ein paar Mafiosi, die einen Typen um die Ecke bringen wollen, der sich allerdings hartnäckig weigert sein eigenes Grab zu schaufeln…
Ein paar Politiker, welche die Drogenbekämpfung im Land mit neuen sonderbaren Mitteln lösen wollen …
Ein Ritter, der eine holde Maid aus den Fängen eines Drachen befreien will, der ungern als „Ungeheuer“ oder „Monster“ bezeichnet werden will….
Wie man eine Waschmaschine heutzutage in einem modernen Elektronikmarkt kauft …
Eine ungewöhnliche Begegnung zwischen ein Mann und ein paar Aliens, die unbedingt fernsehen müssen …
Tod und Martin sind in Afrika bei einem ungewöhnlichen Unglücksfall …
Mephy, der Teufel, hilft einem Mann beim Aufbau eines Regals…
Und ein paar Limericks gibt es immer mal zwischendurch.
Also ein Wiedersehen mit ein paar alten Freunden und ein paar neue kommen gleich noch dazu. Viel Spaß!

Neues Buch: Besoffene Elche und gekaufte Päpste

Besoffene Elche und gekaufte Päpste

Wer hielt sich einen besoffenen Elch als Haustier? Warum gibt es keinen Monat, der Horst heißt? Und eigentlich gibt es doch immer nur einen Papst, oder?
Die Historie ist voll von Merkwürdigkeiten, über die man in Geschichtsunterricht meistens nicht viel hört, die aber trotzdem interessant sind. Denn wer weiß schon, welches der kürzeste Krieg der Menschheitsgeschichte war? Oder dass bei der Olympiade Rattengift gereicht wurde?

„Besoffene Elche und gekaufte Päpste“ enthält 25 kuriose Geschichten auf 270 Seiten.

Hier gibt es das Taschenbuch
Hier gibt es das E-Book

Ihr könnt die Taschenbücher auch mit Widmungswunsch bei mir bestellen. Dazu einfach eine Mail an bestellung (a) sebastianniedlich.de schicken. Allerdings muss ich dann 15 Euro pro Buch nehmen und es dauert länger. (Stand 02.02.: Ich habe meine Exemplare selbst noch nicht bekommen!) Bezahlt werden kann per Überweisung oder Paypal.
Auf jeden Fall wünsche ich euch viel Spaß und hoffe, dass ihr eine Rezension hinterlasst, wenn ihr es gelesen habt.

Jahresrückblick 2021

Nach 2020 dachte man »Kann ja eigentlich nur besser werden«, aber in gewissem Sinne haben sich 2020 und 2021 abgeklatscht und 2021 dabei gesagt »Ey, halt mal mein Bier«. Aber nicht alles war schlecht. Manches war auch einfach nur doof. Und manches amüsant.

01. Januar – Großbritannien tritt endgültig aus der EU aus. Ein halbes Jahr später errechnet man, dass der ganze Brexit die Briten ungefähr 47,5 Milliarden Euro gekostet hat. Außerdem stellt man fest, dass es an allen Ecken und Enden an Waren, Lastwagenfahrern usw. fehlt. Also alles total super gelaufen.

06. Januar – Anhänger des US-Präsidenten Donald Trump, der bei den Wahlen im November unterlag, stürmen das Kapitol in Washington D.C., weil viele danken »Waaat? Wie kann denn unser Präsident verlieren? Der steht doch für so fortschrittliche Dinge wie Frauenbelästigung, Rassismus und Dummheit!«
Am Ende sind zahlreiche Personen verletzt, fünf Menschen tot und weltweit ist man sich im Grunde sicher, dass das ein Putschversuch gewesen ist. Nur die Republikaner argumentieren im Nachgang, dass da vermutlich Leute der Antifa und verkleidete Demokraten sich genau so gegeben haben, wie man das von Republikanern erwartet, um die Republikaner schlecht dastehen zu lassen.

Außerdem an diesem Tag:
Chinesische Wissenschaftler geben bekannt, dass sie das weltweit größte Netzwerk aus Quantenkommunikationsnetzwerken aufgebaut haben. Sie überlegen noch, ob sie es Skynet nennen und damit Killerroboter in die Vergangenheit schicken sollen.

07. Januar – Elon Musk überholt den bisherigen Rekordhalter Jeff Bezos und wird zum reichsten Menschen der Welt. Sein Vermögen beträgt laut Forbes (Stand 15.01.21) 182,9 Milliarden Dollar. Da ist es nur folgerichtig, dass der Bau seiner Fabrik in Brandenburg vom Staat subventioniert werden muss.

10. Januar – In Kasachstan finden Parlamentswahlen statt. Die Regierungspartei erhält 71,09% der Stimmen. Schon faszinierend, wie sowas erreichen kann, wenn man einfach Gegner der eigenen Partei in psychiatrische Kliniken einweisen kann.

13. Januar – Gegen US-Präsident Donald Trump wird das zweite Amtsenthebungsverfahren eingeleitet, das erste Mal, dass dies einem Präsidenten der USA passiert. Man wirft ihm vor, er habe seine Anhänger am 06. Januar zum Angriff auf das Kapitol aufgefordert. Einen Monat später stimmen 57 von 100 Mitgliedern des Senats für »schuldig«. Weil das aber nicht einer Zweidrittelmehrheit entspricht, wird er freigesprochen. Im Anschluss bekräftigten einige Senatoren, die für »nicht schuldig« gestimmt haben, dass sie eigentlich schon der Meinung sind, dass er schuldig wäre, aber irgendwie ist man doch ein elitärer Club, da will man ja keinen seiner eigenen Leute verurteilen.

15. Januar – Die Anzahl an weltweiten Todesfällen durch COVID-19 steigt auf 2 Millionen. Schwurbler sagen »Wat denn? Sind doch nur 0,03% der Weltbevölkerung!«

25. Januar – Der globale Eisverlust beschleunigt mit einer Rate, die den Worst-Case-Szenarien des Weltklimarats entspricht. Oder wie man in Deutschland sagen würde: »Aber was ist mit den Arbeitsplätzen im Kohleabbau?«

02. Februar – Captain Tom Moore stirbt mit 100 Jahren. Der ehemalige Soldat wurde im Jahr 2020 berühmt, als er mit seinem Rollator im eigenen Garten Runde um Runde drehte, um für das staatliche Gesundheitssystem der Briten Spenden zu sammeln, welches zu der Zeit mit Covid-19 völlig überlastet war. (Hier einen eigenen Witz einfügen, dass es 100-jährige Spendensammler braucht, um ein Gesundheitssystem am Laufen zu halten.) Tom Moore hatte außerdem die Ehre eine Coverversion des Songs »You Never Walk Alone« einzusingen, die es bis auf Platz 1 der britischen Charts schaffte und ihn somit zur ältesten Person machte, die dort jemals einen Nummer-1-Hit hatte. Für sein Engagement wurde er zudem persönlich von der Queen geadelt. Letztendlich stirbt er an den Folgen einer Lungenentzündung und Covid-19.

09. Februar – Die Raumsonde »al-Amal« (Hoffnung) der Vereinigten Arabischen Emirate begibt sich in eine Marsumlaufbahn und beginnt das Marsklima zu untersuchen. Außerdem will man schauen, ob man da nicht auch irgendein hohes Gebäude errichten kann.

22. Februar – Die USA sind das erste Land der Welt, das offiziell 500.000 Tote durch Covid-19 zu beklagen hat. Eigentlich will man das mit einer ordentlichen Schießerei feiern, aber da man am Vortag erst zwei davon hatte, wartet man noch vier Tage, um gleich drei davon zu haben.

06. März – Papst Franziskus und Ayatollah Ali as-Sistani treffen im Haus des Letzteren im Irak aufeinander. Es ist das erste Mal, dass sich ein Papst und ein Ayatollah begegnen.
Franziskus: »Ali, wie isset?«
Ali: »Ja, muss, ne?«

19. März – Die Türkei tritt aus der sogenannten »Istanbul Konvention« aus, einem internationalen Abkommen zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt. In der Türkei ist man also der Meinung, dass es schon ganz okay sei, wenn es abends nicht nur was zu essen, sondern auch was auf die Fresse gibt.

23. März – Das Schiff »Ever Given«, eines der größten Containerschiffe der Welt, läuft im Suezkanal bei starkem Wind auf Grund. Sechs Tage lang sperrt es den Verkehr in beide Richtungen und bringt somit einen Großteil des Welthandels zum Erliegen. Der Kapitän daraufhin: »Huch! War ich das etwa?«

Auch an diesem Tag:
In Israel findet die Wahl zur 24. Knesset – also dem israelischen Parlament – statt. Es ist die vierte Wahl innerhalb von drei Jahren. Auch ein Hobby …

03. April – In einer großen Parade werden 18 Könige und vier Königinnen aus der Pharaonenzeit vom alten ägyptischen Museum in der Kairoer Innenstadt zum neuen ägyptischen Museum, welches näher an den Pyramiden liegt, transportiert. Die »The Pharaohs‘ Golden Parade« hat für jeden Pharao ein eigenes Auto mit speziellen Kisten drauf, die durch Stickstoffkühlung die Mumien erhalten. Um etwaige Erschütterungen zu vermeiden, wurden sogar die Straßen, auf denen der Transport stattfindet, z.T. neu asphaltiert. In Ägypten liegt zwar einiges im Argen, aber immerhin sind die Straßen jetzt schnittig.

13. April – US-Präsident Joe Biden gibt bekannt, dass alle US-Truppen in Afghanistan bis zum 11. September abgezogen werden. Alle Afghanen, die mit den US-Militärs zusammengearbeitet haben: »Ihr nehmt uns doch dann mit, oder? Oder?!«

14. April – Im polnischen Krakau kontaktiert eine Frau den Tierschutzverein, um sich über das unheimliche Tier, welches im Baum vor ihrem Haus sitzt, zu beschweren. Schon zwei Tage lang säße es dort und hätte sich nicht bewegt. Als der Tierschutzverein vorbeigeht und sich genauer umsieht, stellt man fest, dass das bedrohliche Tier nicht mal Tier ist, sondern ein Croissant.

18. April – Die Mülheimer Polizei erwischt einen T-Rex während der Ausgangssperre. Weil ich es nicht lustiger ausdrücken kann, als die Polizei in ihrer Stellungnahme: https://essen.polizei.nrw/presse/keine-ausnahme-fuer-t-rex-ausgangssperre-auch-fuer-dinosaurier

19. April – Erstmals in der Geschichte nominieren die Grünen eine Kanzlerkandidatin für die Bundestagswahl. Annalena Baerbock wird im Zuge der Kandidatur mehrmals kritisch hinterfragt, weil sie u.a. einen nicht ganz stimmigen Lebenslauf und in einem Buch nicht alle Quellen gekennzeichnet hat. Für viele ist das Grund genug, ihr zu unterstellen, dass sie für das Amt nicht geeignet ist. Ganz im Gegensatz zu den anderen Kandidaten, die entweder andauernd lügen, inkompetent oder gar in milliardenschwere Betrugsskandale involviert sind …

20. April – Rechtzeitig zu Hitlers Geburtstag stellt die CDU Armin Laschet als Kanzlerkandidaten vor.

24. April – Auf einem Feld in Lincoln, Nebraska, versammeln sich Hunderte Leute, die mit Vornamen Josh heißen. (Und vermutlich ein paar Zuschauer, die nicht so heißen.)
Begonnen hatte das Ganze als Witz ein Jahr zuvor, als Josh Swain aus Langeweile in der Covid-19-Pandemie mehrere Leute über Twitter anschrieb, die alle denselben Vor- und Nachnamen hatten. Er lud alle zu einem Kampf ein Jahr später ein, um durch den Kampf den Josh Swain herauszufinden, der dann den Namen behalten dürfe. Aber wie das mit dem Internet so ist: Blödsinn verbreitet sich rasend schnell und so wurde aus dem Witz ganz schnell ein echtes Event. Am Ende gewinnt der Organisator des Ganzen in einem Stein-Schere-Papier- bzw. »Schnick Schnack Schnuck«-Spiel den Namen Josh Swain. Allerdings gibt es auch den Kampf um den »Ultimate Josh«, an dem alle teilnehmen können, die Josh heißen. Die Kämpfe dazu werden mit Poolnudeln ausgetragen. Am Ende gewinnt der 4-jährige Josh Vinson, Jr. und ein Kinderkrankenhaus, an welches all die Spenden gehen, die während der Veranstaltung eingenommen wurden. Übrigens wird überlegt, ob die Veranstaltung jedes Jahr stattfinden soll, allerdings immer mit verschiedenen Namen.

28. April – Michael Collins stirbt. Collins war der »dritte Mann« während der ersten Mondlandung von Apollo 11. Während Neil Armstrong und Buzz Aldrin auf dem Mond ihr Unwesen trieben, flog er im Kommandomodul um den Mond, was ihn »zum einsamsten Menschen seit Adam« machte, wie manche Stimmen titelten. Collins sollte später eventuell noch einmal selbst den Mond betreten, aber als die NASA ihm das anbot, sagte er nur »Nee, lasst ma …«

22. Mai – Das Finale des Eurovision Song Contest 2021 wird in Rotterdam abgehalten. Wer gewonnen hat, ist eigentlich egal. Wichtig zu wissen ist nur, dass keiner »Jaja Ding Dong« gespielt hat, was im Grunde die ganze Veranstaltung überflüssig macht.

23. Mai – Der regimekritische weißrussische Journalist Raman Pratassewitsch fliegt von Athen nach Vilnius. Die Ryanair-Maschine muss dabei durch Weißrussland fliegen, wo der Präsident Aljaksandr Lukaschenka meint »Leute, da ist doch bestimmt eine Bombe an Bord der Maschine. Fangt die mal mit Kampfflugzeugen ab und schießt die gegebenfalls vom Himmel, falls die nicht landen wollen.«
Die Leute im Flugzeug so: »Wat?«
Lukaschenka: »Ja, echt jetzt.«
Die Piloten: »Äh, wir landen dann lieber mal.«
Pratassewitsch: »Die wollen mich einfach nur ins Gefängnis stecken.«
Die Piloten: »Ja, sollen wir uns abschießen lassen, oder wat?«
Die Maschine landet, Pratassewitsch wird festgenommen. Einen Tag später gibt er ein Interview im Fernsehen. »Allet tuffig und super!«, sagt er, dem man die überschminkten Foltermerkmale trotzdem ansieht.

06. Juni – Landtagswahl in Sachsen-Anhalt. Die Nazis werden zweitstärkste Kraft. Keine Pointe.

20. Juni – Brasilien wird das zweite Land der Welt, in dem mehr als 500.000 Personen an Covid-19 gestorben sind. Der brasilianische Präsident Bolsonaro: »Wurscht, Hauptsache der Wirtschaft geht’s gut! Geht es nicht? Ach? Äh.«

27. Juni – Polizisten in Maine nehmen einen Mann fest, der wegen eines Raubs gesucht wird. Er versucht daraufhin die 200 Dollar Kaution mit Falschgeld zu bezahlen und landet überraschenderweise wegen gleich zwei verschiedenen Delikten im Gefängnis.

03. Juli – Ab diesem Tag ist Einweg-Plastik in Deutschland nicht mehr erlaubt. Die Plastik-Trinkhalme, die man bei Fast-Food-Ketten bekommt, sind also ab jetzt mehrfach verwendbar.

07. Juli – Der Präsident von Haiti, Jovenel Moïse, wird in seinem Privathaus umgebracht. Vermutlich beteiligt am Mord: Mehrere Ex-Militärs aus Venezuela und eventuell Leute aus den eigenen Reihen. Stellt sich heraus, dass es vielleicht nicht gut ankommt, wenn man in seinem ohnehin armen Land Gelder veruntreut, korrupt ist und generell in die eigene Tasche wirtschaftet.

08. Juli – Die Anzahl an weltweiten Todesfällen durch COVID-19 steigt auf 4 Millionen, hat sich also innerhalb von sechs Monaten verdoppelt. Aber der Onkel von der Schwägerin der Tante des angeheirateten Ehemanns hat ja seine eigenen Recherchen bei Telegram angestellt und meint, dass das gar nicht sein kann.

12. Juli – Ab diesem Tag verursacht das Tief »Bernd« in Mitteleuropa schwere Regenfälle, vor allem in Deutschland. Der Deutsche Wetterdienst bezeichnet das als Ereignis, das nur einmal in mehr als 100 oder vielleicht 1000 Jahren auftritt. Tatsächlich wurde vorher eingehend gewarnt, aber weil man in Deutschland dachte »Warnsirenen? Brauchen wir die noch?« oder »Wat? Warum soll ich auf Wissenschaftler hören?«, kommt es zu 220 Todesfällen, davon allein 183 in Deutschland. Und weil die Not danach noch nicht groß genug ist, nutzen gleich noch ein paar »Querdenker« die Situation aus, um Leute zu verarschen und die Arbeit der Helfer zu behindern.

20. Juli – Die Firma Blue Origin, ein privates US-amerikanisches Raumfahrtunternehmen, startet ihren ersten bemannten Raumflug. Die Rakete sieht ein wenig aus wie ein Penis, was etliche Vergleiche zwischen dem Austin-Powers-Bösewicht Dr. Evil und dem Gründer der Firma und Teilnehmer des Raumflugs Jeff Bezos hervorbringt. Jeff Bezos bedankt sich im Anschluss herzlich bei den Mitarbeitern seiner Firma Amazon: »Wenn ich bei euch nicht am Gehalt gespart hätte, hätte ich mir das nie leisten können!«

23. Juli – Die Olympischen Sommerspiele 2020 werden mit einem Jahr Verspätung in Tokio eröffnet. Aufgrund der COVID-19-Pandemie finden die Wettkämpfe aber ohne Zuschauer statt. Die Geräuschkulisse läuft vom Band und stammt von früheren Olympischen Spielen. Außerdem versucht man – wegen COVID-19 – die Sportler und Sportlerinnen vom Sex abzuhalten, indem man sie auf Kartonbetten schlafen lässt, die schnell zusammenfallen sollen. Vermutlich weil Personen auf der Höhe ihrer körperlichen Leistungsfähigkeit keine andere Möglichkeit finden, wie man Sex haben könnte.

25. Juli – Auf YouTube wird ein Video eines Hamsters hochgeladen, der – je nachdem welchen Klorollentunnel er in seinem Käfig benutzt – verschiedene Kryptowährungen kauft oder verkauft. Stellt sich heraus, dass er damit bessere Entscheidungen trifft als Warren Buffett, US-amerikanischer Großinvestor und viertreichster Mensch der Welt.

04. August – Forscher geben bekannt, dass sie das Rätsel einer portugiesischen Frau gelöst haben, die eine weiße Flüssigkeit aus ihrer Achselhöhle absonderte. Es offenbart sich, dass die Frau an Polymastie leidet und quasi eine weitere Brust unter der Achsel hat. Sie schwitzt buchstäblich Muttermilch aus.

05. August – Schweizer Wissenschaftler von der FH Graubünden verlautbaren, dass sie Pi bis auf 62.8 Billionen Nachkommastellen ausgerechnet haben. Damit stellen sie den bisherigen Rekord von 50 Billionen Nachkommastellen ein. Ob es daraufhin einen Pie zum Essen gibt, ist nicht bekannt.

11. August – Ein Stück des Hochzeitskuchens von Prinzessin Diana und Prinz Charles wird versteigert und erreicht dabei den Preis von 1.850 Pfund – über 40 Jahre nachdem die Hochzeit stattgefunden hat und 29 Jahre nachdem die Ehe bereits geschieden wurde. Wenn man schon ungenießbaren Kuchen kauft, dann muss er auch wenigstens teuer sein, nicht wahr?

15. August – Die Taliban nehmen Kabul ein und somit auch de facto die Herrschaft über Afghanistan. Im Grunde sagt der afghanische Präsident Aschraf Ghani »Äh, ich muss weg!«. So ziemlich alle Nicht-Afghanen und einige Afghanen selbst sagen kurz darauf genau dasselbe. Die Taliban hingegen meinen »Mensch, wir sind doch jetzt viel besser als früher und total lieb! Ihr müsst halt nur Muslime sein und möglichst keine Frau, dann ist im Grunde alles tuffig und super!«

02. September – Mikis Theodorakis stirbt 96-jährig in Athen. Zunächst Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus im Zweiten Weltkrieg, wurde er später selbst Mitglied im griechischen Parlament und sogar Staatsminister ohne Geschäftsbereich. Nebenbei komponierte er noch rund 1000 Musikstücke, darunter u.a. die Filmmusik zu »Alexis Sorbas«, die ihn weltbekannt machte, und schrieb Bücher. Sein jahrzehntelanges Engagement machte ihn zu einem griechischen Volkshelden.

07. September – El Salvador wird das erste Land, welches Bitcoin als Landeswährung akzeptiert. Da man ansonsten auch nichts mit den Finanzen anzufangen weiß, ist das also halb so wild.

09. September – Die jährliche Preisverleihung des Ig Nobelpreises, der dazu gedacht ist, wissenschaftliche Leistungen zu ehren, die »Menschen zuerst zum Lachen, dann zum Nachdenken bringen«, findet statt. In diesem Jahr werden unter anderem folgende Dinge ausgezeichnet:
– eine Studie, die herausgefunden hat, dass das Übergewicht der Politiker als Indikator für die Korruption im Land dienen kann
– der Nachweis, dass ein Orgasmus ebenso nasenabschwellend wirkt wie Nasenspray
– die experimentelle Bestimmung darüber, ob sich Nashörner sicherer über Kopf transportieren lassen

28. September – Am Morgen nach einem Trinkgelage mit Freunden wacht der Türke Bayhan Mutlu auf und geht aus dem Wäldchen, in dem er die Nacht verbracht hat. Auf dem Heimweg trifft er einen Suchtrupp, dem er sich spontan anschließt. Erst nach über einer halben Stunde fällt ihm auf, dass der Suchtrupp eigentlich nach ihm suchen soll. Vermutlich geht man darauf einen Trinken.

30. September – Am Flughafen München will ein 28-jähriger Fluggast seinen Flug in die Türkei kriegen, als er von der Security aufgehalten wird. In seinem Gepäck wird eine alte Mörsergranate gefunden, die jederzeit explodieren könnte. »Ach, die habe ich vor ein paar Wochen beim Wandern in der Schweiz gefunden.«
Der 28-Jährige darf hinterher die Kosten für die aus Sicherheitsgründen erfolgte Sperrung und die dreistündige Verzögerung von etlichen Airlines tragen.

02. Oktober – Nachdem der Fahrer Brandon Brown das Sparks 300 Rennen auf dem Talladega Superspeedway gewonnen hat, interviewt ihn die Reporterin Kelli Stavast. Während des Interviews stimmen etliche Zuschauer »Fuck Joe Biden«-Sprechchöre an. Die Reporterin, die vermutlich fürchtet, dass ihr Beitrag zensiert werden könnte, sagt zum Fahrer, dass die Leute »Let’s Go Brandon« rufen.
Im Nachgang geht »Let’s Go Brandon« als »Fuck Joe Biden«-Ersatz insbesondere bei politisch rechts verankerten Leuten geradezu viral. Rap-Songs werden geschrieben, elektronische Straßenschilder gehackt, um den Spruch zu zeigen, und selbst eine Kryptowährung unter dem Namen wird eingeführt. Auch Politiker nutzen die Phrase während öffentlicher Reden. Die politische Rechte, die sonst nicht viel mit cleveren Aussagen auftrumpfen kann, freut sich, auch mal was halbwegs Pfiffiges sagen zu können, auch wenn der wiederholte Gebrauch der Phrase, die eine Halbwertszeit von normalerweise einem Tag gehabt hätte, mehrere Wochen danach nur noch albern wirkt.
Mitte November fragt ein Reporter die Sprecherin des Weißen Hauses, was Joe Biden darüber denkt. Ihre Antwort: »Ich glaube nicht, dass er viel Zeit damit verbringt, darüber nachzudenken.«

03. Oktober – Mehr als 600 Journalisten aus 117 Ländern decken anhand von tausenden Dokumenten auf, dass die Reichen und Mächtigen in großem Stil Steuervermeidung und auch Geldwäsche betreiben. Und alle Leute auf der Welt so: »Ach?«
Was vermutlich dieselbe Reaktion ist, wenn es darum geht, daraus irgendwelche Konsequenzen zu ziehen.

09. Oktober – Der österreichische Kanzler Sebastian Kurz tritt zurück. Ihm wird nicht nur vorgeworfen, in der Ibiza-Affäre falsche Aussagen gemacht zu haben, sondern auch Untreue, Bestechung und Bestechlichkeit. Viele Politiker schauen sich danach einfach an und fragen: »Ja, aber darum wird man doch Politiker, oder nicht?«

13. Oktober – Schauspieler und manchmal »Sänger« William Shatner, größtenteils bekannt aus seiner Rolle als Captain James Tiberius Kirk in »Star Trek«, wird mit 90 Jahren, sechs Monaten und 22 Tagen zum ältesten Menschen, der bisher ins All geflogen ist. Amazon-Chef Jeff Bezos hatte ihn beim zweiten bemannten Raumflug seiner Blue Origin Firma mitgenommen. »Ist quasi als Dankeschön dafür, dass wir mit Neuauflagen von Star Trek den Fans so viel Geld aus der Tasche gezogen haben.«

15. Oktober – Alitalia, Italiens große Luftfahrtgesellschaft, stellt nach 75 Jahren den Betrieb ein. Der Firma ging es schon seit Jahren nicht gut, aber die COVID-19-Pandemie brach ihr nun endgültig das Genick. Aus ein paar Überresten von Alitalia macht die italienische Regierung nun die staatliche Gesellschaft Italia Trasporto Aereo (ITA). Dabei fällt mir ein alter Witz ein … Warum küsst der Papst immer den Boden, wenn er irgendwo mit dem Flugzeug angekommen ist? Weil er Alitalia geflogen ist …

25. Oktober – Unter Führung von Generalleutnant Abdel Fattah Abdelrahman Burhan putscht sich das Militär im Sudan an die Macht. Die Welt reagiert daraufhin überwiegend mit »Alter … pass mal auf …«, woraufhin er knapp einen Monat später den eigentlichen Premierminister wieder zurückkehren lässt.

01. November – Die Anzahl an weltweiten Todesfällen durch COVID-19 steigt auf 5 Millionen. Damit ist COVID-19 also ungefähr so tödlich wie die Napoleonischen Kriege. Da kann man gleich mal einen Champagner aufmachen.

04. November – Zeitungen weltweit berichten darüber, dass ein neuseeländisches Pärchen in ihrem Garten eine 7,9kg schwere Kartoffel ausgegraben hat. Die bisherige, kartoffelige Rekordhalterin im Guinnessbuch der Rekorde hatte ein Gewicht von knapp unter 5kg. Die Gartenbesitzer nennen ihre Kartoffel liebevoll »Doug« und hoffen, dass sie daraus am Ende Wodka machen können.

16. November – In Brasilien entkommt eine Kuh aus dem Schlachthaus, wandert ein wenig durch die Gegend und dringt schließlich in ein Schwimmbad ein, wo sie dann die Wasserrutsche benutzt. Später im TV-Interview sagt die Kuh: »Also ich wollte schon immer mal ins Spaßbad und dann dachte ich, wann wenn nicht jetzt?«
Die Story hat ein Happy End: Ein Rancher adoptierte die Kuh und hält sie jetzt als Haustier. In dem Zuge erhielt die Kuh auch den Namen »Tobogã«, der so viel wie »Riesenrutsche« bedeutet.

19. November – Während der Überführung von Geld auf einem Highway bei San Diego, USA, gehen die Türen eines Geldtransporters auf und Säcke mit Geld fallen auf die Straße. Kurz darauf kommt der gesamte Verkehr zum Erliegen, als Leute einfach auf der Autobahn anhalten, um das Geld aufzusammeln. Die Polizei muss die Leute später daran erinnern, dass sie das Geld nicht einfach mitnehmen können, denn »wenn ein Laster Fernseher verliert, kann man sich die ja nicht auch einfach greifen«.
Faszinierenderweise ist das nicht der erste Vorfall, bei dem herumfliegendes Geld in San Diego zur Sperrung eines Highways führte. Bereits 2009 hatten Drogenkriminelle während der Flucht 20- und 100-Dollar-Scheine aus ihrem Auto geworfen, um die Verfolgung durch die Polizei zu behindern.

24. November – Eine Bibliothek in Boise, Idaho, staunt nicht schlecht, als ein ausgeliehenes Buch zurückgegeben wird. Nach 110 Jahren. Das Buch selbst, der Roman »New Chronicles of Rebecca«, ist in gutem Zustand. Auf die Frage, warum das Buch erst jetzt wieder zurückgegeben wurde: »Ich lese halt einfach nicht so schnell.«

Ebenfalls an diesem Tag: Magdalena Andersson wird zum ersten weiblichen Premierminister von Schweden gewählt. Da ihr Budget vom schwedischen Reichstag aber abgelehnt wird, tritt sie nur Stunden nach der Wahl gleich wieder zurück. Am 29. November wird sie dann aber noch mal gewählt, weil es so schön war.

26. November – Die Weltgesundheitsorganisation WHO hält ein Notfall-Meeting ab, um über die neue COVID-19-Variante names Omikron zu sprechen, die offenbar noch ansteckender als die Delta-Variante ist. Langsam stehen den Leuten die Schweißperlen auf der Stirn, weil ihnen die griechischen Buchstaben ausgehen.

08. Dezember – In den Vereinigten Arabischen Emiraten (kurz: VAE) findet eine Razzia während eines Kamel-Schönheitswettbewerbs statt. Letztlich werden über 40 Kamele disqualifiziert, weil man sie mit Botox behandelt oder Schönheitsoperationen unterzogen hatte. Bei einem Preisgeld von 66 Millionen Dollar kann man vermutlich nachvollziehen, dass Leute da auf bekloppte Ideen kommen.

Außerdem an diesem Tag: Deutschland hat einen neuen Bundeskanzler. Olaf Scholz nimmt die Arbeit auf und Angela Merkel will, laut irgendwelchen Quellen, ab sofort Morde in der Uckermark aufklären.

10. Dezember – Zeitungen aus Damariscotta, Maine melden, dass die Eichhörnchenpopulation in diesem Jahr deutlich … an Gewicht zugenommen hat. Das feuchte Wetter dieses Jahres hatte in der Gegend für jede Menge Futter gesorgt, welches die Eichhörnchen entsprechend in sich hineinschaufelten. Insofern wird davon gesprochen, dass manche von ihnen nicht mehr laufen, sondern nur noch »wanken«. Natürlich gibt die Bevölkerung den Tieren entsprechende Namen, so z.B. »Squirrelzilla« oder »Fatty McFatterson«.

25. Dezember – Das James-Webb-Weltraumteleskop, kurz JWST, wird gestartet. Der wissenschaftliche Nachfolger des Hubble-Weltraumteleskops sollte eigentlich schon 2007 gestartet werden, aber wegen Finanzierungsproblemen wurde der Start dann auf 2014, dann auf 2019, dann auf 2020 und schließlich 2021 verschoben. Damit hat die Entwicklung fast so lange wie bei einem bestimmten Flughafen gebraucht.

26. Dezember – Deutschland überschreitet die 7-Millionen-Marke bei COVID-19-Fällen. Nordkorea hingegen hat offiziell noch keinen einzigen Fall gemeldet. Hat schon was für sich, wenn man seine Leute einsperrt.

31. Dezember – Trotz Böllerverbot wird in Deutschland trotzdem geknallt, als müsste man noch ein paar Schlachten aus dem Zweiten Weltkrieg nachholen. Weltweit gibt es seit Beginn der Pandemie fast 5,5 Millionen Covid-Tote zu beklagen. Russland scheint kurz davor in der Ukraine einzumarschieren. Die Lebensmittelpreise steigen. Aber am schlimmsten: In drei Tagen geht die Schule wieder los bzw. ist der Urlaub vorbei.

Frohes neues Jahr!