Geschichte

Murmeltiertag

Heute ist Murmeltier-Tag. Ja, das Ding, wo Bill Murray immer wieder den gleichen Tag erlebt. Und auch ihr findet, alles ist immer gleich, denn wenn man um die Jahreszeit aus dem Fenster sieht, dann ist sowieso alles nur grau in grau und ohnehin kommt es einem vor, als ob man im Arbeitstrott in einer Zeitschleife steckt … und dazu muss man nicht mal einen Nager aus seiner Höhle zerren.
Aber woher kommt dieser merkwürdige Brauch in den USA überhaupt?

Dazu muss man wissen, dass im Jahre 1886 ein paar Typen in Punxsutawney, Pennsylvania, sich ordentlich einen angelötet haben und einen Grund für eine Feier mitten im trüben Winter nachdachten, damit sie sich da noch mehr Zeug hinter die Binde kippen konnten. Da stolperten sie über eine alte Bauernregel. Im Englischen lautet die folgendermaßen:

If Candlemas be fair and bright,
Come, Winter, have another flight;
If Candlemas brings clouds and rain,
Go Winter, and come not again.

Nun muss man wissen, dass in Pennsylvania überdurchschnittlich viele deutschstämmige Siedler ihr Zuhause gefunden haben. Und von daher stammt auch die ursprüngliche deutsche Version dieses kleinen Texts:

Ist’s an Lichtmess hell und rein,
wird ein langer Winter sein.
Wenn es aber stürmt und schneit,
ist der Frühling nicht mehr weit.
Ist’s zu Lichtmess klar und hell,
kommt der Frühling nicht so schnell.
Sonnt sich der Dachs in der Lichtmess-Woch’,
kriecht er noch sechs Wochen in sein Loch.

In der vorletzten Zeile wird etwas von einem Dachs erzählt. Die Typen in Pennsylvania kannten wohl eine Version, in der von einem Igel statt einem Dachs erzählt wurde. Und weil es in den USA keine wildlebenden Igel gibt, lief da die Diskussion wohl folgendermaßen ab:

»Ey, wie sollen wir denn wiss’n wann der blöde Igel sich sonnt oder nich? Hier gibt’s keine Igel.«
»Is ja doof jetzt.«
»Gibt’s irg’nd’n andres Tier, was man da nehmen könnte?«
»Kühe?«
»Wa?«
»Na, Kühe…«
»Die halten doch gar keinen Winterschlaf!«
»Ach so?«
»Wie heißt denn das komische Nagetier, dass immer ‚Alan, Alan, Alan!‘ schreit?«
»Wat?«
»Der Witz funktioniert wahrscheinlich nicht bei allen Leuten.«
»Wat?«
»Wie heißt denn dieses … ach, jetzt weiß ich … wir nehmen einfach ein Murmeltier! Und wenn das Ding seinen Schatten sieht, also Sonne da is, dann wird’s noch sechs Wochen kalt.«
»Wat?«
Darauf hat man vermutlich noch ein paar Humpen geleert.

Und so kam es dazu, dass ein Murmeltier am 02. Februar 1887 erstmals aus der Höhle gezerrt wurde und sich fragte »WTF? Lasst mich doch in Ruhe schlafen!« Aber immerhin hatten die Bürger in Punxsutawney dann wieder Gelegenheit zu saufen.

Einige mögen sich jetzt vielleicht fragen, was zum Teufel denn genau mit Lichtmess oder dem englischen Wort Candlemas gemeint ist.
Lichtmess, oder »die Darstellung des Herrn« ist ein Fest, welches am zweiten Februar in der Kirche gefeiert wird. Und zwar steht in der Bibel irgendwas davon, dass 40 Tage nach seiner Geburt Maria und der Typ, der gar nichts weiter mit der Sache zu tun hatte, Jesus in den Tempel geschleppt haben, um allen zu zeigen »Da isser!« und ein bisschen Knete für den Priester dazulassen. Das ist eigentlich eine alte Tradition und eine Mitvah, also Pflicht, im Judentum, aber die Christen dachten sich irgendwann: »Dit machen wir zwar bei unseren Leuten so nicht, aber wenn da irgendwas Wichtiges im Leben von Jesus gewesen ist, dann hätten wir da auch mal wieder einen Grund uns in Schale zu werfen und vom Messwein zu kosten … Zwinker Zwonker!«

Die Typen aus Punxsutawney waren übrigens Protestanten, die nahmen das mit Lichtmess usw. nicht ganz so genau, deswegen brauchen sie einen anderen Grund um zu saufen. Aber das nur am Rande.

Also, um das zusammenzufassen … es gibt einen allseits beliebten Film mit Bill Murray, der auf einem Event in den USA zurückgeht, den sich ein paar Leute im Suff ausgedacht haben, um an einem anderen Tag mehr saufen zu können, wobei dieser Tag auf einem alten Kirchentag basiert, den man mal aufgezogen hat, um ordentlich zu feiern, wobei dieser Tag auf einer jüdischen Sitte basiert, bei der vermutlich auch der ein oder andere Becher gehoben wurde.

Man könnte meinen da einen Trend in der Menschheitsgeschichte zu erkennen.

Jahresrückblick 2023

Man kann schon mit gewisser Entschiedenheit behaupten, dass 2023 ein Jahr war. Was für ein Jahr? Nun, das muss vermutlich jeder selber entscheiden. Schaut man auf die politische Entwicklung in vielen Gebieten, war es kein sonderlich gutes Jahr. Aber wie so oft wechselten sich gute, schlechte und gar lustige Nachrichten ab. Also, was geschah wann im Jahr 2023?

01. Januar – Kroatien tritt der Eurozone bei, d.h. das Land bekommt den Euro und ist jetzt für EU-Bürger auch ohne Pass zu besuchen. Darauf ein Cevapcici!

05. Januar – Papst Benedikt XVI wird im Vatikan beerdigt. Da gibt es eine schöne Messe, ein paar Kekse, ordentlich Wein und eine Gedenkorgie mit kleinen Jungs für die Kardinäle.

05. Januar – Der Möbelrestaurator Ben Bacon aus London veröffentlich zusammen mit ein paar Wissenschaftlern im Cambridge Archeological Journal die Ergebnisse seiner Forschung, die er nebenbei mit besagten Wissenschaftlern betrieben hat. Ihm war gelungen, was anderen Forschern seit Jahrzehnten bzw. Jahrhunderten nicht gelungen war: Zu entziffern, was verschiedene Punkte, Striche oder »Y«-Zeichen auf steinzeitlichen Höhlenzeichnungen bedeuten, nämlich Hinweise auf den Fortpflanzungszyklus der Tiere. Damit ist der Beweis erbracht, dass Steinzeitmenschen bereits eine Form von Kalender entwickelt hatten.
Einer der Wissenschaftler, Prof. Paul Pettit von der Durham University,, der Herrn Bacon unterstützt hat, äußert sich in der Zeitung sinngemäß: »Na, da bin ich aber froh, dass ich den Typen von der Straße, der mich damals deswegen angequatscht hat, ernst genommen habe.«

10. Januar – Analysten errechnen, dass der bisherige »reichste Mensch der Welt« Elon Musk seit November 2021 zwischen 180 und 200 Milliarden US-Dollar verloren hat. Er stellt damit den Rekord als Person auf, die das meiste Geld verloren hat. Der Verlust ist das Resultat des schlechten Verlaufs der Tesla-Aktien und seines Kaufs und der anschließenden schlechten Leitung von Twitter. Er hat damit fast so viel Geld verloren, wie Jeff Bezos, Chef von Amazon, besitzt, der sich immerhin auf Platz 3 der reichsten Menschen befindet.
Um das Ganze etwas zu veranschaulichen: Ein Mensch mit einem Monatsgehalt von 50.000€ müsste etwa 333 Tausend Jahre arbeiten gehen, um das zu verdienen, was Herr Musk in einem Jahr verloren hat.

04. Februar – Zyklon Freddy formt sich im Indischen Ozean. Er stellt, momentan noch nicht bestätigt, gleich mehrere Rekorde auf. Mit fünf Wochen und zwei Tagen ist er der am längsten dauernde, mit einer Accumulated Cyclone Energy von 86 der stärkste und mit einer Intensivierung von 7 innerhalb von 24 Stunden auch der am schnellsten wachsende Zyklon bisher. Außerdem bringt er mehr als 1400 Menschen um und verursacht 655 Millionen Dollar Schaden, weswegen Nestlé überlegt, ob sie eine Patenschaft übernehmen sollten.

12. Februar – In Berlin findet die Wiederholungswahl zum Abgeordnetenhaus statt, nachdem der Berliner Verfassungsgerichtshof die Wahlen vom 26. September 2021 wegen massiver Unregelmäßigkeiten für ungültig erklärt hatte. Stärkste Kraft wird die CDU, deren Spitzenkandidat Kai Wegner vorher durch rassistische Äußerungen aufgefallen war. Aber zumindest die Berliner Muslime halten gut zu ihm, sodass er später Bürgermeister werden kann, denn Konservatismus hält immer zusammen, auch wenn man sich eigentlich gegenseitig nicht leiden kann.

14. Februar – Das Europäische Parlament beschließt, dass ab 2035 keine neuen PKW mit Diesel- oder Benzinmotor mehr zugelassen werden dürfen. Etliche Leute regen sich auf: »Dann darf man also nicht mehr die Luft verpesten, fossile Brennstoffe verbrauchen und die Umwelt schädigen? NICHTS DARF MAN MEHR!«

10. März – In China wird mal wieder der Präsident gewählt und zur Überraschung aller ist es schon wieder Winnie Puuh.

14. März – Die Firma OpenAI bringt GPT-4 heraus, eine neue Version Ihres LLMs ChatGPT. Das kann fast alles, sogar ungefragt Texte von Künstlern klauen!

20. März – Der sechste Sachstandsbericht des IPCC (Intergovernmental Panel On Climate Change – mehr oder weniger der Weltklimarat) der Vereinten Nationen wird publiziert. Sinngemäße Zusammenfassung: OH GOTT, WIR SIND ALLE IM ARSCH!

26. März – In Berlin stimmt das Volk darüber ab, ob die Stadt bis 2030 klimaneutral werden soll. 50,9 Prozent der Teilnehmer stimmen mit Ja, allerdings nehmen nur 18,2 Prozent aller Stimmberechtigten überhaupt an der Wahl teil. Die Abstimmung scheitert deswegen. Anders ausgedrückt: Die Umwelt interessiert in Berlin nicht mal ein Fünftel der Wähler.

04. April – Finnland wird das 31. Mitglied der NATO, wodurch die Grenze der NATO zu Russland schlagartig verdoppelt wird. Finnland hatte nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine gesagt »Tja, hm, eigentlich wären wir ja gerne neutral, aber ist ja nicht so, als ob uns Russland nicht schon ein paar Mal verarscht hätte.«

14. April – Die europäische Weltraumagentur ESA startet eine Sonde, welche die galileischen Monde des Jupiters untersuchen soll. Der Name der Sonde: Jupiter Icy Moons Explorer. Oder abgekürzt: JUICE. (Für meine Nicht-Englisch-sprechenden-Leser: Das heißt Saft.)

15. April – Deutschland schaltet die letzten drei Atomreaktoren ab. Natürlich schimpfen viele Leute darüber, was die Regierung doch für einen Scheiß macht. Gerade vom rechten politischen Spektrum aus wird da freigedreht. Freilich wird vergessen, warum und von wem der Atomausstieg so beschlossen wurde. Das war nämlich die Merkel-Regierung nachdem in Fukushima das Unglück passierte. Egal, Rechte können sich darüber aufregen, dass es nicht genug Energie aus Deutschland gibt (was übrigens nicht stimm), während rechte Parteien z.B. in Bayern, verhindern, dass da nachhaltig Energie produziert werden kann.

20. April – SpaceX führt den ersten Flugtest seiner Starship Rakete durch. Es ist die größte und stärkste jemals gebaute Rakete. Sie startet und explodiert dann auch relativ bald. Böse Zungen mögen behaupten, dass das in Bezug auf den Eigner von SpaceX vielleicht irgendwie prophetisch wirkt.

02. Mai – Der Streik der Drehbuchautoren in den USA beginnt. Vorausgegangen war dem ein Streit zwischen Autoren und Produzenten, vor allem Streamingdiensten, weil die Schreiber meinten »Ey, irgendwie funktionieren die Absprachen auf die Entlohnung nicht mehr, wenn der Großteil der Sendungen gestreamt wird und wir nicht erfahren, wie viele Leute eigentlich die Sendung gesehen haben. Wäre also schön, wenn wir da eine Lösung finden würden, damit wir fair entlohnt werden.«
Woraufhin die Produzenten meinen: »HAHAHA … nö.«

05. Mai – Nach fünf Tagen wird eine Frau in der australischen Wildnis gerettet. Sie war falsch abgebogen und in einem dichten Eukalyptuswald liegengeblieben. Fünf Tage ernährte sie sich nur von Wein und Süßigkeiten. Die Retter berichteten, dass sie sehr glücklich aussah.

24. Mai – Ein Abschleppwagen, der ein paar Autos nach einem Crash in Georgia aufnehmen will, senkt seine Rampe auf der linken Spur einer Autobahn, als eine unaufmerksame 21-jährige Fahrerin angerast kommt, die Rampe rauffährt und dann fast 37 Meter durch die Luft fliegt. Sie hat damit zwar den Traum eines jeden GTA-Spielers gelebt, wird aber mit schweren Verletzungen ins Krankenhaus eingeliefert.

24. Mai – Kanada und Saudi-Arabien nehmen nach fünf Jahren wieder diplomatische Beziehungen auf. Die waren vorher unterbrochen worden, weil eines der Länder meinte, dass das andere Land die Menschenrechte verachte. Man kann sich vielleicht denken, welches Land gemeint ist, aber wenn man mal im Internet sucht, würde man sich wundern, was man über das andere Land erfährt …

25. Mai – Russland und Weißrussland unterzeichnen ein Abkommen, welches die Stationierung von taktischen Atomwaffen der Russen in Weißrussland zulässt. Das wäre das erste Abkommen dieser Art seit 1991, aber Russland muss ja auch zusehen, dass es strategisch mehr Leute unter die Erde bringen kann, wenn es dann das nächste Land überfällt.

06. Juni – Die anhaltenden Waldbrände in Kanada, die schlimmsten seit Beginn der Aufzeichnungen, sorgen im tausende Kilometer entfernten New York City dafür, dass es die schlimmste Luftverschmutzung aller großen Städte auf der Welt hat, noch vor Delhi. Die ganze Stadt ist in einen gelblichen Schimmer getaucht, der den ein oder anderen New Yorker schon mal zu einem Hüsteln überredet.

06. Juni – Der Kachowka-Staudamm in der Ukraine wird zerstört, sehr wahrscheinlich durch eine Explosion. Russland und die Ukraine geben sich im Nachgang hinterher gegenseitig die Schuld, wobei eigentlich recht klar ist, dass Russland mit der Zerstörung mehr gewonnen als verloren hat. Die Zerstörung des Damms hält nicht nur die Angriffe der Ukrainer auf, es sorgt in Städten der Ukraine für Chaos, zerstört einen Teil der Nahrungsversorgung und lässt alle möglichen Dinge passieren, die vor allem den Ukrainern Kopfzerbrechen machen. Ganz nebenbei wird dadurch auch noch eine ökologische Katastrophe aufgelöst, die vermutlich noch ein paar vom Aussterben bedrohte Tierarten endgültig killt. Aber der Vorteil ist natürlich, dass die Russen so mehr Zeit haben, Tausende Quadratkilometer Land zu verminen, was Mensch und Tier auf viele Jahre danach noch Leiden verursachen wird. Man muss auch mal die positiven Seiten sehen!

10. Juni – Bei einer Totenwache für die 76-jährige Bella Montoya in Ecuador klopft es plötzlich an den Sarg. Von innen. Stellt sich heraus, dass die für tot erklärte Frau doch noch recht lebendig ist. Der den Totenschein ausstellende Arzt: »Hüpserchen!«

14. Juni – Wissenschaftler berichten, dass es ihnen gelungen ist, einen synthetischen menschlichen Embryo aus Stammzellen herzustellen, ohne die Nutzung von Spermien oder Eizellen. Mit anderen Worten: Die Wissenschaftler haben Jesus erfunden. Oder so.

14. Juni – Das Fischereischiff »Adriana«, aus Libyen kommend und mit 400-750 Flüchtenden an Bord, geht unter. 79 Tote werden geborgen, 104 Leute gerettet. Insgesamt geht man davon aus, dass um die 500 Menschen gestorben sind, u.a. Kinder. Aber ist nicht so, als würde das wirklich wen interessieren, denn vier Tage später sterben ja REICHE Leute bei einem Unglück, da lohnt es sich viel mehr drüber zu berichten.

18. Juni – Das Tiefsee-Tauchboot »Titan« des US-amerikanischen Unternehmens OceanGate implodiert während der Fahrt zum Wrack der Titanic. Fünf Leute werden so in Sekundenschnelle zu Hamburgern geformt, darunter etliche reiche Leute, die ein Schweinegeld dafür ausgegeben hatten, in einem U-Boot mitzufahren, das mit einem modifizierten Logitech-Gamecontroller gesteuert wurde und von keiner Prüfstelle zertifiziert war.

23. Juni – Die von Jewgeni Prigoschin geführte Wagner-Gruppe, eine russische paramilitärische Organisation, die gerne Kriegsverbrechen begeht, probt den Aufstand, weil es zu Differenzen in Bezug auf den Ukraine-Krieg gekommen war. Die Wagner-Gruppe hätte halt gerne Unterstützung vom russischen Verteidigungsministerium gehabt, das hatte aber sinngemäß gesagt »Eh … weiß nicht.« Die Gruppe wendet sich gegen Russland und marschiert im russischen Rostow am Don ein und ist schon gut auf dem Weg nach Moskau, bevor der Vormarsch nach Vermittlungen durch den belarussischen Präsidenten Aljaksandr Lukaschenka abgebrochen wird. So die offizielle Variante. Inoffiziell drohten russische Geheimdienste, Familienangehörigen der Wagner-Gruppe Schaden zuzufügen. Sagt zumindest der britische Geheimdienst. Nachdem Putin und Co. zunächst ordentlich geschimpft haben, kehrt erstmal Ruhe ein. Bis zum 23. August.

03. Juli – Das israelische Militär fällt in ein palästinensisches Flüchtlingslager im Westjordanland ein, welches eigentlich palästinensisches Gebiet ist, tötet 12 Palästinenser und verletzt 100 andere. 500 Familien werden aus ihren Häusern vertrieben. Das Militär führt außerdem die größten Luftschläge seit der zweiten Intifada 20 Jahre zuvor durch. Auf ein dichtbesiedeltes Flüchtlingslager. Hm, ob das vielleicht irgendwem missfällt …

06. Juli – Im Hangar 4 des Flughafen Tempelhof in Berlin brechen 463 Paare den Weltrekord im »Susi & Strolch«-Küssen. Sprich: Sie essen eine Spaghetti-Nudel gemeinsam, bis sie sich in der Mitte treffen und küssen. Die Aktion ging von der Restaurantkette »Vapiano« aus, die den Rekord schon einmal aufgestellt hatte, allerdings zwischenzeitlich übertroffen wurde.

09. Juli – Neuseeland und die EU unterzeichnen ein Freihandelsabkommen, weil es total sinnvoll ist, irgendwelche Güter um buchstäblich die ganze Welt zu verschiffen.

14. Juli – In Amerika beginnen nach den Autoren nun auch die Schauspieler zu streiken. Auch sie beklagen in Zeiten von Streaming unzureichende Bezahlung und befürchten, ebenfalls wie die Autoren, z.T. durch KI-generierten Kram ersetzt zu werden, was bei irgendwelchen Hintergrundakteuren auch schon geschehen ist. Ab nun stehen sämtliche Hollywood- & TV-Produktionen tatsächlich still und einige Leute in den USA kommen ins Grübeln: »Streiks? Mehr Geld? Aber… aber ist das nicht Sozialismus?«

02. August – Kimberly “Kimycola” Winter aus Maryland in den USA bricht den Rekord für den lautesten Rülpser einer weiblichen Person. Mit satten 107,3 Dezibel war der Rülpser in etwa so laut wie ein voll aufgedrehtes Motorrad.

23. August – Jewgeni Prigoschin, Leiter der Wagner-Gruppe, die im Monat zuvor einen Aufstand gegen die russische Regierung losgebrochen hatte, kommt bei einem Flugzeugabsturz ums Leben. Und da ist überhaupt nichts merkwürdig dran. Wirklich nicht. Ist nicht so, als hätte da Putin irgendwie nachhelfen lassen. Echt nicht. Gut, man lässt das Wrack nicht nach standardisierten Vorgehensweisen oder internationalen Regeln untersuchen, aber das ist völlig okay. Das da irgendwelche Granatenfragmente gefunden wurden … Propaganda. Echt jetzt.
Die ganze Welt ist sich einig, Putin hat damit nichts zu tun. Nee, wirklich.

26. August – Die US-Küstenwache greift Reza Baluchi im Meer auf. Der iranische Asylant hatte versucht, in einem selbstgebauten Hamsterrad aus Bojen und Draht den Atlantik zu überqueren. Auf die Frage, wohin er denn wollte, antwortete er »London«, was zu dem Zeitpunkt 4000 Meilen entfernt war. Nicht so weit entfernt war hingegen der Hurrikan Franklin, vor dem die Küstenwache ihn dann rettete.

07. September – In Florida werden Flamingos gefunden. An sich nichts Ungewöhnliches, aber diese Flamingos stammen aus Yucatan. Experten gehen davon aus, dass die Vögel in den Hurrican Idalia geraten waren und dann schlichtweg in Richtung Florida geschleudert wurden. Die Flamingos waren nicht zu einem Statement bereit, aber Rückschlüsse können vielleicht daraus geschlossen werden, dass sie die Flügel heben und »Nochmal!« brüllen.

12. September – In der Destille Levirat in São Lourenço do Bairro in Portugal bersten zwei Tanks mit Wein. 2,2 Millionen Liter Wein ergießen sich in die Straßen des Ortes, was zu einem »Fluss aus Wein« führt. Wenigstens ein Keller wird dadurch überflutet. Der örtliche Obdachlose ist sich sicher, dass seine Gebete erhört wurden.

14. September – Die Ig-Nobelpreise werden vergeben. Die Preise für »Forschung, die Menschen zuerst zum Lachen bringt – und dann zum Nachdenken« gehen in den folgenden Kategorien an:

  • Chemie und Geologie: Warum Geologen gerne an Steinen lecken
  • Literatur: Warum sich Wörter seltsam anhören, wenn man sie sehr oft hintereinander hört
  • Maschinenbau: Tote Spinnen als effektives Greifwerkzeug für schwere Lasten
  • Kommunikation: Analyse der Hirnaktivität von Experten im Rückwärtssprechen
  • Ernährung: Erfindung von Essstäbchen und Strohhalmen, die durch elektrische Ansteuerung den Geschmack von Lebensmitteln verändern können
  • Bildung: Wie beeinflussen sich Langeweile von Schülern und Lehrern gegenseitig im Unterricht
  • Psychologie: Wie viele Menschen schauen in die Luft, wenn sie andere Menschen in die Luft starren sehen
  • Physik: Inwiefern verändern Sardellen durch sexuelle Aktivität die Zusammensetzung von Meereswasser

27. September – Der Autorenstreik in den USA wird nach 148 Tagen beendet. Im Grunde kriegen die Autoren fast alle Wünsche, die sie gegenüber den Produzenten hatten, durch, u.a. mehr Geld und Zusagen in Hinblick auf die Nutzung von KI. Die Produzenten mussten irgendwie am Ende einsehen, dass praktisch keine Produktion funktionieren kann, wenn es niemanden gibt, der sich den Scheiß ausdenkt. Offenbar brauchte man für diese Erkenntnis über vier Monate.

02. Oktober – Die Nobelpreisträger für Medizin werden bekanntgegeben. Die Ungarin Katalin Karikó und der US-Amerikaner Drew Weissman erhalten ihn für Ihre Entwicklung der mRNA-Technologie, welches auch die Grundlage der meisten Covid-19-Impfstoffe bildet. Irgendwo haben ein paar Quarkdenker urplötzlich ein Aneurysma.

07. Oktober – Die Hamas feuert innerhalb von 20 Minuten aus dem Gazastreifen zwischen 3000 und 5000 Raketen in Richtung Israel und fällt im Anschluss in das Land ein. Dann richten die Hamas-Kämpfer gleich noch mehrere Massaker in verschiedenen kleinen Ortschaften an, wobei so viele Juden an einem Tag umgebracht werden, wie seit dem Holocaust nicht mehr. Natürlich überwiegend Zivilisten. Völlig unüberraschend erklärt daraufhin Israel der Hamas den Krieg.
Schon faszinierend, wie ein kleines Land, welches völlig übervölkert ist und kaum genug Essen für seine Bewohner auf den Tisch bringt, das Geld und die Logistik hat, so viele Raketen zu besorgen und abzufeuern.

23. Oktober – Der älteste Hund der Welt, Bobi, stirbt. Der Hund der portugiesischen Rasse Rafeiro do Alentejo wurde 31 Jahre und 165 Tage alt.

09. November – Der Streik der Schauspieler in den USA endet. Auch ihre Forderungen werden von den Produzenten fast vollständig erfüllt, bis auf ein paar juristische Feinheiten, die bestimmt in Zukunft keine Probleme machen werden. Ehrlich!
Man geht davon aus, dass die kombinierten Streiks von Autoren und Schauspielern allein der Wirtschaft von Kalifornien einen Schaden von 6,5 Milliarden Dollar verursachten und 45.000 Leuten die Jobs kostete.(Es arbeiten ja nicht nur Schauspieler und Autoren an Filmen … und da die anderen auch nicht arbeiten konnten, mussten z.B. irgendwelche Handwerker sehen, wo sie bleiben.)

15. November – Beim neuseeländischen »Bird Of The Century«-Wettbewerb gewinnt der Pūteketeke, eine Art Haubentaucher. Von 350.000 abgegebenen Stimmen erhält der Vogel 290.374 Stimmen. Der bisherige Abstimmungsrekord bei den Vogel-Wettbewerben lag bei 56.733 in 2021. Grund für den starken Anwuchs der Stimmen war eine Aktion des Comedians John Oliver, der in seiner Sendung »Last Week Tonight« aus einer Laune heraus Werbung für das Tier machte und weltweit Banner, Poster und Reklame postete, damit das Tier gewinnt.

16. November – Die französische Regierung kauft das Gemälde »Der verspottete Christus« des Malers Cimabue. Das Bild wurde 2019 bei einer Haushaltsauflösung einer neunzigjährigen Dame entdeckt, die das Gemälde in der Küche hängen hatte. Bei einer Auktion in 2019 wurde es für 24 Millionen Euro verkauft, allerdings hatte die französische Regierung darauf einen Exportbann für das Bild verhängt. Im Grunde war die Regierung also eingeschnappt und die Ausfuhr so lange verboten, bis sie selber das Bild dann kaufen durfte.

18. November – Eine Boeing 787 landet in der Antarktis. Es ist das erste Mal, dass ein Passagierflugzeug, welches bis zu 300 Personen befördern kann, dort landet. Damit ist der Beweis erbracht, dass man mit größeren Flugzeugen dorthin Emissionen sparen könnte. Und das irgendwelche reichen Leute jetzt vermutlich bequemer dorthin reisen können, nur um zu sagen, dass sie da waren.

19. November – Javier Milei gewinnt die zweite Runde der Präsidentenwahlen in Argentinien. Er ist ordentlicher Rechtspopulist, glaubt an mehrere Verschwörungstheorien, z.B. dass der Klimawandel eine »sozialistische Lüge« sei, hat fünf geklonte Hunde und merkwürdige Ansichten in Bezug auf Frauen. Und, ja, natürlich, als Rechtspopulist hat einer eine beschissene Frisur.

20. November – Forscher entdecken, dass die männliche Breitflügelfledermaus, die einen Penis besitzt, der siebenmal größer als die Vulva der weiblichen Breitflügelfledermaus ist, im Grunde beim Sex nur kuschelt und nicht penetriert. Sie hinterlässt dann vermutlich nur eine große Sauerei auf der weiblichen Fledermaus … und der Bettdecke.

22. November – In den Niederlanden finden Wahlen statt und die rechtspopulistische und rechtsextreme »Parte für die Freiheit« (PVV) wird mit 23,6% stärkste Kraft. Und wie es sich für Möchtegernnazis gehört, hat der Chef, Geert Wilders, eine beschissene Frisur.

29. November – Der deutsch-US-amerikanische Diplomat, Politiker und Nobelpreisträger Henry Kissinger stirbt und der überwiegende Teil der Menschheit sagt »Endlich.«

02. Dezember – Während der Auslosung der Mannschaften des EURO 2024-Turniers kommt es in der Hamburger Elbphilharmonie zu einem Zwischenfall, während die Schweiz aufgerufen wird. Aus dem Zuschauerraum kommen laute Sexgeräusche. Hinterher stellt sich heraus, dass der britische Comedian Daniel Jarvis dahintersteckt, der die Aktion über seinen Twitter-Account streamt. Überraschenderweise waren es nicht die aufgeregten Geräusche der FIFA-Funktionäre, die sich in ihrem Schmiergeld wälzten.

03. Dezember – Seit Beginn des Jahres sind allein in Deutschland 17088 Menschen an oder mit Covid gestorben. Auf Jumbojets umgerechnet: Jeden Monat sind ungefähr 3,5 Jumbojets in Deutschland abgestürzt.

07. Dezember – Millionen Briten wird von der Nachrichtensprecherin Maryam Moshiri der Stinkefinger gezeigt. Die Journalistin hatte vorher mit den Leuten im Studio gescherzt und den Countdown mit den Fingern heruntergezählt, wobei am Ende nur der Mittelfinger übrig blieb.

08. Dezember – Forscher der Northwestern University in Illinois geben bekannt, dass sie VR-Brillen für Nagetiere entwickelt haben. Sie möchten damit die Hirnaktivität von Mäusen und dergleichen untersuchen, während die denken, sie werden von einem Greifvogel angegriffen. Natürlich ist es immer etwas schwer, die Nagetiere davon abzuhalten »Beat Saber« zu spielen.

08. Dezember – Nach acht Monaten findet man eine verlorengegangene Tomate auf der Internationalen Raumstation. Ursprünglich hatte man dem Astronauten Frank Rubio vorgeworfen, eine der ersten Tomaten, die im Weltall gezüchtet wurden, aufgegessen zu haben. Die Tomate war natürlich dahin, aber zumindest konnten sich die Kollegen entschuldigen und Frank Rubio sagen: »Habsch doch jesacht!«

19. & 20. Dezember – Die 32-jährige Kelsey Hatcher bringt zwei Mädchen auf die Welt, eines am Dienstagabend, eines am Mittwochmorgen, etwa 10 Stunden später. Das Besondere: Die beiden Mädchen sind zwar Kinder der gleichen Mutter und praktisch Zwillinge, stammen aber aus zwei verschiedenen Gebärmuttern. Die Uterusfehlbildung mit dem medizinischen Namen Uterus didelphys kommt in etwa 0,3% der Frauen vor. Da können die anwesenden Ärzte mit über 60 Jahren gemeinsamer Erfahrung erstmal erstaunt schauen. Aber, wie sich einer der Ärzte später gegenüber einer Zeitung äußert: »Am Ende des Tages waren es zwei Babys in einem Bauch zur gleichen Zeit. Sie hatten nur unterschiedliche Wohnungen.«

22. Dezember – Die Anzahl der Todesopfer im Gazastreifen im Israel-Hamas-Krieg steigt auf 20.000. Das sind rund 20x mehr Todesopfer als die ursprünglich durch den Angriff der Hamas umgekommenen Personen beim ersten Angriff am 07. Oktober. Die Anzahl der Todesopfer übersteigt auch die Gesamtanzahl des Opfer des Palästinakriegs 1948.

29. Dezember – Im Süden und Westen Deutschlands regnet es seit Tagen, weswegen Flüsse und Deiche überflutet sind. An diesem Tag meldet der Feuerwehrverband, dass einige Anwohner bereits verbaute Sandsäcke von den Deichen stehlen, um ihre eigenen Häuser vor dem Wasser zu schützen.
Soweit zum Thema Eigenverantwortung und Zusammenhalt der Gesellschaft.

31. Dezember – Weil die USA eines der Länder sind, in denen ein Datum aus irgendwelchen Gründen Monat / Tag / Jahr geschrieben wird, ist der 31. Dezember 23 dort der Tag, der 12 – 31 – 23 geschrieben wird. Die Heiratskapellen in Las Vegas rechnen von daher damit, dass der bisherige Rekord für Hochzeiten in Las Vegas an einem einzigen Tag (Rekord bisher: 4.492, am 07. Juli 2007) gebrochen wird, da es ja gleich mehrere Sachen zu feiern gibt.
Der Grund für so viele Hochzeiten an einem Tag mit leicht erkennbarem Datum ist natürlich simpel: Auch die Ehemänner sollen sich das so merken können.

Geschichten zum Tag: 31.10. – Reformationstag

Den meisten Leuten in deutschsprachigen Ländern – zumindest denen, die in der Schule nicht geschlafen haben – dürfte bekannt sein, was am Reformationstag geschehen ist.
»Dat is doch, wo dem Luther seine Prothesen anne Tür genagelt hat, wa?«
Ja, so ungefähr, Günni. Aber nicht ganz!

An dem Tag gedenkt man tatsächlich dem Beginn der Reformation, weil Martin Luther am Tag vor Allerheiligen im Jahre 1517 angeblich an eine Kirchentür in Wittenberg eine Schrift mit 95 Thesen angeschlagen hat. Ganz wichtig: Thesen – ein anderes Wort für »Behauptung« – nicht Prothesen. Luther hat da also nicht irgendwelchen Zahnersatz oder künstliche Beine an die Tür genagelt. Wenn er da überhaupt irgendwas genagelt hat, denn ob das überhaupt so stattfand, weiß man nicht wirklich. Erst 30 Jahre später haben Leute das behauptet.
Jedenfalls hat Luther diese 95 Thesen veröffentlicht. Auf Latein. Damit auch Otto Normalwittenberger auf die Tür mit den Thesen starren und mit Fug und Recht behaupten konnte: »Wat?«

Aber was war überhaupt Luthers Problem? Wogegen kämpfte er an?

Luther hatte ein Problem mit dem Ablasshandel, der seit einiger Zeit extrem grassierte. Im Grunde konnte irgendwer zur Kirche gehen und sagen »Meen Vadda war ne alte Sau, aber im Fegefeuer sollte er nich hocken. Hier habta Geld, damit er in den Himmel kommt.«
Man kennt das ja, diese richtig bekannten Bibelpassagen, in denen Gott sagt, dass man ihn mit Geld bestechen kann, damit irgendwer nicht in die Hölle kommt. Ganz im Gegensatz zu denen, wo er einen Tobsuchtsanfall kriegt und irgendwelche Leute umbringt. Aber ich schweife ab.

Die Kirche hatte mit den Ablässen so viel Geld gemacht, dass man mittlerweile zu schön gedruckten Ablassbriefe übergegangen war. Da musste der Schreiber nur noch die Namen eintragen und litt somit nicht mehr an Krämpfen in der Hand. Wie Johann Tetzel, der Typ, der am meisten mit den Ablässen handelte, auszudrücken pflegte: »Wenn das Geld im Kasten klingt, die Seele aus dem Fegefeuer springt!« Wahrscheinlich schob er noch »Der nächste Bitte!« hinterher.
Ein Nebeneffekt der Ablassbriefe war, dass immer weniger Leute zur Beichte gingen. Die Leute dachten sich halt »Wat soll ick dem fetten Typen im Talar meinen janzen Scheiß erzählen und nen halben Tag um Buße beten, wenn irgendwer mich von meinem Sünden freikaufen kann?«
Und Luther, dem keiner mehr die schönsten und dreckigsten Geschichten erzählte, sagte »Ey, Moment mal! Nich mit Maddin!«

Es gab noch ein paar andere Dinge, die schon eine Weile eine Menge Leute an der Kirche, speziell dem Papsttum, störten. Insofern vielen Luthers Thesen auf fruchtbaren Boden, als er darin, allgemeinverständlich zusammengefasst, sagte: »Dit mit dem Ablasshandel funktioniert nicht so, wie der Papst behauptet. Dafür is Jesus nich am Kreuz gestorben, ma sag’n! Außerdem soll die reiche Sau von Papst gefälligst selbst den Bau der Peterskirche finanzieren, statt den Leuten mit falschen Versprechungen dit Geld auszupressen!«
Denn der Ablasshandel war im Grunde nur eine Möglichkeit, mehr Geld nach Rom zu schicken, um den Bau des Petersdoms zu bezahlen. Luthers Forderung mit dem Quatsch aufzuhören gefiel deswegen auch ein paar Kurfürsten oder ähnlichen Leuten, die was zu sagen hatten, denn wenn die ganze Kaufkraft aus den Landstrichen verschwindet, die man so verwaltet, dann kann man schon mal ungehalten werden. Das Ganze hatte also nicht nur eine kirchenrechtliche Komponente, sondern auch eine wirtschaftliche.
Aber man hatte ja in der Vergangenheit auch Kirchen gebaut. Warum war nun ausgerechnet der Petersdom so teuer? Warum baute man nicht einfach eine kleinere Kirche? Warum musste es die größte, ausgefallenste, prächtigste Kirche überhaupt sein?

Und da kommen wir zum amtierenden Papst dieser Zeit, Giuliano della Rovere, besser bekannt als Julius II.

Julius II. war ein recht patenter und potenter Mann. Letzteres ist zumindest dadurch belegt, dass er 1483 eine uneheliche Tochter zeugte. Da war er schon Kardinal, sollte also eigentlich keusch sein. Soweit dazu. Auch während seiner Papstzeit soll er noch ordentlich rumgeschnackselt haben. Er trieb es zwar nicht ganz so bunt wie sein Vorgänger Alexander VI., aber es kann ja nun nicht jedem Papst nachgesagt werden, ein Verhältnis mit der eigenen Tochter zu haben.

Seinen Papsttitel bekam Julius II. wie eine ganze Reihe von Päpsten schon vor ihm, und zwar durch die gute alte Bestechung. Ansonsten war er eher der wenig umgängliche Typ. Er führte eine Reihe von Kriegen, hatte schon mal den ein oder anderen Wutanfall und schaute selbst auf Portraits so, als hätte man ihm gesagt, dass seine liebste Fernsehserie gerade gecancelt wurde. Im Grunde könnte und sollte man vielleicht über ihn mal einen längeren Text schreiben, aber ich will mich hier mal kurzfassen. Es sollte jedenfalls klar sein, dass er vielleicht nicht der beliebteste aller Päpste war, auch wenn er durch die Maßnahmen, die er in der Kirche durchsetzte, gerne als »Retter« der Kirche betitelt wird. Ironischerweise ist er aber auch einer der wesentlichen Gründe dafür, dass sich die Protestanten von der katholischen Kirche abspalteten. Denn Julius II. hielt sich gelinde gesagt für »den Geilsten«. Und weil er sich für den Geilsten hielt, war er der Meinung, dass die alte Peterskirche in Rom eben nicht geil genug für ihn war.
»Passt ma uff, Leute!«, sagte er. »Hier die kleene Klitsche könnt ihr vergessen! Wenn ich irgendwann mal den Löffel abgebe, werde ich ja wahrscheinlich wie alle Päpste hier beerdigt. Aber weil ich der Geilste bin, muss natürlich mein Grabmal monumental sein. Und wenn mein Grabmal monumental ist, muss auch die Kirche drumherum nach wat aussehen. Also klatscht mir da mal so ein Riesending hin, wo gleich allen die Stulle aus’m Maul fällt, wenn se dit Ding sehen.«
Und für dieses Riesending hatte die Kirche eben nicht genug Geld. Deswegen der Ablasshandel. Deswegen der genervte Martin Luther und die genervten Kurfürsten. Und deswegen letztlich die Reformation und die Trennung der Kirche in Katholiken und Protestanten.
Der Kicker ist natürlich, dass Julius II. irgendwann sein Grabmal bekam. Das steht in einer ganz anderen Kirche. Er selbst liegt im Petersdom unter einer schlichten Marmorplatte begraben. Eines der am wenigsten imposanten Gräber in der Kirche.
Und Martin Luther konnte am Ende doch noch was nageln, nämlich seine Frau, die er sich nehmen konnte, nach dem die Kirche ihm sagte »Geh doch, wo du wohnst.«

Der Reformationstag ist also das Gedenken an einen Typen, der sich für den Geilsten hielt, weswegen ein anderer Typ wütend wurde, aber am Ende geil werden durfte. Zumindest mit seiner Frau. Ansonsten war der Luther ja auch eher … schwierig, aus heutiger Sicht. Stichwort: Antisemitismus.
Schon faszinierend, dass man es bei Geschichten rund um die Kirche in den seltensten Fällen mit sympathischen Menschen zu tun hat. Aber immerhin kann man sich über einen freien Tag freuen.

Geschichten zum Tag: 26.07. – Der Erfurter Latrinensturz

Am 26. Juli 1184 kam es zu einem äußerst unappetitlichen Zwischenfall, der mehreren Menschen das Leben kostete.

Kaiser Friedrich I. Barbarossa – seines Zeichens Oberbimpf des Heiligen Römischen Reiches, welches eigentlich wenig römisch war, aber lassen wir das jetzt mal beiseite – schickte seinen Sohn, König Heinrich – den späteren Kaiser Heinrich VI. – in Richtung Polen, um denen mal zu zeigen, wo der Hammer hängt. Auf dem Weg dahin kam Heinrich in Erfurt vorbei, wo man ihn – immerhin war er ja König und hatte was zu sagen – darum bat, einen Streit zwischen dem Erzbischof von Mainz, Konrad von Wittelsbach, und dem Landgrafen Ludwig III. von Thüringen zu schlichten. Im Grunde ist es unwichtig, warum die sich stritten, aber ganz kurz: Ein paar Jahre zuvor gab es etwas Stress mit Heinrich dem Löwen und Ludwig III. war erst auf dessen Seite, später aber nicht mehr. Konrad wollte nun irgendwelche Reparationen von ihm und Ludwig sagte ihm aber »Geh doch, wo du wohnst!«

Heinrich kam also nach Erfurt und nistete sich also in der Dompropstei ein, so etwas wie die Verwaltung des Domes, um sich anzuhören, was die beiden zu sagen hatten. Den großen Versammlungsraum hatte man im zweiten Stock, denn ganz unten befand sich eine Latrinengrube und wegen des Geruchs wollte man möglichst weit davon entfernt sein. Es ist halt schwer, Entscheidungen zu treffen, wenn einem der Geruch von Exkrementen in die Nase steigt. Schöne Wasserleitungen hatte man damals noch nicht, denn auch wenn die Römer schon ordentliche öffentliche Kloaken hatten, hatte man im Mittelalter im Land, das sich im Namen noch immer auf das Römische Reich bezog, einfach irgendwelche Gruben, die man einfach vollschiß, bis es nicht mehr ging, um dann an anderer Stelle die nächste Grube auszuheben.

Das Gebäude, in dem man sich befand, gab es auch schon eine Weile. Die Grube hatte man vorsorglich auch in ordentlicher Größe angelegt und hatte über die Jahre eifrig davon Gebrauch gemacht. Um es mal so auszudrücken: Vielleicht hätte das Gebäude mal eine Restauration gebraucht und die Scheiße im Keller hatte Schwimmbadgröße.
Heinrich setzte sich also im zweiten Stock in die Fensternische, wo er schön alles überblicken konnte. Er selbst hatte natürlich eine ordentliche Entourage dabei, weil man als König natürlich etliche Leute braucht, die einem sagen, wie toll man ist. Konrad von Wittelsbach als Erzbischof und der Landgraf Ludwig III. hatten natürlich auch etliche Leute dabei, als die in den zweiten Stock der Dompropstei gingen, um da vor dem König zu stehen und Dinge sagten wie:
»Der ist doof!«
»Gar nicht!«
»Wohle!«
»Du bist viel dööfer!«
»Manno!«
Und so weiter.

Mitunter gab es irgendwelche Leute, die vielleicht sagten: »Sach ma, die Bohlen von dem Raum hier sind aber auch nicht mehr wirklich frisch, wa? Dit knarzt ganz schön?«
»Ja, und?«
»Vielleicht sollten hier nicht so viele Leute in dem Raum sein?«
»Ach, das Ding gibt es doch schon seit 1154.«
»Ist da nicht vorher schon mal eine Kirche eingestürzt?«
»Was hat das jetzt damit zu tun?«
»Ich will ja nur sagen, wenn hier schon mal was eingestürzt ist, dann kann das doch hier vielleicht auch…«
»Mal doch nicht immer gleich den Teufel an die Wand.«
»Ich sag ja nur, dass man mal so etwas wie eine Bauaufsicht machen sollte, um …«
Leider wurde das Gespräch dadurch unterbrochen, dass plötzlich der Holzfußboden unter ihnen nachgab. Und damit ist nicht gemeint, dass da an einer Stelle plötzlich ein Loch war. Nein, praktisch der gesamte Raum sagte plötzlich »Ja, uff erstmal!« Und beschloss dann, einen Abgang zu machen.
Heinrich freilich saß in der Fensternische auf dem kleinen Teil des Raumes, der gemauert war, als plötzlich alle vor ihm verschwanden. Vermutlich dachte er: »Ey, hättet ja wenigstens Tschüss sagen können!«

Die gesamte Gesellschaft, über 60 Leute, war also ein Stockwerk heruntergefallen, was schon schlimm genug gewesen wäre. Dummerweise war der Raum da aber ganz ähnlich gestaltet und der Fußboden, der ebenfalls aus Holz bestand, sagte: »Also wenn schon mein Kumpel oben nachgegeben hat, dann mach ich das einfach auch!«
Der Boden im ersten Stock krachte also abermals unter dem Gewicht zusammen und die Adeligen fielen ein weiteres Mal hinunter.
Und dort befand sich, wie bereits beschrieben, die Abtrittgrube.

Über 60 Leuten stand also von einem Moment auf den nächsten die Scheiße bis zum Hals. In dem Fall ganz buchstäblich. Und nicht nur bis zum Hals, sondern zum Teil auch deutlich über den Köpfen. Das Problem war nämlich, dass die Wenigsten im Mittelalter gelernt hatten zu schwimmen. Ich meine, ein paar Jahre später ertrank sogar der Kaiser auf dem Kreuzzug. (Und wurde hinterher ordentlich gekocht, um nur seine Knochen mitschleppen zu müssen, aber das ist eine andere Geschichte.)
Also gluckerte einer nach dem anderen in der Grube weg. Nur sehr wenige, die den Sturz bzw. die Stürze überlebt hatten, schafften es da heraus. Einer von ihnen war Landgraf Ludwig III. Auch Konrad von Wittelsbach hatte die Katastrophe überlebt, wobei bei ihm unklar ist, ob er überhaupt hinunter in die Grube gefallen ist. Bei Ludwig III. ist zumindest sicher, dass er sich buchstäblich aus den Fäkalien gekämpft hat. Vermutlich haben die beiden Streithähne hinterher gesagt: »Ja, jut, da ist jetzt genug Scheiße passiert, vielleicht lassen wir das einfach. Und auch die Wortspiele.«
König Heinrich saß derweil oben in seiner Fensternische und konnte seinen Untertanen beim Ertrinken im Abort zusehen. Dummerweise kam er auch nicht weg. Der Weg zum Ausgang war buchstäblich weggebrochen. Man rettete ihn später durch ein paar Leitern. Letztlich ist er dann auch recht schnell aus Erfurt verschwunden. Dringende Geschäfte …

Er war dann noch kurz in Halle, wo man ihn fröhlich begrüßte und die Glocken läuteten, bis da plötzlich die Stricke bei den Glocken rissen. Da hatte er dann schon das Gefühl, dass irgendwie alles nicht so super lief. Glücklicherweise kamen dann aber ein paar Gesandte der Polen, man sagte »Ist schon eine beschissene Situation, ne?« und schloss Frieden.
Heinrich, Konrad und Ludwig zogen danach erstmal nach Italien. Vermutlich brauchte man etwas Urlaub.

Das Unglück vom 26.07.1184 ist heute unter dem Namen »Erfurter Latrinensturz« bekannt.

Mariä Himmelfahrt

Heute ist der 15. August und an diesem Tag feiern mehrere christliche Konfessionen »Mariä Aufnahme in den Himmel«, auch »Mariä Himmelfahrt« oder in den Ostkirchen auch »Hochfest des Entschlafens der allheiligen Gottesgebärerin« genannt, weil das besser über die Zunge geht. Mancherorts ist das sogar ein Feiertag, damit man genug Zeit hat, sich im Gedenken an sie ordentlich einen anzulöten.

Nun kann man sich fragen: Was genau soll denn Mariä Himmelfahrt sein und warum zum Teufel schreibt man die mit »ä«?

Beantworten wir mal den zweiten Teil zuerst: Im Lateinischen spricht man von der Jungfrau Maria als »Mariae virginis«. Irgendwer, der das übersetzen sollte, meinte dann wohl, dass man das »e« nicht unterschlagen sollte und weil »ae« im Deutschen eben »ä« ergibt, sagt man noch heute »Mariä«. Natürlich hätte damals jemand dem Übersetzer auch eine über die Rübe ziehen können, damit der seinen Job richtig macht, aber Gläubige sind ja friedfertig – zumindest wenn sie nicht gerade mit Andersgläubigen zu tun haben – weswegen das vielleicht keiner wollte.

Ansonsten ist der Name bei »Mariä Himmelfahrt« schon Programm: Sie soll an dem Tag in den Himmel aufgefahren sein. Mit Leib und Seele. Sagte zumindest mal Bischof Kyrill von Alexandrien im frühen fünften Jahrhundert, also vierhundert und ein paar zerquetschte Jahre nach dem Tod von Jesus und vermutlich seiner Mutter, weil man das da noch so gut im Gedächtnis hatte.
Kyrill war maßgeblich daran beteiligt, dass man Maria als »Gottesmutter« sah. Das hatte er durch Bestechung und Gewalt erreicht, denn … so macht man das halt als guter Christ. Und weil er das schon mal erreicht hatte, meinte er auch gleich noch: »Irgendwie müssen wir die doch auch feiern, meint ihr nicht?«
Und alle sagten: »Also wenn wir damit wieder eine Gelegenheit für Sauf- und Fressgelage kriegen… klar! Was genau wollen wir denn feiern? Ihren Geburtstag?«
»Weiß doch kein Schwein, wann das war.«
»Wann sie gestorben ist, weiß doch auch keiner.«
»Stimmt. Aber bei Gedenken hat man halt in erster Linie den Tod im Kopf, oder?«
Alle nickten.
»Aber wann wollen wir das denn machen? Ist ja nicht so, als ob da in der Bibel irgendwas konkretes steht. «
Daraufhin sagte Kyrill: »Am 15. August ist doch so ein römisches Fest, Feriae Augusti. Da die Römer ohnehin auf dem absteigenden Ast sind, können wir das doch übernehmen und die Leute wissen schon mal, das an dem Datum gefeiert wird.«
Und alle so: »Mensch, tolle Idee, du.«
Also im Grunde nahm man einen römischen Feiertag, an welchem dem Sieg von Augustus über Marcus Antonius und Kleopatra gedacht wurde, zu einem christlichen Feiertag, weil da die Mutter Gottes vielleicht-aber-eigentlich-nicht gestorben war. Oder zum Himmel auffuhr. Wichtiger Unterschied. Für manche.

Über die Jahrhunderte hinweg hat man das immer ordentlich gefeiert, dennoch war es für manche ein Problem, dass die Aufnahme von Maria in den Himmel in der Bibel bestenfalls als »schwammig bis nicht vorhanden« beschrieben werden konnte.
Glücklicherweise gibt es in der Kirchenlehre etwas, dass sich »Dogma« nennt. Ein Dogma ist eine feststehende Definition oder eine grundlegende Lehraussage, deren Wahrheitsanspruch als unumstößlich gilt. Und da 1870 der damalige Papst mal gesagt hatte, dass er und alle anderen Päpste in Kirchenfragen alles besser wissen und deswegen gefälligst alle anderen die Fresse zu halten haben, konnte Papst Pius XII. am 01. November 1950 sagen: »Leute, Maria wurde in den Himmel aufgenommen. Und weil ich das sage, is dat so!«
Papst Pius XII. war übrigens auch der Papst, der sich im Zweiten Weltkrieg eher beiläufig bis gar nicht zu den Verbrechen der Nazis äußerte. Also ein ganz patenter Typ.

Um das Ganze etwas zusammenzufassen:
Heute ist ein Feiertag, der auf einem umfunktionierten römischen Fest basiert, dessen Grundlage zumindest nicht an diesem Tag oder überhaupt stattfand, sanktioniert von einem Typen, der sich fragwürdig zur Nazizeit verhalten hat.

Da wünschen wir doch allen viel Spaß!

Geschichten zum Tag: 04.07. – Der amerikanische Unabhängigkeitstag

Jedes Jahr Anfang Juli fängt der durchschnittliche US-Amerikaner an, besonders stolz auf sein Land zu sein. Nicht, dass er es nicht auch sonst wäre, aber da nimmt das Ganze noch ganz andere Dimensionen an. Immerhin ist da doch vor Jahren was passiert! Aber was genau? John oder Joan Normalamerikaner hat da mitunter die wildesten Theorien!
»Da kam Jesus auf die Erde und Amerika gegründet!« – falsch, John, aber es geht halbwegs in die richtige Richtung. Diese ganze Gott-Sache, solltest du vielleicht weglassen.

Also, was ist am 04. Juli 1776 passiert? Und dazu vielleicht etwas Vorgeschichte?

1492 war ein gewisser Italiener namens Kolumbus im Auftrag von Spanien in Richtung Westen gesegelt. Da hat er dann Land entdeckt, das für Indien gehalten und die Einwohner der Inseln, die er da getroffen hatte, einfach mal als »Indianer« bezeichnet. Weil das ja »Indien« war.
Und die amerikanischen Ureinwohner sagten: »Wat?«

Ein paar Jahre später erforschte ein anderer Italiener die Küste der »Indianischen Inseln«, wie man zunächst dachte. Der sagte dann irgendwann: »Leute, dit is nich Indien. Dit is’n neuer Kontinent.«
Und der deutsche Kartograph Martin Waldseemüller sagte daraufhin: »Mensch, dit hat der ja super erkannt. Ick zeichne den ganzen Rotz jetzt mal auf und dann nenne ich den Kontinent nach dem Typen, der entdeckt hat, dass dit’n Kontinent is. Also Vespucci.«
Und die amerikanischen Ureinwohner sagten: »Wat?«
Und Waldseemüller sagte: »Ja, jut, geht nicht so ins Ohr. Vielleicht lieber den Vornamen von dem Typen. Amerigo. Nee, wartet mal … wir nennen dit Ganze Amerika.«
Und die amerikanischen Ureinwohner sagten: »Wat?«

Danach dauerte es dann nicht lange, bis einige Länder, vor allem die mit großen Seestreitkräften, nach Amerika fuhren und hier und da sagten: »Dit gehört jetzt allet uns!«
Und die amerikanischen Ureinwohner sagten: »Wat?«

An der Ostküste des Nordteils des neuen Kontinents machten sich dann vor allem die Briten breit und gründeten mehrere Kolonien. Und weil Briten damals ja besonders bekannt dafür waren, supertolerant gegenüber den Ureinwohnern der Länder zu sein, in die sie einfielen, gab es schon relativ bald Stress mit denen. Um die britischen Siedler zu schützen, schiffte man also lauter Soldaten über den Atlantik, die natürlich alle ausgerüstet und versorgt werden mussten. Was nicht unbedingt billig war.
Noch mehr Soldaten mussten dann rübergeschafft werden, als sich mal wieder die Franzosen und die Briten gegenseitig die Köpfe einschlugen. Das taten sie nämlich mitten in Europa, im Siebenjährigen Krieg, als auch in Nordamerika, wo man sich darum stritt, wer jetzt wo den Ureinwohnern Land wegnehmen durfte.
Wenig überraschend sagten die amerikanischen Ureinwohner dazu: »Wat?«
Allerdings kämpften sie auch auf der einen oder anderen Seite mit, trugen also ihren Teil zu dem ganzen Mist bei.
Irgendwann war dann auch mal genug mit dem Krieg. Die Franzosen ließen die Briten an der Ostküste machen und verzogen sich hinter den Mississippi, wo sie dann eigentlich auch keine Ahnung hatten, was sie da sollten. Aber das ist eine andere Geschichte.

Der wichtige Punkt war eigentlich, dass die ganze Kriegsführerei die britische Staatskasse arg strapaziert hatte. In Großbritannien selbst war es aber schwierig, mehr Geld aufzutreiben. Stattdessen schaute man nach Amerika, wo die Siedler erheblich weniger Abgaben hatten als die Leute, die in der Heimat geblieben waren. Im Grunde hatte man damals gesagt: »Passt uff, ihr geht nach Amerika, siedelt vor euch hin und zahlt praktisch keine Steuern, dafür müsst ihr halt gegebenenfalls damit rechnen, den Schädel von irgendwelchen Ureinwohnern gespalten zu kriegen.«
Und es gab genug Leute, die das okay fanden.
Aber es gab ja auch genug Leute, die das nicht nur okay fanden, sondern meinten: »Ey, scheiß auf die Einigungen mit den Ureinwohnern, ich will jetzt das Land von denen haben, denn das ist viel cooler als das andere Land und überhaupt!«
Also gab es wieder Stress mit den Ureinwohnern, mehr Soldaten mussten geschickt werden etc. pp.

Das britische Parlament sagte also irgendwann: »Wenn die blöden Siedler da nich mit die Indianers klarkommen, dann sollen se halt wenigstens Geld für den Unterhalt von den Truppen beisteuern.«
Man erließ verschiedene Steuern, die immer noch weit unter dem lagen, was die Briten in der Heimat zu zahlen hatten.
Dennoch sagten die Kolonisten: »Leute, jetzt hackt’s!«
»Wat habta denn?«, fragte das Parlament.
»Wenn wa schon besteuert werden, wollen wir wenigstens auch im Parlament vertreten sein!«
»Pfft, ihr könnt doch wählen, wenn ihr wollt.«
»Ey, schon mal gemerkt, dass unsere Wahlunterlagen alle viel zu spät ankommen, WEIL DA EIN VERDAMMTER OZEAN ZWISCHEN UNS LIEGT?«
»Ihr sagt das so, als wäre das unser Problem.«
»Alter!«

Danach gab es dann immer wieder mal Proteste, von denen zwei besonders hervorzuheben sind.
Am 5. März 1770 beschwerte sich in Boston ein Perückenmacherlehrling bei einer Wache, dass ein Offizier seine Friseurrechnung nicht bezahlt hatte. Nach über einer Stunde Gebrüll des Lehrlings, watschte ihm die Wache kräftig eine und meinte: »Sieh zu, dass du Land gewinnst.«
Daraufhin kehrte der Lehrling mit mehreren Kumpels zurück und brüllte die Leute von der Wache noch mehr an. Die Kolonisten warfen mit Schneebällen und beschimpften die Wachen, wobei vermutlich irgendwelche Sätze fielen, in denen Wörter wie »Treibe Unzucht mit dir selbst« und »deine Mutter« enthalten waren.
Die Menschenmenge schwoll an, ein Wort gab das andere, irgendwann haute jemand einen Typen von der Wache und dann fielen Schüsse. Fünf Leute starben, sechs wurden verletzt. Im anschließenden Prozess wurden die Wachen, die geschossen hatten, aber freigesprochen, weil durch eine Bedrohung der Soldaten durch die Menge ausgegangen werden musste.
Wenig überraschend sagten die Bostoner: »Wat?«

Am 16. Dezember 1773 hatten dann einige Bostoner genug, verkleideten sich als Ureinwohner, stürmten ein paar Schiffe der East India Company und warfen dann über 300 Kisten mit Tee ins Wasser.
Und mit »verkleiden« meine ich, dass sich die Leute z.T. eine Feder an den Hut steckten und sagten: »Guck ma, isch bin Indianer.«
Da ist niemand im Lendenschurz rumgerannt, weil es nämlich arschkalt war. Aber man wollte mit der »Verkleidung« wohl irgendwie symbolträchtig sein. So nach der Art »Wir werden von der Krone so schlecht behandelt wie die Ureinwohner von uns! Dit kann ja wohl nich sein, wa?«

Da es für Briten nichts Schlimmeres gibt, als wenn irgendwer am Tee rumpfuscht, war man in Großbritannien natürlich etwas ungehalten. Der König war sogar »not amused«. Manche mögen sogar behaupten, dass er »Wat?« gesagt habe.
Jedenfalls war man auf die Kolonien nicht mehr sehr gut zu sprechen und verabschiedete ein paar Gesetze, die als »Intolerable Acts« (Unerträgliche Gesetze) in die Geschichte eingingen.
So schloss man z.B. den Hafen von Boston für den Handel und sagte »Seht doch zu, wo ihr Zeuch herkriegt, Ihr *hier unflätiges Wort einsetzen*!«
Dann nahm man Massachusetts die Eigenverwaltung, stellte alles wieder unter die Verwaltung der Krone und sagte: »Versammeln is nich mehr!«
Außerdem beschloss man noch, dass irgendwelche britische Truppen zu Leuten nach Hause gehen konnten und sagten »Ey, ich wohne jetzt hier«, gewisse Landstriche ganz anderen Kolonien zugesprochen wurden – man konnte sich also nicht mehr so breitmachen, wie man wollte – und als Sahnestück obendrauf, dass Rechtsstreitigkeiten nicht mehr in den Kolonien verhandelt werden durften, sondern nur noch in der Heimat.
»Ey, aber wenn ich erst Monate über den Ozean fahren muss und dann die Verhandlung stattfindet, wer kümmert sich dann um mein Geschäft? Ich verliere ja meinen ganzen Lebensunterhalt!«
»Ist uns doch egal, Du Nulpe!«

Im Grunde zeigte also das britische Parlament und der König den Kolonisten den Stinkefinger … und umgekehrt. Die Kolonisten setzten sich dann irgendwann mal zusammen, um darüber zu beraten, wie man denn damit umgehen sollte. Das Ganze nannten sie den »Ersten Kontinentalkongress«, was schon ein halber Schritt in Richtung Regierungsbildung in den Kolonien war, obwohl die meisten Kolonisten zu dem Zeitpunkt nicht an Unabhängigkeit, sondern Gleichberechtigung interessiert waren. Auf dem Kongress beschloss man, dass man eine eigene Miliz – also praktisch eine Armee – gründen sollte, die ggf. den britischen Truppen auf die Finger haut, wenn da irgendwo was schief lief. Außerdem wollte man, wenn die »Intolerable Acts« nicht aufgehoben würden, britische Waren boykottieren und vor allem auch nichts mehr von den Kolonien nach Großbritannien liefern.
Und die Briten sagten: »Wat?«

Und dann gab es ein paar Gefechte zwischen Briten und Kolonisten, wobei die Kolonisten zunächst nicht sonderlich gut aussahen. Aber Frankreich schaute auf die Entwicklung und sagte: »Ha! Wenn wir damit den blöden Briten eins auswischen können, schicken wir euch Waffen und Kram.«
Und so wurde es bei den Gefechten dann wieder ausgeglichener.

Irgendwann setzten sich die Kolonisten dann noch einmal zusammen und nannten das »Zweiter Kontinentalkongress«. Alle Kolonien schickten ein paar Abgesandte, die diskutierten. Es war praktisch schon ein amerikanisches Parlament. Und weil mittlerweile niemand mehr so richtig gut auf die Briten zu sprechen war, überlegte man, ob man nicht die Unabhängigkeit anstreben sollte.
»Wat is? Unabhängigkeit?«
»Jau.«
»Ey, John Adams, du kannst doch gut mit Worten, setz‘ doch mal’n Wisch auf, wo wir dem König sagen, wo er sich sein Zepter hinstecken kann.«
»Nee, laß mich in Ruhe mit dem Scheiß. Soll Thomas Jefferson das doch schreiben.«
»Thomas?«
»Wat is?«
»Mach ma.«
»Ja, wat jetzt genau?«
»Na, schreib mal auf, dass die Briten doof sind, wir unser eigenes Ding durchziehen und wat die Leute in unserem Land so für Rechte haben sollten.«
»Ja, welche denn so zum Beispiel?«
»Na … alle.«
»Also so … Leben?«
»Ja, sicher.«
»Freiheit?«
»Selbstredend.«
»Alle Leute sind gleich?«
»Jau.«
»Wirklich alle?«
»Jau.«
»Wie jetzt? Auch Schwarze?«
»Nee, die natürlich nich.«
»Und Indianer?«
»Nee, auch nicht.«
»Soll ich das also irgendwie gesondert aufschreiben, dass alle gleich sind, außer …«
»Nee, das klingt ja auch blöd.«
»Ich will das nur geklärt wissen, denn ich hab ja Sklaven, und wenn die plötzlich gleich und vor allem frei wären …«
»Ja, nee, schon klar, aber wenn wir da jetzt noch einen Absatz einfügen, für wen das jetzt alles nicht gilt, was macht das dann für einen Eindruck? Da kümmern wir uns irgendwie später drum.«
»Es wäre halt blöd, wenn da irgendwer gerne mit der einen Sklavin rumschnackseln will und die dann plötzlich frei wäre und sagen könnte ‚Nee‘.«
»Wat?«
»Wat?«
»Das war jetzt merkwürdig spezifisch.«
»Okay, ich schreib einfach, das alle gleich sind, frei sein dürfen und das irgendwie das Volk über alles entscheiden soll, kein König oder so.«
»Jau, dat klingt doch jut.«

Thomas Jefferson schrieb also die Unabhängigkeitserklärung und ein paar andere schauten noch mal drüber und sagten »Jau, geht schon.«
Am 02. Juli 1776 stimmte man dann darüber ab. und sagte: »Jau, dann sind wir mal unabhängig, wa?«

Moment … am 02. Juli 1776? Wenn das da schon beschlossen wurde, warum wird dann der 04. Juli als Unabhängigkeitstag gefeiert?

Man hat am 02. Juli 1776 zwar abgestimmt, sagte dann aber zu Jefferson: »Ey, da müssen wir aber noch mal an den Text ran.«
»Leute, wir haben buchstäblich gerade darüber abgestimmt.«
»Ja, aber da fehlt halt ein Komma! Und hier ein Viertel von dem Text ist doch eigentlich überflüssig.«
»Alter, ich hab schon’n Krampf in der Hand!«
»Jetzt mach schon.«

Zwei Tage später, am 04. Juli, legte man dann das überarbeitete Dokument vor und der Präsident des Kontinentalkongresses, John Hancock, setzte seine Unterschrift drunter. Damit war dann das Dokument sozusagen rechtsgültig.
Im Anschluss fragten dann noch ein paar andere Delegierte, ob sie nicht auch darunter unterschreiben könnten.
John Hancock war erbost: »Leute, wichtig war doch, dass ich den Wisch als Vorsitzender unterzeichne. Ob ihr da noch unterschreibt oder nicht, ist doch vollkommen wurscht.«
»Ja, aber wir möchten doch so gerne.«
»Meine Fresse, ich dachte ich bin der einzige Unterzeichner. Deswegen habe ich da jetzt so groß unterschrieben.«
»Macht doch nüscht. Unterschreiben wir halt etwas kleiner.«
»Aber wie sieht dit dann aues?«
»Können wir da jetzt unterschreiben oder nicht?«
»Ach, macht doch wat ihr wollt. Ist ja ein freies Land, wa?«
Dann hat man vermutlich das ein oder andere alkoholische Getränk zu sich genommen, die Unabhängigkeitserklärung drucken lassen und dem König in Großbritannien auf den Tisch geknallt, der daraufhin sagte: »Wat?!«

Übrigens hatte die große Unterschrift von John Hancock später noch Folgen. In den USA gibt es eine Redewendung, die man benutzt, wenn man etwas unterschreibt: »Setz‘ mal deinen John Hancock drunter«. Quasi wie man bei uns seinen »Kaiser Wilhelm« druntersetzt.

Die Amerikaner feiern also heute ihren Unabhängigkeitstag, weil an dem Tag ein Typ einen Wisch unterschrieben hat, den man zwei Tage zuvor beschlossen hatte. Und lauter andere Typen, die auch unbedingt unterschreiben wollten, unterschrieben zum Teil erst viel später. Aber es war schön genug, damit man an dem Tag ordentlich die Vögel mit Feuerwerk erschrecken kann, ein halbes Rind auf den Grill schmeißen und sein halbautomatisches Gewehr in die Luft ballern kann. Immerhin haben ja in Amerika alle Rechte. Nur Ausländer vielleicht nicht. Oder Schwarze. Oder Frauen.
Aber man hat das Recht, strunzdoof zu sein. Ist doch auch was.

Geschichten zum Tag: 17.06. – Der Aufstand vom 17.Juni 1953

Die meisten Leute denken, wenn man sie auf den »Tag der deutschen Einheit« anspricht an den 03. Oktober. Und an die Tatsache, dass sie da nicht arbeiten müssen.
»Da war’sch hackedicht!«
Ja, danke, aber darum geht es nicht.
Der 03. Oktober liegt nahe, weil das nun einmal der Tag ist, an dem West- und Ostdeutschland wiedervereinigt wurden. Jahrelang war der »Tag der deutschen Einheit« aber eigentlich der 17. Juni. Allerdings nur im Westteil. Aus Gründen. Die ich jetzt näher ausführen will.

Nachdem Deutschland sich ein paar Jahre zuvor quasi als Riesenarschloch herausgestellt und mal eben den Großteil der Welt in einen Krieg verwickelte hatte, bekam es bis 1945 so viel auf die Mütze, dass man letztlich sagte »Ja, uff ey.«
Daraufhin schauten sich die Siegermächte an und sagten »Hm, wat machen wir denn jetzt mit denen? Allein lassen kann man die Leute in Deutschland ja offensichtlich nicht. Das war jetzt schon das zweite Mal, dass die Scheiße bauen.«
Zur Erinnerung: Bei den Siegermächten handelte es sich um die USA, die Sowjetunion, Großbritannien und aus irgendwelchen Gründen, die eigentlich keiner so richtig verstand, auch Frankreich. Vermutlich wollte man dem Land, welches mehr oder weniger von Anfang des Krieges bis 1944 von Deutschland besetzt war sagen »Okay, darfst du auch mal was sagen.« Oder man wollte die Leute, die Großbritannien und die USA im Krieg gegen Deutschland unterstützt haben, irgendwie belohnen. Weswegen man dann aber die Niederlande und Polen etc. rausgelassen hat … tja. Vielleicht haben die Franzosen besser gekocht. Was weiß ich.
Die Siegermächte, auch Alliierte genannt, teilten also Deutschland unter sich auf und bekamen Gebiete zugesprochen, in denen sie sagen konnten, wo der Hammer hängt, die sogenannten Besatzungszonen. Die Briten kümmerten sich grob gesagt um den Norden (also ungefähr das, was heute Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen ist), die USA um den Süden (Hessen, Bayern und Teile von dem, was heute Baden-Württemberg ist), Frankreich um den Westen (Rheinland-Pfalz, Saarland, Teile Baden-Württembergs) und die Sowjetunion um das, was mal die DDR werden sollte. Ein Sonderding fuhr man in Berlin, wo man die Stadt allein noch einmal in vier Besatzungszonen aufgeteilt hatte. Vermutlich weil man dachte, dass die Berliner die Schlimmsten von allen waren. Als Berliner würde ich das sogar unterschreiben.
Ursprünglich sollten die ganzen Zonen streng voneinander getrennt bleiben, allerdings stellte sich schnell heraus, dass die Idee vielleicht nicht ganz so toll war. Die Briten hatten mit Nordrhein-Westfalen das große Industriegebiet und die USA mit dem Süden Deutschlands den Großteil der Agrarwirtschaft und beide konnten irgendwie nicht unabhängig voneinander wirklich auskommen.
Also sagten die Briten und die USA: »Wat is’n, wenn wir aus den ganzen Zonen so einen vereinigten Wirtschaftsraum daraus machen, denn sonst ist ja auch irgendwie blöd, oder?«
Und Frankreich und die Sowjetunion sagten: »Habt ihr sie noch alle? Im Grunde wäre das ja dann wieder ein Deutschland. Haben wir ja gerade gesehen, was die zusammen dann so machen.«
Daraufhin sagten die Briten und die USA: »Egal, dann machen wir aus unseren beiden Zonen eben einen vereinigten Wirtschaftsraum mit Kapitalismus und allem Pipapo und so. Das Ganze nennen wir dann einfach Bizone.«
Die Bizone wurde dann Anfang 1947 offiziell, sehr zum Unmut vor allem der Sowjetunion, die in ihrer Besatzungszone mit Kapitalismus und dergleichen nicht viel am Hut hatte und alles eher nach dem eigenen Vorbild gestalten wollte. Generell konnten sich die Westmächte und die Sowjetunion nicht mehr so wirklich gut leiden, weswegen die Zusammenarbeit zunehmend schwierig wurde. Das lag natürlich überwiegend an Josef Stalin, der die Sowjetunion als totalitärer Diktator beherrschte und dabei wenig freundlich vorging. Die Westmächte, die eher nach dem Motto lebten »Vielleicht ist Demokratie gar nicht so schlecht und das Umbringen von irgendwelchen Völkern, besonders dem eigenen, keine so gute Idee«, hatten mit den Ansichten Stalins da so ihre Probleme.
Die Zusammenarbeit wurde so schwierig, dass irgendwann selbst Frankreich sagen musste: »Mon Dieu! Dann packen wir jetzt unsere Besatzungszone mit zur Bizone, dann wird daraus halt eine Trizone!«
Und weil es ja auch irgendwie doof war, dass das Geld in Deutschland praktisch keinen Wert hatte, führte man in der Trizone eine Währungsreform durch und geboren war die Deutsche Mark. Als die dann auch in West-Berlin eingeführt wurde, fanden das Stalin und die Sowjetunion blöd.
»Wat seid ihr doch für Spalter! Dafür blockieren wir jetzt Berlin!«, sagten die Sowjets.
Dann kam die Berlin-Blockade und die Westmächte belieferten West-Berlin aus der Luft mit Lebensmitteln und allem möglichen Kram, bis die Sowjetunion sagte: »Manno.«
Deutschland war also zu diesem Zeitpunkt nicht nur besatzungszonenmäßig, sondern auch wirtschaftlich gespalten. Letztendlich zeigten sich die Westalliierten und die Sowjetunion gegenseitig die Stinkefinger und so wurden 1949 zuerst die Bundesrepublik Deutschland und dann die Deutsche Demokratische Republik gegründet. Die komplette Spaltung Deutschlands war vollzogen.

Soweit zum Vorgeplänkel. Die eigentliche Vorgeschichte zum 17. Juni 1953 begann allerdings etwa ein Jahr zuvor, im Jahr 1952.

Das mit der Spaltung von Deutschland war zwar blöd, ging aber bis dahin mehr oder weniger gut. Während es im Westen mit der Wirtschaft langsam bergauf ging, hatte man im Osten vor allem damit zu kämpfen, dass man alles nach Stalins Vorbild gestalten wollte. Im Grunde hatte man die Bilder von Hitler mit den Bildern von Stalin ausgetauscht und meinte »Hier, der Typ, der alle möglichen Leute umbringen lässt, ist viel cooler als der andere Typ, der früher alle möglichen Leute hat umbringen lassen.«

Etliche Leute in der DDR schauten sich an, wie es lief und sagten sich »Vielleicht gehe ich lieber in den Westen, zumindest kriege ich da was zu essen und ordentliche Kippen!«
Ende Mai 1952 machte aber die DDR die Grenze dicht. Zu den Leuten sagte man sinngemäß: »Wie wäre es denn, wenn ihr hierbleibt und gefälligst arbeitet! Und, äh, nicht von den Faschisten im Westen, äh, verführt werdet.«
Und die Leute sagten: »Grmpf.«

Die herrschende »Sozialistische Einheitspartei Deutschland«, kurz SED, unter Walter Ulbricht kam dann im Juli 1952 zur Parteikonferenz zusammen, wo man den »planmäßigen Aufbaus des Sozialismus« beschloss. So richtig hatte die Partei aber anscheinend keinen Plan, oder zumindest keinen guten, denn alles was beschlossen wurde, stieß im Grunde auf recht wenig Gegenliebe bei den Arbeitern und Bauern des Arbeiter- und Bauernstaats.
Zu den Dingen, die beschlossen wurden, gehörte u.a.

  • der Aufbau einer Armee, weil man sich vor den bösen, bösen Westmächten schützen musste, obwohl man früher meinte, dass kein Deutscher mehr eine Waffe tragen sollte
  • die Einführung eines Arbeitsdienstes für Jugendliche
  • eine Hetzkampagne gegen Christen und das Ausschließen von Christen in der höheren Bildung
  • eine Bodenreform, in welcher den Bauern praktisch gesagt wurde, dass sie alle doof sind und gefälligst in Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften (LPGs) zusammenkommen sollten
  • mehr Steuern für Handwerker und Gewerbetreibende, denn warum zum Teufel sind die nicht für staatliche Betriebe tätig und überhaupt
  • die Ahndung von kleineren Vergehen mit Zuchthausstrafen, denn das hebt die Stimmung
  • die Förderung der bisher in Ostdeutschland praktisch nicht vorhandenen Schwerindustrie und die gleichzeitige Schwächung der Produktion von Konsumgütern

Der eigentlich größte Knaller war allerdings, dass man einfach mal so beschloss, die Normen in der Produktion zu erhöhen.
»Wat soll denn dit heißen?«
»Na, ihr sollt alle mehr arbeiten.«
»Kriegen wir dafür mehr Geld?«
»Nee, natürlich nicht.«
»Wie, natürlich nicht?!«
»Ey, wir wollen hier den Sozialismus aufbauen.«
»Ihr wollt also weniger Konsumgüter herstellen, so dass wa nüscht mehr wirklich einkaufen können und ick soll mehr arbeiten und dafür weniger Geld kriegen?«
»Höre ich da etwa Kritik an der Partei? Die Partei hat immer Recht.«
»Ach?«
»Wir können die Diskussion auch im Zuchthaus fortsetzen.«
»Nee, lass ma.«

Man hatte also das Land dichtgemacht, für alle das Arbeitsleben verschlimmbessert, kriegte die Versorgung nicht auf die Reihe und sah irgendwie nicht ein, dass die ganze Idee von der Planwirtschaft vielleicht nicht die beste war.
»Wenn wir sagen, dass ein Feld soundsoviel Ertrag erwirtschaftet, dann ist das gefällgst so!«
»Leute, so funktioniert die Natur aber nicht!«
»Komm mal mit, wir haben hier eine nette Zelle für dich.«

Hier und da kam es in der DDR zu Streiks in Bezug auf die Normenerhöhung. Die Rädelsführer werden oftmals festgenommen und ins Gefängnis gesteckt. Und größtenteils auch bald wieder freigelassen, nachdem sich alles wieder beruhigt hatte. Aber die Beruhigung war nur kurzfristig. Zufrieden waren die Arbeiter natürlich trotzdem nicht.

Am 5. März 1953 starb dann auch noch Stalin nach einem ordentlichen Saufgelage auf seiner Datscha. Die Führungsriege in der Sowjetunion wechselte und auf der ganzen Welt, aber besonders in den Ostblockstaaten, schaute man, wie die Sowjetunion weiter agieren würde. Würde alles etwas entspannter werden oder nicht? Eine der größten Fragen war: Wie würde sich die neue Führung in Bezug auf die DDR verhalten?
Nun, die neue Führungsspitze hatte ganz klar gesehen, dass das, was die SED in der DDR machte, irgendwie Bullshit war und zitierte eine Delegation der SED-Führungsriege nach Moskau, darunter auch Walter Ulbricht. Denen zog man dann kräftig am Ohr und sagte denen, als würden sie mit einem Lausebengel reden: »Leute, so geht dat nicht. Wollt ihr in zwei Wochen auch noch einen Staat haben?«
Und die SED sagte: »Na ja, aber wenn wir jetzt alles rückgängig machen, sehen wir doch aus wie Deppen, könnten wir da nicht …«
»Macht gefälligst was wir euch sagen.«
»Okay.«

Die SED nahm also ein paar Maßnahmen zurück, was dazu führte, dass die Bevölkerung den Eindruck hatte, die Regierung weiß nicht so recht, was sie tut. Kommt schon irgendwie doof rüber, wenn die Partei, von der im Lied »Die Partei hat immer recht« gesungen wird, plötzlich Fehler eingesteht.
Man machte also einige der Sachen, die man im Jahr zuvor für den planmäßigen Aufbau des Sozialismus beschlossen hatte, rückgängig. Nur nicht die Normenänderungen. Und das kam gar nicht gut an. Immer lauter wurden die Stimmen, die Kritik an der Regierung äußerten. Hier und da wurden schon mal freie und geheime Neuwahlen gefordert oder Rücktritt der Partei-Führung. Die SED steckte aber lieber die Finger in die Ohren und machte »Mimimimi…«

Am Samstag vor dem 17. Juni fand eine gesellige Dampferfahrt von Bauarbeitern aus Ost-Berlin statt, auf der – wie man sich vielleicht vorstellen kann – das ein oder andere alkoholische Getränk zu sich genommen wurde. Und da Alkohol es irgendwie mit sich bringt, dass man da schon mal mehr quatscht als sonst, wurde ausgiebig über die Normenerhöhung gesprochen, die erst kurz zuvor noch einmal bekräftigt wurde. Und dann wurde auch mal auf die Tische gekletter und beschlossen, dass man am kommenden Montag, den 15. Juni, streiken würde.
Am Sonntag erschien dann auch noch ein Artikel in der Zeitung »Neues Deutschland«, eigentlich das Parteiorgan der SED, der ungewöhnlich kritisch mit der Partei war. Durch die Blume wurde da mitgeteilt: »Also wat der Walter Ulbricht macht, is ja ooch eher so mit’m Holzhammer, wa?«
Die Arbeiter fühlten sich also eher bestätigt und bestärkt.
Am Montag wurde dann auf einigen Baustellen in Berlin tatsächlich gestreikt. Die Arbeiter wollten eine Rücknahme der Normenerhöhung, die ihnen vom Gewerkschaftsbund FDGB »freiwillig« übergeholfen wurde. Man hoffte, dass sich der FDGB dann auch irgendwie dazu äußern würde, im Sinne von »Ja, war jetzt nicht die beste Idee«. Tatsächlich kam am nächsten Tag in einer Zeitung auch eine Stellungnahme des stellvertretenden FDGB-Vorsitzenden Otto Lehmann, allerdings sagte er sinngemäß: »Die Normenerhöhung ist doch voll super!«
Die Arbeiter fanden sich dann also von jemandem, der eigentlich auf Seiten der Arbeiter sein sollte, ein wenig verarscht und hatten das Gefühl, dass da nur die Linie der Regierung propagiert werden sollte. Auch das kam der Stimmung nicht unbedingt zugute.
Obendrein bereichtete der West-Berliner Radiosender RIAS über die Vorgänge im Ostteil der Stadt, wodurch viel mehr Leute in der DDR hörten, was in der Hauptstadt passierte. Eigentlich sollte man in der DDR ja keine West-Sender hören, weil ja im Grunde alles, was irgendwie aus dem Westen kam, »faschistoid« sein sollte, aber komischerweise machen Leute nicht immer das, was ihnen leicht diktatorische Regime so sagen.
Die DDR-Regierung, die schon ihre Felle davonschwimmen sah, gab auch noch eine Erklärung heraus, die ungefähr lautete »Okay, das mit der Normenerhöhung war eine bescheuerte Idee, aber ihr solltet echt nicht auf irgendwelche westlichen Provokateure hören, die da irgendeinen Scheiß erzählen.«
»Wat für westliche Provokateure?«
»Na, die die… äh, da so böse Dinge gegen uns sagen.«
»Aber ihr habt doch den ganzen Mist mit der Normenerhöhung und so beschlossen…«
»Seid ihr etwa westliche Provokateure?«

Am Dienstag dem 16. Juni weiteten sich die Streiks in Ost-Berlin aus. Mittlerweile wurde nicht mehr nur in Bezug auf die Normenerhöhungen demonstriert, sondern auch zunehmend für politische Forderungen, wie z.B. die Senkung der Lebenshaltungskosten und freie Wahlen. Aus den paar Arbeitern, die streikten, waren mittlerweile Massen geworden und die Volkspolizei hatte Mühe, alles irgendwie im Zaum zu halten. Der Programmdirektor des Radiosenders RIAS aus West-Berlin rief in einem Kommentar noch zusätzlich die Ost-Berliner Bevölkerung dazu auf, sich an den Protesten zu beteiligen.
Die DDR-Führung saß abends noch im Friedrichstadtpalast zusammen und ging gar nicht weiter auf die Ereignisse des Tages ein. »Ach, wird schon«, war so ziemlich die Auffassung.

Am 17. Juni waren dann einige sowjetische Panzer auf dem Weg nach Berlin, weil man da die Panzerdivision in Karlshorst aufstocken wollte. Außerdem waren die Sowjets eh gerade im Manöver, weswegen eine sehr gute Bereitschaft bei deren Streitkräften bestand. Die SED, die mitbekam, dass an dem Tag die Proteste noch einmal eine ganz neue Größenordnung annehmen würden, wurde mittlerweile doch etwas nervös. Ulbricht und Konsorten besprachen sich mit der Besatzungsmacht, ob man vielleicht irgendwie gegen die Leute vorgehen sollte, die da protestierten, aber erstmal hielten sich die Sowjets zurück.
In der Zeitung »Neues Deutschland«, dem Zentralorgan der SED, wurde der Beschluss der SED publiziert, dass die Normerhöhungen zurückgenommen werden. Die Schuld für die Ereignisse des Vortages gab man allerdings nicht sich selbst, sondern West-Berlin, weil man offenbar nicht erkannte, dass es bei den Protesten auf der Straße nicht mehr nur um die Normenerhöhungen ging.
In den Morgenstunden liefen bei der SED, der Staatssicherheit, der Polizei und den Sowjets allerdings die Leitungen heiß, weil immer mehr Meldungen aus dem ganzen Land eintrafen, in denen über Arbeitsniederlegungen, Streiks, und Demonstrationen berichtet wurde.
In ganz Ostdeutschland nahmen die Demonstrationen eine Größe an, dass die Polizei kaum in der Lage war, die Demonstrierenden irgendwie aufzuhalten. In mehreren Städten wurden Haftanstalten, Polizeidienststellen, Stadtverwaltungen und Einrichtungen der Staatssicherheit gestürmt und Häftlinge befreit. Interessanterweise passierte all dies spontan. Es gab keine zentrale Stelle, die alles irgendwie koordinierte. Die Arbeiter in den Städten und Industrieregionen hatten halt einfach die Schnauze voll. So kam es zu Protesten in Halle, Magdeburg, Leipzig und Dresden. Heute geht man davon aus, dass zwischen 400.000 bis 1,5 Millionen Menschen an den Protesten beteiligt waren.
Da die DDR-Einsatzkräfte offensichtlich völlig überfordert waren und sich die SED-Führungsriege bei den Sowjets in Karlshorst versteckte, sagten die Sowjets irgendwann: »So, jetzt reicht’s. Dann sorgen wir eben für Ordnung!«
Die Besatzungsmacht rief den Ausnahmezustand aus und ab 13 Uhr galt in der DDR das Kriegsrecht. Im Grunde hatte die Sowjetunion somit in der DDR wieder die Regierungsgewalt übernommen.
Und weil man möglichst schnell Ruhe im Karton wollte, schickte man die Panzer los, die glücklicherweise alle schon kampfbereit waren.
Die Demonstranten sahen die Panzer und reagierten entsprechend.
»Also so’m Polizisten kann ich ja mal eins auf die Fresse geben, aber wat soll ick’n bei nem Panzer machen? Hm, ick könnte mich jetzt vom Panzer überrollen lassen, aber … vielleicht lieber nicht!«
Etliche der Demonstrationen lösten sich recht schnell wieder auf. Dennoch kam es landesweit immer wieder zu kleineren Aufständen und Angriffen und zu einer erheblichen Verhaftungswelle. Dabei wurde nicht zimperlich vorgegangen. Viele Protestierende wurden verhaften und in den folgenden Tagen vor Standgerichte gezerrt, wo sie zum Tode verurteilt und erschossen wurden. Oder hohe Zuchthausstrafen bekamen. Hier und da fanden in der DDR zwar noch bis in den Juli hinein Streiks und Aufstände statt, aber da konnte man dann schon auf die Erschossenen verweisen und sagen: »Wirklich? Wollt ihr wirklich?«
»Äh, yay, sozialistisches Vaterland!«
»So ist fein.«

Mindestens 55 Todesopfer waren aufgrund des Aufstandes zu beklagen. 1526 Anklagen wurden erhoben. Westdeutschland und die Westmächte, die so überrascht über die Aufstände, wie die DDR-Regierung selbst waren, stellten schnell klar, dass sie damit nichts zu tun hatten. Das hinderte die DDR freilich nicht daran zu behaupten, dass es sich um einen »faschistischen Putsch« handelte, von »bezahlten Provokateuren, vom gekauften Abschaum der Westberliner Unterwelt« und »ein Anschlag auf die Freiheit, ein Anschlag auf die Existenz, auf die Arbeitsplätze, auf die Familien unserer Werktätigen versucht« wurde. Das sind übrigens Original-Zitate.
Anders gesagt: Die DDR-Führung wies alle Verantwortung von sich und machte den Westen verantwortlich.

Walter Ulbricht, der so viel falsch gemacht hatte, dass ihm quasi das Volk entglitten war und eigentlich auf dem besten Weg war, abgesetzt zu werden, ging durch die Maßnahmen der Sowjetunion gestärkt hervor. Die Besatzungsmacht hatte ihm buchstäblich den Arsch gerettet. Dennoch konnte er nicht verhindern, dass es weiter Unmut in der Bevölkerung gab. Es wagte nur keiner mehr so deutlich zu werden. Standrechtliche Erschießungen sind in der Hinsicht schon irgendwie abschreckend.
In den Folgejahren zog es vor allem viele junge Leute weiter in den Westen. Bis Ulbricht dann 1961 auf die Idee kam, dass man doch das eigene Volk prima einmauern könnte. Er hatte also doch noch einen Weg gefunden, das Volk einzusperren.

Während man im Osten die Aufständischen als Faschisten diffamierte, gedachte man im Westen Deutschlands der Opfer des Aufstandes freilich etwas anders. Fünf Tage nach Ausbruch des Aufstandes benannte West-Berlin die Berliner Straße und die Charlottenburger Chaussee zwischen dem Brandenburger Tor und dem S-Bahnhof Tiergarten in »Straße des 17. Juni« um. Am 4. August 1953 erklärte der Bundestag den 17. Juni zum »Tag der deutschen Einheit« und gesetzlichen Feiertag. Der Bundespräsident erklärte ihn am 11. Juni 1963 zusätzlich zum »Nationalen Gedenktag des deutschen Volkes«. Bis dann die tatsächliche Wiedervereinigung stattfand.
Die Idee hinter dem »Tag der deutschen Einheit« war natürlich, dass man das Gefühl hatte, die Aufständischen hätten darum gekämpft, ein wiedervereinigtes Deutschland zu haben. Was ja nur bedingt stimmt. Aber es hindert einen ja nicht daran, trotzdem daran zu denken, was am 17. Juni und den Tagen drumherum passiert ist.

Geschichten zum Tag: 25.04. – Die erste Benutzung der Guillotine

Manchmal stoße ich bei meinen Recherchen zu irgendwelchen geschichtlichen Themen auf Dinge, die mich am Kopf kratzen lassen. Ich war bisher immer der Meinung, dass die Guillotine von Joseph-Ignace Guillotin erfunden wurde, nach dem sie dann auch benannt wurde.

Ist gar nicht der Fall.

Sie wurde zwar nach Guillotin benannt, aber der hatte eigentlich nur gesagt, dass die Leute, die zur Todesstrafe verurteilt worden waren, etwas humaner hingerichtet werden sollten. Zur damaligen Zeit gab es nämlich ein paar wirklich appetitliche Hinrichtungsmethoden.

Da wären z.B.:

  • Vierteilen (sprich: Arme und Beine wurden an Pferde gebunden, die dann zogen, was zur Folge hatte, dass … nun, bei dem Namen kann man sich das vielleicht denken)
  • Erhängen (die Leute baumelten herum, röchelten vor sich hin, erleichterten sich noch und generell kein schöner Anblick…)
  • Enthauptung durch das Schwert (Problem: Die Henker verfehlten auch mal das Ziel und trafen Arme oder Torso oder sie brauchten mehrere Anläufe. Bis da dann einer tot ist, braucht es schon einen Moment…)
  • Verbrennen (Besonders beliebt für Ketzer, die angeblich irgendwas gegen die Kirche gesagt hatten…)
  • Kochen (Leute wurden buchstäblich bei lebendigem Leib gekocht. Vermutlich damit sie noch sagen konnten, ob Salz oder Pfeffer fehlte.)
Die eigentliche Maschine wurde von Antoine Louis entworfen und vom deutschen Cembalobauer Tobias Schmidt gebaut. Tatsächlich nannte man sie kurzzeitig sogar »Louisette« oder im Volksmund »Das nationale Rasiermesser«. Eine Weiterentwicklung davon mit vier Klingen und einer Klinge auf der Rückseite vermutlich „Guillotine Mach 3 Turbo“. Für eine noch gründlichere Enthauptung.

Am 25. April 1792  wurde sie zum ersten Mal zur Hinrichtung benutzt. Dummerweise war die Hinrichtung so sauber und so schnell vorbei, dass das Publikum hinterher enttäuscht war und den normalen Galgen wiederhaben wollte. Bekamen sie aber nicht. So effizient war das Töten noch nie und dem Henker, der kurz darauf Leute mit der Guillotine im Akkord entsorgen konnte, kam die Erfindung mehr als gelegen. Sein Beil nutzte sich nicht andauernd ab und er wurde nicht mehr so schnell müde.

Also, in Zukunft daran denken: Die Guillotine ist zwar nach Herrn Guillotin benannt, aber nicht seine Erfindung. Wenn bei „Wer wird Millionär?“ also mal so eine Frage aufkommt, könnt ihr alle glänzen und behaupten: „Nee, dit war Antoine Louis!“. Vielleicht gebt ihr mir ja was vom Gewinn ab. 🙂

Die grauenvolle, wahre Geschichte von Ostern

Pontius Pilatus, Statthalter von Judäa und Samaria, schaute an das Kreuz, an das er den merkwürdigen Mann hatte schlagen lassen, der in letzter Zeit so viel Unruhe gestiftet hatte.
»Können wir ihn mitnehmen?«, fragte Joseph von Arimathia, ein reicher Jude, den Pilatus nicht richtig leiden konnte, weil man nie so richtig wusste, woran man bei ihm war.
»Kommt darauf an«, sagte Pilatus. »Was macht ihr mit dem Leichnam?«
»Ich habe noch eine unbenutzte Grabstätte, in die wir ihn legen wollen.«
»Was genau meinst du mit Grabstätte? Irgendein Erdloch?«
»Nein, schon so richtig eine Höhle, aus dem Stein gehauen mit allem Pipapo und so. Und einen schönen Mühlstein für den Eingang hat das Ding auch.«
»Und das hast du einfach noch so über?«
»Tja, nun …«
Pilatus grübelte. »Du kannst mir versprechen, dass das Ding richtig dicht ist und nicht irgendein Depp die Leiche klaut, damit dann irgendwer hinterher herumrennen kann und sagt, dass der Joschua wieder auferstanden ist?«
»Äh … sicher.«
Pilatus musterte den reichen Mann, der vor ihm duckmäuserte und dabei schief lächelte. Wirklich vertrauen wollte er ihm nicht, andererseits war er damit die Leiche los und niemand von seinen eigenen Leuten musste sich damit beschäftigen.
»Also von mir aus, könnt ihr ihn mitnehmen. Aber wehe, ich muss irgendwann noch einmal irgendwas über den hören. Dann mache ich dich verantwortlich.«
Joseph von Arimathia schluckte. »Okay.«
»Gut«, sagte Pilatus. »Ich muss nämlich nach Bethanien und mich um etwas kümmern. Da ist irgendein Irrer, der die Leute beißt.« Dann schritt er davon.

Joseph nickte ein paar Frauen zu, darunter Maria, die Mutter von Joschua, und dessen Gefährtin Maria Magdalena sowie eine weitere Frau, die auch Maria hieß, da es in der Gegend damals keine tollen Ideen für die Namensgebung gab. Gemeinsam nahmen sie den Leichnam vom Kreuz, wobei vorher ein römischer Zenturio noch mal seinen Speer in die Seite des Leichnams rammte, nur um ganz sicherzugehen, dass der Tote auch wirklich tot war. Maria, also der Mutter von Joschua, entglitten dabei etwas die Gesichtszüge, aber Joseph schob sie schnell weiter, bevor sie vielleicht noch auf den Zenturio losging. Nikodemus, ein Kumpel von Jesus, tauchte kurz darauf auf und hatte in rauhen Mengen Myrrhe und Aloe mitgebracht.
»Wat willste denn damit?«, fragte Joseph.
»Na, Joschua einreiben«, sagte Nikodemus.
»Wat?«
»Das macht man so.«
»Muss das so riechen?«
»Ja. Und wenn wir fertig sind, wickeln wir ihn ein, dann ist das total super und er bleibt frisch.«
»Aber der Geruch bleibt?«
Nikodemus sah in verärgert an. Eine der Frauen, die nicht mitbekommen hatte, was die beiden gesprochen hatten, fragte, was Nikodemus da machte und ob das so riechen müsste.
»Ja doch!«, schrie Nikodemus.
»Schon gut, war doch nur eine Frage.«
Zur Gruft war es nicht weit. Aber so einen Leichnam packt man sich ja nicht eben mal über die Schulter. Schon gar nicht, wenn er mit Myrrhe und Aloe eingecremt ist.
»Hätten wir den nicht hinterher einreiben können?«, fragte Maria Magdalena keuchend, während sie am vorderen Ende das Tuch hob. Joseph nickte ganz entschieden, während er versuchte mit dem Zipfel des Tuches, in dem Joschua lag, nicht lang hinzufallen. Nikodemus hingegen rollte nur mit den Augen und schlurfte an seiner Ecke des Tuches weiter. Maria, Joschuas Mutter, folgte ihnen und weinte bitterlich.
»Weinst du wegen Joschua oder wegen des Geruchs?«, fragte Joseph und Nikodemus versuchte, ihn zu treten, traf aber nur Luft.
Ganz in der Nähe der Kreuzigungsstätte gab es einen Garten und dort hatte man die Gruft in den Fels gehauen. Als die fünf Gestalten den Berg hinabkamen, waren sie schweißüberströmt.
»Wer hätte gedacht, dass ein Typ, der so wenig isst, gefoltert und gekreuzigt wurde, so viel wiegt, was?«, sagte Nikodemus.
Maria weinte noch mehr und sagte: »Und so riecht!«
In der Höhle gab es so etwas wie einen steinernen Tisch, auf den sie den Leichnam legten. Als sie alle Ecken losgelassen hatten, stöhnte Joschua auf einmal. Alle zuckten zurück.
Maria schrie: »Er lebt noch!«, aber Joseph nahm sie beiseite und erklärte ihr, dass manchmal aus Leichnamen noch die letzte Luft entweicht.
»Schau mal«, sagte Nikodemus, und um es zu beweisen, drückte er dort, wo der Bauch von Joschua war, seine Hand hinein. Der Leichnam stöhnte erneut und Maria heulte auf.
»Jetzt hör auf mit dem Scheiß«, sagte Joseph und sie gingen nach draußen.
Vor dem Eingang stand ein riesiger, runder Stein, der dazu diente, dein Eingang zu verschließen. Nikodemus warf einen Blick darauf und sagte: »Wie sollen wir dat Ding denn bewegen? Hätte es eine Holztür nicht auch getan?«
»Nerv nicht, fass lieber mit an«, sagte Joseph und gemeinsam drückten sie den Stein vor den Eingang.
Nikodemus klopfte sich nach getaner Arbeit den Dreck von den Händen. »Das war ja einfacher als gedacht. Klappe zu, Affe tot, was?«
Daraufhin trat ihn Maria und ging dann mit Joseph und Maria Magdalena weg.

Am Sonntag kam Maria Magdalena zurück zum Grab, um ein paar Blümchen hinzulegen und ein Schwätzchen mit dem Grabstein zu halten, der ihr zwar nicht antworten würde, aber immerhin hätte sie so trotzdem das Gefühl, sie könnte irgendwem ihr Leid klagen. Als sie im Garten und der Beerdigungsstätte ankam, stand die Höhle aber weit offen und der Grabstein war weggerollt. Ein schneller Blick ins Innere zeigte ihr, dass der Leichnam ihres Liebsten weg war. Sie lief zu Petrus und den anderen Jüngern und trat, ohne zu fragen, ein.
»Habt ihr Joschi weggenommen?«
»Wat?«, sagte Petrus. »Wovon sprichst du?«
»Der Joschi ist weg.«
»Wie weg?«
»Na, das Grab ist offen und er ist weg.«
»Kann doch gar nicht sein.«
»Wohle!«
»Das muss ich selber sehen.«
Simon und einer der anderen Jünger gingen hin und sahen, dass die Höhle tatsächlich leer war.
»Dit is ja ein Ding«, sagte Petrus.
»Und was macht ihr jetzt?«, fragte Maria Magdalena.
»Tja, hm«, murmelte Petrus in seinen Bart und starrte den anderen Jünger an, der mitgekommen war. Dann sagten alle beide: »Kann man nüscht machen, wa?«, und gingen wieder nach Hause. Maria Magdalena aber blieb vor dem Grab sitzen und zeigte ihnen beide Mittelfinger.
Verzweifelt, weil ihr Liebster nicht nur tot, sondern auch verschwunden war, weinte sie am Eingang, bis sie plötzlich ein Geräusch aus der Gruft hörte. Als sie hineinschaute, sah sie zwei Engel, die sich stritten.
»Wat machen wir denn jetzt?«, sagte der bärtige Engel auf der linken Seite, während der glattrasierte Engel auf der rechten Seite ihn genervt ansah und mit den Schultern zuckte. »Wenn der wirklich wiedergekommen ist, können wir gar nichts …«
Der Bärtige hörte auf zu reden, als sein Kollege ihm ein Zeichen gab und in Richtung Ausgang nickte, wo Maria Magdalena stand.
»Seid ihr Engel?«, fragte sie und die Engel warfen sich gegenseitig einen Blick zu.
»Wir sind in tausenden Kilometern umkreis die Einzigen, die wirklich reinweiße Kleider anhaben, was meinst du denn?«, sagte der Bärtige.
»Außerdem dachte ich, dass die riesigen Flügel da noch ein Hinweis drauf wären«, sagte der Glattrasierte und zeigte beiläufig mit dem Daumen in Richtung seines Rückens.
Maria Magdalena stürzte auf sie zu. »Habt ihr Joschi genommen? Ist er zum Himmel aufgefahren? Geht es ihm gut?«
»Joschi?«, sagte der Glattrasierte und kicherte.
Der Bärtige wandte sich jedoch an Maria Magdalena und sagte: »Nee, Joschi«, er machte Anführungszeichen mit den Fingerspitzen in der Luft, »geht es nicht gut. Genaugenommen befürchten wir, dass er …«
In dem Moment hörten sie ein tiefes Stöhnen, das vom Eingang her kam. Die beiden Engel sahen an Maria Magdalena vorbei und rissen entsetzt die Augen auf.
»Ach du liebes Lieschen!«, sagte der Bärtige.
Maria Magdalena drehte sich um und sah Joschua in der Tür stehen, der seinen Kopf schiefgelegt hatte und sie mit weiten Augen anstarrte.
»Äh, schön ihre Bekanntschaft gemacht zu haben«, sagte der Glattrasierte, klopfte Maria Magdalena noch einmal aufmunternd auf die Schulter und im nächsten Moment waren die Engel verschwunden.
Aber Maria Magdalena hatte eh nur Augen für ihren Joschua. Sie stürzte auf ihn zu, um ihn zu umarmen, aber der Geruch nach Myrrhe und Aloe schreckte sie doch etwas ab. »Vielleicht sollten wir dich doch erst mal waschen«, meinte sie und zwinkerte ihm zu.
Aber Joschua kam weiter auf sie zu und stieß einen tiefen, kehligen Laut aus. Als er nah genug an ihr dran war, öffnete er seinen Mund und biss ihr in die Schulter.
»Aua!«, schrie Maria Magdalena. »Du weißt doch, dass ich es nicht so grob mag.«
Ein sattes Ächzen kam aus seinem Inneren.
»Sehr gesprächig bist du seit deiner Kreuzigung aber nicht mehr, was? Könntest dich ruhig mal entschuldigen.«
Daraufhin biss Joschua sie erneut und Maria Magdalena kämpfte, um sich aus seinem Griff zu befreien. Sie schubste ihn gegen die Steinbank, auf den sie seinen Leichnam gelegt hatten, was ihn für einen Moment aus dem Gleichgewicht brachte, sodass sie aus dem Eingang rennen konnte.
»Spinnst du jetzt total?«, rief sie, aber Joschua stöhnte nur und kam mit ausgestreckten Armen auf sie zu. Als das Sonnenlicht auf seine Hände fiel, sah man in ihren Schatten ein wenig Licht, dass durch die Wunden der Kreuzigung fiel.
Joschua fletschte die Zähne und Maria Magdalena hielt sich die Bisswunden auf der Schulter und machte dann, dass sie wegkam.

Petrus und die anderen Jünger hatten sich wieder in Petrus’ Heim versteckt, weil sie sich lieber nicht mit den anderen Juden, die Joschua hatten kreuzigen lassen, anlegen wollten, aber Maria Magdalena, die wusste wo sie waren, stolperte erschöpft zur Tür hinein, aus den Wunden an ihrer Schulter blutend.
»Joschua ist zurück!«, sagte sie und brach zusammen.
»Was?«, fragte Petrus. »Der Herr ist wiederauferstanden?«
»Weiß nicht …«, stöhnte Maria Magdalena, » … ob man das so … nennen kann.«
Ein paar Jünger halfen ihr auf und sahen sich ihre Wunden an.
»Was ist denn da passiert?«
»Er hat mich gebissen«, sagte sie.
»Na, das ist ja auch keine Art.«
»Eben.«
Aber noch während sie da saßen und sich um Maria Magdalena kümmerten, ging die Tür erneut auf und Joschua stand, einen tiefen Laut ausstoßend, darin.
»Josch, altes Haus!«, rief Petrus, aber Joschua antwortete nur mit einem weiteren gutturalen Geräusch.
Die Jünger sahen sich stirnrunzelnd an.
»Könntest du dich vielleicht etwas klarer ausdrücken?«, fragte Petrus und Joschua stöhnte erneut. »Bursche, zuerst hast du immer in Gleichnissen gesprochen, die kein Schwein verstanden hat, und jetzt nuschelst du so.«
Einer der anderen Jünger, Thomas, ging auf Joschua zu, aber als er ihm zu nahe kam, beugte sich Joschua vor und biss auch ihm in die Stelle zwischen Hals und Schulter.
Daraufhin sagte Thomas: »Aaaaaaaaah!«
»Was habe ich gesagt?«, brachte Maria Magdalena schwach hervor.
»Geht’s dir gut«, fragten die Jünger, die sich um sie kümmerten, aber sie schüttelte schwach den Kopf.
»Ich glaube, ich sterbe.«
»Aber wieso?«
»Weil ich danach in der Bibel nicht mehr vorkomme.«
»Ach so, ja, das ist einleuchtend.«
Daraufhin fiel sie kraftlos hintenüber und starb.
»Josch«, sagte Petrus, »ganz ruhig, man kann doch über alles reden.«
Aber Joschua stöhnte nur erneut.
Kurz darauf erhob sich Maria Magdalena mit weit aufgerissenen Augen und biss einen der Jünger, der noch neben ihr gestanden hatte, in den Oberarm.
»Aaaaaah, du blöde Kuh!«, sagte der Jünger und ohrfeigte sie. »Das Hemd war brandneu!«
»Christentum!«, ächzte Maria Magdalena und erhob sich, um gleich auf den nächsten Jünger loszugehen, der neben ihr stand. Ihn erwischte sie richtig am Hals und biss ein ganzes Stück heraus, woraufhin der Jünger zuckend zusammenbrach und alles vollblutete, weswegen sich die anderen Jünger vorsichtshalber die Hand vor den Mund hielten.
Joschua hatte Petrus fast erreicht, der entsetzt davon war, was in seinem Haus vor sich ging. Er versuchte Joschua, der nun vor ihm stand, mit den Händen abzuwehren, aber Joschua gelang es einen der Finger von Petrus abzubeißen.
Petrus schrie vor Schmerz und anschließend die anderen Jünger an, dass sie sich in Sicherheit bringen sollten.

Gemeinsam flohen die verbliebenden Jünger zum See Tiberias auf das Fischerboot von Petrus. Einige von ihnen hatten Blessuren, die sie notdürftig behandelten. Petrus hatte den Stumpf seines Fingers umwickelt.
»Das Wiedersehen mit Josch hatte ich mir etwas anders vorgestellt«, sagte er und die anderen Jünger nickten.
»Was machen wir denn jetzt?«, fragten sie.
»Am besten wir bleiben draußen auf See, wo die nicht zu uns kommen können«, sagte Petrus, aber einer der anderen Jünger warf ein, dass Joschua schon einmal auf dem Wasser gewandelt war.
»Ja, scheiße auch, hast du eine bessere Idee?«, sagte Petrus und daraufhin schwiegen alle.
Am nächsten Morgen warfen sie die Netze aus, um ein paar Fische zu fangen und sich versorgen zu können. Am Ufer in der Ferne sahen sie eine einsame Gestalt.
»Meinst du, dass das Joschua ist?«, fragten sie Petrus.
»Wenn es so ist, dann bin ich jedenfalls froh, dass wir rausgefahren sind.«
In diesem Moment zuckten die Fischernetze.
»Oh, ich glaube, da haben wir was Großes im Netz«, sagte einer der Jünger, der begann das Netz einzuholen. Aber als er ein paar Meter davon aus dem Wasser gezogen hatte, erblickte er das verzerrte Gesicht von Maria Magdalena, die ihn mit starren, weiten Augen ansah und dann nach ihm Griff.
»Jungs, Hilfe!«, konnte der Jünger noch schreien, aber Maria Magdalena hatte sein Bein gegriffen und biss beherzt hinein.
Auf der anderen Seite des Bootes, beim anderen Netz, zuckte es ebenfalls. Verwundert mussten die Jünger, die gerade nicht gegen Maria Magdalena kämpften, feststellen, dass ihr Boot in Richtung Strand gezogen wurde. Voller Panik nahmen alle irgendwas in die Hand, was sie gegebenenfalls als Waffe würden benutzen können, aber keiner wusste richtig, was er tun konnte. Außerdem war das Stöhnen des Worts »Christentum« von Maria Magdalena äußerst nervig.
»Kann der vielleicht mal irgendwer den Kopf einschlagen?«, sagte Petrus und einer der Jünger tat wie ihm geheißen.
Daraufhin blieb Maria Magdalena still liegen und rührte sich nicht mehr.
»Oh, das ist ja praktisch. So können wir sie also besiegen«, sagte Petrus.

Sie hatten mittlerweile das Ufer fast erreicht. Zwei ihrer ehemaligen Mitjünger kamen langsam mit dem Netz aus dem Wasser gelaufen, mit dem sie das Boot gezogen hatten. Joschua stand am Strand, hatte die Arme ausgestreckt und stöhnte.
»Ja, das ist Josch«, sagte Petrus. »Man kann sogar die Löcher in den Händen von der Kreuzigung sehen. Wirklich eklig, wenn man mal drüber nachdenkt.«
Und die anderen Jünger nickten und sagten: »Und was machen wir jetzt?«
»Fliehen scheint eine angemessene Option, meint ihr nicht?«
Und alle sahen sich an, nickten und stimmten ihm zu.
Als das Boot auf Grund lief, sprangen sie herab. Ihren Freund, der von Maria Magdalena gebissen worden war, ließen sie zurück.
»Ey!«, rief er, aber die anderen Jünger schrien zurück: »Na ja, wat sollen wir denn machen, hätten wir dich tragen sollen?«, woraufhin der Jünger sagte: »Ja, natürlich!«, und die anderen Jünger riefen: »Aber dein Bein ist eklig.«, und er ihnen den erhobenen Mittelfinger zeigte.
Sie kletterten eine Hügelkette hinauf, in der Hoffnung, dass der Platz zum Rasten einfacher zu verteidigen wäre.
Die Hand von Petrus schmerzte, weswegen er öfter das Gesicht verzog und stöhnte.
»Geht’s dir gut?«, fragten einige der Jünger.
Und Petrus sagte: »Mir fehlt ein Finger, wie soll es mir schon gehen.«
Aber schon bald tauchte Joschua und die anderen Jünger auf, die gebissen worden waren. Auch der Jünger vom Boot, mit dem angebissenen Bein, war dabei, die Hand noch immer samt Mittelfinger erhoben. Das Stöhnen von Joschuas Untoten hallte den Berg hinauf. »CHRISTENTUM!«
Die Jünger auf dem Berg aber sagten: »Och, verdammt.«
Es kam zum Kampf. Es wurde getreten, gehauen und gebissen. Petrus gelang es, Joschua zu greifen und den Berg hinabzustoßen. Als er mit dem Kopf zuerst auf dem Boden aufschlug, blieb er liegen und rührte sich nicht mehr. Daraufhin gelang es den anderen Jüngern auch, ihre früheren Brüder zu überwältigen und ebenfalls in die Tiefe zu schubsen.
Außer Atem und fast am Ende ihrer Kräfte, fielen die Überlebenden auf den Gipfel des Berges.
»Meine Güte, wie wollen wir das den Leuten erklären?«, fragte einer.
»Wir sagen einfach«, antwortete Petrus, »dass Jesus wiederauferstanden und dann zum Himmel gefahren ist.«
»Und das soll irgendwer glauben?«
»Na meinst du, dass es besser ist, wenn wir erzählen, dass er wiederauferstanden ist und dann anfing alle Leute zu beißen?«
Da mussten die Jünger zustimmend nicken.
»Wir sollten noch die Leichen irgendwo verscharren, nicht dass die noch irgendwer findet«, sagte Petrus. »Sonst klappt das mit der Story wohl kaum.«
Also verbuddelten die Jünger Joschua und ihre gefallenen Brüder und gingen nach Hause, in der Hoffnung, dass nie wieder davon die Rede sein würde.

In der Nacht, als alle im Haus von Petrus schliefen, schlurfte dieser über den Holzboden. Er kam nicht richtig zur Ruhe, denn seine Hand oder genauer gesagt der abgebissene Finger schmerzte ihn sehr. Als einer der Jünger mitbekam, dass Petrus nicht schlafen konnte, wollte er ihm Gesellschaft leisten.
»Na, Petrus, was treibst du dich noch herum.«
Petrus drehte sich um und starrte ihn mit weiten Augen an. »CHRISTENTUM!«, stöhnte er und fiel über seinen Freund her.

Petrus und seine Leute zogen daraufhin durch die Lande und bissen, wen sie so vor den Mund bekamen. So breitete sich das Christentum langsam im Mittelmeerraum aus.

Frohe Ostern!

Jahresrückblick 2019

01. Januar – Im Fernsehen zeigt man wieder, wie auf der ganzen Welt gebifft und gebufft wurde und freut sich darüber, wie man das Geld quasi in die Luft geschossen hat.
Außerdem wird die gleichgeschlechtliche Ehe in Österreich legalisiert. Vermutlich laufen aus irgendwelchen Lautsprechern irgendwelche Songs von ABBA.
 
25. Januar – US.Präsident Donald Trump beendet den »Shutdown« der Bundesregierung. 35 Tage lang hatte man 800 000 Bundesbedienstete in den unbezahlten Zwangsurlaub bzw. die unbezahlte Beschäftigung geschickt, weil Trump gerne das Geld für den Bau seiner Mauer an der Grenze zu Mexiko genehmigt kriegen wollte. Die Demokraten im Land weigern sich allerdings bis zuletzt, diese idiotische Maßnahme zu unterstützen. Trumps Zustimmungswerte sinken noch weiter als zuvor schon. Er ist sich allerdings sicher, dass alles total »great« wird.
 
10. Februar – In Los Angeles werden die Grammys verliehen. Single des Jahres wird »This Is America« von Childish Gambino, die dann auch noch Song des Jahres wird. Man fragt sich, was genau da eigentlich der Unterschied ist.
 
12. Februar – Die Republik Mazedonien benennt sich in Nordmazedonien um, damit die Griechen nicht jedes Mal aus der Haut fahren, wenn über sie gesprochen wird, denn die glauben halt, dass sie immer noch das einzig wahre Mazedonien im Land haben.
 
19. Februar – Karl Lagerfeld stirbt und mehrere Models versuchen vergeblich zu weinen, aber es kommt nichts heraus, weil sie so unterernährt sind, dass der Körper selbst die Tränen zurückhält.
 
24. Februar – Bei der Oscar-Verleihung wird der Film »Green Book« als bester Film ausgezeichnet. Quasi im gleichen Atemzug wird dem Film, der sich gegen Rassismus stark macht, vorgeworfen, rassistisch zu sein, weil einige Leute nicht verstehen, dass es in einem Film zu diesem Thema nicht hauptsächlich um Schwarze gehen muss.
Rami Malek wird außerdem mit Oscar für die besten künstlichen Zähne ausgezeichnet.
 
27. Februar – Donald Trump und Kim Jong-Un treffen sich. Trump faselt irgendwas von »Great« und Kim nickt.
 
10. März – In Äthiopien stürzt eine Boeing 737 MAX 8 ab, alle 157 Menschen an Bord sterben. Es ist bereits der zweite Zwischenfall mit diesem Flugzeugtyp, der daraufhin weltweit Betriebsverbote erhält. Letztlich stellt sich heraus, dass es ein System an Bord gibt, dass ab und an mal herumspinnt und dafür sorgt, dass das Flugzeug quasi automatisch in den Sinkflug geschickt wird, auch wenn die Piloten das Gegenteil möchten. Die Firma Boeing daraufhin: »Ach, na ja, das kleine Fehlerchen …«
 
15. März – Der erste globale Protesttag der »Fridays For Future«-Aktion findet statt. Alleine in Deutschland nehmen rund 300.000 Menschen an den Protesten für eine bessere Klimapolitik teil. Einige Schüler gehen deswegen nicht zur Schule. Das wird auch der größte Aufhänger für die Gegner, die sich in der Folge an Schülern, besonders an Greta Thunberg, abarbeiten müssen, statt mal zu überlegen, ob vielleicht wirklich irgendwas nicht ganz so toll läuft.
 
20. März – Disney übernimmt 21st Century Fox und ist somit einen Schritt weiter zur Weltherrschaft. Aber die Marvel-Fans können sich zumindest freuen, dass in der Zukunft irgendwann auch die X-Men und die Fantastic 4 in der Marvel-Filmreihe auftauchen könnten.
 
29. März – An diesem Tag soll Großbritannien eigentlich aus der EU austreten. Tut es aber nicht.
 
10. April – Wissenschaftler veröffentlichen das erste Foto eines schwarzen Lochs. Entgegen der landläufigen Meinung handelt es sich dabei nicht um ein Foto von Donald Trumps Hirn.
 
11. April – Der Gründer von Wiki-Leaks, Julian Assange, wird festgenommen. Zuvor hatte er sieben Jahre in der ecuadorianischen Botschaft in London gelebt. Jetzt wollte man ihn dort aber nicht mehr, weil er allen immer das Mittagessen geklaut hat.
 
15. April – Die Kathedrale von Notre-Dame in Paris brennt. Im Anschluss werden sich einige Leute darin überbieten, wer am meisten für den Wiederaufbau gespendet hat und ganz viele Leute regen sich darüber auf, ob man das Geld nicht irgendwie für was anderes ausgeben könnte, denn XYZ ist ja viel wichtiger.
 
21. April – Wolodymyr Selenskyj, ukrainischer Schauspieler, Synchronsprecher, Drehbuchautor, Fernsehmoderator, Filmproduzent und ehemaliger Darsteller des ukrainischen Präsidenten in einer Comedy-Sendung, wird zum ukrainischen Präsidenten gewählt. Der größte Witz ist aber, dass ein Gespräch zwischen ihm und Donald Trump zum Amtsenthebungsverfahren von Letzterem führen wird.
 
26. April – »Avengers: Endgame« kommt in die Kinos und wird kurz darauf der finanziell erfolgreichste Film aller Zeiten. Es ist außerdem der Film, bei dem man am Ende sagt: »Also vermutlich reicht es jetzt auch langsam mit den ganzen Superhelden, oder?«
 
30. April – Der japanische Kaiser Akihito gibt seinen Thron auf. Nachfolger wird am nächsten Tag sein Sohn Naruhito, der es doof findet, dass er am freien Tag arbeiten muss.
 
01. Mai – Der thailändische König Maha Vajiralongkorn Bodindradebayavarangkun heiratet drei Tage vor seiner Krönung noch schnell die bürgerliche Frau Suthida Tidjai. Danach nennt er sich Rama X, denn, seien wir ehrlich, das geht einfach besser über die Zunge. Nur knappe drei Monate später macht der König Sineenat Wongvajirapakdi, eine Militärangehörige, zu seiner persönlichen Konkubine, was seine Frau bestimmt total knorke findet. Noch einmal drei Monate darauf, erkennt er ihr den Titel wieder ab, weil sie sich gegenüber seiner Frau und ihm disloyal verhalten hat. Hier einen Sex-Witz ihrer Wahl einfügen!
 
06. Mai – In Großbritannien wird ein Kind geboren. Und nur weil es irgendwie der überholten Adeligkeit angehört, ist das irgendwie würdig in den Nachrichten gezeigt zu werden.
 
17. Mai – Die Süddeutsche Zeitung und das Nachrichtenmagazin »Der Spiegel« veröffentlichen Auszüge aus einem Video, welches den österreichischen Vizekanzler Heinz-Christian Strache von der rechten Partei FPÖ zeigt, wie er zur Korruption neigt. Für die angebliche Nichte eines russischen Oligarchen ist er bereit, die Gesetze zur Parteienfinanzierung zu umgehen und eine verdeckte Übernahme parteiunabhängiger Medien zu veranlassen. Die Regierungskoalition zerbricht und Strache muss der Politik den Rücken kehren.
Außerdem wird in Taiwan die gleichgeschlechtliche Ehe legalisiert, im ersten asiatischen Land überhaupt. Darauf Konfetti und ein Likörchen.
 
18. Mai – Das Finale des Eurovision Song Contests findet statt und man wundert sich, dass das immer noch Leute interessiert.
Außerdem veröffentlicht der YouTuber Rezo ein Video mit dem Titel »Die Zerstörung der CDU«, in der er die Sozial- und Klimapolitik der Regierungsparteien kritisiert. Kurz vor der Europawahl. Die CDU-Vorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer findet es nicht gut, wenn man ihre Partei kritisiert, und fordert im Grunde eine Zensur im Netz. Außerdem produziert die CDU mit dem jungen Abgeordneten Philipp Amthor ein Antwortvideo, dass aber vermutlich so peinlich ist, dass man es dann hinterher doch lieber wegschließt.
 
19. Mai – Die letzte Folge der Serie »Game Of Thrones« läuft und alle Fans der Serie und der Bücher sagen: »Oy vey!«
 
24. Mai – Die britische Premierministerin Theresa May kündigt ihren Rücktritt an. »Wisst ihr was? Die Scheiße mit dem Brexit könnt ihr alleine machen«, ist zwar nicht die wörtliche Aussage, die sie trifft, aber sehr wahrscheinlich denkt sie genau das.
 
27. Mai – US-Präsident Donald Trump ist der erste Staatsgast, der vom neuen Kaiser Japans, Naruhito, empfangen wird. Naruhito daraufhin: »Warum muss es ausgerechnet der Trottel sein?« Vermutlich.
 
02. Juni – Der Kasseler Regierungspräsident Walter Lübcke wird von Rechtsextremisten in vor seinem Wohnhaus getötet. Statt öffentlich die Tötung zu verdammen, lassen sich viele AfD-Politiker dazu hinreißen, Äußerungen zu tätigen, die sinngemäß sagen: »Ja, aber die Linken …«
 
09. Juni – In Hongkong beginnen Proteste gegen das » Gesetz über flüchtige Straftäter und Rechtshilfe in Strafsachen«, welches u. a. Auslieferungen von Häftlingen an die Volksrepublik China ermöglichen soll. Im Grunde will China die rechtliche Grundlage schaffen, um unliebsame Leute möglichst einfach in Organspender oder sonstige nicht-lebendige Lebensformen umzuwandeln. Die zunächst friedlichen Demonstrationen werden recht bald gewaltsam, besonders nachdem die Polizei immer weniger zimperlich mit den Demonstranten umgeht. Aber wenn man Chinas Offizielle fragt, dann ist eigentlich alles total tuffig und super.
 
15. Juni – E-Scooter sind jetzt auf Deutschlands Straßen zugelassen. Das sind diese Dinger für Leute, die zu viel Geld haben, glauben der Umwelt etwas Gutes zu tun und sich trotzdem nicht selber bewegen wollen.
 
18. Juni – Beim Empfang des neuen ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, zittert Bundeskanzlerin Merkel in der Sommerhitze. Ihr haben nur drei Gläser Wasser gefehlt, sagt sie im Anschluss. Im Netz wird heftig diskutiert, wie es wohl um ihre Gesundheit steht und ob sie noch amtsfähig ist. Die Frage hätte man vielleicht lieber vor der letzten Wahl stellen sollen.
 
23. Juni – Ekrem İmamoğlu wird bei der Bürgermeisterwahl in Istanbul erneut von der Mehrheit der Wähler gewählt. Ein paar Wochen zuvor hatte er bereits die erste Bürgermeisterwahl gewonnen, die allerdings von der Wahlkommission als ungültig gewertet wurde, weil Präsident Erdogan es doof fand, dass nicht der Kandidat seiner Partei gewann. Also ein Vorgang, der schon im Ansatz total demokratisch klingt. Immerhin scheint sich dann ja doch noch der gesunde Menschenverstand durchzusetzen.
 
29. Juni – Nachdem die Kapitänin des Schiffes »Sea-Watch 3«, Carola Rackete, feststellt, dass wirklich ein Notstand an Bord besteht, beschließt sie, entgegen dem Willen der italienischen Regierung in Lampedusa anzulegen. Sie wird gleich darauf festgenommen, aber zumindest sind die Schiffbrüchigen sicher. In Deutschland und Italien wird derweil groß darüber diskutiert, ob man denn Leute aus Seenot retten sollte oder nicht, als ob es da irgendwas zu diskutieren gäbe.
 
03. Juli – Das vorherige Urteil des Landgerichts Gießen gegen die deutsche Fachärztin Kristina Hänel wird aufgehoben. Das Gericht hatte sie verurteilt, Werbung für Schwangerschaftsabbrüche zu machen, obwohl sie lediglich darüber informiert hatte, dass sie das eben auch tut. Da das Oberlandesgericht das Urteil zwar aufhebt, aber den Hinweis gibt, dass in dem Fall der umstrittene § 219a StGB Anwendung zu finden hätte, verurteilt das Landgericht Gießen sie im Dezember erneut und alle, die das irgendwie verfolgt haben, Patschen sich die Hand vor die Stirn.
Das passiert übrigens nur, weil irgendein Loser, der nur mit Pseudonym unterwegs ist, systematisch Ärzte wegen Schwangerschaftsabbrüchen verklagt, da er offenbar sonst über keine vernünftigen Hobbys verfügt. Oder einen Lebenspartner, der bzw. die ihn fragen kann, ob er sie noch alle hat.
 
07. Juli – Unter ihrer Kapitänin Megan Rapinoe wird die US-Fußballnationalmannschaft der Frauen erneut Weltmeister. Rapinoe wird außerdem zur Weltfußballerin des Jahres gekürt. In den USA wird aber darauf weniger eingegangen. Dort wird viel mehr darüber diskutiert, dass sie homosexuell ist, weil das für den Sport auch so unglaublich wichtig ist.
 
16. Juli – Ursula von der Leyen wird zur Präsidentin der Europäischen Kommission gewählt. Erneut wird der Beweis erbracht, dass man in der europäischen Politik keinerlei Qualifikation oder Talent braucht, um es weit zu bringen.
 
24. Juli – Boris Johnson wird neuer Premierminister in Großbritannien und verspricht, dass der Brexit am 31. Oktober stattfinden wird. Aber natürlich ist das eine Lüge, wie etwa 95% der Dinge, die aus seinem Mund kommen. Er ist ein weiteres Beispiel dafür, dass man weder Qualifikation noch Talent braucht, um in der Politik weit zu kommen. Und offenbar muss man nicht mal gewählt werden, um Premierminister in Großbritannien zu werden.
 
25. Juli – Im niedersächsischen Lingen wird mit 42,6°C ein neuer deutscher Hitzerekord gemessen. Die Temperatur ist über 2°C höher als der vorherige Rekord von 2015. Ob das vielleicht irgendwas mit dem Klimawandel zu tun haben könnte? Dazu ein durchschnittlicher SUV-Fahrer: »Kann gar nicht sein.«
 
29. Juli – Im Hauptbahnhof von Frankfurt am Main wird ein achtjähriger Junge von einem Mann vor einen einfahrenden Zug gestoßen. Der Mann war geistig verwirrt, aber weil er eine dunkle Hautfarbe hat, wird das für einige Parteien mal wieder ein gefundenes Fressen, um über Ausländer herzuziehen.
 
10. August – Der US-amerikanische Investmentbanker und verurteilte Sexualstraftäter Jeffrey Epstein wird tot in seiner Zelle gefunden. Der Kumpel von US-Präsident Donald Trump, den dieser laut eigenen Aussagen ja überhaupt nicht leiden konnte und praktisch gar nicht kannte, unterhielt einen Sexhandelsring mit Minderjährigen und stirbt ganz zufällig im Knast, als er, der eigentlich ständig unter Beobachtung stehen soll, gerade mal nicht beobachtet wird. Zwei Wachen haben geschlafen und der vorherige Zellengenosse wurde auch vorher vorsichtshalber verlegt. Natürlich war es Selbstmord. Die Möglichkeit, dass da irgendwie was nicht mit rechten Dingen zugegangen ist, weil er Kontakte in die höchsten Kreise der Macht hatte und eventuell irgendwelche Leute hätte belasten können, ist völlig absurd.
 
22. August – Wissenschaftler geben bekannt, dass zu viel Sitzen die Lebensdauer verkürzt. Schriftsteller weltweit sagen: »Na toll.«
 
21. September – Sigmund Jähn, der erste Deutsche im All, stirbt in Strausberg bei Berlin. Der Held der DDR und Held der Sowjetunion war 1978 mit einer Sojus-Kapsel ins All geflogen. Die »Goldene Henne« hat auch mal gewonnen. Das ist ja auch nicht zu verachten.
 
23. September – Greta Thunberg hält vor der UN eine leidenschaftliche Rede und kritisiert die Klimapolitik der Regierungen. Die sagen: »Jau, hat schon Recht, die Kleine«, und machen dann weiter wie bisher. Um die Welt geht auch ein Video, in dem sie Trump anschaut, als er an ihr vorbeiläuft. Ihr Gesichtsausdruck entspricht dabei so ziemlich dem Gesichtsausdruck von jedem, der mal versucht hat ihm länger als 30 Sekunden genauer zuzuhören.
Gleichzeitig geht die eine der größten und ältesten Reisefirmen der Welt bankrott. Der Fall der Firma Thomas Cook sorgt dafür, dass weltweit rund 600.000 Touristen festsitzen. Komischerweise meint da keiner, dass sie doch mit überfüllten Booten übers Mittelmeer kommen sollen.
 
01. Oktober – Mit einiger Berechtigung kann man jetzt sagen, dass Gott tot ist. Karel Gott, zumindest.
 
09. Oktober – In Halle will ein rechtsextremistischer Volltrottel eine Synagoge zusammenballern, scheitert aber an einer geschlossenen Tür. Dann sagt er »Manno, der Jude ist Schuld!« und ballert zwei andere Leute nieder. Das Ganze überträgt er auch noch live ins Internet. Und falls sich einer das fragt: Ja, der Typ hatte keine Freundin, die ihm hätte sagen können, dass er ein Idiot ist.
 
10. Oktober – Das Nobelpreis-Komitee gibt bekannt, an wen die Literaturnobelpreise für 2018 und 2019 gehen. 2018 hatte man ihn nämlich nicht vergeben, weil eines der Akademie-Mitglieder Frauen sexuell belästigt hatte. Quasi als Entschuldigung gibt man der polnischen Schriftstellerin Olga Tokarczuk den Nobelpreis für dieses Jahr. Für 2019 erhält der Österreicher Peter Handke den Preis und hinterher reden irgendwie alle nur über Handke. Tokarczuk wird irgendwie vergessen.
 
31. Oktober – Beginn der Amtsenthebungsuntersuchung gegen Donald Trump. Es gibt irgendwie eine Batterie von Leuten, die gegen Trump aussagt und meint, dass er da bestimmte Vorteile für sich herausschlagen wollte, was im Grunde einem Verrat des Präsidenten an seinem Staat gleichkommt, aber Trumps Anhänger und er selbst reden nur von »Presidential Harassment«. Vermutlich sind sie nur sauer, weil sie Schwarze nicht mehr mit dem N-Wort bezeichnen und keiner Frau ungefragt in den Schritt fassen dürfen.
 
13. November – Venedig steht unter Wasser. Das ist an sich nicht so ungewöhnlich, denn das passiert durchaus öfter, aber diesem steht es so hoch wie noch nie zuvor. Ob das am Klimawandel liegt? Die Meinung der Venezianer: »Blubb blubb blubb.«
 
20. November – Der britische Prinz Andrew tritt von allen öffentlichen Pflichten zurück und bleibt lieber daheim, wo er sich alte Gemälde mit nackten Kindern drauf anschauen kann. Ein paar Tage zuvor hatte er ein Interview gegeben, welches allgemein als absolutes PR-Desaster bezeichnet wird. Thema darin war seine Freundschaft zu dem Sexualstraftäter Jeffrey Epstein, der Minderjährige sexuell missbraucht hatte. Irgendwie schaffte es Prinz Andrew, nicht ein Wort des Bedauerns auszudrücken. Stattdessen erfuhr die Welt, dass er nicht schwitzen kann. Das ist doch auch was.
 
23. November – Das letzte bekannte Sumatra-Nashorn in Malaysia stirbt. Na, endlich mal eine positive Nachricht im ganzen Jahr, was?
 
29. November – Der Eröffnungstermin für den Flughafen Berlin-Brandenburg, kurz BER, wird bekanntgeben: 31. Oktober 2020. Die gesamte Bevölkerung fasst sich ans Auge und sagt: »Jau, sicher …«
 
03. Dezember – Bei London feiern die Staats- und Regierungschefs der Mitgliedsstaaten das 70-jährige Bestehen der NATO. Ein paar der Spitzenleute machen sich dabei über Trump lustig. Warum auch nicht? Der Rest der Welt tut es ja auch.
 
06. Dezember – Der SPD-Bundesparteitag beginnt in Berlin. Ist da nicht irgendwer gewählt worden? Es gibt ein Fleißpünktchen, wenn einer die neue Spitze der SPD mit Namen nennen kann, ohne extra nachschauen zu müssen. Nicht, dass das irgendwen interessiert.
 
12. Dezember – In Großbritannien wird mal wieder gewählt. Aus irgendeinem Grund entscheiden sich die Wähler für einen Mann, der offenbar als Kind zu oft auf den Kopf gefallen ist und den Intellekt einer zurückgebliebenen Kartoffel hat.
 
20. Dezember – Entgegen allen Erwartungen kann man sich in Großbritannien doch mal zu einer Entscheidung durchringen. Das Austrittsabkommen mit der EU wird angenommen. Voraussichtlicher Austritt aus der EU ist nun der 31. Januar 2020.
 
27. Dezember – Der WDR veröffentlicht auf seiner Facebook-Seite ein Video, in dem ein Kinderchor »Meine Oma fährt im Hühnerstall Motorrad« singt. Dabei wird die Oma als alte Umweltsau bezeichnet. Und weil es sonst nichts auf der Welt gibt, über das man sich aufregen könnte, gibt es halt böse Kommentare bis Morddrohungen an die Mitarbeiter des WDR, weil offenbar keiner mehr in der Lage ist Satire einfach mal als das zu nehmen, was sie ist.