Historie

Geschichten zum Tag: 26.07. – Der Erfurter Latrinensturz

Am 26. Juli 1184 kam es zu einem äußerst unappetitlichen Zwischenfall, der mehreren Menschen das Leben kostete.

Kaiser Friedrich I. Barbarossa – seines Zeichens Oberbimpf des Heiligen Römischen Reiches, welches eigentlich wenig römisch war, aber lassen wir das jetzt mal beiseite – schickte seinen Sohn, König Heinrich – den späteren Kaiser Heinrich VI. – in Richtung Polen, um denen mal zu zeigen, wo der Hammer hängt. Auf dem Weg dahin kam Heinrich in Erfurt vorbei, wo man ihn – immerhin war er ja König und hatte was zu sagen – darum bat, einen Streit zwischen dem Erzbischof von Mainz, Konrad von Wittelsbach, und dem Landgrafen Ludwig III. von Thüringen zu schlichten. Im Grunde ist es unwichtig, warum die sich stritten, aber ganz kurz: Ein paar Jahre zuvor gab es etwas Stress mit Heinrich dem Löwen und Ludwig III. war erst auf dessen Seite, später aber nicht mehr. Konrad wollte nun irgendwelche Reparationen von ihm und Ludwig sagte ihm aber »Geh doch, wo du wohnst!«

Heinrich kam also nach Erfurt und nistete sich also in der Dompropstei ein, so etwas wie die Verwaltung des Domes, um sich anzuhören, was die beiden zu sagen hatten. Den großen Versammlungsraum hatte man im zweiten Stock, denn ganz unten befand sich eine Latrinengrube und wegen des Geruchs wollte man möglichst weit davon entfernt sein. Es ist halt schwer, Entscheidungen zu treffen, wenn einem der Geruch von Exkrementen in die Nase steigt. Schöne Wasserleitungen hatte man damals noch nicht, denn auch wenn die Römer schon ordentliche öffentliche Kloaken hatten, hatte man im Mittelalter im Land, das sich im Namen noch immer auf das Römische Reich bezog, einfach irgendwelche Gruben, die man einfach vollschiß, bis es nicht mehr ging, um dann an anderer Stelle die nächste Grube auszuheben.

Das Gebäude, in dem man sich befand, gab es auch schon eine Weile. Die Grube hatte man vorsorglich auch in ordentlicher Größe angelegt und hatte über die Jahre eifrig davon Gebrauch gemacht. Um es mal so auszudrücken: Vielleicht hätte das Gebäude mal eine Restauration gebraucht und die Scheiße im Keller hatte Schwimmbadgröße.
Heinrich setzte sich also im zweiten Stock in die Fensternische, wo er schön alles überblicken konnte. Er selbst hatte natürlich eine ordentliche Entourage dabei, weil man als König natürlich etliche Leute braucht, die einem sagen, wie toll man ist. Konrad von Wittelsbach als Erzbischof und der Landgraf Ludwig III. hatten natürlich auch etliche Leute dabei, als die in den zweiten Stock der Dompropstei gingen, um da vor dem König zu stehen und Dinge sagten wie:
»Der ist doof!«
»Gar nicht!«
»Wohle!«
»Du bist viel dööfer!«
»Manno!«
Und so weiter.

Mitunter gab es irgendwelche Leute, die vielleicht sagten: »Sach ma, die Bohlen von dem Raum hier sind aber auch nicht mehr wirklich frisch, wa? Dit knarzt ganz schön?«
»Ja, und?«
»Vielleicht sollten hier nicht so viele Leute in dem Raum sein?«
»Ach, das Ding gibt es doch schon seit 1154.«
»Ist da nicht vorher schon mal eine Kirche eingestürzt?«
»Was hat das jetzt damit zu tun?«
»Ich will ja nur sagen, wenn hier schon mal was eingestürzt ist, dann kann das doch hier vielleicht auch…«
»Mal doch nicht immer gleich den Teufel an die Wand.«
»Ich sag ja nur, dass man mal so etwas wie eine Bauaufsicht machen sollte, um …«
Leider wurde das Gespräch dadurch unterbrochen, dass plötzlich der Holzfußboden unter ihnen nachgab. Und damit ist nicht gemeint, dass da an einer Stelle plötzlich ein Loch war. Nein, praktisch der gesamte Raum sagte plötzlich »Ja, uff erstmal!« Und beschloss dann, einen Abgang zu machen.
Heinrich freilich saß in der Fensternische auf dem kleinen Teil des Raumes, der gemauert war, als plötzlich alle vor ihm verschwanden. Vermutlich dachte er: »Ey, hättet ja wenigstens Tschüss sagen können!«

Die gesamte Gesellschaft, über 60 Leute, war also ein Stockwerk heruntergefallen, was schon schlimm genug gewesen wäre. Dummerweise war der Raum da aber ganz ähnlich gestaltet und der Fußboden, der ebenfalls aus Holz bestand, sagte: »Also wenn schon mein Kumpel oben nachgegeben hat, dann mach ich das einfach auch!«
Der Boden im ersten Stock krachte also abermals unter dem Gewicht zusammen und die Adeligen fielen ein weiteres Mal hinunter.
Und dort befand sich, wie bereits beschrieben, die Abtrittgrube.

Über 60 Leuten stand also von einem Moment auf den nächsten die Scheiße bis zum Hals. In dem Fall ganz buchstäblich. Und nicht nur bis zum Hals, sondern zum Teil auch deutlich über den Köpfen. Das Problem war nämlich, dass die Wenigsten im Mittelalter gelernt hatten zu schwimmen. Ich meine, ein paar Jahre später ertrank sogar der Kaiser auf dem Kreuzzug. (Und wurde hinterher ordentlich gekocht, um nur seine Knochen mitschleppen zu müssen, aber das ist eine andere Geschichte.)
Also gluckerte einer nach dem anderen in der Grube weg. Nur sehr wenige, die den Sturz bzw. die Stürze überlebt hatten, schafften es da heraus. Einer von ihnen war Landgraf Ludwig III. Auch Konrad von Wittelsbach hatte die Katastrophe überlebt, wobei bei ihm unklar ist, ob er überhaupt hinunter in die Grube gefallen ist. Bei Ludwig III. ist zumindest sicher, dass er sich buchstäblich aus den Fäkalien gekämpft hat. Vermutlich haben die beiden Streithähne hinterher gesagt: »Ja, jut, da ist jetzt genug Scheiße passiert, vielleicht lassen wir das einfach. Und auch die Wortspiele.«
König Heinrich saß derweil oben in seiner Fensternische und konnte seinen Untertanen beim Ertrinken im Abort zusehen. Dummerweise kam er auch nicht weg. Der Weg zum Ausgang war buchstäblich weggebrochen. Man rettete ihn später durch ein paar Leitern. Letztlich ist er dann auch recht schnell aus Erfurt verschwunden. Dringende Geschäfte …

Er war dann noch kurz in Halle, wo man ihn fröhlich begrüßte und die Glocken läuteten, bis da plötzlich die Stricke bei den Glocken rissen. Da hatte er dann schon das Gefühl, dass irgendwie alles nicht so super lief. Glücklicherweise kamen dann aber ein paar Gesandte der Polen, man sagte »Ist schon eine beschissene Situation, ne?« und schloss Frieden.
Heinrich, Konrad und Ludwig zogen danach erstmal nach Italien. Vermutlich brauchte man etwas Urlaub.

Das Unglück vom 26.07.1184 ist heute unter dem Namen »Erfurter Latrinensturz« bekannt.

Mariä Himmelfahrt

Heute ist der 15. August und an diesem Tag feiern mehrere christliche Konfessionen »Mariä Aufnahme in den Himmel«, auch »Mariä Himmelfahrt« oder in den Ostkirchen auch »Hochfest des Entschlafens der allheiligen Gottesgebärerin« genannt, weil das besser über die Zunge geht. Mancherorts ist das sogar ein Feiertag, damit man genug Zeit hat, sich im Gedenken an sie ordentlich einen anzulöten.

Nun kann man sich fragen: Was genau soll denn Mariä Himmelfahrt sein und warum zum Teufel schreibt man die mit »ä«?

Beantworten wir mal den zweiten Teil zuerst: Im Lateinischen spricht man von der Jungfrau Maria als »Mariae virginis«. Irgendwer, der das übersetzen sollte, meinte dann wohl, dass man das »e« nicht unterschlagen sollte und weil »ae« im Deutschen eben »ä« ergibt, sagt man noch heute »Mariä«. Natürlich hätte damals jemand dem Übersetzer auch eine über die Rübe ziehen können, damit der seinen Job richtig macht, aber Gläubige sind ja friedfertig – zumindest wenn sie nicht gerade mit Andersgläubigen zu tun haben – weswegen das vielleicht keiner wollte.

Ansonsten ist der Name bei »Mariä Himmelfahrt« schon Programm: Sie soll an dem Tag in den Himmel aufgefahren sein. Mit Leib und Seele. Sagte zumindest mal Bischof Kyrill von Alexandrien im frühen fünften Jahrhundert, also vierhundert und ein paar zerquetschte Jahre nach dem Tod von Jesus und vermutlich seiner Mutter, weil man das da noch so gut im Gedächtnis hatte.
Kyrill war maßgeblich daran beteiligt, dass man Maria als »Gottesmutter« sah. Das hatte er durch Bestechung und Gewalt erreicht, denn … so macht man das halt als guter Christ. Und weil er das schon mal erreicht hatte, meinte er auch gleich noch: »Irgendwie müssen wir die doch auch feiern, meint ihr nicht?«
Und alle sagten: »Also wenn wir damit wieder eine Gelegenheit für Sauf- und Fressgelage kriegen… klar! Was genau wollen wir denn feiern? Ihren Geburtstag?«
»Weiß doch kein Schwein, wann das war.«
»Wann sie gestorben ist, weiß doch auch keiner.«
»Stimmt. Aber bei Gedenken hat man halt in erster Linie den Tod im Kopf, oder?«
Alle nickten.
»Aber wann wollen wir das denn machen? Ist ja nicht so, als ob da in der Bibel irgendwas konkretes steht. «
Daraufhin sagte Kyrill: »Am 15. August ist doch so ein römisches Fest, Feriae Augusti. Da die Römer ohnehin auf dem absteigenden Ast sind, können wir das doch übernehmen und die Leute wissen schon mal, das an dem Datum gefeiert wird.«
Und alle so: »Mensch, tolle Idee, du.«
Also im Grunde nahm man einen römischen Feiertag, an welchem dem Sieg von Augustus über Marcus Antonius und Kleopatra gedacht wurde, zu einem christlichen Feiertag, weil da die Mutter Gottes vielleicht-aber-eigentlich-nicht gestorben war. Oder zum Himmel auffuhr. Wichtiger Unterschied. Für manche.

Über die Jahrhunderte hinweg hat man das immer ordentlich gefeiert, dennoch war es für manche ein Problem, dass die Aufnahme von Maria in den Himmel in der Bibel bestenfalls als »schwammig bis nicht vorhanden« beschrieben werden konnte.
Glücklicherweise gibt es in der Kirchenlehre etwas, dass sich »Dogma« nennt. Ein Dogma ist eine feststehende Definition oder eine grundlegende Lehraussage, deren Wahrheitsanspruch als unumstößlich gilt. Und da 1870 der damalige Papst mal gesagt hatte, dass er und alle anderen Päpste in Kirchenfragen alles besser wissen und deswegen gefälligst alle anderen die Fresse zu halten haben, konnte Papst Pius XII. am 01. November 1950 sagen: »Leute, Maria wurde in den Himmel aufgenommen. Und weil ich das sage, is dat so!«
Papst Pius XII. war übrigens auch der Papst, der sich im Zweiten Weltkrieg eher beiläufig bis gar nicht zu den Verbrechen der Nazis äußerte. Also ein ganz patenter Typ.

Um das Ganze etwas zusammenzufassen:
Heute ist ein Feiertag, der auf einem umfunktionierten römischen Fest basiert, dessen Grundlage zumindest nicht an diesem Tag oder überhaupt stattfand, sanktioniert von einem Typen, der sich fragwürdig zur Nazizeit verhalten hat.

Da wünschen wir doch allen viel Spaß!

Geschichten zum Tag: 04.07. – Der amerikanische Unabhängigkeitstag

Jedes Jahr Anfang Juli fängt der durchschnittliche US-Amerikaner an, besonders stolz auf sein Land zu sein. Nicht, dass er es nicht auch sonst wäre, aber da nimmt das Ganze noch ganz andere Dimensionen an. Immerhin ist da doch vor Jahren was passiert! Aber was genau? John oder Joan Normalamerikaner hat da mitunter die wildesten Theorien!
»Da kam Jesus auf die Erde und Amerika gegründet!« – falsch, John, aber es geht halbwegs in die richtige Richtung. Diese ganze Gott-Sache, solltest du vielleicht weglassen.

Also, was ist am 04. Juli 1776 passiert? Und dazu vielleicht etwas Vorgeschichte?

1492 war ein gewisser Italiener namens Kolumbus im Auftrag von Spanien in Richtung Westen gesegelt. Da hat er dann Land entdeckt, das für Indien gehalten und die Einwohner der Inseln, die er da getroffen hatte, einfach mal als »Indianer« bezeichnet. Weil das ja »Indien« war.
Und die amerikanischen Ureinwohner sagten: »Wat?«

Ein paar Jahre später erforschte ein anderer Italiener die Küste der »Indianischen Inseln«, wie man zunächst dachte. Der sagte dann irgendwann: »Leute, dit is nich Indien. Dit is’n neuer Kontinent.«
Und der deutsche Kartograph Martin Waldseemüller sagte daraufhin: »Mensch, dit hat der ja super erkannt. Ick zeichne den ganzen Rotz jetzt mal auf und dann nenne ich den Kontinent nach dem Typen, der entdeckt hat, dass dit’n Kontinent is. Also Vespucci.«
Und die amerikanischen Ureinwohner sagten: »Wat?«
Und Waldseemüller sagte: »Ja, jut, geht nicht so ins Ohr. Vielleicht lieber den Vornamen von dem Typen. Amerigo. Nee, wartet mal … wir nennen dit Ganze Amerika.«
Und die amerikanischen Ureinwohner sagten: »Wat?«

Danach dauerte es dann nicht lange, bis einige Länder, vor allem die mit großen Seestreitkräften, nach Amerika fuhren und hier und da sagten: »Dit gehört jetzt allet uns!«
Und die amerikanischen Ureinwohner sagten: »Wat?«

An der Ostküste des Nordteils des neuen Kontinents machten sich dann vor allem die Briten breit und gründeten mehrere Kolonien. Und weil Briten damals ja besonders bekannt dafür waren, supertolerant gegenüber den Ureinwohnern der Länder zu sein, in die sie einfielen, gab es schon relativ bald Stress mit denen. Um die britischen Siedler zu schützen, schiffte man also lauter Soldaten über den Atlantik, die natürlich alle ausgerüstet und versorgt werden mussten. Was nicht unbedingt billig war.
Noch mehr Soldaten mussten dann rübergeschafft werden, als sich mal wieder die Franzosen und die Briten gegenseitig die Köpfe einschlugen. Das taten sie nämlich mitten in Europa, im Siebenjährigen Krieg, als auch in Nordamerika, wo man sich darum stritt, wer jetzt wo den Ureinwohnern Land wegnehmen durfte.
Wenig überraschend sagten die amerikanischen Ureinwohner dazu: »Wat?«
Allerdings kämpften sie auch auf der einen oder anderen Seite mit, trugen also ihren Teil zu dem ganzen Mist bei.
Irgendwann war dann auch mal genug mit dem Krieg. Die Franzosen ließen die Briten an der Ostküste machen und verzogen sich hinter den Mississippi, wo sie dann eigentlich auch keine Ahnung hatten, was sie da sollten. Aber das ist eine andere Geschichte.

Der wichtige Punkt war eigentlich, dass die ganze Kriegsführerei die britische Staatskasse arg strapaziert hatte. In Großbritannien selbst war es aber schwierig, mehr Geld aufzutreiben. Stattdessen schaute man nach Amerika, wo die Siedler erheblich weniger Abgaben hatten als die Leute, die in der Heimat geblieben waren. Im Grunde hatte man damals gesagt: »Passt uff, ihr geht nach Amerika, siedelt vor euch hin und zahlt praktisch keine Steuern, dafür müsst ihr halt gegebenenfalls damit rechnen, den Schädel von irgendwelchen Ureinwohnern gespalten zu kriegen.«
Und es gab genug Leute, die das okay fanden.
Aber es gab ja auch genug Leute, die das nicht nur okay fanden, sondern meinten: »Ey, scheiß auf die Einigungen mit den Ureinwohnern, ich will jetzt das Land von denen haben, denn das ist viel cooler als das andere Land und überhaupt!«
Also gab es wieder Stress mit den Ureinwohnern, mehr Soldaten mussten geschickt werden etc. pp.

Das britische Parlament sagte also irgendwann: »Wenn die blöden Siedler da nich mit die Indianers klarkommen, dann sollen se halt wenigstens Geld für den Unterhalt von den Truppen beisteuern.«
Man erließ verschiedene Steuern, die immer noch weit unter dem lagen, was die Briten in der Heimat zu zahlen hatten.
Dennoch sagten die Kolonisten: »Leute, jetzt hackt’s!«
»Wat habta denn?«, fragte das Parlament.
»Wenn wa schon besteuert werden, wollen wir wenigstens auch im Parlament vertreten sein!«
»Pfft, ihr könnt doch wählen, wenn ihr wollt.«
»Ey, schon mal gemerkt, dass unsere Wahlunterlagen alle viel zu spät ankommen, WEIL DA EIN VERDAMMTER OZEAN ZWISCHEN UNS LIEGT?«
»Ihr sagt das so, als wäre das unser Problem.«
»Alter!«

Danach gab es dann immer wieder mal Proteste, von denen zwei besonders hervorzuheben sind.
Am 5. März 1770 beschwerte sich in Boston ein Perückenmacherlehrling bei einer Wache, dass ein Offizier seine Friseurrechnung nicht bezahlt hatte. Nach über einer Stunde Gebrüll des Lehrlings, watschte ihm die Wache kräftig eine und meinte: »Sieh zu, dass du Land gewinnst.«
Daraufhin kehrte der Lehrling mit mehreren Kumpels zurück und brüllte die Leute von der Wache noch mehr an. Die Kolonisten warfen mit Schneebällen und beschimpften die Wachen, wobei vermutlich irgendwelche Sätze fielen, in denen Wörter wie »Treibe Unzucht mit dir selbst« und »deine Mutter« enthalten waren.
Die Menschenmenge schwoll an, ein Wort gab das andere, irgendwann haute jemand einen Typen von der Wache und dann fielen Schüsse. Fünf Leute starben, sechs wurden verletzt. Im anschließenden Prozess wurden die Wachen, die geschossen hatten, aber freigesprochen, weil durch eine Bedrohung der Soldaten durch die Menge ausgegangen werden musste.
Wenig überraschend sagten die Bostoner: »Wat?«

Am 16. Dezember 1773 hatten dann einige Bostoner genug, verkleideten sich als Ureinwohner, stürmten ein paar Schiffe der East India Company und warfen dann über 300 Kisten mit Tee ins Wasser.
Und mit »verkleiden« meine ich, dass sich die Leute z.T. eine Feder an den Hut steckten und sagten: »Guck ma, isch bin Indianer.«
Da ist niemand im Lendenschurz rumgerannt, weil es nämlich arschkalt war. Aber man wollte mit der »Verkleidung« wohl irgendwie symbolträchtig sein. So nach der Art »Wir werden von der Krone so schlecht behandelt wie die Ureinwohner von uns! Dit kann ja wohl nich sein, wa?«

Da es für Briten nichts Schlimmeres gibt, als wenn irgendwer am Tee rumpfuscht, war man in Großbritannien natürlich etwas ungehalten. Der König war sogar »not amused«. Manche mögen sogar behaupten, dass er »Wat?« gesagt habe.
Jedenfalls war man auf die Kolonien nicht mehr sehr gut zu sprechen und verabschiedete ein paar Gesetze, die als »Intolerable Acts« (Unerträgliche Gesetze) in die Geschichte eingingen.
So schloss man z.B. den Hafen von Boston für den Handel und sagte »Seht doch zu, wo ihr Zeuch herkriegt, Ihr *hier unflätiges Wort einsetzen*!«
Dann nahm man Massachusetts die Eigenverwaltung, stellte alles wieder unter die Verwaltung der Krone und sagte: »Versammeln is nich mehr!«
Außerdem beschloss man noch, dass irgendwelche britische Truppen zu Leuten nach Hause gehen konnten und sagten »Ey, ich wohne jetzt hier«, gewisse Landstriche ganz anderen Kolonien zugesprochen wurden – man konnte sich also nicht mehr so breitmachen, wie man wollte – und als Sahnestück obendrauf, dass Rechtsstreitigkeiten nicht mehr in den Kolonien verhandelt werden durften, sondern nur noch in der Heimat.
»Ey, aber wenn ich erst Monate über den Ozean fahren muss und dann die Verhandlung stattfindet, wer kümmert sich dann um mein Geschäft? Ich verliere ja meinen ganzen Lebensunterhalt!«
»Ist uns doch egal, Du Nulpe!«

Im Grunde zeigte also das britische Parlament und der König den Kolonisten den Stinkefinger … und umgekehrt. Die Kolonisten setzten sich dann irgendwann mal zusammen, um darüber zu beraten, wie man denn damit umgehen sollte. Das Ganze nannten sie den »Ersten Kontinentalkongress«, was schon ein halber Schritt in Richtung Regierungsbildung in den Kolonien war, obwohl die meisten Kolonisten zu dem Zeitpunkt nicht an Unabhängigkeit, sondern Gleichberechtigung interessiert waren. Auf dem Kongress beschloss man, dass man eine eigene Miliz – also praktisch eine Armee – gründen sollte, die ggf. den britischen Truppen auf die Finger haut, wenn da irgendwo was schief lief. Außerdem wollte man, wenn die »Intolerable Acts« nicht aufgehoben würden, britische Waren boykottieren und vor allem auch nichts mehr von den Kolonien nach Großbritannien liefern.
Und die Briten sagten: »Wat?«

Und dann gab es ein paar Gefechte zwischen Briten und Kolonisten, wobei die Kolonisten zunächst nicht sonderlich gut aussahen. Aber Frankreich schaute auf die Entwicklung und sagte: »Ha! Wenn wir damit den blöden Briten eins auswischen können, schicken wir euch Waffen und Kram.«
Und so wurde es bei den Gefechten dann wieder ausgeglichener.

Irgendwann setzten sich die Kolonisten dann noch einmal zusammen und nannten das »Zweiter Kontinentalkongress«. Alle Kolonien schickten ein paar Abgesandte, die diskutierten. Es war praktisch schon ein amerikanisches Parlament. Und weil mittlerweile niemand mehr so richtig gut auf die Briten zu sprechen war, überlegte man, ob man nicht die Unabhängigkeit anstreben sollte.
»Wat is? Unabhängigkeit?«
»Jau.«
»Ey, John Adams, du kannst doch gut mit Worten, setz‘ doch mal’n Wisch auf, wo wir dem König sagen, wo er sich sein Zepter hinstecken kann.«
»Nee, laß mich in Ruhe mit dem Scheiß. Soll Thomas Jefferson das doch schreiben.«
»Thomas?«
»Wat is?«
»Mach ma.«
»Ja, wat jetzt genau?«
»Na, schreib mal auf, dass die Briten doof sind, wir unser eigenes Ding durchziehen und wat die Leute in unserem Land so für Rechte haben sollten.«
»Ja, welche denn so zum Beispiel?«
»Na … alle.«
»Also so … Leben?«
»Ja, sicher.«
»Freiheit?«
»Selbstredend.«
»Alle Leute sind gleich?«
»Jau.«
»Wirklich alle?«
»Jau.«
»Wie jetzt? Auch Schwarze?«
»Nee, die natürlich nich.«
»Und Indianer?«
»Nee, auch nicht.«
»Soll ich das also irgendwie gesondert aufschreiben, dass alle gleich sind, außer …«
»Nee, das klingt ja auch blöd.«
»Ich will das nur geklärt wissen, denn ich hab ja Sklaven, und wenn die plötzlich gleich und vor allem frei wären …«
»Ja, nee, schon klar, aber wenn wir da jetzt noch einen Absatz einfügen, für wen das jetzt alles nicht gilt, was macht das dann für einen Eindruck? Da kümmern wir uns irgendwie später drum.«
»Es wäre halt blöd, wenn da irgendwer gerne mit der einen Sklavin rumschnackseln will und die dann plötzlich frei wäre und sagen könnte ‚Nee‘.«
»Wat?«
»Wat?«
»Das war jetzt merkwürdig spezifisch.«
»Okay, ich schreib einfach, das alle gleich sind, frei sein dürfen und das irgendwie das Volk über alles entscheiden soll, kein König oder so.«
»Jau, dat klingt doch jut.«

Thomas Jefferson schrieb also die Unabhängigkeitserklärung und ein paar andere schauten noch mal drüber und sagten »Jau, geht schon.«
Am 02. Juli 1776 stimmte man dann darüber ab. und sagte: »Jau, dann sind wir mal unabhängig, wa?«

Moment … am 02. Juli 1776? Wenn das da schon beschlossen wurde, warum wird dann der 04. Juli als Unabhängigkeitstag gefeiert?

Man hat am 02. Juli 1776 zwar abgestimmt, sagte dann aber zu Jefferson: »Ey, da müssen wir aber noch mal an den Text ran.«
»Leute, wir haben buchstäblich gerade darüber abgestimmt.«
»Ja, aber da fehlt halt ein Komma! Und hier ein Viertel von dem Text ist doch eigentlich überflüssig.«
»Alter, ich hab schon’n Krampf in der Hand!«
»Jetzt mach schon.«

Zwei Tage später, am 04. Juli, legte man dann das überarbeitete Dokument vor und der Präsident des Kontinentalkongresses, John Hancock, setzte seine Unterschrift drunter. Damit war dann das Dokument sozusagen rechtsgültig.
Im Anschluss fragten dann noch ein paar andere Delegierte, ob sie nicht auch darunter unterschreiben könnten.
John Hancock war erbost: »Leute, wichtig war doch, dass ich den Wisch als Vorsitzender unterzeichne. Ob ihr da noch unterschreibt oder nicht, ist doch vollkommen wurscht.«
»Ja, aber wir möchten doch so gerne.«
»Meine Fresse, ich dachte ich bin der einzige Unterzeichner. Deswegen habe ich da jetzt so groß unterschrieben.«
»Macht doch nüscht. Unterschreiben wir halt etwas kleiner.«
»Aber wie sieht dit dann aues?«
»Können wir da jetzt unterschreiben oder nicht?«
»Ach, macht doch wat ihr wollt. Ist ja ein freies Land, wa?«
Dann hat man vermutlich das ein oder andere alkoholische Getränk zu sich genommen, die Unabhängigkeitserklärung drucken lassen und dem König in Großbritannien auf den Tisch geknallt, der daraufhin sagte: »Wat?!«

Übrigens hatte die große Unterschrift von John Hancock später noch Folgen. In den USA gibt es eine Redewendung, die man benutzt, wenn man etwas unterschreibt: »Setz‘ mal deinen John Hancock drunter«. Quasi wie man bei uns seinen »Kaiser Wilhelm« druntersetzt.

Die Amerikaner feiern also heute ihren Unabhängigkeitstag, weil an dem Tag ein Typ einen Wisch unterschrieben hat, den man zwei Tage zuvor beschlossen hatte. Und lauter andere Typen, die auch unbedingt unterschreiben wollten, unterschrieben zum Teil erst viel später. Aber es war schön genug, damit man an dem Tag ordentlich die Vögel mit Feuerwerk erschrecken kann, ein halbes Rind auf den Grill schmeißen und sein halbautomatisches Gewehr in die Luft ballern kann. Immerhin haben ja in Amerika alle Rechte. Nur Ausländer vielleicht nicht. Oder Schwarze. Oder Frauen.
Aber man hat das Recht, strunzdoof zu sein. Ist doch auch was.

Geschichten zum Tag: 17.06. – Der Aufstand vom 17.Juni 1953

Die meisten Leute denken, wenn man sie auf den »Tag der deutschen Einheit« anspricht an den 03. Oktober. Und an die Tatsache, dass sie da nicht arbeiten müssen.
»Da war’sch hackedicht!«
Ja, danke, aber darum geht es nicht.
Der 03. Oktober liegt nahe, weil das nun einmal der Tag ist, an dem West- und Ostdeutschland wiedervereinigt wurden. Jahrelang war der »Tag der deutschen Einheit« aber eigentlich der 17. Juni. Allerdings nur im Westteil. Aus Gründen. Die ich jetzt näher ausführen will.

Nachdem Deutschland sich ein paar Jahre zuvor quasi als Riesenarschloch herausgestellt und mal eben den Großteil der Welt in einen Krieg verwickelte hatte, bekam es bis 1945 so viel auf die Mütze, dass man letztlich sagte »Ja, uff ey.«
Daraufhin schauten sich die Siegermächte an und sagten »Hm, wat machen wir denn jetzt mit denen? Allein lassen kann man die Leute in Deutschland ja offensichtlich nicht. Das war jetzt schon das zweite Mal, dass die Scheiße bauen.«
Zur Erinnerung: Bei den Siegermächten handelte es sich um die USA, die Sowjetunion, Großbritannien und aus irgendwelchen Gründen, die eigentlich keiner so richtig verstand, auch Frankreich. Vermutlich wollte man dem Land, welches mehr oder weniger von Anfang des Krieges bis 1944 von Deutschland besetzt war sagen »Okay, darfst du auch mal was sagen.« Oder man wollte die Leute, die Großbritannien und die USA im Krieg gegen Deutschland unterstützt haben, irgendwie belohnen. Weswegen man dann aber die Niederlande und Polen etc. rausgelassen hat … tja. Vielleicht haben die Franzosen besser gekocht. Was weiß ich.
Die Siegermächte, auch Alliierte genannt, teilten also Deutschland unter sich auf und bekamen Gebiete zugesprochen, in denen sie sagen konnten, wo der Hammer hängt, die sogenannten Besatzungszonen. Die Briten kümmerten sich grob gesagt um den Norden (also ungefähr das, was heute Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen ist), die USA um den Süden (Hessen, Bayern und Teile von dem, was heute Baden-Württemberg ist), Frankreich um den Westen (Rheinland-Pfalz, Saarland, Teile Baden-Württembergs) und die Sowjetunion um das, was mal die DDR werden sollte. Ein Sonderding fuhr man in Berlin, wo man die Stadt allein noch einmal in vier Besatzungszonen aufgeteilt hatte. Vermutlich weil man dachte, dass die Berliner die Schlimmsten von allen waren. Als Berliner würde ich das sogar unterschreiben.
Ursprünglich sollten die ganzen Zonen streng voneinander getrennt bleiben, allerdings stellte sich schnell heraus, dass die Idee vielleicht nicht ganz so toll war. Die Briten hatten mit Nordrhein-Westfalen das große Industriegebiet und die USA mit dem Süden Deutschlands den Großteil der Agrarwirtschaft und beide konnten irgendwie nicht unabhängig voneinander wirklich auskommen.
Also sagten die Briten und die USA: »Wat is’n, wenn wir aus den ganzen Zonen so einen vereinigten Wirtschaftsraum daraus machen, denn sonst ist ja auch irgendwie blöd, oder?«
Und Frankreich und die Sowjetunion sagten: »Habt ihr sie noch alle? Im Grunde wäre das ja dann wieder ein Deutschland. Haben wir ja gerade gesehen, was die zusammen dann so machen.«
Daraufhin sagten die Briten und die USA: »Egal, dann machen wir aus unseren beiden Zonen eben einen vereinigten Wirtschaftsraum mit Kapitalismus und allem Pipapo und so. Das Ganze nennen wir dann einfach Bizone.«
Die Bizone wurde dann Anfang 1947 offiziell, sehr zum Unmut vor allem der Sowjetunion, die in ihrer Besatzungszone mit Kapitalismus und dergleichen nicht viel am Hut hatte und alles eher nach dem eigenen Vorbild gestalten wollte. Generell konnten sich die Westmächte und die Sowjetunion nicht mehr so wirklich gut leiden, weswegen die Zusammenarbeit zunehmend schwierig wurde. Das lag natürlich überwiegend an Josef Stalin, der die Sowjetunion als totalitärer Diktator beherrschte und dabei wenig freundlich vorging. Die Westmächte, die eher nach dem Motto lebten »Vielleicht ist Demokratie gar nicht so schlecht und das Umbringen von irgendwelchen Völkern, besonders dem eigenen, keine so gute Idee«, hatten mit den Ansichten Stalins da so ihre Probleme.
Die Zusammenarbeit wurde so schwierig, dass irgendwann selbst Frankreich sagen musste: »Mon Dieu! Dann packen wir jetzt unsere Besatzungszone mit zur Bizone, dann wird daraus halt eine Trizone!«
Und weil es ja auch irgendwie doof war, dass das Geld in Deutschland praktisch keinen Wert hatte, führte man in der Trizone eine Währungsreform durch und geboren war die Deutsche Mark. Als die dann auch in West-Berlin eingeführt wurde, fanden das Stalin und die Sowjetunion blöd.
»Wat seid ihr doch für Spalter! Dafür blockieren wir jetzt Berlin!«, sagten die Sowjets.
Dann kam die Berlin-Blockade und die Westmächte belieferten West-Berlin aus der Luft mit Lebensmitteln und allem möglichen Kram, bis die Sowjetunion sagte: »Manno.«
Deutschland war also zu diesem Zeitpunkt nicht nur besatzungszonenmäßig, sondern auch wirtschaftlich gespalten. Letztendlich zeigten sich die Westalliierten und die Sowjetunion gegenseitig die Stinkefinger und so wurden 1949 zuerst die Bundesrepublik Deutschland und dann die Deutsche Demokratische Republik gegründet. Die komplette Spaltung Deutschlands war vollzogen.

Soweit zum Vorgeplänkel. Die eigentliche Vorgeschichte zum 17. Juni 1953 begann allerdings etwa ein Jahr zuvor, im Jahr 1952.

Das mit der Spaltung von Deutschland war zwar blöd, ging aber bis dahin mehr oder weniger gut. Während es im Westen mit der Wirtschaft langsam bergauf ging, hatte man im Osten vor allem damit zu kämpfen, dass man alles nach Stalins Vorbild gestalten wollte. Im Grunde hatte man die Bilder von Hitler mit den Bildern von Stalin ausgetauscht und meinte »Hier, der Typ, der alle möglichen Leute umbringen lässt, ist viel cooler als der andere Typ, der früher alle möglichen Leute hat umbringen lassen.«

Etliche Leute in der DDR schauten sich an, wie es lief und sagten sich »Vielleicht gehe ich lieber in den Westen, zumindest kriege ich da was zu essen und ordentliche Kippen!«
Ende Mai 1952 machte aber die DDR die Grenze dicht. Zu den Leuten sagte man sinngemäß: »Wie wäre es denn, wenn ihr hierbleibt und gefälligst arbeitet! Und, äh, nicht von den Faschisten im Westen, äh, verführt werdet.«
Und die Leute sagten: »Grmpf.«

Die herrschende »Sozialistische Einheitspartei Deutschland«, kurz SED, unter Walter Ulbricht kam dann im Juli 1952 zur Parteikonferenz zusammen, wo man den »planmäßigen Aufbaus des Sozialismus« beschloss. So richtig hatte die Partei aber anscheinend keinen Plan, oder zumindest keinen guten, denn alles was beschlossen wurde, stieß im Grunde auf recht wenig Gegenliebe bei den Arbeitern und Bauern des Arbeiter- und Bauernstaats.
Zu den Dingen, die beschlossen wurden, gehörte u.a.

  • der Aufbau einer Armee, weil man sich vor den bösen, bösen Westmächten schützen musste, obwohl man früher meinte, dass kein Deutscher mehr eine Waffe tragen sollte
  • die Einführung eines Arbeitsdienstes für Jugendliche
  • eine Hetzkampagne gegen Christen und das Ausschließen von Christen in der höheren Bildung
  • eine Bodenreform, in welcher den Bauern praktisch gesagt wurde, dass sie alle doof sind und gefälligst in Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften (LPGs) zusammenkommen sollten
  • mehr Steuern für Handwerker und Gewerbetreibende, denn warum zum Teufel sind die nicht für staatliche Betriebe tätig und überhaupt
  • die Ahndung von kleineren Vergehen mit Zuchthausstrafen, denn das hebt die Stimmung
  • die Förderung der bisher in Ostdeutschland praktisch nicht vorhandenen Schwerindustrie und die gleichzeitige Schwächung der Produktion von Konsumgütern

Der eigentlich größte Knaller war allerdings, dass man einfach mal so beschloss, die Normen in der Produktion zu erhöhen.
»Wat soll denn dit heißen?«
»Na, ihr sollt alle mehr arbeiten.«
»Kriegen wir dafür mehr Geld?«
»Nee, natürlich nicht.«
»Wie, natürlich nicht?!«
»Ey, wir wollen hier den Sozialismus aufbauen.«
»Ihr wollt also weniger Konsumgüter herstellen, so dass wa nüscht mehr wirklich einkaufen können und ick soll mehr arbeiten und dafür weniger Geld kriegen?«
»Höre ich da etwa Kritik an der Partei? Die Partei hat immer Recht.«
»Ach?«
»Wir können die Diskussion auch im Zuchthaus fortsetzen.«
»Nee, lass ma.«

Man hatte also das Land dichtgemacht, für alle das Arbeitsleben verschlimmbessert, kriegte die Versorgung nicht auf die Reihe und sah irgendwie nicht ein, dass die ganze Idee von der Planwirtschaft vielleicht nicht die beste war.
»Wenn wir sagen, dass ein Feld soundsoviel Ertrag erwirtschaftet, dann ist das gefällgst so!«
»Leute, so funktioniert die Natur aber nicht!«
»Komm mal mit, wir haben hier eine nette Zelle für dich.«

Hier und da kam es in der DDR zu Streiks in Bezug auf die Normenerhöhung. Die Rädelsführer werden oftmals festgenommen und ins Gefängnis gesteckt. Und größtenteils auch bald wieder freigelassen, nachdem sich alles wieder beruhigt hatte. Aber die Beruhigung war nur kurzfristig. Zufrieden waren die Arbeiter natürlich trotzdem nicht.

Am 5. März 1953 starb dann auch noch Stalin nach einem ordentlichen Saufgelage auf seiner Datscha. Die Führungsriege in der Sowjetunion wechselte und auf der ganzen Welt, aber besonders in den Ostblockstaaten, schaute man, wie die Sowjetunion weiter agieren würde. Würde alles etwas entspannter werden oder nicht? Eine der größten Fragen war: Wie würde sich die neue Führung in Bezug auf die DDR verhalten?
Nun, die neue Führungsspitze hatte ganz klar gesehen, dass das, was die SED in der DDR machte, irgendwie Bullshit war und zitierte eine Delegation der SED-Führungsriege nach Moskau, darunter auch Walter Ulbricht. Denen zog man dann kräftig am Ohr und sagte denen, als würden sie mit einem Lausebengel reden: »Leute, so geht dat nicht. Wollt ihr in zwei Wochen auch noch einen Staat haben?«
Und die SED sagte: »Na ja, aber wenn wir jetzt alles rückgängig machen, sehen wir doch aus wie Deppen, könnten wir da nicht …«
»Macht gefälligst was wir euch sagen.«
»Okay.«

Die SED nahm also ein paar Maßnahmen zurück, was dazu führte, dass die Bevölkerung den Eindruck hatte, die Regierung weiß nicht so recht, was sie tut. Kommt schon irgendwie doof rüber, wenn die Partei, von der im Lied »Die Partei hat immer recht« gesungen wird, plötzlich Fehler eingesteht.
Man machte also einige der Sachen, die man im Jahr zuvor für den planmäßigen Aufbau des Sozialismus beschlossen hatte, rückgängig. Nur nicht die Normenänderungen. Und das kam gar nicht gut an. Immer lauter wurden die Stimmen, die Kritik an der Regierung äußerten. Hier und da wurden schon mal freie und geheime Neuwahlen gefordert oder Rücktritt der Partei-Führung. Die SED steckte aber lieber die Finger in die Ohren und machte »Mimimimi…«

Am Samstag vor dem 17. Juni fand eine gesellige Dampferfahrt von Bauarbeitern aus Ost-Berlin statt, auf der – wie man sich vielleicht vorstellen kann – das ein oder andere alkoholische Getränk zu sich genommen wurde. Und da Alkohol es irgendwie mit sich bringt, dass man da schon mal mehr quatscht als sonst, wurde ausgiebig über die Normenerhöhung gesprochen, die erst kurz zuvor noch einmal bekräftigt wurde. Und dann wurde auch mal auf die Tische gekletter und beschlossen, dass man am kommenden Montag, den 15. Juni, streiken würde.
Am Sonntag erschien dann auch noch ein Artikel in der Zeitung »Neues Deutschland«, eigentlich das Parteiorgan der SED, der ungewöhnlich kritisch mit der Partei war. Durch die Blume wurde da mitgeteilt: »Also wat der Walter Ulbricht macht, is ja ooch eher so mit’m Holzhammer, wa?«
Die Arbeiter fühlten sich also eher bestätigt und bestärkt.
Am Montag wurde dann auf einigen Baustellen in Berlin tatsächlich gestreikt. Die Arbeiter wollten eine Rücknahme der Normenerhöhung, die ihnen vom Gewerkschaftsbund FDGB »freiwillig« übergeholfen wurde. Man hoffte, dass sich der FDGB dann auch irgendwie dazu äußern würde, im Sinne von »Ja, war jetzt nicht die beste Idee«. Tatsächlich kam am nächsten Tag in einer Zeitung auch eine Stellungnahme des stellvertretenden FDGB-Vorsitzenden Otto Lehmann, allerdings sagte er sinngemäß: »Die Normenerhöhung ist doch voll super!«
Die Arbeiter fanden sich dann also von jemandem, der eigentlich auf Seiten der Arbeiter sein sollte, ein wenig verarscht und hatten das Gefühl, dass da nur die Linie der Regierung propagiert werden sollte. Auch das kam der Stimmung nicht unbedingt zugute.
Obendrein bereichtete der West-Berliner Radiosender RIAS über die Vorgänge im Ostteil der Stadt, wodurch viel mehr Leute in der DDR hörten, was in der Hauptstadt passierte. Eigentlich sollte man in der DDR ja keine West-Sender hören, weil ja im Grunde alles, was irgendwie aus dem Westen kam, »faschistoid« sein sollte, aber komischerweise machen Leute nicht immer das, was ihnen leicht diktatorische Regime so sagen.
Die DDR-Regierung, die schon ihre Felle davonschwimmen sah, gab auch noch eine Erklärung heraus, die ungefähr lautete »Okay, das mit der Normenerhöhung war eine bescheuerte Idee, aber ihr solltet echt nicht auf irgendwelche westlichen Provokateure hören, die da irgendeinen Scheiß erzählen.«
»Wat für westliche Provokateure?«
»Na, die die… äh, da so böse Dinge gegen uns sagen.«
»Aber ihr habt doch den ganzen Mist mit der Normenerhöhung und so beschlossen…«
»Seid ihr etwa westliche Provokateure?«

Am Dienstag dem 16. Juni weiteten sich die Streiks in Ost-Berlin aus. Mittlerweile wurde nicht mehr nur in Bezug auf die Normenerhöhungen demonstriert, sondern auch zunehmend für politische Forderungen, wie z.B. die Senkung der Lebenshaltungskosten und freie Wahlen. Aus den paar Arbeitern, die streikten, waren mittlerweile Massen geworden und die Volkspolizei hatte Mühe, alles irgendwie im Zaum zu halten. Der Programmdirektor des Radiosenders RIAS aus West-Berlin rief in einem Kommentar noch zusätzlich die Ost-Berliner Bevölkerung dazu auf, sich an den Protesten zu beteiligen.
Die DDR-Führung saß abends noch im Friedrichstadtpalast zusammen und ging gar nicht weiter auf die Ereignisse des Tages ein. »Ach, wird schon«, war so ziemlich die Auffassung.

Am 17. Juni waren dann einige sowjetische Panzer auf dem Weg nach Berlin, weil man da die Panzerdivision in Karlshorst aufstocken wollte. Außerdem waren die Sowjets eh gerade im Manöver, weswegen eine sehr gute Bereitschaft bei deren Streitkräften bestand. Die SED, die mitbekam, dass an dem Tag die Proteste noch einmal eine ganz neue Größenordnung annehmen würden, wurde mittlerweile doch etwas nervös. Ulbricht und Konsorten besprachen sich mit der Besatzungsmacht, ob man vielleicht irgendwie gegen die Leute vorgehen sollte, die da protestierten, aber erstmal hielten sich die Sowjets zurück.
In der Zeitung »Neues Deutschland«, dem Zentralorgan der SED, wurde der Beschluss der SED publiziert, dass die Normerhöhungen zurückgenommen werden. Die Schuld für die Ereignisse des Vortages gab man allerdings nicht sich selbst, sondern West-Berlin, weil man offenbar nicht erkannte, dass es bei den Protesten auf der Straße nicht mehr nur um die Normenerhöhungen ging.
In den Morgenstunden liefen bei der SED, der Staatssicherheit, der Polizei und den Sowjets allerdings die Leitungen heiß, weil immer mehr Meldungen aus dem ganzen Land eintrafen, in denen über Arbeitsniederlegungen, Streiks, und Demonstrationen berichtet wurde.
In ganz Ostdeutschland nahmen die Demonstrationen eine Größe an, dass die Polizei kaum in der Lage war, die Demonstrierenden irgendwie aufzuhalten. In mehreren Städten wurden Haftanstalten, Polizeidienststellen, Stadtverwaltungen und Einrichtungen der Staatssicherheit gestürmt und Häftlinge befreit. Interessanterweise passierte all dies spontan. Es gab keine zentrale Stelle, die alles irgendwie koordinierte. Die Arbeiter in den Städten und Industrieregionen hatten halt einfach die Schnauze voll. So kam es zu Protesten in Halle, Magdeburg, Leipzig und Dresden. Heute geht man davon aus, dass zwischen 400.000 bis 1,5 Millionen Menschen an den Protesten beteiligt waren.
Da die DDR-Einsatzkräfte offensichtlich völlig überfordert waren und sich die SED-Führungsriege bei den Sowjets in Karlshorst versteckte, sagten die Sowjets irgendwann: »So, jetzt reicht’s. Dann sorgen wir eben für Ordnung!«
Die Besatzungsmacht rief den Ausnahmezustand aus und ab 13 Uhr galt in der DDR das Kriegsrecht. Im Grunde hatte die Sowjetunion somit in der DDR wieder die Regierungsgewalt übernommen.
Und weil man möglichst schnell Ruhe im Karton wollte, schickte man die Panzer los, die glücklicherweise alle schon kampfbereit waren.
Die Demonstranten sahen die Panzer und reagierten entsprechend.
»Also so’m Polizisten kann ich ja mal eins auf die Fresse geben, aber wat soll ick’n bei nem Panzer machen? Hm, ick könnte mich jetzt vom Panzer überrollen lassen, aber … vielleicht lieber nicht!«
Etliche der Demonstrationen lösten sich recht schnell wieder auf. Dennoch kam es landesweit immer wieder zu kleineren Aufständen und Angriffen und zu einer erheblichen Verhaftungswelle. Dabei wurde nicht zimperlich vorgegangen. Viele Protestierende wurden verhaften und in den folgenden Tagen vor Standgerichte gezerrt, wo sie zum Tode verurteilt und erschossen wurden. Oder hohe Zuchthausstrafen bekamen. Hier und da fanden in der DDR zwar noch bis in den Juli hinein Streiks und Aufstände statt, aber da konnte man dann schon auf die Erschossenen verweisen und sagen: »Wirklich? Wollt ihr wirklich?«
»Äh, yay, sozialistisches Vaterland!«
»So ist fein.«

Mindestens 55 Todesopfer waren aufgrund des Aufstandes zu beklagen. 1526 Anklagen wurden erhoben. Westdeutschland und die Westmächte, die so überrascht über die Aufstände, wie die DDR-Regierung selbst waren, stellten schnell klar, dass sie damit nichts zu tun hatten. Das hinderte die DDR freilich nicht daran zu behaupten, dass es sich um einen »faschistischen Putsch« handelte, von »bezahlten Provokateuren, vom gekauften Abschaum der Westberliner Unterwelt« und »ein Anschlag auf die Freiheit, ein Anschlag auf die Existenz, auf die Arbeitsplätze, auf die Familien unserer Werktätigen versucht« wurde. Das sind übrigens Original-Zitate.
Anders gesagt: Die DDR-Führung wies alle Verantwortung von sich und machte den Westen verantwortlich.

Walter Ulbricht, der so viel falsch gemacht hatte, dass ihm quasi das Volk entglitten war und eigentlich auf dem besten Weg war, abgesetzt zu werden, ging durch die Maßnahmen der Sowjetunion gestärkt hervor. Die Besatzungsmacht hatte ihm buchstäblich den Arsch gerettet. Dennoch konnte er nicht verhindern, dass es weiter Unmut in der Bevölkerung gab. Es wagte nur keiner mehr so deutlich zu werden. Standrechtliche Erschießungen sind in der Hinsicht schon irgendwie abschreckend.
In den Folgejahren zog es vor allem viele junge Leute weiter in den Westen. Bis Ulbricht dann 1961 auf die Idee kam, dass man doch das eigene Volk prima einmauern könnte. Er hatte also doch noch einen Weg gefunden, das Volk einzusperren.

Während man im Osten die Aufständischen als Faschisten diffamierte, gedachte man im Westen Deutschlands der Opfer des Aufstandes freilich etwas anders. Fünf Tage nach Ausbruch des Aufstandes benannte West-Berlin die Berliner Straße und die Charlottenburger Chaussee zwischen dem Brandenburger Tor und dem S-Bahnhof Tiergarten in »Straße des 17. Juni« um. Am 4. August 1953 erklärte der Bundestag den 17. Juni zum »Tag der deutschen Einheit« und gesetzlichen Feiertag. Der Bundespräsident erklärte ihn am 11. Juni 1963 zusätzlich zum »Nationalen Gedenktag des deutschen Volkes«. Bis dann die tatsächliche Wiedervereinigung stattfand.
Die Idee hinter dem »Tag der deutschen Einheit« war natürlich, dass man das Gefühl hatte, die Aufständischen hätten darum gekämpft, ein wiedervereinigtes Deutschland zu haben. Was ja nur bedingt stimmt. Aber es hindert einen ja nicht daran, trotzdem daran zu denken, was am 17. Juni und den Tagen drumherum passiert ist.

Geschichten zum Tag: 25.04. – Die erste Benutzung der Guillotine

Manchmal stoße ich bei meinen Recherchen zu irgendwelchen geschichtlichen Themen auf Dinge, die mich am Kopf kratzen lassen. Ich war bisher immer der Meinung, dass die Guillotine von Joseph-Ignace Guillotin erfunden wurde, nach dem sie dann auch benannt wurde.

Ist gar nicht der Fall.

Sie wurde zwar nach Guillotin benannt, aber der hatte eigentlich nur gesagt, dass die Leute, die zur Todesstrafe verurteilt worden waren, etwas humaner hingerichtet werden sollten. Zur damaligen Zeit gab es nämlich ein paar wirklich appetitliche Hinrichtungsmethoden.

Da wären z.B.:

  • Vierteilen (sprich: Arme und Beine wurden an Pferde gebunden, die dann zogen, was zur Folge hatte, dass … nun, bei dem Namen kann man sich das vielleicht denken)
  • Erhängen (die Leute baumelten herum, röchelten vor sich hin, erleichterten sich noch und generell kein schöner Anblick…)
  • Enthauptung durch das Schwert (Problem: Die Henker verfehlten auch mal das Ziel und trafen Arme oder Torso oder sie brauchten mehrere Anläufe. Bis da dann einer tot ist, braucht es schon einen Moment…)
  • Verbrennen (Besonders beliebt für Ketzer, die angeblich irgendwas gegen die Kirche gesagt hatten…)
  • Kochen (Leute wurden buchstäblich bei lebendigem Leib gekocht. Vermutlich damit sie noch sagen konnten, ob Salz oder Pfeffer fehlte.)
Die eigentliche Maschine wurde von Antoine Louis entworfen und vom deutschen Cembalobauer Tobias Schmidt gebaut. Tatsächlich nannte man sie kurzzeitig sogar »Louisette« oder im Volksmund »Das nationale Rasiermesser«. Eine Weiterentwicklung davon mit vier Klingen und einer Klinge auf der Rückseite vermutlich „Guillotine Mach 3 Turbo“. Für eine noch gründlichere Enthauptung.

Am 25. April 1792  wurde sie zum ersten Mal zur Hinrichtung benutzt. Dummerweise war die Hinrichtung so sauber und so schnell vorbei, dass das Publikum hinterher enttäuscht war und den normalen Galgen wiederhaben wollte. Bekamen sie aber nicht. So effizient war das Töten noch nie und dem Henker, der kurz darauf Leute mit der Guillotine im Akkord entsorgen konnte, kam die Erfindung mehr als gelegen. Sein Beil nutzte sich nicht andauernd ab und er wurde nicht mehr so schnell müde.

Also, in Zukunft daran denken: Die Guillotine ist zwar nach Herrn Guillotin benannt, aber nicht seine Erfindung. Wenn bei „Wer wird Millionär?“ also mal so eine Frage aufkommt, könnt ihr alle glänzen und behaupten: „Nee, dit war Antoine Louis!“. Vielleicht gebt ihr mir ja was vom Gewinn ab. 🙂

Jahresrückblick 2019

01. Januar – Im Fernsehen zeigt man wieder, wie auf der ganzen Welt gebifft und gebufft wurde und freut sich darüber, wie man das Geld quasi in die Luft geschossen hat.
Außerdem wird die gleichgeschlechtliche Ehe in Österreich legalisiert. Vermutlich laufen aus irgendwelchen Lautsprechern irgendwelche Songs von ABBA.
 
25. Januar – US.Präsident Donald Trump beendet den »Shutdown« der Bundesregierung. 35 Tage lang hatte man 800 000 Bundesbedienstete in den unbezahlten Zwangsurlaub bzw. die unbezahlte Beschäftigung geschickt, weil Trump gerne das Geld für den Bau seiner Mauer an der Grenze zu Mexiko genehmigt kriegen wollte. Die Demokraten im Land weigern sich allerdings bis zuletzt, diese idiotische Maßnahme zu unterstützen. Trumps Zustimmungswerte sinken noch weiter als zuvor schon. Er ist sich allerdings sicher, dass alles total »great« wird.
 
10. Februar – In Los Angeles werden die Grammys verliehen. Single des Jahres wird »This Is America« von Childish Gambino, die dann auch noch Song des Jahres wird. Man fragt sich, was genau da eigentlich der Unterschied ist.
 
12. Februar – Die Republik Mazedonien benennt sich in Nordmazedonien um, damit die Griechen nicht jedes Mal aus der Haut fahren, wenn über sie gesprochen wird, denn die glauben halt, dass sie immer noch das einzig wahre Mazedonien im Land haben.
 
19. Februar – Karl Lagerfeld stirbt und mehrere Models versuchen vergeblich zu weinen, aber es kommt nichts heraus, weil sie so unterernährt sind, dass der Körper selbst die Tränen zurückhält.
 
24. Februar – Bei der Oscar-Verleihung wird der Film »Green Book« als bester Film ausgezeichnet. Quasi im gleichen Atemzug wird dem Film, der sich gegen Rassismus stark macht, vorgeworfen, rassistisch zu sein, weil einige Leute nicht verstehen, dass es in einem Film zu diesem Thema nicht hauptsächlich um Schwarze gehen muss.
Rami Malek wird außerdem mit Oscar für die besten künstlichen Zähne ausgezeichnet.
 
27. Februar – Donald Trump und Kim Jong-Un treffen sich. Trump faselt irgendwas von »Great« und Kim nickt.
 
10. März – In Äthiopien stürzt eine Boeing 737 MAX 8 ab, alle 157 Menschen an Bord sterben. Es ist bereits der zweite Zwischenfall mit diesem Flugzeugtyp, der daraufhin weltweit Betriebsverbote erhält. Letztlich stellt sich heraus, dass es ein System an Bord gibt, dass ab und an mal herumspinnt und dafür sorgt, dass das Flugzeug quasi automatisch in den Sinkflug geschickt wird, auch wenn die Piloten das Gegenteil möchten. Die Firma Boeing daraufhin: »Ach, na ja, das kleine Fehlerchen …«
 
15. März – Der erste globale Protesttag der »Fridays For Future«-Aktion findet statt. Alleine in Deutschland nehmen rund 300.000 Menschen an den Protesten für eine bessere Klimapolitik teil. Einige Schüler gehen deswegen nicht zur Schule. Das wird auch der größte Aufhänger für die Gegner, die sich in der Folge an Schülern, besonders an Greta Thunberg, abarbeiten müssen, statt mal zu überlegen, ob vielleicht wirklich irgendwas nicht ganz so toll läuft.
 
20. März – Disney übernimmt 21st Century Fox und ist somit einen Schritt weiter zur Weltherrschaft. Aber die Marvel-Fans können sich zumindest freuen, dass in der Zukunft irgendwann auch die X-Men und die Fantastic 4 in der Marvel-Filmreihe auftauchen könnten.
 
29. März – An diesem Tag soll Großbritannien eigentlich aus der EU austreten. Tut es aber nicht.
 
10. April – Wissenschaftler veröffentlichen das erste Foto eines schwarzen Lochs. Entgegen der landläufigen Meinung handelt es sich dabei nicht um ein Foto von Donald Trumps Hirn.
 
11. April – Der Gründer von Wiki-Leaks, Julian Assange, wird festgenommen. Zuvor hatte er sieben Jahre in der ecuadorianischen Botschaft in London gelebt. Jetzt wollte man ihn dort aber nicht mehr, weil er allen immer das Mittagessen geklaut hat.
 
15. April – Die Kathedrale von Notre-Dame in Paris brennt. Im Anschluss werden sich einige Leute darin überbieten, wer am meisten für den Wiederaufbau gespendet hat und ganz viele Leute regen sich darüber auf, ob man das Geld nicht irgendwie für was anderes ausgeben könnte, denn XYZ ist ja viel wichtiger.
 
21. April – Wolodymyr Selenskyj, ukrainischer Schauspieler, Synchronsprecher, Drehbuchautor, Fernsehmoderator, Filmproduzent und ehemaliger Darsteller des ukrainischen Präsidenten in einer Comedy-Sendung, wird zum ukrainischen Präsidenten gewählt. Der größte Witz ist aber, dass ein Gespräch zwischen ihm und Donald Trump zum Amtsenthebungsverfahren von Letzterem führen wird.
 
26. April – »Avengers: Endgame« kommt in die Kinos und wird kurz darauf der finanziell erfolgreichste Film aller Zeiten. Es ist außerdem der Film, bei dem man am Ende sagt: »Also vermutlich reicht es jetzt auch langsam mit den ganzen Superhelden, oder?«
 
30. April – Der japanische Kaiser Akihito gibt seinen Thron auf. Nachfolger wird am nächsten Tag sein Sohn Naruhito, der es doof findet, dass er am freien Tag arbeiten muss.
 
01. Mai – Der thailändische König Maha Vajiralongkorn Bodindradebayavarangkun heiratet drei Tage vor seiner Krönung noch schnell die bürgerliche Frau Suthida Tidjai. Danach nennt er sich Rama X, denn, seien wir ehrlich, das geht einfach besser über die Zunge. Nur knappe drei Monate später macht der König Sineenat Wongvajirapakdi, eine Militärangehörige, zu seiner persönlichen Konkubine, was seine Frau bestimmt total knorke findet. Noch einmal drei Monate darauf, erkennt er ihr den Titel wieder ab, weil sie sich gegenüber seiner Frau und ihm disloyal verhalten hat. Hier einen Sex-Witz ihrer Wahl einfügen!
 
06. Mai – In Großbritannien wird ein Kind geboren. Und nur weil es irgendwie der überholten Adeligkeit angehört, ist das irgendwie würdig in den Nachrichten gezeigt zu werden.
 
17. Mai – Die Süddeutsche Zeitung und das Nachrichtenmagazin »Der Spiegel« veröffentlichen Auszüge aus einem Video, welches den österreichischen Vizekanzler Heinz-Christian Strache von der rechten Partei FPÖ zeigt, wie er zur Korruption neigt. Für die angebliche Nichte eines russischen Oligarchen ist er bereit, die Gesetze zur Parteienfinanzierung zu umgehen und eine verdeckte Übernahme parteiunabhängiger Medien zu veranlassen. Die Regierungskoalition zerbricht und Strache muss der Politik den Rücken kehren.
Außerdem wird in Taiwan die gleichgeschlechtliche Ehe legalisiert, im ersten asiatischen Land überhaupt. Darauf Konfetti und ein Likörchen.
 
18. Mai – Das Finale des Eurovision Song Contests findet statt und man wundert sich, dass das immer noch Leute interessiert.
Außerdem veröffentlicht der YouTuber Rezo ein Video mit dem Titel »Die Zerstörung der CDU«, in der er die Sozial- und Klimapolitik der Regierungsparteien kritisiert. Kurz vor der Europawahl. Die CDU-Vorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer findet es nicht gut, wenn man ihre Partei kritisiert, und fordert im Grunde eine Zensur im Netz. Außerdem produziert die CDU mit dem jungen Abgeordneten Philipp Amthor ein Antwortvideo, dass aber vermutlich so peinlich ist, dass man es dann hinterher doch lieber wegschließt.
 
19. Mai – Die letzte Folge der Serie »Game Of Thrones« läuft und alle Fans der Serie und der Bücher sagen: »Oy vey!«
 
24. Mai – Die britische Premierministerin Theresa May kündigt ihren Rücktritt an. »Wisst ihr was? Die Scheiße mit dem Brexit könnt ihr alleine machen«, ist zwar nicht die wörtliche Aussage, die sie trifft, aber sehr wahrscheinlich denkt sie genau das.
 
27. Mai – US-Präsident Donald Trump ist der erste Staatsgast, der vom neuen Kaiser Japans, Naruhito, empfangen wird. Naruhito daraufhin: »Warum muss es ausgerechnet der Trottel sein?« Vermutlich.
 
02. Juni – Der Kasseler Regierungspräsident Walter Lübcke wird von Rechtsextremisten in vor seinem Wohnhaus getötet. Statt öffentlich die Tötung zu verdammen, lassen sich viele AfD-Politiker dazu hinreißen, Äußerungen zu tätigen, die sinngemäß sagen: »Ja, aber die Linken …«
 
09. Juni – In Hongkong beginnen Proteste gegen das » Gesetz über flüchtige Straftäter und Rechtshilfe in Strafsachen«, welches u. a. Auslieferungen von Häftlingen an die Volksrepublik China ermöglichen soll. Im Grunde will China die rechtliche Grundlage schaffen, um unliebsame Leute möglichst einfach in Organspender oder sonstige nicht-lebendige Lebensformen umzuwandeln. Die zunächst friedlichen Demonstrationen werden recht bald gewaltsam, besonders nachdem die Polizei immer weniger zimperlich mit den Demonstranten umgeht. Aber wenn man Chinas Offizielle fragt, dann ist eigentlich alles total tuffig und super.
 
15. Juni – E-Scooter sind jetzt auf Deutschlands Straßen zugelassen. Das sind diese Dinger für Leute, die zu viel Geld haben, glauben der Umwelt etwas Gutes zu tun und sich trotzdem nicht selber bewegen wollen.
 
18. Juni – Beim Empfang des neuen ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, zittert Bundeskanzlerin Merkel in der Sommerhitze. Ihr haben nur drei Gläser Wasser gefehlt, sagt sie im Anschluss. Im Netz wird heftig diskutiert, wie es wohl um ihre Gesundheit steht und ob sie noch amtsfähig ist. Die Frage hätte man vielleicht lieber vor der letzten Wahl stellen sollen.
 
23. Juni – Ekrem İmamoğlu wird bei der Bürgermeisterwahl in Istanbul erneut von der Mehrheit der Wähler gewählt. Ein paar Wochen zuvor hatte er bereits die erste Bürgermeisterwahl gewonnen, die allerdings von der Wahlkommission als ungültig gewertet wurde, weil Präsident Erdogan es doof fand, dass nicht der Kandidat seiner Partei gewann. Also ein Vorgang, der schon im Ansatz total demokratisch klingt. Immerhin scheint sich dann ja doch noch der gesunde Menschenverstand durchzusetzen.
 
29. Juni – Nachdem die Kapitänin des Schiffes »Sea-Watch 3«, Carola Rackete, feststellt, dass wirklich ein Notstand an Bord besteht, beschließt sie, entgegen dem Willen der italienischen Regierung in Lampedusa anzulegen. Sie wird gleich darauf festgenommen, aber zumindest sind die Schiffbrüchigen sicher. In Deutschland und Italien wird derweil groß darüber diskutiert, ob man denn Leute aus Seenot retten sollte oder nicht, als ob es da irgendwas zu diskutieren gäbe.
 
03. Juli – Das vorherige Urteil des Landgerichts Gießen gegen die deutsche Fachärztin Kristina Hänel wird aufgehoben. Das Gericht hatte sie verurteilt, Werbung für Schwangerschaftsabbrüche zu machen, obwohl sie lediglich darüber informiert hatte, dass sie das eben auch tut. Da das Oberlandesgericht das Urteil zwar aufhebt, aber den Hinweis gibt, dass in dem Fall der umstrittene § 219a StGB Anwendung zu finden hätte, verurteilt das Landgericht Gießen sie im Dezember erneut und alle, die das irgendwie verfolgt haben, Patschen sich die Hand vor die Stirn.
Das passiert übrigens nur, weil irgendein Loser, der nur mit Pseudonym unterwegs ist, systematisch Ärzte wegen Schwangerschaftsabbrüchen verklagt, da er offenbar sonst über keine vernünftigen Hobbys verfügt. Oder einen Lebenspartner, der bzw. die ihn fragen kann, ob er sie noch alle hat.
 
07. Juli – Unter ihrer Kapitänin Megan Rapinoe wird die US-Fußballnationalmannschaft der Frauen erneut Weltmeister. Rapinoe wird außerdem zur Weltfußballerin des Jahres gekürt. In den USA wird aber darauf weniger eingegangen. Dort wird viel mehr darüber diskutiert, dass sie homosexuell ist, weil das für den Sport auch so unglaublich wichtig ist.
 
16. Juli – Ursula von der Leyen wird zur Präsidentin der Europäischen Kommission gewählt. Erneut wird der Beweis erbracht, dass man in der europäischen Politik keinerlei Qualifikation oder Talent braucht, um es weit zu bringen.
 
24. Juli – Boris Johnson wird neuer Premierminister in Großbritannien und verspricht, dass der Brexit am 31. Oktober stattfinden wird. Aber natürlich ist das eine Lüge, wie etwa 95% der Dinge, die aus seinem Mund kommen. Er ist ein weiteres Beispiel dafür, dass man weder Qualifikation noch Talent braucht, um in der Politik weit zu kommen. Und offenbar muss man nicht mal gewählt werden, um Premierminister in Großbritannien zu werden.
 
25. Juli – Im niedersächsischen Lingen wird mit 42,6°C ein neuer deutscher Hitzerekord gemessen. Die Temperatur ist über 2°C höher als der vorherige Rekord von 2015. Ob das vielleicht irgendwas mit dem Klimawandel zu tun haben könnte? Dazu ein durchschnittlicher SUV-Fahrer: »Kann gar nicht sein.«
 
29. Juli – Im Hauptbahnhof von Frankfurt am Main wird ein achtjähriger Junge von einem Mann vor einen einfahrenden Zug gestoßen. Der Mann war geistig verwirrt, aber weil er eine dunkle Hautfarbe hat, wird das für einige Parteien mal wieder ein gefundenes Fressen, um über Ausländer herzuziehen.
 
10. August – Der US-amerikanische Investmentbanker und verurteilte Sexualstraftäter Jeffrey Epstein wird tot in seiner Zelle gefunden. Der Kumpel von US-Präsident Donald Trump, den dieser laut eigenen Aussagen ja überhaupt nicht leiden konnte und praktisch gar nicht kannte, unterhielt einen Sexhandelsring mit Minderjährigen und stirbt ganz zufällig im Knast, als er, der eigentlich ständig unter Beobachtung stehen soll, gerade mal nicht beobachtet wird. Zwei Wachen haben geschlafen und der vorherige Zellengenosse wurde auch vorher vorsichtshalber verlegt. Natürlich war es Selbstmord. Die Möglichkeit, dass da irgendwie was nicht mit rechten Dingen zugegangen ist, weil er Kontakte in die höchsten Kreise der Macht hatte und eventuell irgendwelche Leute hätte belasten können, ist völlig absurd.
 
22. August – Wissenschaftler geben bekannt, dass zu viel Sitzen die Lebensdauer verkürzt. Schriftsteller weltweit sagen: »Na toll.«
 
21. September – Sigmund Jähn, der erste Deutsche im All, stirbt in Strausberg bei Berlin. Der Held der DDR und Held der Sowjetunion war 1978 mit einer Sojus-Kapsel ins All geflogen. Die »Goldene Henne« hat auch mal gewonnen. Das ist ja auch nicht zu verachten.
 
23. September – Greta Thunberg hält vor der UN eine leidenschaftliche Rede und kritisiert die Klimapolitik der Regierungen. Die sagen: »Jau, hat schon Recht, die Kleine«, und machen dann weiter wie bisher. Um die Welt geht auch ein Video, in dem sie Trump anschaut, als er an ihr vorbeiläuft. Ihr Gesichtsausdruck entspricht dabei so ziemlich dem Gesichtsausdruck von jedem, der mal versucht hat ihm länger als 30 Sekunden genauer zuzuhören.
Gleichzeitig geht die eine der größten und ältesten Reisefirmen der Welt bankrott. Der Fall der Firma Thomas Cook sorgt dafür, dass weltweit rund 600.000 Touristen festsitzen. Komischerweise meint da keiner, dass sie doch mit überfüllten Booten übers Mittelmeer kommen sollen.
 
01. Oktober – Mit einiger Berechtigung kann man jetzt sagen, dass Gott tot ist. Karel Gott, zumindest.
 
09. Oktober – In Halle will ein rechtsextremistischer Volltrottel eine Synagoge zusammenballern, scheitert aber an einer geschlossenen Tür. Dann sagt er »Manno, der Jude ist Schuld!« und ballert zwei andere Leute nieder. Das Ganze überträgt er auch noch live ins Internet. Und falls sich einer das fragt: Ja, der Typ hatte keine Freundin, die ihm hätte sagen können, dass er ein Idiot ist.
 
10. Oktober – Das Nobelpreis-Komitee gibt bekannt, an wen die Literaturnobelpreise für 2018 und 2019 gehen. 2018 hatte man ihn nämlich nicht vergeben, weil eines der Akademie-Mitglieder Frauen sexuell belästigt hatte. Quasi als Entschuldigung gibt man der polnischen Schriftstellerin Olga Tokarczuk den Nobelpreis für dieses Jahr. Für 2019 erhält der Österreicher Peter Handke den Preis und hinterher reden irgendwie alle nur über Handke. Tokarczuk wird irgendwie vergessen.
 
31. Oktober – Beginn der Amtsenthebungsuntersuchung gegen Donald Trump. Es gibt irgendwie eine Batterie von Leuten, die gegen Trump aussagt und meint, dass er da bestimmte Vorteile für sich herausschlagen wollte, was im Grunde einem Verrat des Präsidenten an seinem Staat gleichkommt, aber Trumps Anhänger und er selbst reden nur von »Presidential Harassment«. Vermutlich sind sie nur sauer, weil sie Schwarze nicht mehr mit dem N-Wort bezeichnen und keiner Frau ungefragt in den Schritt fassen dürfen.
 
13. November – Venedig steht unter Wasser. Das ist an sich nicht so ungewöhnlich, denn das passiert durchaus öfter, aber diesem steht es so hoch wie noch nie zuvor. Ob das am Klimawandel liegt? Die Meinung der Venezianer: »Blubb blubb blubb.«
 
20. November – Der britische Prinz Andrew tritt von allen öffentlichen Pflichten zurück und bleibt lieber daheim, wo er sich alte Gemälde mit nackten Kindern drauf anschauen kann. Ein paar Tage zuvor hatte er ein Interview gegeben, welches allgemein als absolutes PR-Desaster bezeichnet wird. Thema darin war seine Freundschaft zu dem Sexualstraftäter Jeffrey Epstein, der Minderjährige sexuell missbraucht hatte. Irgendwie schaffte es Prinz Andrew, nicht ein Wort des Bedauerns auszudrücken. Stattdessen erfuhr die Welt, dass er nicht schwitzen kann. Das ist doch auch was.
 
23. November – Das letzte bekannte Sumatra-Nashorn in Malaysia stirbt. Na, endlich mal eine positive Nachricht im ganzen Jahr, was?
 
29. November – Der Eröffnungstermin für den Flughafen Berlin-Brandenburg, kurz BER, wird bekanntgeben: 31. Oktober 2020. Die gesamte Bevölkerung fasst sich ans Auge und sagt: »Jau, sicher …«
 
03. Dezember – Bei London feiern die Staats- und Regierungschefs der Mitgliedsstaaten das 70-jährige Bestehen der NATO. Ein paar der Spitzenleute machen sich dabei über Trump lustig. Warum auch nicht? Der Rest der Welt tut es ja auch.
 
06. Dezember – Der SPD-Bundesparteitag beginnt in Berlin. Ist da nicht irgendwer gewählt worden? Es gibt ein Fleißpünktchen, wenn einer die neue Spitze der SPD mit Namen nennen kann, ohne extra nachschauen zu müssen. Nicht, dass das irgendwen interessiert.
 
12. Dezember – In Großbritannien wird mal wieder gewählt. Aus irgendeinem Grund entscheiden sich die Wähler für einen Mann, der offenbar als Kind zu oft auf den Kopf gefallen ist und den Intellekt einer zurückgebliebenen Kartoffel hat.
 
20. Dezember – Entgegen allen Erwartungen kann man sich in Großbritannien doch mal zu einer Entscheidung durchringen. Das Austrittsabkommen mit der EU wird angenommen. Voraussichtlicher Austritt aus der EU ist nun der 31. Januar 2020.
 
27. Dezember – Der WDR veröffentlicht auf seiner Facebook-Seite ein Video, in dem ein Kinderchor »Meine Oma fährt im Hühnerstall Motorrad« singt. Dabei wird die Oma als alte Umweltsau bezeichnet. Und weil es sonst nichts auf der Welt gibt, über das man sich aufregen könnte, gibt es halt böse Kommentare bis Morddrohungen an die Mitarbeiter des WDR, weil offenbar keiner mehr in der Lage ist Satire einfach mal als das zu nehmen, was sie ist.

Jahresrückblick 2022

Und wieder haben wir ein Jahr hinter uns gebracht. Entgegen der »Prophezeihungen« von berühmten Filmen, fand weder ein »Purge« statt noch verfütterte man im großen Stil Menschen in Form von kleinen Riegeln an andere Menschen. Andererseits muss man sagen, dass es doch das dritte Jahr in Folge war, von dem man mit gewisser Berechtigung sagen kann, dass es »Meh« war.
Dennoch gab es einige bemerkenswerte Dinge, die geschehen sind. Traurige, spannende aber auch lustige Dinge …

01. Januar – Mit der deutlich unter Wert benannten »Regional Comprehensive Economic Partnership« (Regionale umfassende Wirtschaftspartnerschaft) tritt das größte Freihandelsabkommen der Welt in Kraft. Brunei, Indonesien, Kambodscha, Laos, Malaysia, Myanmar, Philippinen, Singapur, Thailand, Vietnam, die VR China, Japan, Südkorea, Australien und Neuseeland können sich jetzt gegenseitig Tinnef liefern, ohne das irgendwelche Zölle darauf erhoben werden.

04. Januar – China, Frankreich, Großbritannien, die USA und Russland – die fünf ständigen Mitglieder des UN-Sicherheitsrates – geben eine gemeinsame Erklärung heraus, die sinngemäß sagt: »Ey, Nuklearkrieg ist voll blöd und darf niemals passieren, Alter!«
Keine zwei Monate später scheint Russland da irgendwie eine andere Meinung zu haben.

04. Januar – Reality-TV-Sternchen & Influencerin Stephanie Matto, zu dem Zeitpunkt 31 Jahre alt, wird mit dem Verdacht auf Herzinfarkt ins Krankenhaus eingeliefert. Es stellt sich heraus, dass sie einfach nur »einen Furz quer sitzen hatte«, weil sie andauernd Bohnen und Eier aß. Warum aß sie dauernd Bohnen und Eier? Nun, sie verkaufte ihre Fürze in kleinen Einmachgläsern. Und weil sie damit schon über 200.000$ gemacht hatte, half sie mit ihrer Diät etwas nach. Nach der vermeintlichen Herzattacke hat sie aber versprochen, dass sie damit aufhört.

07. Januar – Die Anzahl der COVID-Fälle weltweit übersteigt die 300 Millionen Grenze. Im Grunde heißt das also, dass im Äquivalent jeder einzelne Einwohner von Deutschland, Frankreich, Großbritannien und der Türkei sich mit COVID angesteckt hätte.

10. Januar – Zum ersten Mal verpflanzt man erfolgreich ein Schweineherz in einen Menschen. Aber nicht nur ein normales Schweineherz, sondern ein genetisch verändertes! Bevor der Empfänger David Bennett allerdings Superkräfte entwickeln kann, stirbt er knapp zwei Monate später trotzdem.

15. Januar – Der Hunga Tonga, ein Vulkan im südpazifischen Ozean, bricht aus, als Wasser aus der Umgebung auf das Magma trifft. Die entstehende Explosion ist größer als alle bisher durchgeführten Nuklearwaffen-Tests und es folgt eine Aschewolke, die sich über 470 km ausbreitet. Außerdem gibt es im gesamten Pazifikraum eine Tsunamiwarnung. Auf einer Insel in der Nähe werden alle Häuser bis auf zwei zerstört. Unglaublicherweise kommt es zu lediglich drei Todesfällen im Zusammenhang mit dem Ausbruch.

04. Februar – In Peking werden die Olympischen Winterspiele 2022 eröffnet. Damit ist es die erste Stadt, die sowohl die Sommer- als auch die Winterspiele ausgerichtet hat. Die Spiele werden kontrovers diskutiert, immerhin gibt es immer noch die Covid-Pandemie und außerdem die Verfolgung und Umerziehung der Uiguren. Außerdem wird gemunkelt, dass China von der bevorstehenden Invasion der Ukraine durch die Russen wusste und Putin gebeten hatte, doch bitte bis nach Ende der Olympischen Spiele zu warten. China sagt, dass die Vorwürfe haltlos sind, allerdings sagt China ja auch, dass es den Uiguren total super geht, insofern …

24. Februar – Russland überfällt die Ukraine. Weil die alle Nazis sind, oder so. Sagt Putin. Über das Land mit einem jüdischen Präsidenten. Und weil Putin mit den faschistoiden Strukturen in seinem Land ja so gar nichts mit den Nazis gemeinsam hat. Echt nicht. Der Überfall auf die Ukraine hat auch gar keine irgendwie geartete Ähnlichkeit mit irgendwas, was die Nazis mal gemacht haben. Oder so.

02. März – Der Internationale Strafgerichtshof beginnt mit seinen Ermittlungen bezüglich der Kriegsverbrechen von Russland in der Ukraine. Gerade rechtzeitig, da Russland das Kernkraftwerk Saporischschja in der Ukraine angreift und sich die Welt fragt: »Leute, habt ihr schon mal was von Tschernobyl gehört?!«

05. März – Forscher in der Antarktis finden das Schiff »Endurance«, welches auf der berühmten Expedition 1915 von Ernest Shackleton sank. Es werden ein paar hochauflösende 3D-Bilder gemacht, ansonsten aber alles an Ort und Stelle gelassen, weil das Schiff als »geschützter historischer Ort« gilt.

16. März – Das Theater von Mariupol wird per Luftangriff von Russen bombardiert, nachdem die Ukraine dieses als Sicherheitszuflucht für Familien benutzt hatte und in großen Lettern »Kinder« gut sichtbar aus der Luft auf den Vorplatz geschrieben hatte. Es gibt etliche Todesfälle, wobei keiner genaue Zahlen nennen kann. Schätzungen gehen von ein paar Dutzend bis zu 600 Menschenleben aus, die dabei vernichtet wurden. Der internationale Strafgerichtshof macht sich weiter Notizen bezüglich Kriegsverbrechen.

09. April – Die Polizei in Indien muss einen kuriosen Diebstahl bekanntgeben. Im Bundesstaat Bihar wurde eine 18 Meter lange und 500 Tonnen schwere Stahlbrücke gestohlen. Die Täter hätten sich als Beamte eines Bewässerungsprogramms ausgegeben und die Brücke mit Schneidbrennern zerlegt.

14. April – Das kanadische Gesundheitsministerium will einen Link zu den neuesten Corona-Fallzahlen auf Twitter posten. Stattdessen postet man einen Link zu einem, ähm, interessanten Video auf Pornhub. Sowas kann schon mal passieren, wenn man als Azubi im Gesundheitsministerium Langeweile hat.

22. April – Nach drei Jahren Wartung nimmt der Large Hadron Collider wieder seine Arbeit auf und schafft es immer noch nicht, die Welt in einem schwarzen Loch verschwinden zu lassen.

25. April – Die älteste Person der Welt stirbt. Die Japanerin Kane Tanaka wurde im Jahr 1903 geboren, das Jahr, in dem später auch die Wright-Brüder den ersten Motorflug durchführten, die Firma Ford gegründet und die erste Tour de France abgehalten wurden. Kane Tanaka hat somit zwei Weltkriege, die Entwicklung der Luft- und Raumfahrt, des Computers, des Internets und das Aufkommen von Tentakelpornos in Japan mitgemacht.

06. Mai – Ein Ausbruch von Affenpocken beginnt, als man einen Mann in London positiv auf das Virus testet. Bald gibt es auch Fälle in Schweden, Belgien, Portugal, Deutschland, Australien, Frankreich den USA und Kanada. Weltweit denken die Leute »Ach, jetzt geht der Mist schon wieder los …«
Man kriegt den Ausbruch dann aber relativ bald eingedämmt. Durch Impfungen. Verrückt, wie die Natur das macht.

09. Mai – Auf den Philippinen werden »Bongbong« Marcos und Sara Duterte mit überwältigender Mehrheit zu Präsdent bzw. Vize-Präsidenten gewählt. Das Volk findet es total super, wenn man den Sohn eines früheren Diktators, der Menschenrechte verletzte und das Land ausbeutete, und die Tochter des vorherigen Präsidenten, der gerne mal persönlich Leute umbrachte, die ihm irgendwie nicht gefielen, an die Macht bringt.

14. Mai – Beim Eurovision Song Contest 2022 gewinnt »völlig überraschend« die ukrainische Gruppe »Kalush Orchestra« mit dem Song »Stefania«. Mit 439 Punkten durchs Zuschauer-Televoting siegt die Band mit insgesamt 631 Punkten. Könnte sein, dass die Ukrainer da aus irgendeinem Grund die Sympathien auf ihrer Seite hatten …
Der deutsche Beitrag landet weniger überraschend auf dem letzten Platz.

24. Mai – In der US-amerikanischen Stadt Uvalde, Bundesstaat Texas, werden an einer Grundschule mehr als 20 Menschen erschossen. Die Polizei, die zwar vor Ort war, hatte lieber draußen gewartet als irgendwie einzuschreiten, denn wie die Polizisten später sagen: »Der Typ hätte doch schießen können! Das tut doch weh!«
Ein paar Leute, u.a. US-Präsident Biden fragen mal wieder, wann man denn die Waffengesetze verschärft, aber letztlich einigt man sich auf »Eh, Scheiße passiert halt.«
Es war der 27. Amoklauf an einer Schule in den USA in diesem Jahr.

01. Juni – Der türkische Präsident Erdogan gibt bekannt, dass man sein Land doch bitte nicht mehr »Turkey« nennen sollte, sondern »Turkiye«, denn immerhin will man nicht mit einem blöden Federvieh verwechselt werden, welches jedes Jahr zu Thanksgiving bei den Amerikanern auf dem Essensteller landet. Sowas kann man ja auch mal schnell verwechseln.

03. Juni – Der Bundestag stimmt darüber ab, dass man der Bundeswehr ein »Sondervermögen« von 100 Milliarden Euro bereitstellt. Geld um medizinisches Personal zu bezahlen ist aber offenbar nicht vorhanden.

14. Juni – Nach fast fünf Jahrzehnten »Streit« einigen sich Dänemark und Kanada endlich darauf, die Hans-Insel zu teilen. Auf der Insel »tobte« bis dahin der sogenannte »Whisky-Krieg«: Beide Länder beanspruchten die Insel und hissten immer wieder Mal die eigene Flagge, die dann von der anderen Seite heruntergeholt wurde. Dabei wurden jeweils Flaschen mit alkoholischen Getränken zurückgelassen, über die sich die jeweiligen Soldaten sehr gefreut haben. (Genaueres dazu kann man in meinem Buch »Besoffene Elche und gekaufte Päpste« lesen.)

11. Juli – Das erste Bild vom James Webb Telescope, dem Nachfolger des Hubble-Teleskops, wird veröffentlicht. Das Foto des Galaxienhaufens SMACS 0723 zeigt Tausende Galaxien, die zum Teil 13 Milliarden Jahre alt sind und noch die Lockenwickler von der Nacht drin hatten.

19. Juli – Giuseppe Paterno schließt seinen Master in Geschichte und Philosophie an der Uni in Palermo ab. Mit Bestnoten, nachdem er zwei Jahre zuvor schon seinen Bachelor gemacht hatte. Was daran so besonders ist? Giuseppe ist 98 Jahre alt und damit Italiens ältester Student.

31. Juli – Der französische Forscher Etienne Klein postet auf seinem Twitter-Account ein Foto, welches laut seinem Text den Stern Proximal Centauri zeigt. Während einige den Witz des Bildes sofort verstehen, fallen andere darauf herein. Erst später gibt Herr Klein zu, dass das Bild eine Scheibe Chorizo zeigt, eine Art spanischer Salami. Tatsächlich war der Gag auch nicht neu. Das Bild wurde bereits mehrfach im Netz unter ähnlichen Vorgaben geteilt, erstmals 2018 von Jan Castenmiller, aber nur bei Herrn Klein ging das Bild tatsächlich viral.

12. August – Der britische Autor Salman Rushdie wird während einer Lesung von einem Mann mehrmals mit dem Messer attackiert. Der Angriff kommt 33 Jahre, nachdem Ajatollah Chomeini eine Fatwa aussprach, die zur Tötung des Schriftstellers aufrief. Rushdie wird schnell ins Krankenhaus gebracht, verliert allerdings auf einer Seite das Augenlicht und die Nutzung einer Hand.

24. August – In einem Fall von »Vielleicht hätte ich die Reise lieber lassen sollten«, wird ein 36-jähriger italienischer Mann, der von einer Kurzreise nach Spanien zurück nach Hause kehrte, im Krankenhaus positiv auf das Coronavirus, die Affenpocken und HIV getestet.

08. September – Queen Elizabeth II. stirbt im Alter von 96 Jahren, nachdem zwei Tage zuvor Liz Truss zur britischen Premierministerin ernannt wurde. Es kann jeder für sich entscheiden, ob es da einen Zusammenhang gibt.

25. September – In Italien werden Wahlen für beide Parlamentskammern des Landes abgehalten. Wahlsieger werden die Nazis, weil mittlerweile wohl genug Leute weggestorben sind, die noch sagen können, wie scheiße das damals in den 30er/40er-Jahren unter den Nazis war.

26. September – Bei der NASA starren Leute gebannt auf die Bildschirme, als ihre DART-Sonde mit 21.960 km/h auf einen Asteroiden kracht und der Bildschirm dunkel bleibt. Dann jubeln alle, denn entgegen sonstiger Kollisionen war diese durchaus geplant. Man hat so die Flugbahn eines Asteroiden geändert und hofft, dass man das für den Fall, dass so ein Ding mal auf die Erde zufliegt, wiederholen kann und sich nicht auf Bruce Willis und Ben Affleck verlassen muss.

30. September – Augenärztin Dr. Katerina Kurteeva postet ein Video auf Instagram, welches zeigt, wie sie tags zuvor einer Patientin 23 Kontaktlinsen aus einem Auge entfernt, weil die Patientin mal so für einen Monat vergessen hatte, dass man Kontaktlinsen immer rausnehmen sollte. Stattdessen packte sie munter immer weitere Kontaktlinsen drauf. Das recht eklige Video geht viral und hat bald mehrere Millionen Klicks, denn… klar.

25. Oktober – Die britische Premierministerin Liz Truss tritt nach nur 50 Tagen im Amt zurück. In der Zeit hat sie es immerhin geschafft, das Land vor die Wand zu fahren und es zum Ziel des Spotts der Welt zu machen. Der Historiker Dominic Sandbrook urteilt, dass sie »die am wenigsten eindrucksvolle Person, die jemals Premierminister geworden ist« sei. Der Times-Kommentator Matthew Parris meint sogar, sie habe in ihrem politischen Leben »niemals etwas Wichtiges, Interessantes oder Bedachtes gesagt, ihr Sturz sei deshalb nicht unerwartet«.

28. Oktober – Der reichste Mann der Welt kauft einen der beliebtesten Nachrichtendienste der Welt für 44 Milliarden Dollar, weil da mal jemand irgendwas Unschönes über ihn gesagt hat, und das geht ja gar nicht. Ein paar Wochen später, nachdem die halbe Belegschaft entweder rausgeschmissen oder vergrätzt wurde und wahrscheinlich ein paar Dinge passiert sind, die irgendwann noch strafrechtlich behandelt werden müssen, steht das Unternehmen kurz vor dem Aus.

28. Oktober – Am Vorabend der Ausstellung »Mondrian.Evolution« in der NRW-Kunstsammlung stellt die Kunsthistorikerin Susanne Meyer-Büser fest, dass das Bild »New York City 1« von Piet Mondrian seit mehr als 40 Jahren praktisch auf dem Kopf hängt. Das kann schon mal passieren, wenn auf dem Bild nur ein paar Streifen zu sehen sind…

11. November – Ukrainische Streitkräfte befreien die Stadt Cherson, die einzige größere Stadt in der Ukraine, die russische Streitkräfte seit der Beginn der Invasion im Februar einnehmen konnten. Da sind selbst einige Nachrichtensprecher in Russland verwirrt, wie sie darüber berichten sollen.

14. November – Ein Paar Birkenstock-Sandalen, die zuvor Apple-Gründer Steve Jobs gehörten, werden für 200.000 Dollar versteigert. Mal wieder der Beweis, dass Apple-Fans für jeden Quatsch zu viel Geld ausgeben.

15. November – Die Weltbevölkerung erreicht die Größe von 8 Milliarden. Erst vor 11 Jahren waren 7 Milliarden erreicht worden. Die Milliarde davor hatte 12 und die Milliarde davor ebenfalls 12 Jahre gebraucht. Die Masse an Menschen auf der Erde wird vor allem daran festgemacht, dass man die globale Lebenserwartung hochgeschraubt hatte. Trotz Pandemien und Seuchen. Die Kinder- und Müttersterblichkeit ist einfach entschieden zurückgegangen. Dennoch sehen viele der Entwicklung mit Schrecken entgegen, weil nicht klar ist, wann der Punkt erreicht ist, an dem der Planet die Bevölkerung nicht mehr ernähren kann.

16. November – Die NASA startet Artemis 1, den ersten unbemannten Flug seines Space Launch Systems (SLS), der stärksten Rakete, die bisher in den Orbit gebracht wurde. Mit an Bord der Orion-Kapsel, die den Mond umkreisen wird, um dann wieder zurückzukommen: Callisto, ein technisches Gerät entwickelt von Lockheed Martin, Cisco und Amazon, damit die Astronauten, die auf späteren Flügen in der Kapsel zum Mond fliegen sollen, auch da per Sprachsteuerung Tinnef bei Amazon kaufen können.

17. November – Covid-19 feiert dreijährigen Geburtstag! Offiziell sind es über 6,6 Millionen Menschen, die seitdem wegen der Krankheit verstorben sind. Inoffziell sind es wahrscheinlich eher so um die 24 Millionen. Also innerhalb von drei Jahren sind wahrscheinlich einfach mal alle Einwohner von Australien weggestorben.

20. November – In Katar wird die Fußball-Weltmeisterschaft 2022 eröffnet. Also zumindest die der Herren. Das Land hat ca. 2,7 Millionen Einwohner, wovon aber nur rund 10% tatsächliche Staatsangehörige sind. Bei dem Rest handelt es sich um Gastarbeiter, vor allem Bauarbeiter und/oder Sklaven. So mehr oder weniger.
Zur Fußball-WM werden ca. 1,2 Millionen Besucher erwartet, also deutlich mehr als die paar hunderttausend Staatsangehörige, die u.a. den Radikalislamismus unterstützen und sich einen Dreck um tote Gastarbeiter bei den Bauarbeiten zu Fußballstadien scheren. Aber die Spiele werden total schön, besonders für die Mannschaft von Katar. Zur Halbzeit des Eröffnungsspiels verlässt der Großteil der Zuschauer bereits das Stadion.
Damit ist die Fußball-WM schon das zweite sportliche Großereignis des Jahres, welches in einem menschenrechtsverachtenden Staat stattfindet. Yay!

01. Dezember – Die Toowoomba Grammar School aus Queensland, Australien, postet auf ihrem Instagram-Account die Rückgabe eines schon länger überfälligen Buches. Dr. John Lamb hatte beim Aufräumen in den Habseligkeiten seines Großvaters das Buch »Große Erwartungen« von Charles Dickens entdeckt, welches dieser 1903 von der Schule ausgeliehen hatte. Nach 119 Jahren fand es den Weg zurück in die Bibliothek und ist wohl in ausgezeichnetem Zustand.

05. Dezember – In der National Ignition Facility (NIF) des Lawrence Livermore National Laboratory in Kalifornien erreicht man den »scientific breakeven« bei der nuklearen Fusion, sprich: Man hat eine Fusion in Gang gebracht, die mehr Energie auswirft, als Energie zum Starten gebraucht wurde. Die Laser, welche den Brennstoff anheizen, brauchen 2 Megajoule, während die Fusion etwas über 3 Megajoule ausgibt. Da kann man schon mal einen Kessel Wasser zum Kochen bringen!
Gut, okay, man hatte vorher die Laser mit 400 Megajoule aufladen müssen, aber das darf man nicht so kleinlich sehen.

26. Dezember – Südkorea hebt das Importverbot für Ganzkörper-Sexpuppen auf. Bisher berief man sich auf ein Gesetz, welches die Einfuhr von Waren untersagte, die »schönen Traditionen und der öffentlichen Moral des Landes schaden«. Ein Gericht sah es aber so, dass man Sexpuppen in der Regel privat nutzt, weswegen das mit der Öffentlichkeit irgendwie nicht passt. Es machen ja nicht alle so wie der FC Seoul, der 2020, zur Hochzeit der Covid-Pandemie, Sexpuppen auf die leeren Plätze gesetzt hatte, damit das nicht so leer aussah.

31. Dezember – In den Morgenstunden verstirbt der emeritierte Papst Benedikt XVI., zwei Tage, nachdem in Brasilien der ehemalige Fußballspieler Pelé gestorben ist, den viele auch als »Gott« bezeichneten. Vermutlich wollte der Papst nicht mehr ohne Gott auf der Welt sein.

Geschichten zum Tag: 15.08. – Mariä Himmelfahrt

Heute ist der 15. August und an diesem Tag feiern mehrere christliche Konfessionen »Mariä Aufnahme in den Himmel«, auch »Mariä Himmelfahrt« oder in den Ostkirchen auch »Hochfest des Entschlafens der allheiligen Gottesgebärerin« genannt, weil das besser über die Zunge geht. Mancherorts ist das sogar ein Feiertag, damit man genug Zeit hat, sich im Gedenken an sie ordentlich einen anzulöten.
Nun kann man sich fragen: Was genau soll denn Mariä Himmelfahrt sein und warum zum Teufel schreibt man die mit »ä«?
Beantworten wir mal den zweiten Teil zuerst: Im Lateinischen spricht man von der Jungfrau Maria als »Mariae virginis«. Irgendwer, der das übersetzen sollte, meinte dann wohl, dass man das »e« nicht unterschlagen sollte und weil »ae« im Deutschen eben »ä« ergibt, sagt man noch heute »Mariä«. Natürlich hätte damals jemand dem Übersetzer auch eine über die Rübe ziehen können, damit der seinen Job richtig macht, aber Gläubige sind ja friedfertig – zumindest wenn sie nicht gerade mit Andersgläubigen zu tun haben – weswegen das vielleicht keiner wollte.
Ansonsten ist der Name bei »Mariä Himmelfahrt« schon Programm: Sie soll an dem Tag in den Himmel aufgefahren sein. Mit Leib und Seele. Sagte zumindest mal Bischof Kyrill von Alexandrien im frühen fünften Jahrhundert, also vierhundert und ein paar zerquetschte Jahre nach dem Tod von Jesus und vermutlich seiner Mutter, weil man das da noch so gut im Gedächtnis hatte.
Kyrill war maßgeblich daran beteiligt, dass man Maria als »Gottesmutter« sah. Das hatte er durch Bestechung und Gewalt erreicht, denn … so macht man das halt als guter Christ. Und weil er das schon mal erreicht hatte, meinte er auch gleich noch: »Irgendwie müssen wir die doch auch feiern, meint ihr nicht?«
Und alle sagten: »Also wenn wir damit wieder eine Gelegenheit für Sauf- und Fressgelage kriegen… klar! Was genau wollen wir denn feiern? Ihren Geburtstag?«
»Weiß doch kein Schwein, wann das war.«
»Wann sie gestorben ist, weiß doch auch keiner.«
»Stimmt. Aber bei Gedenken hat man halt in erster Linie den Tod im Kopf, oder?«
Alle nickten.
»Aber wann wollen wir das denn machen? Ist ja nicht so, als ob da in der Bibel irgendwas konkretes steht. «
Daraufhin sagte Kyrill: »Am 15. August ist doch so ein römisches Fest, Feriae Augusti. Da die Römer ohnehin auf dem absteigenden Ast sind, können wir das doch übernehmen und die Leute wissen schon mal, das an dem Datum gefeiert wird.«
Und alle so: »Mensch, tolle Idee, du.«
Also im Grunde nahm man einen römischen Feiertag, an welchem dem Sieg von Augustus über Marcus Antonius und Kleopatra gedacht wurde, zu einem christlichen Feiertag, weil da die Mutter Gottes vielleicht-aber-eigentlich-nicht gestorben war. Oder zum Himmel auffuhr. Wichtiger Unterschied. Für manche.
Über die Jahrhunderte hinweg hat man das immer ordentlich gefeiert, dennoch war es für manche ein Problem, dass die Aufnahme von Maria in den Himmel in der Bibel bestenfalls als »schwammig bis nicht vorhanden« beschrieben werden konnte.
Glücklicherweise gibt es in der Kirchenlehre etwas, dass sich »Dogma« nennt. Ein Dogma ist eine feststehende Definition oder eine grundlegende Lehraussage, deren Wahrheitsanspruch als unumstößlich gilt. Und da 1870 der damalige Papst mal gesagt hatte, dass er und alle anderen Päpste in Kirchenfragen alles besser wissen und deswegen gefälligst alle anderen die Fresse zu halten haben, konnte Papst Pius XII. am 01. November 1950 sagen: »Leute, Maria wurde in den Himmel aufgenommen. Und weil ich das sage, is dat so!«
Papst Pius XII. war übrigens auch der Papst, der sich im Zweiten Weltkrieg eher beiläufig bis gar nicht zu den Verbrechen der Nazis äußerte. Also ein ganz patenter Typ.
Um das Ganze etwas zusammenzufassen:
Heute ist ein Feiertag, der auf einem umfunktionierten römischen Fest basiert, dessen Grundlage zumindest nicht an diesem Tag oder überhaupt stattfand, sanktioniert von einem Typen, der sich fragwürdig zur Nazizeit verhalten hat.
Da wünschen wir doch allen viel Spaß!

Geschichten zum Tag: 01.07. – Der Kongofreistaat

Heute, in Zeiten von »Black Lives Matter« und dem neuen internationalen Sport »Schmeiß die Statue vom Sockel«, gibt es hin und wieder etwas Aufmerksamkeit für den ehemaligen König von Belgien, Leopold II. Der gründete nämlich am 01. Juli 1885 den Kongo-Freistaat. Und was da passierte ist etwas, was man im Gegensatz zu vielen anderen Dingen tatsächlich mit dem Holocaust im Zweiten Weltkrieg vergleichen kann.

Setzt euch hin, nehmt euch einen Keks, trinkt einen Kaffee oder Tee … das dauert jetzt einen Moment. Und ist nicht lustig. Eine kleine Geschichtsstunde …

Im 19. Jahrhundert waren viele europäischen Staaten der Meinung, dass sie irgendwo auf der Welt, wo Leute wohnten, die eine dunklere Hautfarbe als sie selbst hatten, den Menschen mal ordentlich Kultur und Christentum nahebringen mussten, egal ob vor Ort schon eine andere Kultur oder andere Religionen existierten. Großbritannien gelang es so, sich praktisch auf der ganzen Welt als Arsch aufzuführen, und manche anderen Staaten dachten: »Toll, das wollen wir auch!«

Leopold II. von Belgien kam 1865 auf den Thron. Als König hoffte er, dass er sein Land mal richtig voranbringen könnte, aber da es sich um eine konstitutionelle Monarchie handelte, sagte das Parlament ganz gerne: »Leo, jetzt chill doch mal. Wir machen das schon.« Seine Politik setzte sich also nicht so richtig durch. Und sein größter Wunsch war es, dass Belgien ebenfalls eine Kolonialmacht werden würde, weswegen das Parlament meinte: »Bursche, wer soll den Scheiß denn bezahlen?«
»Na, ich!«, sagte Leopold, der zu dem Zeitpunkt einer der reichsten Menschen der Erde war, weil er u.a. mit Anteilen des Suezkanals spekuliert hatte.
Das Parlament war trotzdem nicht beeindruckt. »Wenn du die Knete hast, dann kannst du ja dein Privatvermögen dafür einsetzen, aber lass uns als Staat da raus.«
Und Leopold grübelte kurz und sagte dann: »Okili dokili!«

1866 sagte er dem belgischen Botschafter in Madrid: »Ey, fragt mal die Königin von Spanien, ob die mir nicht die Philippinen verkaufen will«, woraufhin der Botschafter sagte … eigentlich sagte er nichts. Er fand die Idee bescheuert und hielt lieber die Klappe, weswegen die Sache mit den Philippinen irgendwie im Sande verlief.

1876 finanzierte Leopold eine internationale Konferenz, in der er mehr oder weniger sagte: »Leute, um Afrika sollte man sich mal kümmern und da den Fortschritt hinbringen. Und ganz viel Philanthropie.«
»Wat?«
»Menschenliebe.«
»Ach so. Ja, das klingt eigentlich ziemlich dufte. Vielleicht solltest du da mal Expeditionen und so weiter organisieren.«
Und Leopold grübelte kurz und sagte dann: »Okili dokili!«

1878 gründete Leopold das« Komitee zur Erforschung des oberen Kongo«, deren offizielle Mission wissenschaftlicher und philanthropischer Natur war. Dem Leiter der Expedition, Henry Morgan Stanley, gab er aber insgeheim zu verstehen, dass er Land erwerben und Elfenbein mitbringen sollte. »Der ganze Quatsch finanziert sich ja nicht von alleine, da will ich wenigstens einen Gegenwert haben.«
Stanley fuhr daraufhin in den Kongo, gründete einige Siedlungen, darunter die heutige Hauptstadt Kinshasa, die damals aber noch unter dem Namen Leopoldville lief, und verarschte einige Häuptlinge mit einem Brennglas-Trick, weswegen die dachten: »Der Typ beherrscht sogar die Sonne, da sollten wir ihm lieber unser Land überschreiben.«
Genau dafür gründete Leopold dann 1879 die »Internationale Kongo-Gesellschaft«, der alle diese Landstriche überschrieben wurden und deren alleiniger Anteilseigner er selbst war.

1884 und 1885 fand dann die Berliner Konferenz statt, die auch als »Kongokonferenz« bezeichnet wird. Im Grunde wollten da alle Staaten klären, wer auf was in Afrika Anspruch hatte. Das war zwar in weiten Teilen schon vorher klar, aber zumindest gab das dem Ganzen einen offiziellen Anstrich. Natürlich wurden die Afrikaner dabei nicht gefragt, denn … die konnten ja froh sein, dass sie zumindest nicht mehr als Sklaven verschifft wurden. So blieb eigentlich nur Äthiopien als einziges afrikanisches Land übrig, welches vollkommen selbstständig war. Und auch das nur für kurze Zeit. Aber viel wichtiger: Die »Internationalen Kongo-Gesellschaft« wurde als Besitzer des Kongo-Gebietes bestätigt. Genaugenommen hatte man Leopold II. den Privatbesitz eines Staates zugesprochen, der ungefähr siebzig Mal so groß war, wie das Land, von dem er König war.
Und Leopold grübelte gar nicht erst, sondern sagte gleich: »Okili dokili!«

Am 01. Juli 1885 gründete er den Kongo-Freistaat und begann damit, im Land Infrastrukturen aufzubauen. Das kostete natürlich alles ein Höllengeld, weswegen er von der belgischen Regierung einige Kredite bekam, weil die vermutlich dachten: »Mist, wir können ja wohl kaum unserem König einen Kredit verwehren, oder?«. Außerdem brachte das irgendwie die Unabhängigkeit des Kongo-Freistaats doch ein wenig ins Wanken, aber wollen wir mal nicht kleinlich sein.
Problematisch war auch, dass die Wirtschaft im Land eigentlich auf Tauschhandel basierte, was ihm bei der Steuererhebung aber irgendwie nicht half. Also sollten die Kongolesen ihre Steuern in Naturalien bezahlen, was größtenteils in Elfenbein erfolgte und so ziemlich alle Handelsnetze, die man im Kongo mal aufgebaut hatte, kaputtmachte. Leopold gab allen möglichen Firmen die Erlaubnis, im Kongo-Freistaat tätig zu werden, allerdings mussten sie hohe Steuern zahlen, denn … das Geld muss ja irgendwo herkommen.
Irgendwo an dieser Stelle, sollte man wohl mal ein »Yay, Kapitalismus!« fallen lassen.

Glücklicherweise für Leopold, unglücklicherweise für die Bevölkerung, hatte Jahre zuvor Charles Goodyear ein Patent für die Vulkanisierung von Gummi erhalten. Gummireifen waren sehr gefragt und deswegen auch der Rohstoff Kautschuk, den es im Kongo in Massen gab. 1888 erfand John Dunlop noch dazu den Luftreifen, der die Nachfrage nach Kautschuk noch einmal steigerte. Was machte also Leopold? Er schickte seine Truppen, also praktisch eine Privatarmee, in die Dörfer und ließ den Leuten befehlen, Kautschuk zu sammeln, sonst würden ihre Hütten abgebrannt werden. Wer deswegen zu fliehen versuchte, sollte erschossen werden. Die Firmen, die gekommen waren, um im Grunde ebenfalls den Kautschuk auszubeuten, machten praktisch dasselbe.
Es gab dabei aber ein Problem: Munition ist teuer und viele der Soldaten jagten einfach so gerne irgendwelche Tiere. Um also sicherstellen zu können, dass mit seiner Munition auch tatsächlich Menschen getötet worden waren, mussten die Soldaten zum Beweis die Hände der erschossenen Menschen vorlegen. Und diese Hände gammelten schon mal, bis der zuständige Beamte mit dem Zählen hinterherkam. Also wurden sie geräuchert, um sie haltbar zu machen.

Einige der Soldaten wollten aber trotzdem jagen. Um zu beweisen, dass sie die Munition aber nicht bei einer Jagd verschwendet hatten, hackten sie eben lebenden Menschen die Hände ab. Und weil das so viel Spaß machte, hackten sie auch gleich noch Leuten die Hände ab, die ihrer Meinung nach nicht genug Kautschuk gesammelt hatten. Es gab also jede Menge Leute, deren Arbeitskraft irgendwie geringer ausfiel, weil sie plötzlich 50% weniger Arbeitsmittel hatten. So vielleicht die nüchterne Betrachtung eines der damaligen Leute. Einige verstanden, dass man die Sache mit dem Abhacken von Händen vielleicht etwas einschränken sollte. Die einigten sich dann darauf, dass es stattdessen auch Nasen tun würden, damit die Arbeiter weiter arbeiten konnten.
Natürlich waren damit die Ungeheuerlichkeiten nicht erschöpft. Manche Arbeiter wurden kopfüber von Bäumen gehängt und dem Tod überlassen. Anderen wurden die Beine durchbohrt oder bis zur Bewusstlosigkeit ausgepeitscht. Was man z.T. mit den Geschlechtsteilen machte, wird hier mal außen vor gelassen.

Warum ging gegen diese Greuel niemand vor? Nun … es gab praktisch keine rechtlichen Strukturen in diesem Land, welches ungefähr die Größe Westeuropas hatte. Irgendein Hanswurst aus Belgien wurde in den Kongo versetzt, hatte mit der Hitze, der Feuchtigkeit, allerlei Krankheiten wie Malaria und einer ziemlich angepissten Bevölkerung zu tun, was bei ihm Ängste auslöste … da fängt der ordentliche Kleinbürger schon mal an durchzudrehen und sich gewissen Allmachtsfantasien hinzugeben. Hilft natürlich auch, wenn man sich generell für etwas Besseres hält, nur weil man eine andere Hautfarbe hat.
Und all die anderen Länder? Nun, die bekamen schlichtweg gar nicht mit, was in dem Land vorging. In dieser Zeit vor Flugzeug, Fernschreiber und Internet waren Nachrichten aus dem Dschungel halt relativ selten. So konnte die Gewalt über Jahre im Kongo ausgeübt werden. Und abgesehen von den vielen abgehackten Händen sorgte der Drang, möglichst viel Kautschuk zu gewinnen, auch dafür, dass die Bevölkerung kaum noch Zeit hatte sich um die Felder zu kümmern. Anders ausgedrückt: Wer nicht ohnehin seine Hand verlor und nicht mehr ordentlich arbeiten konnte, bekam sowieso nichts mehr zu essen.

In den 1890er Jahren kam dann der englische Schriftsteller Joseph Conrad in den Kongo und schaute sich das Ganze an. Er schrieb daraufhin das Buch »Herz der Finsternis« (»Heart Of Darkness«), welches Jahre später übrigens als Vorlage für den Film »Apocalypse Now« von Francis Ford Coppola diente. Die in dem Buch beschriebenen Greueltaten sorgten dann europaweit für Entrüstung. Gleichzeitig kamen auch ein paar Leute auf die Idee, sich mal anzuschauen, was für Waren eigentlich aus und in den Kongo geliefert wurden. Aus dem Kongo kamen Elfenbein und Kautschuk, in den Kongo wurden nur Waffen, Ketten und Sprengmaterial verschifft. Es war also klar, dass da irgendwas nicht optimal lief. Missionare äußerten sich ebenfalls kritisch. Der Journalist und Autor Edmund Dene Morel, der in dem Zuge die erste große Menschenrechtsbewegung begründete, führte einen langen Kampf in den Medien gegen Leopold II.
1903 schickte Großbritannien dann mal jemanden in den Kongo, der schauen sollte, ob Morel Blödsinn redete oder ob das wirklich alles so stimmte. Und derjenige kam zurück und sagte: »Alter …«
1905 veröffentlichte Mark Twain, der Autor von u.a. »Tom Sawyer«, eine Streitschrift namens »König Leopolds Selbstgespräch«, in dem er die Öffentlichkeit quasi über die Greueltaten informierte. Er forderte darin sogar einen internationalen Gerichtshof, der König Leopold II. wegen seiner Verbrechen zum Tode verurteilen sollte.
Im Grunde sagte die ganze Welt zu Leopold »Du blödes Arschloch …«. Die belgische Regierung verabschiedete ein Gesetz, das vorsah, dass der Staat Belgien ihm den Kongo-Freistaat abkauft und es in eine Kolonie umwandelt.
Darauf sagte Leopold dann 1908 notgedrungen: »Okili dokili.«
Im Belgisch-Kongo wurde die Zwangsarbeit abgeschafft, ein Rechtssystem eingeführt, aber sagen wir mal so … wirklich toll wurde es deswegen dort trotzdem nicht und die Zwangsarbeit ging trotzdem noch eine Weile weiter.

Man geht davon aus, das zwischen 1885 und 1905 von ursprünglich etwa 25 Millionen Einwohnern nur etwa 15 Millionen übrig blieben. Durch Spätfolgen hatte der Kongo 1924 sogar nur noch 10 Millionen Einwohner. Zu seiner Zeit gaben ohnehin schon viele Leute ihm die Schuld für den Tod oder das Nicht-Vorhandensein von rund 15 Millionen Menschen, da die Bevölkerung des Kongos in der Zeit ja normalerweise gewachsen wäre.
Zum Vergleich: Im Ersten Weltkrieg starben rund 9,5 Millionen Soldaten. Die Opfer des Holocaust werden mit rund 6,3 Millionen Juden angegeben.

Wie wurde Leopold II. für seine Taten bestraft?
Er hat rechtzeitig Geld beiseitegeschafft, damit er nicht bankrott ging. Einen Prozess gegen ihn hat es nicht gegeben.
Er starb 1909 als längster amtierender König von Belgien, nach 44 Jahren Amtszeit. Kurz nach seinem Tod begann dann das große Vergessen. Wirklich auseinandergesetzt hat man sich mit seinen Taten danach nicht mehr. Stattdessen stehen noch heute etliche Statuen zu seinen Ehren in Belgien. Allerdings gibt es dagegen immer mehr Widerstand. Man stelle sich nur mal vor, dass in Deutschland noch immer Statuen von Adolf Hitler auf öffentlichen Plätzen ausgestellt wären. Undenkbar. In Belgien? An der Tagesordnung.

Einen kleinen Trost gibt es allerdings. Bei seinem Trauerzug wurden seine sterblichen Überreste von der belgischen Bevölkerung ausgebuht.

 

Bei diesem Text handelt es sich um ein Facebook-Posting aus dem Jahr 2020.

Jahresrückblick 2021

Nach 2020 dachte man »Kann ja eigentlich nur besser werden«, aber in gewissem Sinne haben sich 2020 und 2021 abgeklatscht und 2021 dabei gesagt »Ey, halt mal mein Bier«. Aber nicht alles war schlecht. Manches war auch einfach nur doof. Und manches amüsant.

01. Januar – Großbritannien tritt endgültig aus der EU aus. Ein halbes Jahr später errechnet man, dass der ganze Brexit die Briten ungefähr 47,5 Milliarden Euro gekostet hat. Außerdem stellt man fest, dass es an allen Ecken und Enden an Waren, Lastwagenfahrern usw. fehlt. Also alles total super gelaufen.

06. Januar – Anhänger des US-Präsidenten Donald Trump, der bei den Wahlen im November unterlag, stürmen das Kapitol in Washington D.C., weil viele danken »Waaat? Wie kann denn unser Präsident verlieren? Der steht doch für so fortschrittliche Dinge wie Frauenbelästigung, Rassismus und Dummheit!«
Am Ende sind zahlreiche Personen verletzt, fünf Menschen tot und weltweit ist man sich im Grunde sicher, dass das ein Putschversuch gewesen ist. Nur die Republikaner argumentieren im Nachgang, dass da vermutlich Leute der Antifa und verkleidete Demokraten sich genau so gegeben haben, wie man das von Republikanern erwartet, um die Republikaner schlecht dastehen zu lassen.

Außerdem an diesem Tag:
Chinesische Wissenschaftler geben bekannt, dass sie das weltweit größte Netzwerk aus Quantenkommunikationsnetzwerken aufgebaut haben. Sie überlegen noch, ob sie es Skynet nennen und damit Killerroboter in die Vergangenheit schicken sollen.

07. Januar – Elon Musk überholt den bisherigen Rekordhalter Jeff Bezos und wird zum reichsten Menschen der Welt. Sein Vermögen beträgt laut Forbes (Stand 15.01.21) 182,9 Milliarden Dollar. Da ist es nur folgerichtig, dass der Bau seiner Fabrik in Brandenburg vom Staat subventioniert werden muss.

10. Januar – In Kasachstan finden Parlamentswahlen statt. Die Regierungspartei erhält 71,09% der Stimmen. Schon faszinierend, wie sowas erreichen kann, wenn man einfach Gegner der eigenen Partei in psychiatrische Kliniken einweisen kann.

13. Januar – Gegen US-Präsident Donald Trump wird das zweite Amtsenthebungsverfahren eingeleitet, das erste Mal, dass dies einem Präsidenten der USA passiert. Man wirft ihm vor, er habe seine Anhänger am 06. Januar zum Angriff auf das Kapitol aufgefordert. Einen Monat später stimmen 57 von 100 Mitgliedern des Senats für »schuldig«. Weil das aber nicht einer Zweidrittelmehrheit entspricht, wird er freigesprochen. Im Anschluss bekräftigten einige Senatoren, die für »nicht schuldig« gestimmt haben, dass sie eigentlich schon der Meinung sind, dass er schuldig wäre, aber irgendwie ist man doch ein elitärer Club, da will man ja keinen seiner eigenen Leute verurteilen.

15. Januar – Die Anzahl an weltweiten Todesfällen durch COVID-19 steigt auf 2 Millionen. Schwurbler sagen »Wat denn? Sind doch nur 0,03% der Weltbevölkerung!«

25. Januar – Der globale Eisverlust beschleunigt mit einer Rate, die den Worst-Case-Szenarien des Weltklimarats entspricht. Oder wie man in Deutschland sagen würde: »Aber was ist mit den Arbeitsplätzen im Kohleabbau?«

02. Februar – Captain Tom Moore stirbt mit 100 Jahren. Der ehemalige Soldat wurde im Jahr 2020 berühmt, als er mit seinem Rollator im eigenen Garten Runde um Runde drehte, um für das staatliche Gesundheitssystem der Briten Spenden zu sammeln, welches zu der Zeit mit Covid-19 völlig überlastet war. (Hier einen eigenen Witz einfügen, dass es 100-jährige Spendensammler braucht, um ein Gesundheitssystem am Laufen zu halten.) Tom Moore hatte außerdem die Ehre eine Coverversion des Songs »You Never Walk Alone« einzusingen, die es bis auf Platz 1 der britischen Charts schaffte und ihn somit zur ältesten Person machte, die dort jemals einen Nummer-1-Hit hatte. Für sein Engagement wurde er zudem persönlich von der Queen geadelt. Letztendlich stirbt er an den Folgen einer Lungenentzündung und Covid-19.

09. Februar – Die Raumsonde »al-Amal« (Hoffnung) der Vereinigten Arabischen Emirate begibt sich in eine Marsumlaufbahn und beginnt das Marsklima zu untersuchen. Außerdem will man schauen, ob man da nicht auch irgendein hohes Gebäude errichten kann.

22. Februar – Die USA sind das erste Land der Welt, das offiziell 500.000 Tote durch Covid-19 zu beklagen hat. Eigentlich will man das mit einer ordentlichen Schießerei feiern, aber da man am Vortag erst zwei davon hatte, wartet man noch vier Tage, um gleich drei davon zu haben.

06. März – Papst Franziskus und Ayatollah Ali as-Sistani treffen im Haus des Letzteren im Irak aufeinander. Es ist das erste Mal, dass sich ein Papst und ein Ayatollah begegnen.
Franziskus: »Ali, wie isset?«
Ali: »Ja, muss, ne?«

19. März – Die Türkei tritt aus der sogenannten »Istanbul Konvention« aus, einem internationalen Abkommen zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt. In der Türkei ist man also der Meinung, dass es schon ganz okay sei, wenn es abends nicht nur was zu essen, sondern auch was auf die Fresse gibt.

23. März – Das Schiff »Ever Given«, eines der größten Containerschiffe der Welt, läuft im Suezkanal bei starkem Wind auf Grund. Sechs Tage lang sperrt es den Verkehr in beide Richtungen und bringt somit einen Großteil des Welthandels zum Erliegen. Der Kapitän daraufhin: »Huch! War ich das etwa?«

Auch an diesem Tag:
In Israel findet die Wahl zur 24. Knesset – also dem israelischen Parlament – statt. Es ist die vierte Wahl innerhalb von drei Jahren. Auch ein Hobby …

03. April – In einer großen Parade werden 18 Könige und vier Königinnen aus der Pharaonenzeit vom alten ägyptischen Museum in der Kairoer Innenstadt zum neuen ägyptischen Museum, welches näher an den Pyramiden liegt, transportiert. Die »The Pharaohs‘ Golden Parade« hat für jeden Pharao ein eigenes Auto mit speziellen Kisten drauf, die durch Stickstoffkühlung die Mumien erhalten. Um etwaige Erschütterungen zu vermeiden, wurden sogar die Straßen, auf denen der Transport stattfindet, z.T. neu asphaltiert. In Ägypten liegt zwar einiges im Argen, aber immerhin sind die Straßen jetzt schnittig.

13. April – US-Präsident Joe Biden gibt bekannt, dass alle US-Truppen in Afghanistan bis zum 11. September abgezogen werden. Alle Afghanen, die mit den US-Militärs zusammengearbeitet haben: »Ihr nehmt uns doch dann mit, oder? Oder?!«

14. April – Im polnischen Krakau kontaktiert eine Frau den Tierschutzverein, um sich über das unheimliche Tier, welches im Baum vor ihrem Haus sitzt, zu beschweren. Schon zwei Tage lang säße es dort und hätte sich nicht bewegt. Als der Tierschutzverein vorbeigeht und sich genauer umsieht, stellt man fest, dass das bedrohliche Tier nicht mal Tier ist, sondern ein Croissant.

18. April – Die Mülheimer Polizei erwischt einen T-Rex während der Ausgangssperre. Weil ich es nicht lustiger ausdrücken kann, als die Polizei in ihrer Stellungnahme: https://essen.polizei.nrw/presse/keine-ausnahme-fuer-t-rex-ausgangssperre-auch-fuer-dinosaurier

19. April – Erstmals in der Geschichte nominieren die Grünen eine Kanzlerkandidatin für die Bundestagswahl. Annalena Baerbock wird im Zuge der Kandidatur mehrmals kritisch hinterfragt, weil sie u.a. einen nicht ganz stimmigen Lebenslauf und in einem Buch nicht alle Quellen gekennzeichnet hat. Für viele ist das Grund genug, ihr zu unterstellen, dass sie für das Amt nicht geeignet ist. Ganz im Gegensatz zu den anderen Kandidaten, die entweder andauernd lügen, inkompetent oder gar in milliardenschwere Betrugsskandale involviert sind …

20. April – Rechtzeitig zu Hitlers Geburtstag stellt die CDU Armin Laschet als Kanzlerkandidaten vor.

24. April – Auf einem Feld in Lincoln, Nebraska, versammeln sich Hunderte Leute, die mit Vornamen Josh heißen. (Und vermutlich ein paar Zuschauer, die nicht so heißen.)
Begonnen hatte das Ganze als Witz ein Jahr zuvor, als Josh Swain aus Langeweile in der Covid-19-Pandemie mehrere Leute über Twitter anschrieb, die alle denselben Vor- und Nachnamen hatten. Er lud alle zu einem Kampf ein Jahr später ein, um durch den Kampf den Josh Swain herauszufinden, der dann den Namen behalten dürfe. Aber wie das mit dem Internet so ist: Blödsinn verbreitet sich rasend schnell und so wurde aus dem Witz ganz schnell ein echtes Event. Am Ende gewinnt der Organisator des Ganzen in einem Stein-Schere-Papier- bzw. »Schnick Schnack Schnuck«-Spiel den Namen Josh Swain. Allerdings gibt es auch den Kampf um den »Ultimate Josh«, an dem alle teilnehmen können, die Josh heißen. Die Kämpfe dazu werden mit Poolnudeln ausgetragen. Am Ende gewinnt der 4-jährige Josh Vinson, Jr. und ein Kinderkrankenhaus, an welches all die Spenden gehen, die während der Veranstaltung eingenommen wurden. Übrigens wird überlegt, ob die Veranstaltung jedes Jahr stattfinden soll, allerdings immer mit verschiedenen Namen.

28. April – Michael Collins stirbt. Collins war der »dritte Mann« während der ersten Mondlandung von Apollo 11. Während Neil Armstrong und Buzz Aldrin auf dem Mond ihr Unwesen trieben, flog er im Kommandomodul um den Mond, was ihn »zum einsamsten Menschen seit Adam« machte, wie manche Stimmen titelten. Collins sollte später eventuell noch einmal selbst den Mond betreten, aber als die NASA ihm das anbot, sagte er nur »Nee, lasst ma …«

22. Mai – Das Finale des Eurovision Song Contest 2021 wird in Rotterdam abgehalten. Wer gewonnen hat, ist eigentlich egal. Wichtig zu wissen ist nur, dass keiner »Jaja Ding Dong« gespielt hat, was im Grunde die ganze Veranstaltung überflüssig macht.

23. Mai – Der regimekritische weißrussische Journalist Raman Pratassewitsch fliegt von Athen nach Vilnius. Die Ryanair-Maschine muss dabei durch Weißrussland fliegen, wo der Präsident Aljaksandr Lukaschenka meint »Leute, da ist doch bestimmt eine Bombe an Bord der Maschine. Fangt die mal mit Kampfflugzeugen ab und schießt die gegebenfalls vom Himmel, falls die nicht landen wollen.«
Die Leute im Flugzeug so: »Wat?«
Lukaschenka: »Ja, echt jetzt.«
Die Piloten: »Äh, wir landen dann lieber mal.«
Pratassewitsch: »Die wollen mich einfach nur ins Gefängnis stecken.«
Die Piloten: »Ja, sollen wir uns abschießen lassen, oder wat?«
Die Maschine landet, Pratassewitsch wird festgenommen. Einen Tag später gibt er ein Interview im Fernsehen. »Allet tuffig und super!«, sagt er, dem man die überschminkten Foltermerkmale trotzdem ansieht.

06. Juni – Landtagswahl in Sachsen-Anhalt. Die Nazis werden zweitstärkste Kraft. Keine Pointe.

20. Juni – Brasilien wird das zweite Land der Welt, in dem mehr als 500.000 Personen an Covid-19 gestorben sind. Der brasilianische Präsident Bolsonaro: »Wurscht, Hauptsache der Wirtschaft geht’s gut! Geht es nicht? Ach? Äh.«

27. Juni – Polizisten in Maine nehmen einen Mann fest, der wegen eines Raubs gesucht wird. Er versucht daraufhin die 200 Dollar Kaution mit Falschgeld zu bezahlen und landet überraschenderweise wegen gleich zwei verschiedenen Delikten im Gefängnis.

03. Juli – Ab diesem Tag ist Einweg-Plastik in Deutschland nicht mehr erlaubt. Die Plastik-Trinkhalme, die man bei Fast-Food-Ketten bekommt, sind also ab jetzt mehrfach verwendbar.

07. Juli – Der Präsident von Haiti, Jovenel Moïse, wird in seinem Privathaus umgebracht. Vermutlich beteiligt am Mord: Mehrere Ex-Militärs aus Venezuela und eventuell Leute aus den eigenen Reihen. Stellt sich heraus, dass es vielleicht nicht gut ankommt, wenn man in seinem ohnehin armen Land Gelder veruntreut, korrupt ist und generell in die eigene Tasche wirtschaftet.

08. Juli – Die Anzahl an weltweiten Todesfällen durch COVID-19 steigt auf 4 Millionen, hat sich also innerhalb von sechs Monaten verdoppelt. Aber der Onkel von der Schwägerin der Tante des angeheirateten Ehemanns hat ja seine eigenen Recherchen bei Telegram angestellt und meint, dass das gar nicht sein kann.

12. Juli – Ab diesem Tag verursacht das Tief »Bernd« in Mitteleuropa schwere Regenfälle, vor allem in Deutschland. Der Deutsche Wetterdienst bezeichnet das als Ereignis, das nur einmal in mehr als 100 oder vielleicht 1000 Jahren auftritt. Tatsächlich wurde vorher eingehend gewarnt, aber weil man in Deutschland dachte »Warnsirenen? Brauchen wir die noch?« oder »Wat? Warum soll ich auf Wissenschaftler hören?«, kommt es zu 220 Todesfällen, davon allein 183 in Deutschland. Und weil die Not danach noch nicht groß genug ist, nutzen gleich noch ein paar »Querdenker« die Situation aus, um Leute zu verarschen und die Arbeit der Helfer zu behindern.

20. Juli – Die Firma Blue Origin, ein privates US-amerikanisches Raumfahrtunternehmen, startet ihren ersten bemannten Raumflug. Die Rakete sieht ein wenig aus wie ein Penis, was etliche Vergleiche zwischen dem Austin-Powers-Bösewicht Dr. Evil und dem Gründer der Firma und Teilnehmer des Raumflugs Jeff Bezos hervorbringt. Jeff Bezos bedankt sich im Anschluss herzlich bei den Mitarbeitern seiner Firma Amazon: »Wenn ich bei euch nicht am Gehalt gespart hätte, hätte ich mir das nie leisten können!«

23. Juli – Die Olympischen Sommerspiele 2020 werden mit einem Jahr Verspätung in Tokio eröffnet. Aufgrund der COVID-19-Pandemie finden die Wettkämpfe aber ohne Zuschauer statt. Die Geräuschkulisse läuft vom Band und stammt von früheren Olympischen Spielen. Außerdem versucht man – wegen COVID-19 – die Sportler und Sportlerinnen vom Sex abzuhalten, indem man sie auf Kartonbetten schlafen lässt, die schnell zusammenfallen sollen. Vermutlich weil Personen auf der Höhe ihrer körperlichen Leistungsfähigkeit keine andere Möglichkeit finden, wie man Sex haben könnte.

25. Juli – Auf YouTube wird ein Video eines Hamsters hochgeladen, der – je nachdem welchen Klorollentunnel er in seinem Käfig benutzt – verschiedene Kryptowährungen kauft oder verkauft. Stellt sich heraus, dass er damit bessere Entscheidungen trifft als Warren Buffett, US-amerikanischer Großinvestor und viertreichster Mensch der Welt.

04. August – Forscher geben bekannt, dass sie das Rätsel einer portugiesischen Frau gelöst haben, die eine weiße Flüssigkeit aus ihrer Achselhöhle absonderte. Es offenbart sich, dass die Frau an Polymastie leidet und quasi eine weitere Brust unter der Achsel hat. Sie schwitzt buchstäblich Muttermilch aus.

05. August – Schweizer Wissenschaftler von der FH Graubünden verlautbaren, dass sie Pi bis auf 62.8 Billionen Nachkommastellen ausgerechnet haben. Damit stellen sie den bisherigen Rekord von 50 Billionen Nachkommastellen ein. Ob es daraufhin einen Pie zum Essen gibt, ist nicht bekannt.

11. August – Ein Stück des Hochzeitskuchens von Prinzessin Diana und Prinz Charles wird versteigert und erreicht dabei den Preis von 1.850 Pfund – über 40 Jahre nachdem die Hochzeit stattgefunden hat und 29 Jahre nachdem die Ehe bereits geschieden wurde. Wenn man schon ungenießbaren Kuchen kauft, dann muss er auch wenigstens teuer sein, nicht wahr?

15. August – Die Taliban nehmen Kabul ein und somit auch de facto die Herrschaft über Afghanistan. Im Grunde sagt der afghanische Präsident Aschraf Ghani »Äh, ich muss weg!«. So ziemlich alle Nicht-Afghanen und einige Afghanen selbst sagen kurz darauf genau dasselbe. Die Taliban hingegen meinen »Mensch, wir sind doch jetzt viel besser als früher und total lieb! Ihr müsst halt nur Muslime sein und möglichst keine Frau, dann ist im Grunde alles tuffig und super!«

02. September – Mikis Theodorakis stirbt 96-jährig in Athen. Zunächst Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus im Zweiten Weltkrieg, wurde er später selbst Mitglied im griechischen Parlament und sogar Staatsminister ohne Geschäftsbereich. Nebenbei komponierte er noch rund 1000 Musikstücke, darunter u.a. die Filmmusik zu »Alexis Sorbas«, die ihn weltbekannt machte, und schrieb Bücher. Sein jahrzehntelanges Engagement machte ihn zu einem griechischen Volkshelden.

07. September – El Salvador wird das erste Land, welches Bitcoin als Landeswährung akzeptiert. Da man ansonsten auch nichts mit den Finanzen anzufangen weiß, ist das also halb so wild.

09. September – Die jährliche Preisverleihung des Ig Nobelpreises, der dazu gedacht ist, wissenschaftliche Leistungen zu ehren, die »Menschen zuerst zum Lachen, dann zum Nachdenken bringen«, findet statt. In diesem Jahr werden unter anderem folgende Dinge ausgezeichnet:
– eine Studie, die herausgefunden hat, dass das Übergewicht der Politiker als Indikator für die Korruption im Land dienen kann
– der Nachweis, dass ein Orgasmus ebenso nasenabschwellend wirkt wie Nasenspray
– die experimentelle Bestimmung darüber, ob sich Nashörner sicherer über Kopf transportieren lassen

28. September – Am Morgen nach einem Trinkgelage mit Freunden wacht der Türke Bayhan Mutlu auf und geht aus dem Wäldchen, in dem er die Nacht verbracht hat. Auf dem Heimweg trifft er einen Suchtrupp, dem er sich spontan anschließt. Erst nach über einer halben Stunde fällt ihm auf, dass der Suchtrupp eigentlich nach ihm suchen soll. Vermutlich geht man darauf einen Trinken.

30. September – Am Flughafen München will ein 28-jähriger Fluggast seinen Flug in die Türkei kriegen, als er von der Security aufgehalten wird. In seinem Gepäck wird eine alte Mörsergranate gefunden, die jederzeit explodieren könnte. »Ach, die habe ich vor ein paar Wochen beim Wandern in der Schweiz gefunden.«
Der 28-Jährige darf hinterher die Kosten für die aus Sicherheitsgründen erfolgte Sperrung und die dreistündige Verzögerung von etlichen Airlines tragen.

02. Oktober – Nachdem der Fahrer Brandon Brown das Sparks 300 Rennen auf dem Talladega Superspeedway gewonnen hat, interviewt ihn die Reporterin Kelli Stavast. Während des Interviews stimmen etliche Zuschauer »Fuck Joe Biden«-Sprechchöre an. Die Reporterin, die vermutlich fürchtet, dass ihr Beitrag zensiert werden könnte, sagt zum Fahrer, dass die Leute »Let’s Go Brandon« rufen.
Im Nachgang geht »Let’s Go Brandon« als »Fuck Joe Biden«-Ersatz insbesondere bei politisch rechts verankerten Leuten geradezu viral. Rap-Songs werden geschrieben, elektronische Straßenschilder gehackt, um den Spruch zu zeigen, und selbst eine Kryptowährung unter dem Namen wird eingeführt. Auch Politiker nutzen die Phrase während öffentlicher Reden. Die politische Rechte, die sonst nicht viel mit cleveren Aussagen auftrumpfen kann, freut sich, auch mal was halbwegs Pfiffiges sagen zu können, auch wenn der wiederholte Gebrauch der Phrase, die eine Halbwertszeit von normalerweise einem Tag gehabt hätte, mehrere Wochen danach nur noch albern wirkt.
Mitte November fragt ein Reporter die Sprecherin des Weißen Hauses, was Joe Biden darüber denkt. Ihre Antwort: »Ich glaube nicht, dass er viel Zeit damit verbringt, darüber nachzudenken.«

03. Oktober – Mehr als 600 Journalisten aus 117 Ländern decken anhand von tausenden Dokumenten auf, dass die Reichen und Mächtigen in großem Stil Steuervermeidung und auch Geldwäsche betreiben. Und alle Leute auf der Welt so: »Ach?«
Was vermutlich dieselbe Reaktion ist, wenn es darum geht, daraus irgendwelche Konsequenzen zu ziehen.

09. Oktober – Der österreichische Kanzler Sebastian Kurz tritt zurück. Ihm wird nicht nur vorgeworfen, in der Ibiza-Affäre falsche Aussagen gemacht zu haben, sondern auch Untreue, Bestechung und Bestechlichkeit. Viele Politiker schauen sich danach einfach an und fragen: »Ja, aber darum wird man doch Politiker, oder nicht?«

13. Oktober – Schauspieler und manchmal »Sänger« William Shatner, größtenteils bekannt aus seiner Rolle als Captain James Tiberius Kirk in »Star Trek«, wird mit 90 Jahren, sechs Monaten und 22 Tagen zum ältesten Menschen, der bisher ins All geflogen ist. Amazon-Chef Jeff Bezos hatte ihn beim zweiten bemannten Raumflug seiner Blue Origin Firma mitgenommen. »Ist quasi als Dankeschön dafür, dass wir mit Neuauflagen von Star Trek den Fans so viel Geld aus der Tasche gezogen haben.«

15. Oktober – Alitalia, Italiens große Luftfahrtgesellschaft, stellt nach 75 Jahren den Betrieb ein. Der Firma ging es schon seit Jahren nicht gut, aber die COVID-19-Pandemie brach ihr nun endgültig das Genick. Aus ein paar Überresten von Alitalia macht die italienische Regierung nun die staatliche Gesellschaft Italia Trasporto Aereo (ITA). Dabei fällt mir ein alter Witz ein … Warum küsst der Papst immer den Boden, wenn er irgendwo mit dem Flugzeug angekommen ist? Weil er Alitalia geflogen ist …

25. Oktober – Unter Führung von Generalleutnant Abdel Fattah Abdelrahman Burhan putscht sich das Militär im Sudan an die Macht. Die Welt reagiert daraufhin überwiegend mit »Alter … pass mal auf …«, woraufhin er knapp einen Monat später den eigentlichen Premierminister wieder zurückkehren lässt.

01. November – Die Anzahl an weltweiten Todesfällen durch COVID-19 steigt auf 5 Millionen. Damit ist COVID-19 also ungefähr so tödlich wie die Napoleonischen Kriege. Da kann man gleich mal einen Champagner aufmachen.

04. November – Zeitungen weltweit berichten darüber, dass ein neuseeländisches Pärchen in ihrem Garten eine 7,9kg schwere Kartoffel ausgegraben hat. Die bisherige, kartoffelige Rekordhalterin im Guinnessbuch der Rekorde hatte ein Gewicht von knapp unter 5kg. Die Gartenbesitzer nennen ihre Kartoffel liebevoll »Doug« und hoffen, dass sie daraus am Ende Wodka machen können.

16. November – In Brasilien entkommt eine Kuh aus dem Schlachthaus, wandert ein wenig durch die Gegend und dringt schließlich in ein Schwimmbad ein, wo sie dann die Wasserrutsche benutzt. Später im TV-Interview sagt die Kuh: »Also ich wollte schon immer mal ins Spaßbad und dann dachte ich, wann wenn nicht jetzt?«
Die Story hat ein Happy End: Ein Rancher adoptierte die Kuh und hält sie jetzt als Haustier. In dem Zuge erhielt die Kuh auch den Namen »Tobogã«, der so viel wie »Riesenrutsche« bedeutet.

19. November – Während der Überführung von Geld auf einem Highway bei San Diego, USA, gehen die Türen eines Geldtransporters auf und Säcke mit Geld fallen auf die Straße. Kurz darauf kommt der gesamte Verkehr zum Erliegen, als Leute einfach auf der Autobahn anhalten, um das Geld aufzusammeln. Die Polizei muss die Leute später daran erinnern, dass sie das Geld nicht einfach mitnehmen können, denn »wenn ein Laster Fernseher verliert, kann man sich die ja nicht auch einfach greifen«.
Faszinierenderweise ist das nicht der erste Vorfall, bei dem herumfliegendes Geld in San Diego zur Sperrung eines Highways führte. Bereits 2009 hatten Drogenkriminelle während der Flucht 20- und 100-Dollar-Scheine aus ihrem Auto geworfen, um die Verfolgung durch die Polizei zu behindern.

24. November – Eine Bibliothek in Boise, Idaho, staunt nicht schlecht, als ein ausgeliehenes Buch zurückgegeben wird. Nach 110 Jahren. Das Buch selbst, der Roman »New Chronicles of Rebecca«, ist in gutem Zustand. Auf die Frage, warum das Buch erst jetzt wieder zurückgegeben wurde: »Ich lese halt einfach nicht so schnell.«

Ebenfalls an diesem Tag: Magdalena Andersson wird zum ersten weiblichen Premierminister von Schweden gewählt. Da ihr Budget vom schwedischen Reichstag aber abgelehnt wird, tritt sie nur Stunden nach der Wahl gleich wieder zurück. Am 29. November wird sie dann aber noch mal gewählt, weil es so schön war.

26. November – Die Weltgesundheitsorganisation WHO hält ein Notfall-Meeting ab, um über die neue COVID-19-Variante names Omikron zu sprechen, die offenbar noch ansteckender als die Delta-Variante ist. Langsam stehen den Leuten die Schweißperlen auf der Stirn, weil ihnen die griechischen Buchstaben ausgehen.

08. Dezember – In den Vereinigten Arabischen Emiraten (kurz: VAE) findet eine Razzia während eines Kamel-Schönheitswettbewerbs statt. Letztlich werden über 40 Kamele disqualifiziert, weil man sie mit Botox behandelt oder Schönheitsoperationen unterzogen hatte. Bei einem Preisgeld von 66 Millionen Dollar kann man vermutlich nachvollziehen, dass Leute da auf bekloppte Ideen kommen.

Außerdem an diesem Tag: Deutschland hat einen neuen Bundeskanzler. Olaf Scholz nimmt die Arbeit auf und Angela Merkel will, laut irgendwelchen Quellen, ab sofort Morde in der Uckermark aufklären.

10. Dezember – Zeitungen aus Damariscotta, Maine melden, dass die Eichhörnchenpopulation in diesem Jahr deutlich … an Gewicht zugenommen hat. Das feuchte Wetter dieses Jahres hatte in der Gegend für jede Menge Futter gesorgt, welches die Eichhörnchen entsprechend in sich hineinschaufelten. Insofern wird davon gesprochen, dass manche von ihnen nicht mehr laufen, sondern nur noch »wanken«. Natürlich gibt die Bevölkerung den Tieren entsprechende Namen, so z.B. »Squirrelzilla« oder »Fatty McFatterson«.

25. Dezember – Das James-Webb-Weltraumteleskop, kurz JWST, wird gestartet. Der wissenschaftliche Nachfolger des Hubble-Weltraumteleskops sollte eigentlich schon 2007 gestartet werden, aber wegen Finanzierungsproblemen wurde der Start dann auf 2014, dann auf 2019, dann auf 2020 und schließlich 2021 verschoben. Damit hat die Entwicklung fast so lange wie bei einem bestimmten Flughafen gebraucht.

26. Dezember – Deutschland überschreitet die 7-Millionen-Marke bei COVID-19-Fällen. Nordkorea hingegen hat offiziell noch keinen einzigen Fall gemeldet. Hat schon was für sich, wenn man seine Leute einsperrt.

31. Dezember – Trotz Böllerverbot wird in Deutschland trotzdem geknallt, als müsste man noch ein paar Schlachten aus dem Zweiten Weltkrieg nachholen. Weltweit gibt es seit Beginn der Pandemie fast 5,5 Millionen Covid-Tote zu beklagen. Russland scheint kurz davor in der Ukraine einzumarschieren. Die Lebensmittelpreise steigen. Aber am schlimmsten: In drei Tagen geht die Schule wieder los bzw. ist der Urlaub vorbei.

Frohes neues Jahr!